Von Menschen (und mir)

3. November 2012

Manchmal und aus mir unerfindlichen Gründen verspüre ich das dringende Bedürfnis, mich unter viele, fremde Menschen zu mischen. Das war im Mai diesen Jahres so, als ich nach Berlin zur re:publica fuhr und das war gestern Abend so, als es mich nach Wiesbaden in diesen Gewölbekeller zog, zur Vorstellung dieses Buches. Im Schlepptau von Herrn Skizzenblog und Mme Ouvrage übrigens, allein wäre ich erst gar nicht auf die Idee gekommen, nach dieser Woche, zu der ich gleich mehr erzähle, am Abend noch nach Wiesbaden zu fahren.
Ja nun. Da daß ich also auf einem türkisfarbenen Plüschsofa in einem Gewölbekeller, klammerte mich an meinem Bier fest und schaute mir Menschen an.
Einschub: es wurde ziemlich viel geraucht in diesem Keller und es ist schon erstaunlich, wie wenig einem die verqualmten Lokalitäten im Leben fehlen. ;)
Menschen. Nicht so viele Menschen, aber eben fremde Menschen. An einem mit fremden Ort. Und es passierte das, was eben immer passiert: ich verwandelte mich in eine ausgesprochen unsichere Person, die hölzern und ungelenk nach Worten ringt, immer auf der Suche nach witzigen Phrasen oder eloquentem Auftreten. Ich kann das nicht, den lockeren Smalltalk, dieses leichte Geplänkel, anschreiend gegen die Musik womöglich noch. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich das jemals lernen werde. Oder ob ich das jemals lernen muss? Sozial eher inkompetent ist das Stichwort und vielleicht ist es eben so, dass ich besser schreiben als reden kann. Es ärgert mich trotzdem, wenn ich irgendwelchen Blödsinn brabbele, obwohl mir mein (fremdes) Gegenüber durchaus sympathisch und von den täglichen #609060 Bildern beinahe vertraut ist.
Wie auch immer, es war nett, aber zu viel. Und bevor mich das dritte Bier dann doch noch den Weg zur Tanzfläche finden ließ (beschallt von Nils Bokelberg, um mal mit einen semi-prominenten Namen um mich zu werfen), fuhren wir wieder heim ins beschauliche Nierstein, auf vertrautes Terrain. Ich war äußerst erschöpft.

*****

Was die Woche sonst noch geschah? Das Übliche, was so in der Grünen Villa vor sich geht, wenn es so aussieht, als gäbe es ein wenig Ruhe, Frieden und Erholung: wir tauschten rasch zwei Zimmer. Der jüngste Sohn hatte den Wunsch geäußert, sich mit seinem großen Bruder den dunklen Keller (= die Räume unter der Terrasse, einer davon mein Nähzimmer) zu teilen und ich war daraufhin nur zu gern bereit, sein Zimmer zu übernehmen. Weil es nämlich der allerschönste Raum im Haus ist. Und auch der Einzige, der bisher immer von irgendeinem Kind bewohnt wurde. Jetzt bin ich dran!
Den Donnerstag verbrachte ich damit, mehrere Kilo Stoff in Kisten zu packen und das ganze Schnickeldi bruchsicher zu verstauen. Kisten, Kästen und Körbe stapelte ich im Zimmer des großen Sohnes, darauf achtend, dass im ein Weg zum Bett offen blieb. Immerhin.
Der beste Vater meiner Kinder sortierte in der Zwischenzeit Millionen von Legosteinen im Zimmer des Jüngsten und schon nach fünf Stunden Packerei waren wir beinahe fertig damit.
Am nächsten Tag begann das Möbel-Tetris. Ein höheres Level, da große, sperrige Möbelstücke vom Nähzimmer durch das Zimmer des Großen, durch den Flaschenkeller, durch die Halle, aus dem Hallentor heraus auf die Straße (einmal wenden) und direkt durch die Haustür wieder hinein, die Treppe hoch geschleppt werden müssen. Und umgekehrt. Große Söhne sind dabei von unschätzbarem Wert. Die tonnenschweren Umzugskisten wuchtete der große Sohn ebenfalls.
Das neue, tolle, große Nähzimmer wäre nun fast perfekt, gäbe es im blaugelben Möbelhaus noch dieses Tagesbett aus Metall. Gibt es aber nicht mehr, obwohl wir in allen Ecken geschaut haben. Bei Roller fand ich auf der Internetseite ein weißes, metallenes Tagesbett, das hübsch aussah. In natura war es ein wackeliges, schäbiges Ding, das ich wirklich nicht in meinem Zimmer stehen haben will. (wie übrigens der ganze Kram, den es in diesem Laden gibt. Schlimm, schlimm.)
Die große Lücke im Nähzimmer könnte ich nun mit den Unzugskartons füllen, doch ich gedenke diese heute brav zu leeren. Und als Übergang, bis ich doch noch das perfekte Tagesbett gefunden habe, stelle ich das Korbsofa aus dem Wintergärtchen. Das muss über den Winter sowieso weichen, weil wir Platz für den Wäscheständer brauchen.
Und falls Sie es schon vermuteten: natürlich ist diese ganze Umräumerei reine Vermeidungsstrategie, um nicht doch für den Weuhnachtsmarkt nähen zu müssen. Der letzte Drücker ist noch nicht da.

