obwohl man doch seit vielen Jahren in diesem Internet unterwegs ist, in Foren, Blogs und Chats, bei facebook und twitter, und diese Erfahrung einen klug gemacht haben sollte: raten. Ratschäge geben. Noch schlimmer: Ratschläge in Erziehungsfragen geben. Finger weg, nicht tun, verbotenes Land. Seien die Wünsche nach hilfreichen Äußerungen noch so eindringlich, sei das eigene Gefühl helfen zu wollen noch so drängend: Klappe halten, Finger von der Tastatur, Rechner aus.

Ich hab mich (mal wieder) wider besseren Wissens in die Nesseln gesetzt. Dass ich diese Erfahrung mit von mir geschätzten Menschen teile, macht es nun auch nicht sehr viel besser.

Und es bleibt spannend, ob ich es jemals lerne.

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Gestern habe ich zum allerersten Mal einen Nähkurs gegeben. Zwei junge Mädchen haben eine Nähmaschine geschenkt bekommen und wissen nun nicht so recht, was sie damit anfangen können. Wir haben mit geraden Nähten begonnen, eine einfache Tasche wird es werden. Gelernt haben die beiden, dass die allererste, wirklich hohe Hürde, die Auswahl der richtigen Stoffe ist. Und wenn man dann noch eine Kiste voller Webbänder vor die Nase gestellt bekommt, dann erleichtert das die Sache nicht. Nach zwei wie im Flug vergangenen Stunden war immerhin der Zuschnitt erledigt und zwei Taschenträger genäht, gewendet und abgesteppt. Nächste Woche kommen sie wieder, weil sie fanden es toll. Ich auch. Auch weil ich jetzt einen echten Grund habe, Ordnung im Nähzimmer zu schaffen und zu halten.

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Wir rechnen damit, dass innerhalb der nächsten zwei Wochen unsere Fasssauna geliefert wird. Das wäre einerseits wirklich toll (und aufregend, weil ich noch immer nicht weiß, wie der angekündigte 40Tonner unser schmales Sträßchen bewältigt), andererseits sind die vorbereitenden Arbeiten noch nicht abgeschlossen. Weil, wie das eben immer ist, wenn man etwas mal rasch anfängt, stellt man ganz schnell fest, dass hier noch ein paar Sachen zu betonieren sind und da sich das Bitumen von der Wand gelöst hat. Das Wetter beschließt eine Menge Regen auf die Baustelle zu schütten oder plötzlich doch so runterzukühlen, dass neues Bitumen nicht trocknen mag.

Fortschritte sieht man allerdings ganz hinten im Garten, dort wo ich täglich mein „Daily view. ‚gartenschau_2014“ für Instagram knippse. Ein riesiger Schmetterlingsflieder ist gefällt, der Wurzelballen ausgegraben. Meterlange Efeuranken habe ich vom Boden gezerrt und ungefähr sieben Grünschnittsäcke mit verdörrter Zitronenmelisse, die wie Unkraut bei uns wächst, gefüllt. Der nächste Schritt wäre, nun endlich einen Gartenbaumenschen zu kontaktieren, denn gleichzeitig mit der Sauna wird mein entzückendes Gartenhäuschen geliefert, das da hinten im Garten an meiner Lieblingsstelle aufgebaut werden soll. Möglichst auf schön befestigtem Untergrund, für den ich mich allerdings noch entscheiden muss und den der Gartenbaumensch gestalten soll. Denn so sehr es den besten Vater meiner Kinder oder mich reizen würde, da selbst kreativ aktiv zu werden – es fehlen know-how und Zeit. Vor allem Zeit.

Der künftige Kartoffelacker muss dringend umgegraben werden, die Erde ist völlig platt getrampelt, weil unser Brennholz per Kran auf dieses Fleckchen gehoben und von den Kindelein ordentlich per Schubkarre zu den Lagerstellen gekarrt wurde. Und ich sollte daran denken, spätestens Ende Februar Saatkartoffeln zu bestellen, die guten „Quarta“.

(ich freue mich auf´s Gartenjahr!)

