Tage wie dieser, Teil II

14. September 2012

„Ich kann Ihnen versichern, dass jetzt wieder normales Leben in der Straße möglich ist!“, verspricht mir einer der hochoffiziellen Menschen, die heute die Nachbarn besucht haben. Man habe sie angewiesen, sich ordentlich zu benehmen. Und eine Familienhilfe bereit gestellt. Der Hund kommt weg.

Das wäre dann der neue Stand der Dinge. Blöderweise schaffe ich es nicht, erleichtert zu sein oder optimistisch in die Zukunft zu schauen. Stattdessen ballt sich eine Faust in meinem Magen.

21 Kommentare zu “Tage wie dieser, Teil II”

  1. Maufeline sagt:

    “Ich kann Ihnen versichern, dass jetzt wieder normales Leben in der Straße möglich ist!”… weil es ja der Hund war, der die ganze Zeit herumkreischt und die Kinder zum weinen bringt?
    Ich drücke trotzdem die Daumen, dass es wenigstens erträglicher wird…

  2. Sigrid sagt:

    Sehr hilfreich dieser Satz. Als ob eine Ermahnung ausreicht. Der einzige Lichtblick ist vieleicht die Familienhilfe. Aber ob die beim Kreichen und Pöbeln wirkt?
    Schöne Sch..

  3. Annette sagt:

    Ich drück die Daumen, dass es was hilft und wenn nicht, dann hilft glaube ich nur penetrant darauf hinzuweisen, dass die Hilfsmaßnahmen nicht helfen.

    Ich wünsch Ihnen viel ruhe um die letzten Spätsommertage zu genießen.

    Annette

  4. Tanja sagt:

    Ich frage mich die ganze Zeit warum die Kinder überhaupt noch da sind???

  5. Nina sagt:

    Klar, der Hund muss weg. Was sonst? Und wo wird der enden? Genau. Im Tierheim. Und die Welt nicht mehr verstehen. So was macht mich echt wütend. Erstmal die entsorgen, die sich nicht wehren können, das Grundproblem löst sich dadurch nicht. Arme Fellnase.

  6. minibar sagt:

    Na super!
    Also alles wie gehabt.
    Klasse, so sind sie, die vom Ordnungsamt.
    Sie selbst gehen wieder und bekommen nichts mit.

  7. Ulrike sagt:

    Grüß Gott;

    wir haben in ähnlich gelagertem Fall, nachdem sämtliche Nachbarn zu den unmöglichsten Tageszeiten anriefen, um sich über das Anrainer verrückt machende Verhalten unsere Mieter zu beschweren, den Mietvertrag nicht mehr verlängert. Hinterher mußte zwar eine Sanierung von Grund auf erfolgen, doch das war es uns allemal wert.

  8. Filinchen sagt:

    Oh mein Gott! Da fühlt man sich doch kräftigst auf den Arm genommen!

  9. Frische Brise sagt:

    :-(

  10. Frau_Mahlzahn sagt:

    Frische Brise bringt es auf den Punkt:

    ;-(.

    Ich schicke gute Gedanken, dass sich die Situation dennoch tatsächlich wirklich verbessern möge.

    So long,
    Corinna

  11. Schwiegermutter inklusive sagt:

    Irgendwie kommt es mir vor als hätte der Hund als einziger in der Situation so etwas wie Glück – trotz Tierheim, wenigstens hat er da die Chance auf ein besseres Leben…was man von allen anderen Beteiligen inklusive Nachbarn nicht sagen kann…:-(

  12. Frau Klabauter sagt:

    Was genau haben die Kommentatorinnen denn erwartet? Eine Wunderwaffe? Sprühsprüh und das Gebrüll ist geheilt? Schnappschnapp und die Kinder kommen ins Kinderheim, weil die Mutter so laut brüllt? Und danach ist Friedefreudeeierkuchen und die Brüllmama plötzlich kleinlaut?