*****

(mit Kaffee im Bett zu liegen und lange Texte über nix zu bloggen, fällt wohl auch in diese Kategorie.)

18 Kommentare zu “Von Menschen (und mir)”

  1. Andrea sagt:

    Hallo frau äh…Mutti,
    schauen Sie doch einmal hier *, wenn es in der Werbung ist kostet es einiges weniger und es ist öfter in der Werbung…
    Liebe grüße
    Andrea

    * http://www.daenischesbettenlager.de/shop/bett-princess-90x200cm-schwarz.html?cid=7&mode=list&p=3

    * http://www.daenischesbettenlager.de/shop/bett-princess-90x200cm-cremeweiss.html?cid=7&mode=list&p=2

  2. Uschi sagt:

    Nanu? Bei dem Wechsel keine neue Farbe an die Wände der neuen Zimmer? Sie überraschen mich immer wieder!

    Lieben Gruß Uschi

  3. Maufeline sagt:

    *lach* ich finde es jedes mal aufs neue faszinierend, dass bei Euch solche Aktionen als Freizeitspass gelten :-) Ich mache solche Umräumaktionen immer nachts, weil die Kinder dann schlafen und nicht… ähm… miträumen- aber meine Kinder sind ja auch ganz einfach mal eben 10 Jahre jünger! Den Goßen kann ich dabei schon super gebrauchen, aber die beiden Kleinen hab ich dann immer gerne wegsortiert…
    Wir haben vermutlich nächstes Jahr das große Kinderzimmerausbauen… wir haben jetzt grade EIN KiZi für 3 Kinder… da wird dann unser Schlafzimmer geteilt und wir ziehen aus. Ich bin noch zwiegespalten ob ich mich nun darauf freue oder nicht *gg*

    Ansonsten kann ich das mit dem sozial inkompatibel gut nachvollziehen, geht mir ähnlich- und ich versuche „Groß“veranstaltungen, bei denen man sich unterhalten „muss“, zu meiden… *hüstel*

    Liebe Grüße
    Katha

  4. Papierblümchen sagt:

    Du liebe Güte, mal eben das Haus umkrempeln scheint bei ihnen ja schon zum Hobby zu werden. Für mich wäre das nix!

    Mal zu dem Bett vom Dänen, ich habe das Princessbett vor gut 3 Jahren für das Töchterchen gekauft und bin durchaus zufrieden. Es ist auch nicht wackelig oder schäbig … aber vielleicht hat sich die Qualität dahingehen ja auch in den letzen Jahren geändert.

    Naja, und zu den sozial inkompatiblen Menschen gehöre ich auch. Ich kann auch nicht smalltalk und würde mich bei Fremden am liebsten Verstecken. Dafür nehme ich dann den Göttergatten mit, der kann das gut und reißt meine verstörtheit – die mir schon als arroganz angehängt wurde – wieder raus.

    Liebe Grüße
    Katrin

  5. Schwiegermutter inklusive sagt:

    Glückwunsch zum schönsten Zimmer – aber noch nicht die Wände neugestrichen? Ich bin fast ein wenig enttäuscht….;-)

  6. kiki sagt:

    liebe frau…äh…mutti, es war mir und dem mann eine große freude, sie und mme ouvrage und den skizzenblog begrüßen zu dürfen und mit ihnen die bucherscheinung zu feiern. das war eine feine überraschung!

    und ich freue mich nun auf den niersteiner weihnachtsmarkt und den glühwein mit ihnen sowie einen adventlichen abend auf dem skizzenblogschen sofa!

    herzliche samstagabendgrüße
    kiki

  7. kiki sagt:

    liebe frau…äh…mutti, das war eine feine überraschung!

    und ich freue mich nun auf den niersteiner weihnachtsmarkt und den glühwein mit ihnen sowie einen adventlichen abend auf dem skizzenblogschen sofa!

    herzliche samstagabendgrüße
    kiki

  8. Karo sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    ich gratuliere Ihnen zum schönsten Zimmer (wenn auch etwas neidisch ;-)) Lustig, dass es wohl nicht nur mir durch den Kopf ging, dass das Wändestreichen irgendwie gefehlt hat… ;-) Wunderbare Nähstunden in dem neuen Zimmer (sicherlich macht doch nun auch die Näherei für den Weihnachtsmarkt Spaß)

