Politisch nicht korrekt

29. August 2012

und wahrlich dünnes Eis, auf dem ich mich da bewege. Ich erzähle es Ihnen jetzt trotzdem.

Unsere Nachbarn kommen aus Polen. Nicht schlimm, ehrlich
Als sie vor ein paar Jahren in das Haus schräg gegenüber einzogen, war die Bude voll. Das Elternpaar und fünf Kinder. Nicht schlimm, wirklich.
Nach kurzer Zeit zog der Ehemann und Vater aus. Schlimm für die Nachbarin und die Kinder.
Ein neuer Mann zog ein. Schön für die Nachbarin, das sechste Kind wurde geboren.
Der neue Mann ging nicht zur Arbeit. „Keine Lust, zu anstrengend.“, sagte er selbst und das war schlimm für die Vermieterin des Hauses, denn die bekam kein Geld mehr.
Die Beziehung der Nachbarn schien zu leiden und eskalierte häufig lautstark und handgreiflich. Schlimm für die Kinder, blöd für die Anlieger: wann muss man denn da einschreiten, wann braucht es dort Hilfe, wann ruft man die Polizei?
Die Polizei kam oft. Die Streitereien im Nachbarhaus erreichten ungeahnte Maße, Kinder weinten, der Hund winselte und jaulte und die Anlieger mieden die Straße, aus Sorge angeschrieen und beschimpft zu werden.
Der Lebensgefährte zog aus, ein neuer zog ein. Arbeiten geht er nicht, aber austeilen kann er prima. Die Streitereien und das Geschrei werden mehr und lauter.
Mittlerweile steht zum vierten Mal ein Termin zur Zwangsräumung. Miete und sämtliche anfallenden Kosten hat die Verbandsgemeinde übernommen. Fein für die Vermieterin, die nun wieder Geld sieht.
Am 15. September soll geräumt werden. Doch wahrscheinlich wird auch dieser Termin ohne besondere Vorkommnisse verstreichen, denn eine Mutter mit sechs Kindern muss erstmal untergebracht werden können. Sozialwohnungen vom Amt gibt es keine.

So weit die Fakten, beinahe sachlich formuliert.

Und nun die emotionale Seite.

Ich werde krank, ich kann das nicht mehr aushalten. Das Geschrei und Gekeife, das täglich, stündlich auf mich einprasselt, zermürbt mich. Macht mich aggressiv. Macht, dass ich das Fenster aufreissen und auch mal „HALT’S MAUL!“ schreien will. So sage ich nur so vor mich hin: „sei endlich, endlich still. Hör auf zu schreien.“
Ich meide den Garten, besonders den vorderen Teil, der direkt an die Straße grenzt. Zu laut, zu viel.
Wenn wir auf der Terrasse sitzen, finden wir den Frankfurter Fluglärm nicht mal mehr so schlimm, der übertönt wenigstens den Streit.
Die Schwätzchen mit den anderen Nachbarn auf der Straße finden kaum noch statt. Keiner mag stehen bleiben, weil man angepöbelt oder beschimpft wird. Oder den Hitlergruß gezeigt bekommt.
Ich möchte die Grüne Villa verkaufen und wegziehen.

Und dann wohnen diese zwei Seelen in meiner Brust.
Die soziale, verständnissuchende, ewig harmoniesüchtige, kritische Seele, die forscht, ob ich da nicht vielleicht überreagiere, womöglich schon darauf warte und lausche, ob sie wieder schreit und ich mich aufregen kann. Und den Kindern geht’s doch ganz gut, die sind hier sozialisiert, zumindest die jüngeren Kinder gehen in Kindergarten und Grundschule. Und bald kommt ja auch der Winter, da sind alle Fenster und Türen zu. Und gerade eben höre ich ja auch nix.
Dann ist da die böse, schwarze, irrational wütende Seele, die schreit und tobt und einen Dreck auf Gerechtigkeit, Anstand und politische Korrektheit gibt. Die sich sarkastisch überlegt, wieviel Hilfe und Unterstützung ich als alleinerziehende Deutsche in Polen bekäme, die mal quer rechnet, wieviel wohl die Zigaretten für vier Raucher kosten und die Anschaffung, bzw. der Unterhalt von drei Smartphones. Und wie bescheuert der beste Vater meiner Kinder ist, dass er Tag für Tag schuftet, statt mit mir draußen zu sitzen und das Klischee-Frühstücksbier zu trinken. Wir können uns dann auch gerne ein bißchen anschreien.