    Es gibt keine einfache Lösung für solche Probleme. Und nein, das ist kein Trost für niemanden. Auch nicht für Frau Mutti.

    Die Familienhilfe ist optimal. Jetzt hat jemand von außen den Fuß in der Tür und kann – vielleicht !!!! – etwas im System verändern. Aber das dauert. Nur mal so als Vorwarnung. Und wenn wirklich Gefahr in Verzug ist für die Kinder, dann kann die Familienhilfe das am schnellsten feststellen.

  13. Praline sagt:

    Ich fürchte, Sie sehen das zu blauäugig. Das Jugendamt delegiert immer häufiger die „Betreuung“ an gewinnorientierte Unternehmen. Da die gestörte Familie, Mutter etc. der Betreung zustimmen muß und den Familienhelfer jederzeit feuern kann, ist dieser quasi ein abhängiger Angestellter und das in zweierlei Hinsicht. Sein Arbeitgeber will eine möglichst lange und reibungslose Betreuung, an der er verdient, die betreute Familie ist an einer Änderung meistens gar nicht interessiert. Somit überlebt der Betreuer oftmals nur durch Weggucken. Die Medien sind leider voll von solchen Fällen.

  14. Sonjaisthesis sagt:

    Wenn die Dinge sich erstmal nicht weiter ändern lassen, hilft vielleicht ein Gedankenspiel:

    Ich sehe nämlich Frau Mutti gerade an ihrer Nähmaschine. Bestimmt näht sie einen Schutzschirm für die Grüne Villa und die Ländereien. Wie mag er aussehen? Grün und Bunt und ein bissche Chiffon, darunter ist es hell und voller Liebe, Lachen dringt an unser Ohr.
    Da brüllt die Nachbarin wieder unflätig. Doch diesmal prallt alles vom Schutzschirm ab, zurück, volle Kanne an ihre Stirn und klatsch liegt sie ohnmächtig in ihrer Wohnung. Die Kinder aber aber das Lachen gehört. Es steckt sie an. Sie lachen und lachen und lachen, bis sie vor Lachen und Freudentränen strahlen. Als die Nachbarin wieder zu sich kommt, erschrickt sie vor dem Strahlen so sehr, dass sie laut schreiend aus dem Haus rennt, aus dem Ort, aus dem Land und ward nieeeeee mehr gesehen.
    Die Kinder aber lebten lachend und glücklich bis an ihr Ende friedlich in dieser Wohnung und brachten noch vielen Kindern das Lachen bei.
    Währendessen steht die Grüne Villa kichernd, bunt und fröhlich da und aus einem Fenster hört man das leise Summen der Nähmaschine …

  15. Martje sagt:

    @Praline:

    woher kommen diese Kenntnisse?

    Ja, Familienhilfe wird oft von freien Trägern geleistet und selten von den JugendamtsmitarbeiterInnen – das ist aber an sich nicht schlecht.
    Ein freier Träger, der als gemeinnützig annerkannt ist (was die Regel ist), darf keine nennenswerten Gewinne erwirtschaften.

    Und: Das Wächteramt gibt das Jugendamt damit nicht auf. Die (in meinen Augen eher wenigen) Fälle, von denen man in „den Medien“ liest, haben dann ja auch meist genau damit zu tun: dass dem Jugendamt vorgeworfen wird, seinem Wächteramt nicht gerecht geworden zu sein und das ist den MitarbeiterInnen, so wie ich es erlebt habe, sehr bewusst. „Als MitarbeiterIn im Jugendamt stehst du immer mit einem Bein im Knast, “ sagte eine Kollegin einmal.

    Dass in einer Familie eine Familienhilfe eingesetzt wird, ist trotzdem keine Garantie, dass in dieser Familie nie irgendetwas Schädliches für die Kinder passieren wird, diese Garantie gibt es nicht. Aber weder die Jugendamtsmitarbeiterinnen noch die FamilienhelferInnen haben ein Interesse daran, eine wirkungslose Hilfe quasi nur zu dulden und zu verschleppen. Es gibt regelmäßige Hilfeplankonferenzen, an denen der Verlauf und die weiteren Ziele gemeinsam abgestimmt werden.

