Frau Mutti und der Sport
16. April 2013
Letztes Frühjahr begann ich mit der Joggerei. Ohne große Ambitionen, einfach nur, um mich zu bewegen. Den Sommer über pendelte sich eine schöne Regelmäßigkeit ein, zweimal die Woche hechelte ich in Begleitung des besten Vaters meiner Kinder durch die Weinberge, kaufte mir sogar teure Laufschuhe. Im Herbst nutze ich das Angebot eines Discounters und deckte mich mit Winterlaufklamotten ein, sah mich also dynamisch durch verschneite Weinberge rennen. Der Herbst brachte irgendwann Regen und Kälte, brachte Husten, Schnupfen und unstillbares Einkuschelbedürfnis. Immer seltener lief ich durch die Weinberge, im Dezember dann kein einziges Mal.
Vor lauter Einkuscheln und gemütlich machen schmerzten Hüften und Knie, Bauch und Hintern rundeten sich wegen der vielen Köstlichkeiten und Leckereien, die man sich vor, an und nach Weihnachten gönnt. Und dann kam der Januar, dieser eine laue Tag, an dem wir die Laufschuhe schnürten. Ziemlich entsetzt stellte ich fest, dass schon der Weg zu den Himmelstreppchen mich schnaufen ließ, das Erklimmen derselben ließ mich nach Luft ringen, trotz dreier „ich muss die Aussicht genießen“-Pausen. Oben angekommen und irgendwann wieder gleichmäßig atmend, stellte ich fest, dass ich den Laufrhythmus nicht verlernt hatte, meine Muskeln aber lautstark protestierten: „Was soll der Quatsch, wir wollen auf’s Sofa, lass uns in Ruhe!“ Drei Gehpausen musste ich in unsere Fünf-Kilometer-Runde einbauen, doch wieder daheim angekommmen war mir klar, dass ich bald wieder loslaufen will, dass mir die Lauferei ungemein gut tut und den Kopf freimacht.
Dann begann es zu schneien und hörte bis ungefähr vorgestern nicht mehr auf. In den Weinbergen kann man bei Schnee nicht laufen, nur spazieren. Und selbst beim gemütlichen Spazieren hatte ich Probleme mit der kalten Luft, sowie ich bei Steigungen etwas außer Atem kam. Die Bronchien schmerzten. Ausserdem war es ständig trüb und grau, feucht, kalt und windig bis stürmisch, meine sowieso schon geringe Motivation ließ sich nur allzu gern vom Schweinehund in die Ecke treten. Mein Knie und meine Hüften schmerzten immer mehr und die ersten Röcke begannen zu kneifen.
Gestern abend liefen wir wieder los. So spontan, dass der Schweinehund erst gar nicht seine Nase aus seinem Loch strecken konnte.
Ich brauchte keine Pause auf den Himmelstreppchen, aber drei Gehstrecken unterwegs. Und ich lief. Mit Blick über den Rhein, auf Dramawolken und aufblühende Büsche zwischen den Wingerten.
Heute kann ich kaum kriechen, da mich gestern schon vor dem Laufen der Gartenarbeits-Muskelkater quälte und heute ist er doppelt so groß. Doch die Freude an der Bewegung ist noch immer abrufbar und dies hoffentlich auch so lange, bis die Muskeln wieder können.
(und bis zum nächsten Winter muss ich mir dann überlegt haben, was ich ersatzweise tue.)
16. April 2013 um 15:32
das ist toll, frau mutti!
ich habe irgendwann das laufen durchs fitnessstudio ersetzt. crosstrainer geht auch im winter und hat nachsicht mit den knien, leider drinnen und ohne sonne. neulich bin ich nach einer ewigkeit mal wieder 2 km gejappst…
ein paar hardcorejogger haben sich in diesem winter ski angeschnallt und sind durch die stadt gerutscht. aber in den weinbergen?
16. April 2013 um 15:37
Liebe Frau Mutti,
ich dachte doch wirklich der „Gartenarbeitsmuskelkater“ würde nur bei mir „wohnen“ aber das schönere Wetter läd den Musekelkater förmlich ein sich häuslich einzurichten. Mein Garten macht einen ruinösen Eindruck bzw ich habe (wie jedes Frühjahr) hochfliegend Pläne was aus,um und weggepflanzt werden muss …spätestens im Sommer werden alle Pläne wieder runter gestuft aber aktuell bin ich jetzt sofort wieder auf dem Weg in den Garten !Spaten ahoi oder so ähnlich !
