Samstagsvergnügen

27. Januar 2013

Die beiden älteren Kindelein betreuten die angehenden Konfirmanden auf deren viertägiger Freizeit und deshalb planten wir ein exklusives Wochenende mit dem jüngsten Sohn. Insbesondere für den Samstag abend ausgewogene Ernährung in Form von Karotten- und Paprikastreifen und Salzbrezeln zum Dippen in Spundekäs, auf dem Sofa, vor einem netten Film. Ein hübscher Plan.
Unglücklicherweise fühlte sich der dicke Martin ganz offensichtlich nicht wohl. Er lag matt in der Gegend herum, maunzte jämmerlich und ließ die Ohren hängen. Hochheben ließ er sich, sein Bauch war weich, wir plädierten für „abwarten“ und rührten den Spundekäs zusammen.
Martin begann sehr wehklagend zu maunzen, Töne, die ich bisher noch nicht von einer Katze gehört hatte. Und wir sorgten uns sehr. Riefen beim Tierarzt an, in der Hoffnung, eine Notfallnummer zu bekommen. „Unsere Leitungen sind derzeit alle besetzt, bitte haben sie ein wenig Geduld“, wurde uns mitgeteilt. Geduld nutzte nichts, die Praxis war nicht besetzt, das Band nicht für’s Wochenende besprochen. En Anruf bei einer anderen Tierärztin führte zu einer Mailbox.
Der Kater jaulte. Und lag in einer Lache seines Urins, hellrot gefärbt. Ging ein paar Schritte in den Flur und pinkelte die nächste blutige Pfütze.
Die Suche im Internet nach einem tierärztlichen Notdienst gestaltete sich nicht ganz so trivial, Katzenforen mit Einträgen aus dem Jahr 2006 sind im google-Ranking recht weit oben.
Letztlich fanden wir einen Tierarzt in Ober-Olm, nicht allzu weit weg entfernt von uns. Ich rief an, beschrieb die Symptome und bekam die Empfehlung, direkt loszufahren. Und Wartezeit mitzubringen. Wir packen den dicken, kranken, beleidigten und unwilligen Martin in eine Katzentransportbox und fuhren los.
Im Wartezimmer der Praxis vor uns eine ältere Dame, ebenfalls mit einem Kater. Beide verschwanden für zwei Stunden im Behandlungsraum, ab und zu kam die Tierärztin nach draußen, schüttete Flüssigkeiten in Röhrchen, startete Zentrifugen, schaute besorgt und verschwand gehetzt wieder. Allein im Wochenenddienst.
Irgendwann kamen Dame, Kater und Tierärztin wieder zurück. Mitleidig hörten wir von Nierenproblem, der Notwendigkeit, Spezialfutter zu verabreichen und vernahmen, blass um das Näschen werdend, dass Notdienst, Behandlung und Futter die Dame schlappe 293,-€ kosten würden.
Und dann durften wir mit. Der dicke Martin war mittlerweile eher apathisch, was der Untersuchung förderlich war. Er ließ sich bereitwillig den Bauch rasieren, damit die Ärztin per Ultraschall die Blase untersuchen konnte. Er bekam eine Spritze, damit er für eine Urinprobe pinkeln musste. (was zum Glück auch klappte, so blieben ihm Vollnarkose und Katheder erspart) Die Untersuchung des Urins ergab: Blasenentzündung. (hatten wir uns schon fast gedacht) Er bekam eine große Dosis Antibiotikum gespritzt und obendrein ein Schmerzmittel. Letzteres wirkte sofort und aus dem apathischen Bündel wurde wieder der eher unwillige, mürrische Kater, der Tierärzte, und seien sie noch so nett, einfach dämlich findet. Mit ein paar Päckchen nierenschonendem Futter, einigen Spritzen voller Medizin und einhunderpaarunddreissig Euro ärmer fuhren wir vier Stunden später wieder heim.
Daheim schlürfte der dicke Martin einen halben Napf Wasser, pinkelte ausgiebig ins Katzenklo und heute … scheint er wieder der alte zu sein. Vielleicht ein bißchen müde und matt, aber wir müssen nicht mehr um ihn bangen.

Und das nächste Wochenende planen wir dann auch wieder anders.

19 Kommentare zu “Samstagsvergnügen”

  1. Seifenfrau sagt:

    Uff. Gottseidank.
    Ich hab jetzt beim Lesen richtig mitgebangt.
    Gute Besserung dem dicken Martin!