Diese wütende Pia mag ich gar nicht. Zum allerersten Mal im Leben bin ich ganz und gar hilf- und ratlos. Und sehr, sehr erschöpft. Oh, und nicht allein damit, was aber kein bißchen hilft.

33 Kommentare zu “Politisch nicht korrekt”

  1. Astrid sagt:

    Ach, das tut mir so leid. Und ich kann Sie gut verstehen. Es kostet so viel Kraft, wenn man sich in seinem Zuhause nicht mehr zuhause fühlt und nur wegen solchen Mistigkeiten seinen Rückzugsort weggenommen bekommt. Blöd. Ganz blöd.

    Ich wünsche Ihnen bald eine glückliche Wendung der Dinge – und weiterhin auch immer viele positive Gedanken – Durchhalten! Sie schaffen das! (Wenn nicht Sie – wer dann? :-))

    LG
    Astrid Rau

  2. Regenbogenkaktus sagt:

    Ich finde das gar nicht irgendwie unkorrekt, was sie da schreiben. Und sehr interessant, dass ich mich in einer Hinsicht wiedererkenne.
    Denn es scheint relativ egal zu sein, was mir im Leben passiert, sofort ist da immer die Frage: „Vielleicht reagiere ich ja nur über, vielleicht ist alles halb so wild, vielleicht halt ich ja nur viel zu wenig aus.“
    Schwachsinn, ganz klar, denn menschliche Grenzen sind genauso individuell wie der Mensch selbst, und wenn´s zuviel ist, ist´s zu viel. Punkt.

  3. m sagt:

    Ich sende Ihnen drahtseilnerven und ohropax. Und wünsche ihnen ein bißchen Kleingeld für das außerhäusige Eisessen, wenn es zu laut wird…

  4. Frau Suppenklar sagt:

    Liebe Frau Mutti,

    ich finde es völlig in Ordnung, dass Sie sich aufregen. Sie bestätigen, dass sie nicht in Schubladen denken oder Klischees runterrasseln, sondern in Ihrem persönlichen Lebensablauf erheblich eingeschränkt werden durch den Lärm und die Unflätigkeiten, die über den Gartenzaun in Ihr Privatleben dringen. Das kann krank machen, weil man sich nicht mehr normal in den eigenen „vier Gartenzaunreihen“ bewegen kann. Da kann man ganz offiziell sauer werden.

    Es geht ja hier nicht um Verunglimpfung von Menschen mit Migrationshintergrund oder von sozialen Unterschieden, sondern schlicht und ergreifend um Lärm, der gesetzlich verfolgbar ist.

    Also kein schlechtes Gewissen, man darf schimpfen! Vielleicht nicht so laut, sonst sind die anderen Nachbarn dann noch auf Sie sauer ;).

    Und sozial eingestellt sein ist schön, muss aber auch von der Gegenseite angenommen werden! Oder waren Sie die Kupplerin der vielen Beziehungen? Ich denke nicht! Also immer raus mit dem Brass! Schreiben Sie es in die Welt, dass das Rumgekeife eine Frechheit ist !

    Solidarisch Ihre
    Frau Suppenklar

  5. Frische Brise sagt:

    Ich weiß aus Erfahrung, dass Stress in der Nachbarschaft krank macht, ob durch Mitmenschen oder Tiere. Richtig krank.
    Bei uns ließ sich das nur durch einen Umzug unsererseits lösen. Ab da ging es uns merklich besser.
    Bei einem Eigenheim ist das natürlich nicht so einfach, da kann man nicht einfach ausziehen.
    Ich wünsche eine baldige Lösung des Problems. Wie – wage ich nicht zu beurteilen. Mein Mitgefühl!