16. April 2013 um 15:43
Liebe Frau Mutti,
Sie können sich gar nicht vorstellen, wie grün vor Neid ich gerde hier sitze und lese, dass Sie es schon geschafft haben und „Laufen waren“. Ich raffe mich morgen auf. Ganz bestimmt!
Toitoitoi für bis nächsten Winter,
Cati
16. April 2013 um 15:56
Liebe Frau Mutti,
meiner Kondiiton hat dieser Winter den Rest gegeben. Wie sich das anfühlt, durfte ich am Wochenende erleben – und bin froh, dass ich es über-lebt habe! Jetzt sind sie wieder hellwach, die guten Vorsätze. Mal sehen, wie lange.
Ich wünsche Ihnen, dass sämtliche Muskelkater schnell das Weite suchen und das Laufen wieder ungetrübt Spaß macht!
Herzlichst
Marie
16. April 2013 um 16:04
Liebe Frau Mutti,
oh, wie ich Sie beneide, dass Sie Ihren Schweinehund mit Schnelligkeit überlistet haben und laufen waren. Dank einer nicht zu übersehenden Körperfülle meinerseits kann ich so etwas leider nicht mehr,(meine Knie wären ernsthaft stinksauer)daher kann ich nur jeden Tag morgens eine halbe und mittags eine Stunde mit dem Hund spazierengehen, aber selbst dabei merke ich wie gut es tut, den Kopf an der frischen Luft frei zu bekommen. Machen Sie schön weiter und trinken Sie viel Wasser, das vertreibt die beschriebenen Kater aller Art zuverlässig und bei dauerhaftem Durchhalten des Lauftrainings traut er sich garnicht mehr heraus.
Liebe Grüße
Monika
16. April 2013 um 17:29
Beneidenswert! Mir ging’s ähnlich, grad war ich so richtig schön in Schwung, da kam auch schon der Schnee, dann die Infektionskrankheit (und schon ein paar Tage bevor ich überhaupt wusste, dass ich sie hatte, ging beim Joggen schon gar nichts mehr, außer ich, nämlich: gemütlich spazieren…), dann wieder der Schnee. Und jetzt, wo’s ginge, plagt mich der Rücken… Und dass, wo doch selbst der innere Schweinehund wieder so gerne mehr Bewegung hätte… (Ich versuch’s derweil mit waveboarden, aber das kann ich noch nicht so elegant, und der Rücken fragt auch gelegentlich, ob ich nicht ein wenig spinne…).
Ihnen wünsche ich weiterhin so viel Elan! Bei der schönen Aussicht läuft es sich sicher doppelt so gut!
So long,
Corinna
16. April 2013 um 18:07
Das hab ja eigentlich ich geschrieben, zwar und Himmelstreppchen, aber sonst…
16. April 2013 um 19:51
Ich kann das total verstehen, dass im Winter die Laufschuhe auch mal eine Pause verdient haben und dafür das Sofa doppelte Arbeit leisten muss … Ich schnüre die Laufschuhe seit etwa 2 Monaten wieder an und kann nur sagen: Es tut so gut :-)
Deshalb geben Sie es dem Schweinehund, denn in einer Weinbergkulisse zu laufen ist bestimmt doppelt schön.
17. April 2013 um 09:12
Respekt!!!
Ich kann das verstehen, bin auch kein Winter-draussen-sporteln, mir reichen schon die Gassigänge.
Da ich auch grad gestern wieder angefangen habe zu nordic walken, kann ich Ihren Muskelkater nachempfinden, besonders da auch ich seit dem WE unter Gartenarbeitsmuskelkater leide.
Hätte nicht gedacht, dass da nach dem Walken doch noch einige Muskeln dazukommen können, die schmerzen ;o)
LG und gute Besserung
Birgit
18. April 2013 um 16:12
Ich gerate schon beim schnellen Tippen aus der Puste. Zeit, dass ich mich bewege…