Es weihnachtet sehr

24. Oktober 2012

in der Grünen Villa. Ich ziehe einen Stern nach dem anderen unter der Stick-oder der Nähmaschine hervor, plane Krippen und nähe Granny Squares auf Leinen für Kissenbezüge. Leinen. Meine neue Liebe.

Frau Rieger schickte eine neue Stickdatei (eigentlich zwei, doch die eine kann ich erst morgen zeigen, ich bin noch nicht ganz fertig) und – selbstverständlich – griff ich zu Leinen. Ganz ohne Schimpfen und Fluchen enstand eine Weihnachtswimpelkette.

Allerunnötigstes Schnickeldi, solch eine Wimpelkette, aber genau solches Schnickeldi macht die Grüne Villa eben auch zu dem, was sie ist: unser vollgerumpeltes, gemütliches Heim. (aber am alten Küchenschrank wird sie nicht hängen bleiben, denn die Türen lassen sich dann nicht mehr öffnen. Ausserdem ist schon eine Menge Rieger´sche Kunst am Schrank :))

Vier verschiedene Rentiere gibt es, hier mein Liebling. Den Stern wird es übrigens als Freebie geben.

Morgen, am 25.10.2012, gibt es die neuen Dateien in Frau Riegers Shop.

 

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Wir wollen unser Haus schätzen lassen, um eine leise Ahnung zu bekommen, wieviel wir für ein anderes ausgeben können. Falls es irgendjemanden gibt, der die Grüne Villa genauso lieben will, wie wir es tun.

Und seit ich mir erlaubt habe, gehen zu dürfen, will ich nicht. Ist mein Trotz erwacht und Sturheit macht sich breit. Ich will bleiben. Ich will weder mich noch die Familie verpflanzen, die anderen sollen gehen. Vor lauter Trotz und Sturheit ist die Passivität verschwunden und das ist der Grund, weswegen kaum Zeit für das Blog bleibt. Wir haben mit allen Nachbarn gesprochen, haben Fakten gesammelt, gebündelt und in eine Email an die zuständige Stelle gepackt. Am gleichen Tag saß ich mit der Familienhelferin am Tisch und erfuhr mehr, als ich jemals wissen wollte und noch mehr, als ich wissen darf. Und hoffe weiter. Darauf, dass die Nachbarn eine schöne, neue Bleibe finden und auch darauf, dass die Situation vorher nicht völlig aus dem Ruder läuft.

 

(in der Grünen Villa wird demnächst der Flur saniert und der jüngste Sohn wird sein Zimmer mit dem Nähzimmer tauschen. Im Frühling kriegt die Küche eine neue Farbe und im Garten muss ein Zaun gezogen werden.)

 

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Ich beantrage übrigens, dass Weihnachten einen Monat nach hinten verschoben wird. Falls ich früher jemals gejammert habe, mir bliebe keine Zeit für irgendwas, weil die Kindelein mich völlig beschlagnahmen und ich womöglich vor Kurzem behauptet habe, das sei nun alles ganz anders und ich habe mit großen Kindern alle Zeit der Welt … vergessen Sie´s. Da meine flügge werdenden Kindelein selten alle gemeinsam mit mir am Tisch sitzen, ihr Mitteilungsbedürnis aber nicht geringer geworden ist, leihe ich mein Ohr immer öfter drei-, vier-, sechs-, achtmal am Tag, statt nur bei beispielsweise gemeinsamen Mahlzeiten. Klar, Jammern auf hohem Niveau, denn ich weiß, dass es nicht die Regel ist, mitteilungsbedürftige Heranwachsende zu beherbergen, doch glauben Sie mir, für zwei zusammenhängende Stunden an der Nähmaschine ohne Unterbrechungen gäbe ich mittlerweile so Einiges.

 

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Mein derzeitiges Herbst-Highlight war übrigens neulich ein „Ritt“ auf einem Vollernter. Eigentlich wollte ich nur einen in Action für Familie Brüllens Söhne photographieren, kam aber leider zu spät. „Bin gerade fertig“, teilte mir der Winzer mit. Offensichtlich schaute ich betroffen genug aus der Wäsche, denn er lud mich, den besten Vater meiner Kinder und die allerbeste Freundin ein, einfach mit zum nächsten Wingert zu fahren. Eine steile Leiter nach oben auf die Plattform des Vollernters und dann mit wahnsinnigen 20km/h  durch die goldenen Weinberge cruisen.