  6. Polly Oliver sagt:

    Ach Frau…äh…Mutti, machen Sie sich mal über das „politisch unkorrekt“ keinen Kopf. Es gibt in diesem Land auch Deutsche, die sich so benehmen. Ich weiß das, weil ich einen Bekannten habe, der so etwas neben sich wohnen hatte. Nur ohne 6 Kinder, aber auch mit Geschrei und Streit und Handgreiflichkeiten und regelmäßigem Besuch der Polizei…
    Das zerrt an den Nerven und ist sehr sehr unschön und leider nicht so einfach zu beheben…
    Und seien wir doch ehrlich, wenn da Deutsche wohnen würden und keine Polen, es wäre doch genau so schlimm, oder?
    Und wenn sie wirklich mal das Bedürfnis haben sollten, was aus dem Fenster zu brüllen, kann ich ihnen gerne sagen, wie man „Sei Leise“ auf Polnisch ausspricht. Das würde zumindest kurzfristig bestimmt für Verwirrung bei den Nachbarn führen ;) Lässt sich auch gut brüllen, ich habs schon ausprobiert ;)

    Beste Grüße, Polly Oliver

  7. Praline sagt:

    Es ist doch eigentlich mehr als traurig, daß Sie (und ich schließe mich da auch nicht aus) aus lauter politischer Korrektheit nicht mehr zu sagen wagen, daß es Menschen gibt, die anderen auf den Nerven herumtrampeln und auf Kosten der Allgemeinheit leben. Es ist diese panische Angst von vielen, in die rechte Ecke gestellt zu werden, die uns stumm werden läßt.

    Würde die Gemeinde Ihre Hypothekenzinsen übernehmen, wenn Sie einfach nicht zahlen würden?

    Es gibt leider Menschen, die wissen, daß man mit vielen Kindern und Migrationshintergrund oftmals Narrenfreiheit genießt.

  8. Kerstin sagt:

    Liebe Frau Mutti,

    ich denke auch, dass Sie absolut das Recht haben sich aufzuregen. Niemand möchte solche Zustände vor seiner Haustür über so einen langen Zeitpunkt!
    Was ich nicht so toll finde, ist die Bemerkung, dass die Nachbarn aus Polen kommen. Ich denke, es ist nicht ein Problem der Nationalität, sondern der sozialen Schicht. Eine gewisse Schicht von Menschen hat es sich in unserem Staat gemütlich gemacht, ich finde es immer ein bisschen unglücklich, wenn bei diesen Diskussionen so getan wird, als ob das immer Ausländer betrifft. Ist nicht bös gemeint. :)
    Viele Grüße, Kerstin (ohne Blog)

  9. Jule sagt:

    Ich kann Sie vollkommen verstehen,wir wohnen in einem kleinen Häuschen Bj ca 1930,Doppelhaushälfte,schlecht,bzw gar nicht gedämmt,isoliert.Das Nachbarhaus ist Spiegelverkehrt,Wonzimmer an Wohnzimmer,Schlafzimmer an Schlafzimmer,Man hört vom jeweils anderen jedes Wort,bis 2011 hatten wir einen Nachbarn mit ständig wechselnden Liebschaften,der bewusst in Kauf genommen hat das wir die Nächtlichen Sportübungen mitbekommen haben bzw das auch genossen hat,so von Ihm uns gegenüber geäußert!Unser Wecker klingelt dank Schichtdienst JEDEN Tag um 5.30Uhr,nebenan ging es ab 1:30uhr los gestöhne,gepolter,schreie etc.

    Wie oft hab ich die bösesesten Gedanken gehabt,mein Mann erst und dann ist er ausgezogen!!!

  10. Tellerränder sagt:

    Politisch korrekt? Hat damit nix zu tun.

    Ein unverschämter rücksichtsloser Mensch , ist ein unverschämter rücksichtsloser Mensch, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Nationalität.

    So etwas wie bei euch ist schlimm, weil man sich so ausgeliefert vorkommt.

    Wir wohnen ja „nur“ mit einer klagewütigen Miteigentümerin in einem Haus, aber das hilflose Gefühl und dieses “ Ich will hier weg, obwohl es hier schön ist“ kenne ich auch. Ich drück euch die Dauemn für eine Lösung. LG

  11. nette sagt:

    ich finde es politisch korrekt, weil es in diesem Falle total wurscht ist, welche Nationalität die Nachbarn haben. Sie selbst, Frau Mutti, haben auch ein Recht auf ein harmonisches Leben in ihrem Hause…. und Toleranz un Mitleid helfen ja auch nicht, die Situation zu entschärfen…Irgenwann is gut und ich finde, dass die Grenze nach dem, was sie erzählen schon lange erreicht ist. Egal wie die Situation ist, ein paar Regeln im menschlichen Zusammensein sollte man einhalten können, und das ist offensichtlich nicht möglich…da ist es völlig egal , wieviel Kinder man hat, oder ob man Arbeit hat oder nicht…..ich denke, rücksichtsvolles Benehmen hat weder etwas mit der Herkunft, den Einkünften oder der Situation zu tun…. Sondern nur mit grundsätzlichem menschlichen Anstand… und wer den nicht hat, muß gelegentlich mit der Ablehnung der Mitmenschen leben….Ich wünsche Ihnen eine schnelle und für alle praktikable Lösung…