  2. Nicole sagt:

    Ach, es ist doch wie immer, ersten kommt es anders und zweitens als man denkt. Sind es nicht die Kinder, oder die eigenen Zipperleins, fällt den Fellnasen etwas zum Unterhaltungsprogramm ein. Ich hoffe, es geht dem Kater wieder sehr viel besser und ihr konntet noch ein winziges bisschen das Wochenende genießen.
    LG
    Nicole

  3. Elena sagt:

    Genau: uff!
    Das ist ja noch ein Leiden von der eher harmlosen Seite.

    Alles Gute weiterhin: dem Kater. Und Ihnen allen für die nächste angedachte Planung ;-))

    GLG Elena

  4. Nina sagt:

    Ja, ja, so stob ich jüngst an einem Freitagabend um 18.20 mit feuchten Haaren aus dem Friseursalon (den ich so alle halbe Jahr mal aufsuche…), weil mein Hund vor dem Entern des Salons plötzlich Flitzek…. absetzte, dann, während des Haareschneidens jämmerlich zu jaulen begann und – nachdem ich ihn hastigst nach draussen geleitete, dasselbe nochmal mit Blut vermischt tat und der Friseur und ich daraufhin nach gefühlten 30 Telefonaten endlich eine TA Praxis fanden, die noch genau 10 Minuten geöffnet hatte.

    Er hatte wohl etwas zu ausführlich die lokale Hundezeitung erschnuffelt, der Kleine und bekam ebenfalls Spritze, Tabletten und einen Kontrolltermin. Ich hingegen bekam die Rechnung, sah aus, wie ein gerupftes Huhn, denn inzwischen waren die Haare quasi luftgetrocknet, und werde nun aller- allerfrühestens in einem weiteren halben Jahr in der Lage sein, mir erneut den Luxus eines Friseurs leisten zu können! Falls der Kleine nicht noch mal so komische Sachen macht.

    TA hätte man werden sollen.

  5. Mausi sagt:

    Eine gaaaaanz dicke und liebevolle Umarmung für den dicken Martin <3
    Vielleicht noch ein Leckerli extra,weil er so tapfer war !! Ich wünsche dem Martin Gute Besserung und Ihnen ein nächstes ruhiges Wochenende.

  6. Michelle sagt:

    Glücklicherweise war es kein FUS!! DAS ist vielleicht teuer … und natürlich schmerzhaft und bei zu später Entdeckung ziemlich gesundheitsschädlich bis tödlich für’s Tier!! Wir hatten zwei Kater mit diesem Problem, jetzt nur noch einen.
    Die zwei wechselten sich immer ab, so alle 6 Monate. Da mussten wir uns wenigstens keine Gedanken um irgendwelche anderen Anschaffungen machen;-)
    Alles Gute für den dicken Martin und solidarische Grüße,

    Michelle

  7. Sina sagt:

    der arme katermann… das gleiche hat mein herr emil vor einigen monaten auch hinter sich gebracht.
    ich hoffe, sie füttern kein trockenfutter? das ist schließlich extrem ungesund und führt zu genau solchen erkrankungen (bei interesse einfach mal googlen).
    auf dauer könnten sie anfangen, das katzenfutter zu verdünnen, falls sie das noch nicht tun – einfach immer einen kräftigen schluck wasser in die dose und umrühren. der kater freut sich über mehr sauce und gleichzeitig wird die blase immer ordentlich durchgespült!
    gute besserung! :)

  8. Musematschka sagt:

    Oje, armer Martin… gut, dass er schon beinah wieder fit ist!
    Den TA-Stress kann ich mir übrigens sehr gut vorstellen… hier gibt’s zwar eine Notklinik, aber die sind dort… nun ja… man würde den Unterschied glaub ich gar nicht merken, wenn man bei der für Menschen landet oder umgekehrt. Vielleicht ist das ein gesetzliches Muss!?!
    Insofern hoffe ich immer sehr und warte möglichst so lange ab, bis morgens wieder ein richtiger Arzt aufmacht *drückdieDaumendassdasweitersoklappt*

  9. Christine sagt:

    „Allein im Wochenenddienst“ – seufz, wie ich das kenne ;-) Da ich Weihnachten, Silvester und das erste Januarwochenende Dienst hatte, kommt der nächste Notdienst zum Glück erst wieder Ende Februar.

    Gut, daß es nur eine Blasenentzündung war, denn wie Michelle schon schrieb, kommt bei Katern (v.a. den wohlbeleibten, kastrierten) eine andere Krankheit oft vor: Harngries oder -steine. Diese können im ungünstigen Fall in die Harnröhre gelangen und dort steckenbleiben, da die Harnröhre beim Kater zum Ende hin immer dünner wird. Dadurch wird dem Kater der Urinabsatz ganz oder teilweise unmöglich. Tut weh und kann bei Urinrückstau die Nieren ernsthaft schädigen. Ein echter Notfall.

