Freitag.
15. März 2013
Frau Brüllen fragt: “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?”
Und wieder beginne ich damit, wie es früher war: der Freitag morgen gehörte der Freitagsfreundin und mir. Gegen neun Uhr klingelte es jeden Freitag in der Grünen Villa und die Freitagsfreundin stand an der Tür, meistens noch frühstückend = Banane essend. („Sie essen viel Bananen!“, merkte die aufmerksame, ältere Nachbarin neulich an). Wir tranken jeder zwei Kaffees, tauschten die Neuigkeiten der Woche und Freud oder Leid mit den Kindelein aus. Nach knapp zwei Stunden brachen wir zum gemeinsamen Einkauf auf: Obst- und Gemüselädchen, Metzger, Weltladen. Ich begleitete sie nach Hause und im Sommer blieb ich oft noch auf einen Kaffee bei ihr hängen bevor ich heimging, um das Mittagessen vorzubereiten. Ein Freitagsritual, eine echte Tradition, gepflegt über zehn Jahre. Sie fehlte mir heute morgen, die Freitagsfreundin, die nun freitags arbeiten muss.
Meinen Kaffee trank ich alleine, dabei Rechnungen schreiben, Schnickeldi in Päckchen packend und diese hoffentlich ausreichend frankierend. Die Sonne ließ den letzten Schnee glitzern und ich ging los, um das Ergebnis meines Kreatinintests bei Dottore abzuholen. Und die Päckchen bei der Post abzugeben. Perfekte Werte, perfektes Wetter und an der einzigen vereisten Stelle meines Weges fiel ich auf meinen zum Glück gut gepolsterten Hintern.
Daheim angekommen blieb noch Zeit, die Küche aufzuräumen, bevor die Kocherei losging. Normalerweise kocht freitags der beste Vater meiner Kinder, weil er soweiso daheim ist. Diesen Freitag nicht, weil der Schnee ihn diese Woche bereits zwei Tage im Home Office gefesselt hatte. Ab und zu muss er sich in der Firma blicken lassen.
Ricottatortellini mit Spinat vermengt und mit Parmesan überbacken ist ein Lieblingsessen und obendrein rasch gekocht, die ursprünglich geplante Spitzkohlquiche mit Ziegenkäse ist auf Sonntag verschoben, sehr zur Freude der Kindelein. Wir saßen lange am Mittagstisch und schwätzten. Die Tochter berichtete von neuesten Noten (erfreulich), der große Sohn erzählte, dass er im neuen Jahrbuch gleich zweimal zu finden sei, einmal sogar als Schülersprecher. (ist er nicht, er ist Kurssprecher) und der jüngste Sohn informierte, dass der Englischlehrer nach diesem Schuljahr aufhört. Wir sitzen oft noch lange zusammen und haben eine Menge zu lachen, unmöglich dies hier wiederzugeben, familieninterner Humor eben. Heute zum Beispiel beschwerte sich der große Sohn, dass er milieugeschädigt sei, weil er eine Erziehung genossen hat, die von Ironie und Sarkasmus bestimmt war. Und Zynismus. Wir sind uns aber einig, dass er ganz gut gelungen ist. Trotz oder wegen.
Die Söhne zogen eine Etage tiefer Richtung Hausaufgaben, die Tochter überzeugte mich, dass eine gemeinsame Mittagspause auf dem Sofa mit McDreamy und Meredith unser beider Verhältnis positiv beeinflussen würde. Ich schlief dann ein halbes Stündchen (nach dem mir in der Nacht einige Stunden Schlaf wegen eines hyperaktiven roten Katers abhanden gekommen waren). Verpasst habe ich nichts, wir sind in Staffel eins.
Die Söhne verabschiedeten sich und gingen zur Jungschar, der beste Vater meiner Kinder hatte den geplanten frühen Feierabend geschafft und wir genossen einen gemeinsamen Kaffee im Wintergärtchen. Die Tochter brach zur Tanzstunde auf und da die Sonne den Schnee nochimmer glitzern ließ, spazierten der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib eine große Runde durch´s Ried.
Wieder daheim bestickte ich rasch ein schwarzes Shirt mit neonfarbenen Kringeln. Wir aßen gemeinsam zu Abend, die Söhne planten ein gemeinsames Computerspiel, die Tochter gesellte sich zu ihren Eltern auf´s Sofa.
Ein herrlich unaufgeregter Tag. Nicht eigens erwähnt habe ich, was ich so im Haushalt tue. Betten machen, Staub saugen, Wäsche, Staub wischen, Katzenpisse vom Boden wischen. Und den dicken Martin fangen, um ihm sein Antibiotikum spritzen zu können. Was er gänzlich blöd findet. Ich auch. Und falls Sie nachfragen wollen: ich bin mir nicht sicher wie es ihm geht. Gesund ist er auf gar keinen Fall. Wir warten ab.
Für morgen haben wir ein für mich äußerst gruseliges Programm: eine Fahrt in die große Stadt. Das ist schon doof genug. Um das Ganze aber noch ein bißchen mit Grusel zu würzen: wir werden angemessene Kleidung für den Abschlussball der Tochter suchen, hoffentlich finden und kaufen. Kleider für sie und mich, Schuhe für sie und mich und für den Gatten Hemd, Jackett und Fliege. Die Kleiderordnung ist streng, der Inhalt meines Kleider- und Schuhschrankes entspricht ihr nicht. Schon beim Gedanken an drängelnde Menschenmassen an einem Samstag morgen in der Stadt will ich weglaufen. Ich werde dann wohl morgen berichten.
15. März 2013 um 23:27
Ich bin seeehr gespannt auf ihren Samstagbericht. Welchen Namen trägt die große Stadt?
16. März 2013 um 09:18
Oh je, einkaufen, Sie haben mein Mitgefühl.
Und sehr schade, dass so eine liebe Freitagsgewohnheit abgeschafft werden musste, fühlen Sie sich gedrückt.
LG Birgit
16. März 2013 um 13:39
Liebe Frau Mutti,
da in diesem Post auch Martin kurz erwähnt wird, dachte ich, ich schreibe mal hier. Blasenentzündung verbunden mit Harngries und Steinen ist eine fiese Angelegenheit. Das habe ich vor vielen Jahren mal selbst mit meinem Kater durchgemacht und hatte damals noch keinen Internetzugang. Es gibt eine tolle Seite http://cuxkatzen.de/html/harnverlegung.htmlund die dort empfohlenen Tabletten haben dem Kater meiner Freundin sehr geholfen (er hatte Struvitsteine)und auch bei ihm wurde schon über eine Penisamputation nachgedacht.
http://cuxkatzen.de/html/harnverlegung.html
Meine Freundin hat die ganz unten auf der Seite genannten Tabletten verabreicht. Dem Kater ging es wieder viel besser und die Blasentzündung ist verschwunden und auch nicht mehr aufgetreten.
Vielleicht könnte das Martin ja auch helfen. Ich habe lange überlegt, ob ich es schreiben soll, ich wünsche Ihrem Martin so sehr, dass es ihm bald besser geht.
Liebe Grüße
Michaela
16. März 2013 um 13:40
Eigentlich wollte ich den Link nur einmal einfügen…
18. März 2013 um 19:46
Ach, dieser Freitag – der fehlt mir auch sehr… Aber manchmal muss man zur Erlangung seines „Seelenfriedens“ einen Wermutstropfen in Kauf nehmen… Und ab und zu darf ich ja angesammelte Stunden „abfeiern“ – schon klar, an welchem Wochentag das sein wird…
Liebe Grüße
die Freitagsfreundin