  12. Frau_Mahlzahn sagt:

    Ihre Wut ist sehr, sehr gut nachvollziehbar, denn die Lebensqualität geht den Bach hinunter, die Zustände sind nicht zumutbar — weder für Sie noch für die betroffenen Kinder! Da ist es völlig egal, welche Nationalität die Nachbarn haben.

    Das einzige, wo’s gefährlich wird, ist sind die sarkastischen Überlegungen, wieviel Geld der polnische Staat einer Migrantenfamilie an Unterstützung zahlen würde — Sie glauben gar nicht, wie leicht es ein gewisser Herr hier in Österreich hat, mit wilden Sprüche ähnliche Ressentiments zu schüren…

    Und leider gibt es viel zu viele, die sich nicht so selbstkritisch hinterfragen, wie Sie sich!

    Ich wünsche starke Nerven und drücke fest die Daumen, dass die gute Lebensqualität wieder in die Grüne Villa zurück kehren kann.

    So long,
    Corinna

    P.S.: Nazigruß ist Wiederbetätigung und kann rechtlich geahndet werden, vielleicht hilft eine Anzeige, wenigstens das abzustellen.

  13. Daniela sagt:

    Genau, das mit dem Hitlergruß, das ist verboten, und da könnte man was tun. Ich erinnere mich noch an die ohnmächtige Wut in unserer ersten Wohnung, die an einem Platz lag und dort war auch ein Cafe, das von jungen Männern ausländischer Herkunft frequentiert war. Die fuhren um die Absperrungen und parkten direkt vor unserem Haus, auf dem Platz, der zur Fußgängerzone gehört, und ließen nachts dann bei Abfahrt die Motoren aufheulen und waren eine Pest. wir sind dann ausgezogen. Keine Option für Sie, leider.

  14. Doro sagt:

    Tja, was soll man da noch sagen? Das meiste was mir durch den Kopf ging, haben meine Vorredner schon gut auf den Punkt gebracht. Ich danke ihnen jedoch nochmal explizit für ihren offenen und sehr reflektierten Umgang mit den bösen Vorurteilen. In den meisten von uns sind sie auf die ein oder andere Weise vorhanden und in dünnhäutigen Zeiten krauchen sie eben auch mal wieder an die Oberfläche. Das ist nun mal so und führt noch nicht zum Untergang des Abendlandes. Wichtig ist doch wie wir ansonsten mit dem Thema umgehen. Wer von uns ist schon perfekt?
    Ich wünsche Ihnen weiterhin gute Nerven und einen guten Ausgang. Vielleicht findet die Nachbarin irgendwann ihre eigene Wertschätzung wieder und muss ihre Bestätigung nicht mehr im Bepöbeln der Nachbarn suchen. Unwahrscheinlich, ich weiss, aber das ist der Sozialromantiker in mir ;-)
    Herzliche Grüße, Doro

  15. Croco sagt:

    Das ist ja schrecklich.
    Haben Sie denn in der Nachbarschaft mal nach einem Schlichter gesucht?
    Einem polnischen Geistlichen etwa? Einem Verwandten?
    Jemand, der auf die Familie Einfluss hat?
    Mit Sicherheit ist die Familie nicht glücklich. Vater weg, Wechselnde Neuväter. Räumung. Eine Situation, mit dem Rücken an der Wand, die aggressiv macht.
    Und es trifft dann völlig Unschuldige.