    Was aber nicht so stehen gelassen werden kann, ist, daß Trockenfutter extrem ungesund sei und automatisch zu so einer Erkrankung führt. Da spielen noch wesentlich mehr Faktoren eine Rolle.

    Liebe Grüße und noch weiterhin gute Besserung an den Kater!!

  10. KayC sagt:

    Ojeh,

    gute Besserung an den dicken Martin…

    lg, Katharina

  11. Jenny sagt:

    Ohweh.. auch eine gute Besserung von mir an den dicken Martin! Was hat man aber auch immer Sorgen mit den Fellnasen. Bei meinem Kater Tazolino wurde vor ca. 3 Monaten eine chronische Niereninsuffizienz festgestellt. Das Futter ist unverschämt teuer, außerdem verschmäht er es. Er würde lieber verhungern, als das Zeug anzurühren. Also kriegt er mit seinen 14 Jahren nun weiterhin sein normales Futter und zusätzlich Phosphatbinder, ACE-Hemmer und Homöopathie. Danach gesellte sich noch eine Entzündung im Mäulchen dazu, noch mehr Homöopathie, Antibiotikum und Schmerzmittel. Die haben wir jetzt Gott sei Dank wieder im Griff, so dass er wieder normal futtern kann. Seit der Diagnose CNI hat er 300g abgenommen, umso wichtiger ist es, dass er überhaupt was frisst. Hinzu kommen nun noch die alterstypischen Macken – er verlässt das Wohnzimmer nur noch in ganz dringenden Notfällen, Futter und Katzentoilette musste ich umstellen. Mehrmals. Wochenlang habe ich jeden Tag sein Pipi weggewischt, oft mehrmals am Tag, bis ich herausgefunden habe, dass sein Klo doch lieber im Flur an der Tür zum Wohnzimmer stehen sollte (Blasenentzündung wurde ausgeschlossen). Ich hoffe, damit hat sich das Problem erst mal erledigt. Es zehrt doch langsam sehr an den Nerven, sich mindestens 4 Stunden am Tag mit Medikamenteneingabe, Unglücke wegwischen etc. beschäftigen zu müssen und hat auch schon unglaublich viel Geld gekostet – aber für mein Kätzchen tu ich alles! Der dicke Martin kann froh sein, dass er so eine liebe Katzenmama wie Sie gefunden hat. Ich wünsche Ihnen und dem Katerli eine wundervolle gemeinsame Zeit, in der so etwas hoffentlich nicht allzu oft vorkommen wird.
    Mit den besten Genesungswünschen,
    Jenny

  12. Melanie sagt:

    Huhu

    Gute Besserung an das Katertier – und hochachtung, dass er sich so offenbart. Mein Katze lässt sich nichts anmerken, bis plötzlich das Sofa nass ist…

    Ich (ehem. Tierarzthelferin, jetzt selbst im Vet-Studium) möchte aber auch nochmal empfehlen Trockenfutter weg zu lassen. Natürlich ist das nicht der einzige Indikator, aber im Regelfall schon daran beteiligt. Außerdem gibt das im Alter flott CNI, Harngries, Nieren/Blasensteine…
    Lassen sie sich (auch vom Tierarzt!) kein spezialfutter aufschwatzen. Jedes Aldi-Dosenfutter ist bei nicht akuten Blasenproblemen effektiver als super-duper-Trockenfutter.
    …Sie würden doch auch eher Obst als Vitamintabletten nehmen?;)

  13. Martina sagt:

    Ganz liebe Grüsse an den Martin und gute Besserung.
    Ich kenn die Geschichte auch, mein Dicker hat(te) Harngries und kriegt seitdem Diätfutter. Wirklich empfehlen kann ich auch Wasser unters Futter mischen, die Tierchen trinken meist zuwenig. Wenn er es erst nicht mag, nur gaaanz wenig untermischen und mit der Zeit die Menge steigern.

    Auf jeden Fall wünsche ich, dass die kommenden Samstage entspannter werden (und der Kater kann sich glücklich schätzen, dass er so eine tolle Katzenmami hat).
    lg Martina

  14. Schwarzerose sagt:

    Ach, das arme Katertier! Ich hoffe es geht im inzwischen wieder besser und er hat keinen bleibenden Schaden davon getragen.

