Das verflixte 7*. Jahr – anders
30. Januar 2009
Vor sieben* Jahren war ich zum letzten Mal schwanger. Ungeplant.
In der elften Woche endete die Schwangerschaft, nach Blutungen und einem unguten Gefühl. Auf dem Ultraschall war kein Herzschlag mehr zu sehen. Daheim gab ich meinem Körper die Erlaubnis loszulassen. Es dauerte zwei Stunden, voller Krämpfe und bitterer Tränen,dann war es vorbei.
Im Garten gibt es ein klitzekleines Grab. „Das Kind, das zu früh geboren ist, liegt da.“, sagen die Kinder.
Gestern, als wir die Erinnerungskisten durchwühlt haben, fiel mir der Mutterpass in die Hände. Ein Ultraschallbild. Mehr ist nicht geblieben. Aber es schmerzt, immer noch, immer wieder. Gerade jetzt, Ende Januar, Anfang Februar.
Das Schlimmste ist vielleicht, dass ich mich so allein fühle in meinem Kummer. Für den besten Vater meiner Kinder ist die „Sache“ erledigt, weit weg. Hat nicht sollen sein, vielleicht besser so, es gibt ja auch drei gesunde Kinder. Die hinreissenden Bestien … sind fasziniert von der Geschichte. Wollen im „Wie ein Kind entsteht“-Buch sehen, wie klein das Kind war und wollen wissen, warum es nicht weiterleben konnte.
Für mich ist es immer präsent, der Schmerz, das „was wäre wenn“, der Verlust, das „Warum?“, der Zorn und die Leere. Aber weinen tue ich nur, wenn keiner dabei ist, denn sollte ich nicht langsam geheilt sein? (nein.)
(es gab ein par Fehlgeburten in meinem Leben, doch diese letzte … die hat mir hinterrücks in die Kniekehlen getreten.)
*Korrektur: acht Jahre. 2001.
30. Januar 2009 um 11:06
Verdammt, ich hab was im Auge.
In beiden.
*reib*
Der Gutschein wird seinen großen Moment bekommen, sagt mir mein Urin, bald.
30. Januar 2009 um 11:09
*einfachnurindenArmnehmunddrück*
Ohne Worte.
30. Januar 2009 um 11:24
„Trauerst Du noch immer um Dein Kind?
Ja, mein Kind ist ja auch immer noch tot.“
Liebe Frau Mutti,
für Traurigkeit gibt es kein Ablaufdatum. Manchmal zieht es mir auch heute noch, nach bald 9 Jahren, den Boden unter den Füssen weg, wenn mich die Erinnerung an David von hinten links erwischt.
Gestehen Sie sich zu, traurig zu sein, und zwar nicht nur, wenn’s keiner sieht, sondern gerade eben auch dann, wenn es alle sehen.
Schlimmer nur als tot sein ist totschweigen.
Darf ich Ihnen ein paar Tempos reichen?
Liebe Grüsse, Jacqueline
30. Januar 2009 um 11:40
[…] Januar 2009 von Lakritz und Schokolade Dieser Beitrag von Frau … äh … Mutti hat mir gerade die Augen nass gemacht und ihre Bemerkung über […]
30. Januar 2009 um 11:43
ich denk an sie.
30. Januar 2009 um 12:06
Hmpf.
‚Der Grashalm wächst nicht schneller wenn man daran zieht‘ (unbekannte Quelle)
Das steht auf dem Schaufenster des Beerdigungsinstitutes das wir mit der Bestattung meiner Schwester betraut hatten. Jedesmal wenn mich die Trauer wieder anspringt denke ich an diesen Satz und gestehe mir zu dass ich noch immer (4.5 Jahre seither) hadere, trauere, heule, mich erinnere. Und werde es mir auch in 10 oder 20 Jahren noch zugestehen, die Erinnerung an sie mag zwar verblassen mit der Zeit und die Trauer weniger hart zuschlagen, einfach weil Zeit vergangen ist, aber ich muss (und kann) das nicht ‚abstellen‘. Sie auch nicht.
