Frau Brüllen fragt und heute denke ich rechtzeitig dran, obwohl dieser Tag so ruhig und entspannend war, dass ich nichts dazu zu schreiben habe. Lieber würde ich berichten, wie ich die Welt gerettet, Krebs geheilt und den kompletten Garten umgegraben habe. Nichts davon.

Der Tag begann wie üblich: Eisentablette, Orangensaft und Kaffee am Bett. Danach blieb es üblich: aufstehen, waschen, anziehen, Spiegelbild fotografieren. Erfreulich heute: der große Sohn hatte nur eine Stunde Unterricht (die er nicht zu schwänzen gedachte) und da der beste Vater meiner Kinder auf einem Seminar in Böblingen weilt, stand ein Auto vor der Tür. Der große Sohn durfte also seine Mutter zu verschiedenen Geschäften im Nachbarstädtchen fahren. Ist ja auch wichtig für ihn, dass er seine Fahrpraxis schult. Mitte März hat er sein Abitur, Anfang September beginnt sein Freiwilliges Soziales Jahr. Falls er sich nicht entschließt, dazwischen ein bißchen die Welt zu entdecken, fallen mir wirklich viele, tolle Sachen ein, bei denen er mir helfen kann.

Der große Sohn radelte nach unserem Einkauf zur Schule, ich verstaute Eingekauftes, räumte und kruschelte vor mich hin und begann das Wunschessen der Söhne zu kochen: Hähnchenfleisch, Knoblauch, Lauch scharf anbraten, mit  Asianudeln vermengen und mit Ei überbacken. Ein bißchen Sojasoße dazu und eine nicht raffinierte aber feine Mahlzeit ist fertig.

Die Söhne kamen zum Mittagessen, räumten danach die Spülmaschine aus und wieder ein und verschwanden in ihren Zimmer. Ich verzog mich ins Nähzimmer und stickte jede Menge Bären aus der Origami-Serie, denn vor längerer Zeit nähte ich mir einen Rock, der immer ein bißchen so aussah, als fehlte ihm was.

Die Söhne verabschiedeten sich, Mittwochs gehen sie immer klettern.

Ich platzierte Origamibären am Rocksaum und begann sie aufzunähen.

(Einschub: im Nähzimmer dudelt immer irgendeine Serie nebenbei. Aktuell ist es Emergency Room. Unglücklicherweise gerade Staffel 8 in der Dr. Greene stirbt und deshalb konnte ich nicht so schnell nähen wie ich wollte, weil ich dauernd hinschauen und schniefen musste.)

Irgendwann war der Rock dann aber doch fertig und ich freue mich auf´s erste Tragen!

(es handelt sich bei dem Rock wieder um das berühmte Filtertütenrock-Modell, für das es nur diese grandiose Nähanleitung gibt. Garantiert nie ein E-Book. Tut mir leid.)

Mittlerweile wurde aus dem verdächtigen Ziehen am Zahn so etwas wie ein richtiger Zahnschmerz und ich fürchte sehr, dass ich sämtlichen Mut zusammen nehmen muss, um zum Zahnarzt zu gehen. Passenderweise war es ja Mittwoch nachmittag, da haben die Ärzte – hier auf dem Land jedenfalls – die Praxen geschlossen. Und so hoffe ich, dass ich morgen entweder genug Schmerz oder ausreichend Mut haben werde, um beim Zahnarzt den Mund aufzumachen.

Viel mehr ist heute nicht passiert. Ich habe viel im Internet herumgelesen, habe mich gefreut, dass dieses kalte, gefährliche Internet schon wieder eine Hilfswelle ins Rollen brachte, diesmal für eine Großfamilie, deren gesamtes Hab und Gut verbrannt ist. Mit großem Vergnügen habe ich den Artikel „Sind wir nicht alle Andersesser?“ von NutriCulinary gelesen. Vor ein paar Tagen teilte ich auf facebook bereits eine link zu hunderachtziggrad°, in dem es ebenfalls um´s Essen geht: Heute gibt es Schichtsalat! Oder: Auch Veganer fahren Auto! Beide haben meine Gedanken zum Thema ganz wunderbar zusammengefasst.

In der nächsten halben Stunde kommen die Kindelein nach Hause, die Tochter sehe ich damit heute zum ersten Mal. Es wird Abendessen geben (Brot und irgendwas für drauf, dazu Gurke, Paprika und Mandarinen), danach zieht sich die Jugend in ihre Zimmer zurück. Der Jüngste wird direkt schlafen, die Tochter muss mit den Freundinnnen und dem Freund per whats app den Tag im jeweiligen Praktikum teilen und der Große wird das Internet nach neuen Nachrichten leerlesen und sicher nicht vor halb eins schlafen. Der beste Vater meiner Kinder wird irgendwann zwischen halb neun und neun heimkommen, müde und hungrig wahrscheinlich. Wir werden die wichtigsten Neuigkeiten austauschen, bevor ich Wäsche aufhänge und er der künftigen Sauna weitere Grundierungs-/Lasierungs/Imprägnierungs-Anstriche verpasst.

Wahnsinnig spannend, mein Tag. Morgen wird es auch nicht  ereignisreicher, allerdings kann ich Ihnen vielleicht morgen abend zeigen, ws ich im Nähzimmer gewurschtelt habe. (falls ich nicht als Häufchen Elend nach Zahnarztbesuch schmollend den ganzen Tag auf dem Sofa liegen muss.)

Lesen Sie doch bei Frau Brüllen, was andere Menschen so den ganzen Tag über machen.

4 Kommentare zu “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?”

  1. DreiPunkteWerk sagt:

    Um dem Tag etwas Würze zu verleihen, könnte frau den Schichtsalat-Artikel an eine Veganerin schicken, hihi…
    Danke für den interessanten Link!
    Schönen RUMStag,
    Kathrin

  2. me3ko sagt:

    Deine Beiträge lese ich (sehr gerne) schon eine ganze Weile, die site ist auch unter meinen „Favoriten“. Ich finde es so herrlich relativierend, so humorvoll und etwas Selbstspott. Danke, you made my day!
    Mach weiter so,
    LG, Me3ko

  3. A..Margarethe sagt:

    bei dir zu lesen ist immer wie ein Buch aufzuschlagen was den Alltag mit viel Humor ausdrückt….dein Schreibstiel ist einzigartig!!
    dein Rock ist echt gelungen und sitzen immer wie angegossen, welchen Stoff hast du unter den Stickmotiven liegen? (Grundmaterial)und wo hast du die tolle Spitzenkante gekauft? euch ein tolles Wochenende und liebe Grüße

  4. minibar sagt:

    Der Rock schaut echt Klasse aus.
    Eure Sauna ist also im Werden.
    Der große Sohn hat nicht mehr viel Schule, wie die Zeit doch vergeht.
    Viele Grüße
    Bärbel