    Und noch in Widerspruch, der mir wichtig ist: die meisten („gestörten“) Eltern und Familien wollen einen Veränderung. Sie wollen genauso „gute Eltern“ sein, wie wir alle.
    Ob darunter dann alle Menschen das Gleiche verstehen- und ob die Familien ein allen gemeinsames Ziel dann mit den zur Verfügung stehenden Mitteln (die nicht sehr individuell anpassbar sind) erreichen können, das ist dann noch eine weitere Frage.

    Und ich sage nicht, dass Jugendamtsarbeit immer optimal läuft. Kann sie auch nicht, bei den knappen finanziellen Ressourcen (Supervision? Fortbildung? Die MitarbeiterInnne bekommen das gleiche Gehalt wie alle anderen SozialarbeiterInnen auch, trotz iner ungleich höheren Verantwortung). Und es gibt immer Einzelfälle, in denen vieles richtig schlecht läuft.

    Das musste ich kurz loswerden – denn so wie Praline es schreibt, kann man das nicht stehenlassen.

    Ich drücke die Daumen, dass sich Situation in der Familie und damit auch für die Nachbarn entspannt!

    VG,
    Martje

  16. Madame Mim sagt:

    Ich hatte die letzten 3 Jahre in Hamburg einen lauten (Suffki-) Nachbarn, der das ganze Haus terrorisiert hat. Trotz etlicher Beschwerden aller Parteien schaffte die Hausverwaltung nicht mehr als ein paar müde Briefchen.
    Ich hoffe, dass man in eurem Fall mehr Erfolg hat. Ich weiß, wie einen das innerlich wund macht und wie das an einem zehrt, wenn der Nachbar einem das Zuhause zur Vorhölle macht.

  17. Nicole sagt:

    @Sonjaisthesis: Egal, was Sie hatten – das will ich auch.

    Frau Mutti: Ich kann verstehen, dass Sie auch ein Wunder tief im Herzen getragen haben als Wunsch. Und drücke die Daumen, dass sich was tut. Möglichst schnell!

  18. Praline sagt:

    @ Martje
    Von den Informationen durch die Presse abgesehen(der Stern brachte vor geraumer Zeit einen langen Artikel über diese Problematik), habe ich meine Kenntnisse von einer Familienhelferin, die außerdem auch in der Verwaltung eines „gemeinnützigen“ freien Trägers gearbeitet hat.

    Es gibt sicher auch viele, die idealistisch an diese Aufgaben herangehen. Aber, ich fürchte, daß auch diese irgendwann an den Realitäten scheitern.

  19. Martje sagt:

    @ Praline,

    meinst du diesen Artikel:
    http://www.stern.de/politik/deutschland/independent-living-in-berlin-das-tote-maedchen-und-der-sozialkonzern-1869537.html – ?

    Ich glaube nicht, dass es sich dabei um die Regel handelt. Dass sowas vorkommen kann, ist ziemlich beängstigend.
    (Für die freien Träger mit denen oder für die ich gearbeitet habe, kann ich das ausschließen.)

    Idealismus muss gar nicht. Professionell schon.

  20. Katie sagt:

    @ sonjaisthesis

    „In meiner Welt gibt es nur Ponys, und sie essen alle Regenbögen und pupsen Schmetterlinge.“

    http://www.youtube.com/watch?v=76x3wpOAhrw

  21. Blogolade sagt:

    Liebe Pia,
    wie ist es jetzt? Bewirkt die Familienhilfe etwas? Ist die Situation ohne Hund entspannter? Oder ist alles beim alten, wie befürchtet?

    Liebe Grüße den Rhein hoch
    Blogolade