    Liebe Grüße
    Karo

  9. HansensGasse sagt:

    Lach… ich les‘ hier so vor mich hin … und will spontan zwei Dinge kommentieren: 1. Wo bleibt der Farbwechsel an der Wand? 2. Ich sah heute im Vorbeigalopp im Dänischen Bettenlager eine weiß lackiertes Daybed und dachte „Och, nett, aber ich hab ja schon eins“.
    Aber nun sind mir hier schon einige mit den gleichen Ideen zuvor gekommen und ich kann nur noch sagen: Glückwunsch zum schönsten Zimmer, halten Sie es fest, belagern Sie es und behaupten Sie bei der nächsten Tausch-Aktion einfach: „Das steht gar nicht zur Debatte“

    In diesem Sinne grüßt herzlich, seit Ewigkeiten langweilig im gleichen Zimmer

    HansensGasse

  10. Andrea sagt:

    Hallo Frau ..äh…Mutti,
    wie schon geahnt Daybed ist ab Montag 40 % günstiger…
    Bei Ihnen zu lesen, ist immer eine große Freude.

    Liebe Grüße
    Andrea

  11. Judith sagt:

    Glückwunsch zum neuen Zimmer! Wenn einer schon den Wunsch nach einem Kellerzimmer äußert, soll man ihm das auch nicht abschlagen :)

    Bei der Suche nach nicht-mehr-hergestellten Ikea-Sachen schaue ich immer gerne bei den Ebay-Kleinanzeigen. Da muß man auch kein Konto einrichten und hat nur mit dem Verkäufer selbst zu tun. Ein bißchen wie früher die Spermüll.

    Eins hab ich im Umkreis gefunden, das steht zwar schon zwei Monate drin, aber man kann da trotzdem Glück haben.

    http://kleinanzeigen.ebay.de/anzeigen/s-anzeige/*tagesbett-ikea-medal-schwarz-90×200-mit-lattenrost-und-matratze*/77055654-81-8263

    Ich finde aber, daß das von Dänischen Bettenlager bequemer aussieht, weil beim Ikea-Modell vorne diese Eisenstange quer läuft. Die drückt einem bestimmt in den Oberschenkel, wenn man sich nur mal setzen und nicht hinlegen will.

    Schöne Grüße von Judith, die aus Mainz rüberwinkt und selber gerade sehr froh mit ihrem frisch angeschlossenen Holzofen ist :)

  12. minibar sagt:

    Mal eben nach Wiesbaden fahren.
    Mal eben die Zimmer umräumen. Sowas wäre für mich ein Alptraum.
    Für euch offensichtlich eine Leichtigkeit.
    Nur, wie lange ist es noch das schönste Zimmer im Haus?
    Wenn aller Kram drin sein wird, ist es doch auch wieder nicht mehr so groß ;-)

  13. Kirst sagt:

    Warum nicht das Hemnes Tagesbett von Ikea? So wie die Tochter es hat von Ihnen liebe Pia. ;)
    Somit können auch Gäste in Gruppen mal übernachten bei Ihnen und sie haben Stauraum in den großen Schüben.

  14. Birgit B. sagt:

    Nicht smalltalken können/mögen, das kenn ich auch und hab es am 30. noch vor mir mit unseren Engländern, mir graust jetzt schon.
    Zimmer umräumen ohne streichen hat mich auch gewundert, aber ne tolle Sache ist es auf jeden Fall.
    Glückwunsch zum neuen Zimmer.
    Ich hoff dann mal, dass das daybed dann noch kommt, vlt. passt das vom Dänen ja auch.
    LG Birgit

  15. Nane sagt:

    Ach, ich freue mich, dass es noch andere gibt, die beim Lesen dieses Blogs reflexartig googeln, wo es das Tagesbett noch gibt ;-) es gab ein paar im Umkreis von Nierstein… Wir haben das Medal von IK.. daheim und ja, die Querstange ist nicht sooo bequem. Höchstens mit einer dickeren Matraze zu empfehlen… Tschuess, Nane

  16. Kathrin aka Kruemel sagt:

    Also, das Tagesbett von Ikea hatten wir – und die Querstange war wirklich sehr unbequem. Wobei unsere die Beine in unserer Familie wohl um einiges kürzer sind als Ihre…

    Falls Sie noch nicht im Bettenlager zugeschlagen haben – hier wäre evtl. auch noch eine Alternative: http://www.butlers.de/1000-DREAMS-Bett-wei%C3%9F-90×200/10195158,default,pd.html Da bin ich gerade auf der Suche nach einem Servierwagen drübergestolpert.

    LG
    Kathrin (stille aber regelmäßige Leserin die jetzt doch mal kurz aus der Anonymität gekrochen ist)

  17. Fiona sagt:

    ich lese so über ihre umräumaktion, bzw. dem zimmer wechsel dich und mir graust es schon vor den nächsten wochen, wenn wir wohnung wechsel dich spielen, die freude überwiegt zwar, aber mal ehrlich weihnachten ist irgendwie nicht der richtige zeitpunkt für sowas

  18. Meli sagt:

    Bin auch gleich gucken gegangen ^^