  16. Maira sagt:

    ___________________
    Diese wütende Pia mag ich gar nicht
    ___________________

    Liebe Pia, genau an der Stelle liegt sozusagen der Hase im Pfeffer.
    Es gibt Möglichkeiten ihr Dilemma zu lösen, brauchen Sie mir nicht unbesehen glauben. Können Sie überprüfen wenn Sie sich dafür entscheiden die ganze Chose von einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten und dazu in Erwägung ziehen, dass Sie es tatsächlich in der Hand haben eine Änderung herbei zu führen.
    Für den Moment möchte ich Ihnen einen Buchauszug ans Herz legen (es genügt vorerst wenn Sie den lesen, sie brauchen nicht das komplette Buch zu kaufen) und Sie bitten da hinein zu spüren ob das Thema Sie anspricht. Wenn ja – gut, dann gibt es noch mehr Hinweise und Wege zur Lösung des nachbarschaftlichen Themas. Wenn nein – gut, dann ist das jetzt nicht Ihr Weg und ich bin nicht der passende Wegweiser. Für mich sind beide Antworten gleich-gültig.

    http://www.daslebensspiel.com/gratiskapitel/

    Herzliche Grüße
    Maira

  17. Anetaki sagt:

    Klar haben Sie Recht, aber das hilft auf die Dauer nicht wirklich weiter. Die Anderen werden sich nicht aendern und die Zwangsraeumung wird eventuell auch wieder nicht erfolgen. Weder auf das Eine, noch das Andere haben Sie Einfluss. Was hilft ist, dass Sie versuchen aus diesem Kreislauf rauszukommen, sich Strategien erarbeiten. Vielleicht auch mit fremder, fachlicher Hilfe. Es bringt doch nichts, sich immer wieder mental mit dem Geschrei und dem Laerm auseinanderzusetzen, das macht in der Tat auf Dauer krank und laesst einem verzweifeln.
    Ich leben seit ein paar Jahren in einem Land, in dem generell ein viel hoeherer Laermpegel herrscht, als in DE und es gerade nachts auch regelmaeßig zu massiver Ruhestoerung kommt. Nach einer Zeit habe ich gelernt, dass Auszublenden, weil ich wirklich daran gearbeitet habe, mich nicht mehr darauf zu konzentrieren.
    Sie werden die Nachbarn nicht aendern, aber Ihr Leben haben Sie in den Haenden.

  18. Sylvia sagt:

    Solche Nachbarn können einem das Leben zur Hölle machen. Mir hat die Mietnomadin in der Wohnung über meinem Büro absolut gereicht, obwohl ich da nicht wohne und dadurch Abstand habe. Täglich die Horrorstories der Mitnachbarn über die letzte Nacht, Polizeibesuche (weil sie auf erfundene Namen Dinge bestellt hat), der Gerichtsvollzieher und eine heulende Vermieterin – nein, danke. Alle waren erleichtert, als die Zwangsräumung endlich stattfand, aber natürlich hat diese Frau dann in der neuen Wohnung genau so weitergemacht. „Wenigstens“ hatte sie „nur“ eine Teenietochter, die uns allen sehr leidgetan hat.

    Die Frau war Deutsche, lebte von staatlichen Zahlungen (hatte die Wohnung durch gefälschte Gehaltsabrechnungen bekommen), wobei sie die Miete vom Amt kassierte und nicht an die Eigentümerin weiterleitete, sondern das Geld verrauchte und täglich dem Pizzadienst gab – erkennbar an den leeren Kartons vor der Haustür mangels Mülltonne aufgrund von Zahlungsrückständen. Auch ich dachte manchmal politisch unkorrekt, wie doof wir sind, nur ab und zu den Lieferservice kommen zu lassen….

    Privat hatten wir jahrelang immer weniger Freude an unserem Garten dank partyverrückter Sachsen nebenan, bei den es fast jedes Wochenende, oft schon ab Mittwoch oder Donnerstag, tagelang zu fröhlich-lauten Familientreffen kam – quasi direkt vor unserem Schlafzimmer, stets LAUT, mit vielen Kettenrauchern und mehrfachem Grillen, somit wahlweise verqualmtem oder mangels Lüftungsmöglichkeit stickigem Schlafzimmer für uns und Nachtruhe erst deutlich nach Mitternacht. Auch ich habe mich manchmal nur noch mit der Aussicht auf den Winter trösten können. Schrecklich, wenn die eigenen vier Wände einem keine echte Rückzugsmöglichkeit mehr geben.