(eher schrabbelige Handybilder)

Und der Vollernter in Action.

(ein Vollernter fährt über die Zeilen des Wingerts und klopft die Trauben von den Reben. Diese fallen links und rechts in Behältnisse am Vollernter. Diese wiederum werden dann in einen Maischewagen geleert.)

Die letzten beiden Wochen waren die allerschönste Zeit im Jahr. Nicht nur, dass man beim Spazieren satt wird, weil die Trauben so köstlich sind und überall Walnüsse herumliegen, sondern auch weil die Farben explodieren. Ich kann nur empfehlen: machen Sie im Oktober Urlaub in einer Weingegend. Und sollte es hier in Nierstein sein, sagen Sie mir Bescheid, ich spiele gerne die Fremdenführerin.

17 Kommentare zu “Es weihnachtet sehr”

  1. Petra sagt:

    „Und seit ich mir erlaubt habe, gehen zu dürfen, will ich nicht.“

    Das gefällt mir!
    Trotz und Wut sind so viel mächtiger als hilfloses Ausharren. Weiter so!!!

    Der „Ritt“ auf dem Vollernter ist ja mal wirklich klasse und scheint richtig Spaß gemacht zu haben. Ich hab als Kind ab und zu bei der Kartoffel- und der Rübenernte helfen und auf dem Trecker mitfahren dürfen (als Kind „darf“ man ja noch helfen) und fand es sehr spannend.
    Wie aufregend muss da erst so eine große Maschine sein!

    Ach ja, Herbsturlaub wäre jetzt schön *seufz*.
    Aber auch hier im Nähzimmer weihnachtet es kräftig.

    Liebe Grüße,
    Petra

  2. Zimtapfel sagt:

    Ach! Ich drücke so sehr die Daumen, das SIe in der Grünen Villa bleiben können und das Leben in der Nachbarschaft wieder erträglich wird. Seit Wochen schon. Schließlich habe ich die Grüne Villa in den Jahren, die ich hier shcon mitlese, irgendwie doch sehr lieb gewonnen.
    (Gleichzeitig bin ich aber mehr als überzeugt davon, das Sie ein neues Haus schnell in ein ebenso gemütliches Familie-Frau..äh…Mutti-zuhause verwandeln können.)

    Und das mit dem Vollernter (wieder was gelernt…) ist natürlich der Oberhammer! Großartig!
    :-)

  3. Gudrun Thäter sagt:

    Ja, ich habe am Montag (vorgestern) auch „kontrolliert“, wie die Herbstfärbung aussieht in Nierstein. War mal wieder mit dem Zug unterwegs nach Bonn… Und ich fand es ähnlich toll wie hier beschrieben.
    Beste Grüße!

  4. Schwiegermutter inklusive sagt:

    Ein schöner Post – denn jetzt ist wieder ein wenig Optimismus zu spüren und das ist gut!

  5. Lotta sagt:

    Ich muss gestehen…ich wäre froh, wenn meine Halbwüchsigen mehr als drei Worte zu Hause verlieren würden…plappern tut nur meine Jüngste…Ja, komme gern mal auf da Angebot mit der Fremdenführerin im Weingebiet zurück…LG Lotta.

  6. Ruth sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    Als Sie sich mal ueber die Situation in der Nachbarschaft ‚erleichterten‘, dachte ich auch an die Loesung auf die Sie selbst kamen. Ich druecke Ihnen allen die Daumen (and cross my fingers), Mensch, das muss ja werden!
    Und freu mich ueber die Instagram Fotos – schoen! Wie ein Besuch zu Hause.
    Alles Gute und liebe Gruesse

  7. Frische Brise sagt:

    Tschakka, Frau… äh… Mutti!

  8. Birgit B. sagt:

    Ich freu mich, dass endlich Ihr Kampfgeist erwacht ist und drücke die Daumen, dass die grüne Villa Ihre Heimat bleibt.
    Zu niedlich die Wimpelkette, macht sich bestimmt auch an anderer Stelle gut.
    Ja, der Herbst hat tolle Farben, wenn nur nicht auch meist der olle Regen und Nebel dazukommen würde.
    Ich wusste gar nicht, das Trauben anders als von Hand geerntet werden. *schäm*
    Meine Tochter (21, Studentin 500 km von hier entfernt) habe ich schon als Kind „Gisela Schlüter für Arme“ genannt, weil sie soviel gequatscht hat. Alle Mütter haben mich beneidet und bei mir Infos über Schulveranstaltungen, Klassenfahrten etc. eingeholt. *grins*
    Auch heute noch ruft sie jeden Tag an, natürlich oft zu mir unpassenden Zeiten, aber ich bin auch ein bisschen stolz, denn wie ich von anderen höre, längst keine Selbstverständlichkeit (ich hab meine Mutter nur alle paar Wochen angerufen *schäm*).