30. Januar 2009 um 12:29
Ich habe im letzten Jahr unser erstes Baby verloren. Ende der zwölften Woche nach einer sehr schweren Schwangerschaftszeit. Allerdings war es bei mir ohne Blutungen oder irgendwelche Anzeichen.
Es war einfach irgendwann tot. Ganz still und leise.
Es vergeht kein Tag an dem ich nicht an es denke und an dem es nicht weh tut das Baby verloren zu haben.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man irgendwann „geheilt“ ist. Es ist ja nun nicht so als wär es die Lieblingssocke gewesen die da auf einmal kaputt gegangen ist. Es war ein kleiner Mensch. Winzig zwar aber lebendig…
Liebe mittrauernde Grüße,
Judith
30. Januar 2009 um 12:48
Liebe Frau Mutter,
ich bin gerade auf deine Seite gestossen und musste ersteinmal schlucken. Ich kann nicht sagen, dass ich es annähernd nachempfinden kann was du durchmachst.
Ein Kind zu verlieren, egal zu welcher Zeit, reißt einem das Herz raus. Und es braucht viele Pflaster um den schmerz zu ertragen und zu leben. Da heilt auch die Zeit keine Wunden.
Ich drücke dich ganz dolle.
Liebe Grüße
Martina
30. Januar 2009 um 12:51
Warum solltest Du Dein Kind vergessen müssen?
*drück*
30. Januar 2009 um 13:01
ja… frau vergisst es nicht. Es taucht immer wieder mal auf und tritt noch mal nach in die Kniekehlen…
LG
Gabi K
30. Januar 2009 um 13:16
sowas vergißt frau leider nie und mann hat es einfach nicht gesehen, keine veränderungen seines körpers gespürt, keine schwangerschaftshormone produziert und dann geht das vergessen einfach leichter. ist bei uns auch so…
fühlen sie sich feste umarmt
30. Januar 2009 um 13:33
Liebe Frau .. äh … Mutti,
wie gut verstehe ich Sie und trauere mit Ihnen. Mir ging es ganz genauso, am 22.11.07. Nur leider hatte das ganze außerdem ein chirurgisches Nachspiel. Fast täglich habe ich es derzeit außerdem vor Augen, weil ich den Mutterpass immer wieder in der Hand halte, denn ich erwarte in den nächsten Tagen glücklicherweise eine Tochter. Aber sie wird immer mein „drittes“ Kind bleiben, nicht das zweite..
Viele liebe tränenfeuchte Grüße
Corinna
30. Januar 2009 um 13:41
*schluck*
30. Januar 2009 um 14:15
Eben.
*in-den-Arm-nehm*
30. Januar 2009 um 14:18
Ich drücke Sie auch ganz feste!
30. Januar 2009 um 14:47
Liebe Frau … äh…Mutti,
ich fühle mit Ihnen. Meine kleine Tochter wird in diesem Jahr 5. Eigentlich wären es 2 Geburtstagskinder, aber der Zwilling ist damals nicht mit ihr gewachsen, plötzlich war er (wieso er? Ich fühl mich so…) einfach nicht mehr bei ihr. Sie hat ganz lange immer an der rechten Seite der Gebärmutter gelegen, wie um ihm Platz zu machen…
Und obwohl die Schwangerschaft noch nicht weit fortgeschritten war, obwohl ich nicht blutete und nix krampfte,obwohl ich zumindest ein süßes Baby im Arm hatte, tut es immer mal wieder weh. So wie jetzt, wenn ich plötzlich ganz nah dabei bin.