    Wir haben unser Haus verkauft. Nicht wegen dieser Nachbarn, aber die Aussicht auf RUHE hat uns den Wegzug erleichtert, obwohl wir die anderen lieben Nachbarn am liebsten mitgenommen hätten *seufz*. Jetzt sitzen wir seit über einem Jahr abends auf der Terrasse und freuen uns über die Ruhe, verbunden mit normalen Geräuschen normaler Mitmenschen an Sommerabenden.

    Das ist aber keine wirkliche Option. Nachbarschaften ändern sich, unerträgliche Nachbarn können sowohl polnische Sippschaften sein (ich weiß, dass du das zur Abrundung erwähnt hast !), als auch partyverrückte Sachsen als auch alleinstehende Schickimickimöchtegernmanager, die im Garten dauertelefonieren oder Menschen, die sich eine Voliere mit mehreren Papageien in den Garten stellen. Oder, oder, oder – ich erlebe auch nach vielen Jahren in meinem Job immer wieder Überraschungen.

    Ich tendiere rückblickend dazu, die Polizei konsequent wegen Ruhestörung einzuschalten, ABER das Problem dabei ist (war es auch bei uns), dass offizielle Nachbarschaftsprobleme bei einem Verkauf erwähnt werden müssen. Auch deshalb haben wir die Partys ertragen, uns ab und zu beschwert, aber das führte nur zu verständnislosem Lächeln – sorry, wir sind eben so, hieß es. Die Käufer des Hauses haben zum Glück gar nicht nach irgendwelchen Nachbarn gefragt, aber ich habe ein schlechtes Gewissen. Der Göga meint allerdings, vielleicht sind die Neuen ja ähnlich drauf und feiern mit.

    Euch wünsche ich, dass die Sippschaft wegzieht. Das dürfte die beste Lösung sein, die Daumen sind gedrückt.

  19. Tummetott sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    ich finde, Ihre Ohren haben ein Recht auf Ruhe.
    Und die Vermieterin ein Recht auf Geld, was an Renovierungskosten auf die arme Frau zukommen mag, kann man sich nach Ihrer Schilderung vorstellen.
    Ich habe auch keinen Bock auf Menschen, die sich ausleben wie die Hammerkranken, von anderen einfordern, sich permanent ihrem asozialen Tun unterzuordnen.
    Ich kann Sie sooooo gut verstehen. Ich habe auch Nachbarn zur einen (2 doofe sogar). Die eine haben wir inzwischen mit einem Tiernamen bedacht, weil sie immer so durch den Garten röhrt. Der andere Nachbar hämmert zu jeder Tages und Nachtzeit, seit vielen Jahren werkelt er an seinem Haus und wird wohl nie fertig.
    Auch ich trug mich mit dem Wegziehgedanken, aber ich mag mein Haus und ich denke: Wegziehen könnten auch die anderen Idioten.

    Seien Sie tapfer, sie sind nicht allein!

    Liebste Grüße
    Tummetott

  20. Daniela sagt:

    Frau Mutti, bitte, bitte, wende das mit der Spiegelresonanz mal an. Es würde mich wirklich sehr, interessieren, was passiert, wenn Du das nächste Mal, wenn Du diese Nachbarn siehst, in schallendes Gelächter ausbrichst und Dich gar nicht mehr einkriegen kannst…

  21. Sabine sagt:

    Vielleicht sollten Sie das mal alles an die Adressaten rauslassen? Warum sollen die nicht merken, wie angenervt alle sind? Und wie ätzend das ist??? Ich habe irgendwann angefangen, fiesen Leuten ihren (Psycho-)Müll postwendend zurückzuschicken, mit erstaunlichen Ergebnissen; es kostet am Anfang Überwindung, aber dann geht’s und es befreit ungemein. Können Sie sich nicht mit allen Nachbarn zusammentun und gesammelt gegen diese Leute vorgehen (auch mit Geschrei wenn’s sein muss?)Alles Gute jedenfalls (auch dieser Familie, denn die haben es offenbar auch dringend nötig)

  22. Nina sagt:

    Warum muss man eigentlich immer politisch korrekt sein? Das ist ja oft nur so eine Umschreibung von „ich muss mir alles bieten lassen, schön den Mund halten und bloss keine Kritik üben“. Sie haben ja Recht, äusserst genervt zu sein, wenn ihnen ohne Grund die Freude an Ihrem Zuhause genommen wird.