  9. Alltagsheldin sagt:

    …wieso Sie umziehen wollten etc. hab ich zwar nicht wirklich mitbekommen (gab es hier was dazu? Außer jetzt neulich?) – jedenfalls finde ich die Haltung sich nicht vertreiben zu lassen gut! Geht ja nicht, sowas!

    Weihnachtsdeko „darf“ ich noch nicht verteilen, dabei juckt es mich ganz schön in den Fingern. Der Liebste ist aber dagegen und wir haben uns auf den ersten Advent geeinigt. Ach naja, mal sehen… hihi…

  10. frau siebensachen sagt:

    über den absatz über haus & nachbarn habe ich mich sehr gefreut. wie oft ist es doch so, daß die seelischen dinge sich dann klären, wenn sie erstmal ausgesprochen sind. alles gute für die lösung!

  11. minibar sagt:

    Meine Güte, ich habe damals als Kind an der Mosel bei der Weinernte geholfen. Da wurde jede Traube mit den Händen oder mittels Schere abgenabelt. Von den Schönsten landeten natürlich immer einige im Magen.

    Für die Nachbarn hoffe ich, dass eine Lösung gefunden wird.

    Mit den Kindern, wie gut, dass sie noch erzählen. So wird es wohl auch bleiben, und das ist einfach toll!
    Mit meiner Tochter kann ich zum Glück auch immer noch prima reden.
    Viel Erfolg beim Nähen wünsch ich
    Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet

  12. creezy sagt:

    Jawollo!

    Schönes positives mutiges durchgeatmetes Blogpost. Ich freue mich jetzt ganz still und heimlich erst einmal für Dich. ;-)

  13. WaldHex sagt:

    Liebe Mutti!

    Ich wünsche Ihnen das Sie sich auch mit ihren „besonderen“ Nachbarn in Ihrer Villa wohlfühlen!

    Alles Liebe

    die WaldHex

  14. Pamela {enemenemeins} sagt:

    1. die Wimpelkette sieht toll aus. Nein, toll ist ein dämliches Wort. Sie ist sehr schön! Mit Haben-Will-Faktor. Ich wüsste zwar auch nicht, wohin, aber sie trifft meinen Nerv.

    2. Danke für das Wort »Vollernter«. Beim Lesen habe ich ja gedanklich erst eine französich angehauchte Betonung im Kopf gehabt und mir gedacht »aha, ein Wollunteehr, so, so, wieder was gelernt…«. Einige Zeilen später und bei Betrachtung der Bilder kam es mir dann so langsam… *hüstel*

    Einmal also schönes gesehen, einmal laut aufgelacht, ob eigener Blödheit.

    Mag ich.

    Viele Grüße
    Pamela

  15. HansensGasse sagt:

    Schon wieder ein Zimmerwechsel in der grünen Villa! Das ist das sichere Zeichen, dass Sie bleiben müssen, jeder muss doch mindestens einmal jedes Zimmer bewohnt haben!

    Das ist doch das Schöne, dass Sie die Möglichkeit haben, sich für eine andere bunte Villa zu entscheiden – und nicht müssen.
    Ich drücke die Daumen, dass die Situation sich ändert und ein Umzug sich erübrigt. Macht nur Arbeit.
    Herzliche Grüße aus
    HansensGasse

  16. Fiona sagt:

    hach ja bei ihnen ist es immer so schmuck geschmückt im haus
    wenn man so selber machen kann ist das schon was feines
    hier wird es dieses jahr eher mager ausfallen mit dem schmücken
    durch den umzug im dezember wird da wohl nur(hoffentlich wenigstens der)ein baum stehen
    aber nächstes jahr da kann ich mich dann voll austoben
    :)

  17. Tati sagt:

    Die buntgeringelte Vase!!! EIN TRAUM!!! =oD