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Im Nähzimmer entstehen derzeit einige Toffee Noses. Wenn sie zum Verkauf stehen, gebe ich natürlich rechtzeitig Bescheid.

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Der große Sohn steckt mitten in seinem schriftlichen Abi. Er ist ganz wunderbar entspannt, das freut mich. Und erschreckt mich. Und lässt mich schimmste Alpträume haben, die ich tagsüber lächelnd abtun kann. Für seine Deutscharbeit war er phantastisch vorbereitet: „Prosa und Drama hab ich mir draufgeschafft, Mama!“, sprach er, „Nur nicht den Wallenstein, den mag ich nicht.“ Sie ahnen es sicherlich: Prosa kam nicht dran, dafür aber der Wallenstein. Und weil ihm die expressionistische Lyrik auch nicht so recht lag, wählte er die Erörterung, wie wahrscheinlich zwei Drittel seiner Kollegen auch. „Bindestrich und die Notwendigkeit der Grammtik in der Schriftsprache“, so ähnlich jedenfalls. Er habe ein Weltuntergangsszenario entworfen, denn ohne Grammatik ginge schließlich alles den Bach runter. Wir sind gespannt.

Morgen schreibt er Sozialkunde. Da das sein erklärtes Lieblingsfach ist, wird er heute abend wahrscheinlich nur noch die Tagesschau gucken, um ausreichend vorbereitet zu sein. Schade, dass er sein Abitur nicht nur in Sozialkunde schreibt. Das finden wir beide. Chemie schließt nächste Woche Mittwoch die Arbeiten ab, dazwischen hat er immer frei. Da er nicht ständig lernen kann, dafür aber einen Führerschein hat, weiß ich viele tolle Sachen, die er in dieser Zeit machen kann: zum Wertstoffhof fahren, zum Beispiel. Oder das Altglas wegbringen.

Mittlerweile hat er auch im Waldkindergarten, wo er entweder ein FSJ (freiwilliges soziales Jahr) oder ein FÖJ (freiwilliges ökologisches Jahr) ableisten wird, hospitiert. Er kam schlammverschmiert und rotwangig nach Hause, hat ihm gut gefallen, da geht er wieder hin. Mein großer Sohn geht also nach dem Abi in den Kindergarten. So kann es passieren.

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Danke für Ihre vielen freundlichen Worte zu meinem letzten Blogeintrag, danke auch für´s fleissige Verteilen. Ich werde bestimmt in naher Zukunft noch ein bißchen dazu ergänzen, denn das Durchwühlen der alten Bilder zum Artikel hat viel hochgebracht, das will ich gerne teilen. Seien Sie nur nicht ungeduldig, weil Sie wissen ja: da draußen ist dieses echte Leben mit seinen vielen Baustellen.

Bis dahin, immer die Ihre.

 

 

3 Kommentare zu “Was man tut und doch nicht sollte,”

  1. steffi sagt:

    wir dachten damals das zu 150% stiller drankommt. auf dem tisch lag dann der verhasste wallenstein. gedichte waren noch nie so richtig das meine und so hab ich mir auch die erörterung gegeben. die erste stunde hab ich mit kaffee trinken und nudelsalat essen verbracht. das erste auf der klausur war ein fettfleck (schei…. plastikgabeln). nach der stärkung und einem zigarettchen auf dem klo liefs und 12 punkte waren für mich o.k.

    aber wie schon geschrieben: lassen sie das nieeeeee meine kinder lesen

  2. Mara sagt:

    … der (letzte Blogeintrag) war aber auch ZU schön geschrieben :-) Und wenn das selbst Kinderlose wie ich sagen, scheints erst recht zu stimmen !

  3. zwerg sagt:

    Ich fand Ihren letzten Post ganz hilfreich. Den Rest der Erziehung kann ich jetzt auf Risiko gehen und denken „das wird schon, das wird schon“. Und außerdem halte ich mir die Augen zu.
    Nein, natürlich pass ich auf, und doch haben Sie recht mit ihren Erziehung zu Messern. Ich durfte als Kind schließlich auch schnitzen und alle Finger sind noch dran!