    Also, sagen/schreiben Sie ruhig, was Sie denken. Von politisch unkorrekt sind Sie nämlich meilenweit entfernt. Alles Gute für Sie und lassen Sie den Kopf nicht hängen, vielleicht passiert ja doch noch das Wunder und die Meute zieht weg.

  23. vierachtel sagt:

    Das ist weniger politisch inkorrekt als eine Gewissensfrage. Man fühlt sich tendenziell mies, wenn man sich über Leute aufregt, die eigentlich arme Würstchen sind und die man zutiefst bedauert. Klingt ja auch nach einigen (Schicksals)Schlägen. Nur hängt man dann, in dem Fall durch Pöbeleien und Lärmbelästigungen, mitten drin in der Misere und das ist eine blöde Gratwanderung.
    Ich wünsch euch trotzdem sehr, dass wieder Ruhe einkehrt. Das ist doch kein Zustand! Offensichtlich benehmen sich eure Nachbarn auch nicht gerade, dass man zum barmherzigen Samariter werden möchte.

  24. Henrike sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    schicken Sie ebendiesen Text an den Bürgermeister
    oder den der für die Zwangsräumung verantwortlich ist.
    Wann ist eigentlich die nächste Wahl?

  25. Lily sagt:

    Keine Frage, da muss Abhilfe her. Schon allein, weil das keine schwarze und böse Pia ist, sondern eine sehr realistische, und eine, die merkt, dass Lärm und Ärger auf Dauer krank machen. Hören Sie auf damit, die Pia als böse zu bezeichnen, die passt auf Sie auf. Denn das Nachbarleben ist ein Schmarotzerleben, wie man es auch dreht. Arm zu sein und/oder keine Arbeit zu haben berechtigt niemanden dazu, mit dem, was die Gemeinschaft zur Verfügung stellt, so umzugehen. Die Gemeinschaft hat kein Recht auf Dankbarkeit und Duckmäusertum, aber auf Rücksichtnahme und sinnvolle Verwendung dessen, was sie zur Verfügung stellt. Auch die, die „nunmal so sind“, Sachsen, Westfalen, Polen oder sonstewas, können sich zusammenreißen und ihr „so-Sein“ mal im Zaum halten, das erwarten sie ja offenbar auch von den Nachbarn, deren Toleranz sie strapazieren. Sie dürfen sich wehren, indem Sie die Möglichkeiten nutzen, die Sie haben, also die legalen, zwischenmenschlich mehr als verständlichen Möglichkeiten. Polizei rufen bei jeder Aktion, die nach 22 Uhr noch Lärm macht. Immer wieder.
    Auch mal „Ruhe da draußen“ brüllen- denn wenn alle Anderen schweigen, merken die vielleicht gar nicht, wie laut sie sind. Immer wieder das Jugendamt und die Veterinäraufsicht rufen, wenn Kinder und Hund weinen, schreien oder jaulen.
    Sonst muss man vielleicht irgendwann ein Schild aufstellen, auf dem „Warum“ steht.

  26. Fenja sagt:

    Ich finde auch laute schlimme Nachbarn ein Graus. Doch reibe ich mich immer sehr an dem Begriff „politisch korrekt“. Es bedeutet für mich soviel wie: mir wird verboten das zusagen, was ich denke. Viel zu oft wird das verwendet um sich selbst sozusagen die Freiheit zu geben etwas schlechtes zusagen sich aber immer noch in dem Rahmen des „ich weiß schon, dass es falsch ist“ zu bewegen. Zusagen „Unsere Nachbarn kommen aus Polen. Nicht schlimm, ehrlich“ unterstreicht ja grade ein Vorurteil, dass in dem Eintrag dann noch sehr schön aufgebaut wird. Weil wir dann uns denken, ah ja die Polen…natürlich. Ich weiß natürlich auch, dass diese politische Korrektheit furchtbar ist und dass man natürlich auch schlechtes über Menschen anderer Nation oder Kultur sagen darf, ohne gleich als Rassist o.ä. darzustehen. Und ich denke, du willst sicherlich niemanden auf die Füße treten, doch genau diesem Einstieg machst du genau das was du nciht willst.
    Es klingt jetzt so als würde ich, nciht gerne deinen Blog lesen oder überhaupt kein Verständnis haben, dem ist ganz und garnciht so. Ich finde deinen Blog super, ich musste das nur mal loswerden.