    Meine alte Mieze bekam im hohen alter von 15 Jahren probleme mit den Nieren. Sie hatte nur noch gut 20% Nierenfunktion aufzuweisen und sah auch ganz erbärmlich aus. Nicht nur das das Fell strubbig wurde, sie stank auch zum himmel und hat es oft nicht mehr bis zum Kazenklo geschafft. Ich hatte dann soagar das Katzenklo im Wohnzimmer zu stehen. Auf jeden Fall hat sie auch ne Hammerspritze, Spezialfutter und ein paar Pillen für den Notfall bekommen und hat sich ganz schnell wieder erholt. Das Spezialfutter war zwar unverschämt teuer, hat ihr aber zum Glück recht gut geschmekt. Das Fell wurde wieder schön und sie hat nicht mehr gemüffelt. Nur das Klo im Wohnzimmer haben wir stehen gelassen, bis die gute dann zwei Jahre später friedlich eingeschlafen ist.

    Ich wünsche dem Katertier gute Besserung und ihnen ein schönes, entspanntes und Notfallfreies nächstes Wochenende!

    LG Katrin

  15. Wiebke sagt:

    OMG, ich dachte schon…. :o( Der arme Martin, ich kenne sowas gut. Wir haben 3 rote Kater und unser Kleinster (Donald) hat auch immer wieder Probleme :o((( Ich kann wirklich auch nur ans Herz legen, hochwertiges Futter zu verfüttern (z.b. Carny von animonda, das hat 80 % Fleischanteil). Falls Sie anderes Nassfutter füttern, bitte sehen Sie mal auf die Dose wieviel Fleischanteil vorhanden ist. Bei den meisten ist es ca. DREI Prozent :o((( das ist soviel wie auf den Nagel eines kleinen Fingers paßt. :o( Falls Sie noch einen Tip hören möchten: ich koche meinem Kater ab und an Kamillentee (kein Witz), er trink das gerne und das spült auch die Blase. Viel Glück und eine große Umarmung an den Martin.
    Liebe Grüße, Wiebke

  16. Lotta sagt:

    Ach ja, es ist immer das Gleiche…die Tiere werden am Wochenende und zu Feiertagen krank…Wir müssen in diesem Fall in die Tierklinik…und das kostet…Unsere Katze hatte ähnliche Bauchsymptome, jedoch kam dann raus, dass sie ganz offensichtlich angefahren worden war…Für das Geld hätten wir uns eine neue Spülmaschine kaufen können…höherpreislich…versteht sich…LG Lotta.

  17. Blogolade sagt:

    Puh, da bin ich ja froh, dass es „nur“ eine Blasenentzündung ist.

  18. Anci sagt:

    Armer dicker Marin, aber ein Glück geht es den Tierchen schneller wieder besser als man den Schreck verarbeitet und das Portemonaie aufgefüllt hat … so jedenfalls meine Erfahrung mit unserem Punktehund. Vor 3 Jahren hat sie sich an Heiligabend mit einem kleinen Jack-Russell in die Haare bekommen und nicht etwa ihn verlezt, sondern sich selbst auf die Lefze gebissen. Dabei blieb diese auf dem Eckzahn hängen … Ich erwähnte den Heiligabend, 15:00 Uhr? Ein Glück eine Tierklinik mit Notdienst in relativer Nähe. Aber da die Dame Tierärzte überhaupt gar nicht leiden kann und die Ärztin – wahrscheinlich berechtigter Weise – Angst um ihre Hände hatte, blieb nur eine Vollnarkose. Als wir sie am Abend wieder abgeholt haben torkelte sie und wimmerte so vor sich hin … das werd ich nie vergessen … richtig gruselig … Am nächsten morgen war alles wieder vorbei und dem Hund ging es hervorragend … wie sollte es auch anders sein.

    Nochmal Gute Besserung!

    Es grüßt ganz lieb
    Anci

  19. Lily sagt:

    Was für ein Glück, dass es dem runden Katertier wieder gut geht. Mein dünnster Kater Eddie hatte vor 2 Jahren einen Gallenstau- und wenn unser Tierarzt nicht so ein netter Mensch und so bereit gewesen wäre, seine eigene Diagnose in Frage zu stellen, dann hätte er keine Laborwerte bestimmen lassen und diese unter Zuhilfenahme von Fachliteratur gedeutet, sondern ihn wegen des ursprünglichen Verdachts auf FIP (Symptome stimmten- alle) eingeschläfert. Vielleicht hab ich auch nur genug geheult, um ihn in die Richtung zu schubsen- jedenfalls werd ich nie dieses klapprige Häufchen Elend vergessen, das kraftlos fauchte und versuchte, sich gegen Box und Tierarzt und die ganzen Zumutungen zu wehren… Die Tierklinik war wenig hilfreich, und hat für 140 € nur eine Magen-Darm-Infektion diagnostiziert. Für das Geld, das der TA dann verdient abgerechnet hat, kauf ich mir sonst Autos (mit geringerer Lebenserwartung als die einer Katze, allerdings). Es war aber jeder Cent gut ausgegeben, wenn ich mir das Bürschchen heute anschaue.