Alles Liebe von Anna
30. Januar 2009 um 15:40
liebe frau mutti,
egal, wie lang der verlust eines geliebten menschens(leins) her ist, egal, ob 7, 11 oder 5467 wochen alt-
es tut immer weh!
mein mann hat genau so reagiert…sie erleben es eben nicht am eigenen leib. ich mache ihm da keinen vorwurf!
am 1.februar 2004 ging unsere eigentliche nr. 2, meine eigentliche nr. 3. eigentlich wären es heute 5, und nr. 1 wäre jetzt fast 15 jahre alt.
ich hätte gern ein grab im garten von beiden, obwohl nr. 1 nicht gewollt war!
ich finde das gut, und ich finde es bewundernswert, dass Sie da so offen mit ihren kindern umgehen. (so liest es sich jedenfalls)
mein vater ist auch schon tot, der starb am 4. februar 84, und dessen grab gibt es schon gar nicht mehr. obwohl ich nie hinging, finde ich es verdammt schwer zu wissen, dass es nun nirgendwo mehr einen ort gibt, wo ich hingehen KÖNNTE, falls mir mal danach ist.
ich hab beschlossen, ich geh „einfach“ in mein herz hinein, wenn ich mich mit ihm treffen möchte.
und das tun Sie genau so. das ist genau richtig!
wir frauen machen schon was mit in einem frauenleben!
es ist heut ein herrlicher tag, geniessen wir ihn einfach.
lg eva
p.s. ich trau mich ja eigentlich grad gar nicht zu kommentieren ;)
30. Januar 2009 um 16:05
Hallo Frau.. äh… MUtti..
das „komische Gefühl“ des Verlustest kenn ich leider auch… Anfang April dieses Jahres würde mien Mädchen 18 Jahre werden. Sie durfte /konnte nur 32 Woche in meinem Bauch leben.
LG MIchaela
30. Januar 2009 um 18:34
Ja, ich auch Frau Mutti, nach 19 Jahren noch. Oft denke ich, heute würde ein Kind nach der 25. Woche vll. überleben können. Es tut weh, besonders am 2. Januar und ich vermute, es wird immer weh tun.
Mit Ihnen fühlende Grüße
Bine
30. Januar 2009 um 21:29
Ach Mann, Frau Frau …äh… Mutti,
schlimmschlimmschlimm.
Ich fühle mit Ihnen. Ehrlich.
31. Januar 2009 um 09:34
Tja,
das ist doch der Segen des Internets.
Einfach die Sorgen von der Seele schreiben und plötzlich merkt man, das das was man durchmacht garnicht so außergewöhnlich ist, das es da draussen Menschen gibt, die ähnliches erfahren haben und genauso denken.
Bist du sicher das dein Mann das „abgehakt“ hat ?
Männer tun nämlich oftmals so, als wären sie ganz hart und gefühllos,um den sprichwörtlich „harten Mann“ zu spielen und die kräftige Schulter zu sein an der Frau sich ausweinen kann. Im Innern brodelt es aber und wenn keiner zusieht wird (zB beim Bloglesen) eine kleine Träne aus dem Augenwinkel gedrückt.
Ich hab mal bei einem sog. Lebensseminar mitgemacht, da hab ich gesehen was Mann so alles ruterschluckt und verdrängt.Vor allem bei mir selbst …
2. Februar 2009 um 20:58
Ach Mist, ja. Ich habe da auch noch eine Geschichte „auf Lager“. Aber ich habe nicht den Mut, wie Sie. Noch nicht. Aber ich bin angestupst. Danke dafür.
(Und alles Gute!)
4. Februar 2009 um 13:25
Oh.
Diese Gefühle werden nie vergehen, aber mal schwächer und mal stärker unsere Gedanken und unser Leben beeinflussen. Ich wünsche… was eigentlich? Vielleicht, das wir alle lernen, damit zu leben und nicht daran zu Grunde zu gehen.
4. Februar 2009 um 16:57
Ja, ich denke immer noch daran, mal mehr, mal weniger. Manchmal überlege ich, was wäre wenn…. Wie würde ich/wie heute leben ? Und überhaupt, wohin sind die 19 Jahre hin ? Ich leg mal eine Grübelrunde ein.