  27. Sunni sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    20 Jahre habe ich ÄHnliches ertragen. Erduldet, gelitten, geweint, es hat mich – zusammen mit vielem anderen – depressiv gemacht. Geholfen hat dann das Wegziehen, nicht lange, denn da ging es ähnlich weiter. Nachbarschaft kann man sich nur sehr bedingt aussuchen(ähnlich ist es ja in vielen Fällen in der Familie, nur Freunde, richtige, da hat man eine Wahl!).
    Kaufen Sie sich eine gr. Flasche Sedariston. Das macht nichts kaputt, tut aber den Nerven gut und damit allen in der Familie, 20 Tropfen früh und abend. Und schicken Sie Ihren Text an den Verantwortlichen für die Räumung. Gut ist da nichts, aber das ist immer noch besser als selbst allen Lebensmut zu verlieren, und ich weiß, wovon ich rede…Ich wünsche Ihnen Kraft, Mut und Durchsetzungsvermögen. Sunni

  28. Lies von Lott sagt:

    Liebe Frau Mutti, manchmal kann man, soll man, muss man wütend sein. Dies ist der richtige Moment dafür, genau der richtige. Seien Sie wütend, sarkastisch und alles was dazu gehört. Ich wünsche Ihnen, dass sich alles schnell löst und die Grüne Villa, wieder ihre idyllische grüne Villa ist.

  29. Christine sagt:

    Auweia……… das ist ja eine ganz schlimme Situation.
    Ich kann mir den Zwiespalt sehr gut vorstellen und drücke die Daumen das sich eine Lösung ergibt.
    LG
    Christine

  30. Katharina sagt:

    @Fenja: schön formuliert. Genau das hat mich auch aufmucken lassen.

    @Frau Mutti: total versch*ssene Situation, ich kenne da leider keinen Königsweg, den ich hier in die Tasten hauen könnte. Wie auch.
    Ich drücke Daumen, dass die Situation sich bessert, sicher braucht es dazu Engagement von Vielen (Professionen)..

    Würde nämlich gerne noch mehr posts von störrischen Messie-Birken lesen, dazu heftig mit dem Köpfsche nicken und mich fragen, welche Farbe die Küchenfronten der grünen Villa eigentlich noch nicht hatten *g*

    viele Grüße von der Donau an den Rhein,
    Katharina
    ( politischnichtkorrekter comment)

  31. Claire sagt:

    Sie dürfen die Dame und die Familienverhältnisse ganz und gar schrecklich finden – egal woher diese Familie stammt. Es gibt eben Menschen und es gibt Ar***löcher. Ob aber bei den einen im Pass deutsch, polnisch, marsianisch, etc. steht ist unerheblich. Wütend sein und sich gestört fühlen darf man immer!
    Gibt es denn keinen Bürgermeister oder höhere Instanz, die vermitteln könnte?

  32. Sabine sagt:

    Ich habe mit großem Interesse die ganzen Kommentare gelesen und kann dem nicht mehr allzu viel hinzufügen.

    Nur was mich eigentlich immer bei solchen Geschichten ärgert ist das solche Leute immer mit allem durchkommen und keiner Einhalt gebietet.

    Auch das man wenn man meint korrekt zu handeln,und wie Sie sich Gedanken dazu machen immer der ist der sich immer als Verlierer fühlt bzw.ohnmächtig in solchen Situationen ist.

    Habe ich gerade selbst erlebt, da ich mich getraut habe einmal meine Meinung zu sagen und so angegriffen worden bin von einem Fremden der mich gar kennt.

    Leider werden diese Leuten zu unserem Leidwesen nicht aussterben.

    Also Kopf hoch und nicht ärgern lassen.

  33. Basilikum sagt:

    Liebe Frau Mutti, ich versuche es immer so zu sehen…. bin auch nur ein Mensch und nicht immer nur ein Gutmensch. Das hat nixxx mit politisch korrekt oder nicht korrekt zu tun. Es ist einfach nur seeeeehr anstrengend. Und ehrlich???? Ich wünsche Ihnen, dass die Zwangsräumung stattfindet. Ich spreche aus Erfahrung und das nicht nur in der Nachbarschaft, sondern im gleichen Haus. Horror pur!!! Und die Zwangsräumung war soooo eine Erleichterung, so ein neues Lebensgefühl. Ich drücke alle Daumen!!
    LG Claudia