Der Garten im Mai

27. Mai 2014

Gestern abend twitterte ich, ich habe da eine neue Garten-Event-Idee: Menschen kommen zu mir, um im Garten zu jäten und zu gießen, abends können sie dann den Garten genießen. Das ist natürlich nur halb ernst gemeint, denn so sehr mich die Idee einer Gartenhilfe, die für das Vergnügen im Garten schuften zu dürfen womöglich noch bezahlt (nach dem Vorbild einiger Winzer, die die Touristen gegen Bares Trauben lesen lassen :)) lockt, so sehr würde es mich wahrscheinlich stören, wenn fremde Menschen Sachen in meinem Garten machen. Mein Garten wächst mir jetzt in diesem Gewächshaus-Wetter-Mai buchstäblich über den Kopf, wahrscheinlich habe ich deshalb komische Gedanken und Ideen.

In meinem Gemüsegärtchen wuchert es. Letztes Jahr blickte man zu dieser Zeit an genau dieser Stelle stehend auf einen grünen Berg. Beinahe schulterhoch waren Brennnesseln, Goldruten und Winden zusammengewachsen. Zum Jäten hatte ich auch deshalb wenig Lust, denn das Haus, das sie da gegenüber sehen, ist das Haus in dem _jene Nachbarn_ hoffentlich nur noch bis Freitag wohnen.

Der beste Vater meiner Kinder und ich stopften im letzten Hochsommer unzählige Grünschnittsäcke voll, rissen den Kram einfach ab, schnitten klein, ignorierten Wurzeln und Samen. Hauptsache erstmal das Grünzeug wegschaffen. Der große Sohn grub das Stück um, ich robbte hinterher und klaubte Windenwurzeln aus der Erde, jätete Aufkeimendes, zerdrückte Schneckeneier.

In der Zwischenzeit baute der große Sohn das Fundament für diesen großen Kanister, den Sie im Bild nicht übersehen können. Er hat 1000 Liter Fassungsvermögen und dank dem Regen der letzten Tage ist er randvoll. (das Wasser von der Terrasse läuft dort hinein) Ich kann also ohne weite Gießkannen-schlepp-Wege meine Gemüseexperimente gießen.

Meine Kohlrabis zum Beispiel! Die wachsen und gedeihen prächtig und ich fühle echtenKohlrabi-Mutterstolz!

Nach einem Wachstumsstop wegen nächtlicher Kälte kommen jetzt auch die Tomaten und die Gurken, die den Kanister überwuchern sollen. Und die Kartoffeln sind bereits ordentlich angehäufelt. Das ist alles gut und schön und eine Freude zu sehen, wie es wächst und dieses öde Stück saftig grün wird.

Leider wächst auch sehr, sehr viel von dem, was nicht wachsen soll.

Klatschmohn, Melde, Schöllkraut, Gänsedistel und Miere lassen sich leicht jäten, aber die Winde… die verflixte Winde. Die wird mich noch mindestens zwei Jahre beschäftigen. Und wenn ich mit ihr fertig bin, kann ich mich mit dem Giersch amüsieren. Ich entdecke also die Freuden des Gemüsegärtnerns. Das beinhaltet auch hacken. Einmal gehackt ist halb gegossen oder so ähnlich heisst der kluge Gärtnerspruch, dessen Logik sich mir mittlerweile erschließt. Unsere fette Ton/Lehm-Erde backt nämlich bei Hitze zu einer sehr harten Kruste, die nur wenig Gießwasser durchlässt. Deshalb ist das Schwingen von Hacke oder Grubber derzeit meine bevorzugte Sportart.

Der restliche Teil des unteren Garten wird hingegen immer pflegeleichter. Wir lassen das, was auf dem Boden wächst, wachsen und schicken wöchentlich ein Kind mit dem Rasenmäher darüber. In der Mitte wachsen die Obstbäume, bzw. meine frisch gesetzte Rebe und am Rand blüht es fröhlich. Lücken am Rand will ich mit heimischen Gehölzen füllen, solche die im Frühling Bienen und im Herbst Vögel glücklich machen.

Die Apfelbäume, der Pfirsich- und der Birnbaum hängen sehr voll. Wenn nicht ein Sommergewitter da mächtig ausdünnt, kommt viel Arbeit auf mich zu. Da ist ein pflegeleichter Restgarten nicht das Schlechteste.

Am Ende dieses langen Stückes steht dann bald das Gartenhüttchen. Und dort darf der Garten dann auch wieder bunt werden. Nächstes Jahr dann. Wenn es weniger Winden im Gemüsegarten gibt.

„Unkraut“ kann übrigens sehr, sehr hübsch sein und darf deshalb auch wachsen. Hier der wilde Storchenschnabel:

Demnächst zeige ich Ihnen dann mal wieder das obere Gartenstück, das wir hochtrabend den „Wellnessbereich“ nennen. :) Demnächst heißt: wenn sich der Farn erholt hat, der von einem Raummeter Holz, der umstürzte, plattgedrückt wurde. Und wenn die vielen Funkien in ihren Töpfen endlich ihren endgültgen Platz gefunden haben. Demnächst eben.

 

10 Kommentare zu “Der Garten im Mai”

  1. Sandra sagt:

    Sie zerdrücken Schneckeneier ????…. brrrr. :-))))

    Ihr Garten regt mich zum Träumen und Verweilen ein. Und zum Genießen. Also genießen bei all der Arbeit nicht vergessen.

    Ich lebe gerade in einem Neubau mit Neubaugarten … da gibt es auch Unkraut. Aber sonst nix… nicht mal einen Baum … brrrrr.

  2. Reboka sagt:

    Also so abwegig ist diese Idee gar nicht, nennt sich WWOOF oder HelpXchange. Ich selbst hab das vor Jahren in AUstralien und Neuseeland gemacht. Man hilft ein paar Stunden am Tag im Garten, Haushalt, auf der Farm,woauchimmer und bekommt als Gegenleistung was zu essen und einen Schlafplatz. WinWin also. ;-)
    Gruß aus Graz
    Reboka

  3. Ulli sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    Vielen Dank für das Bild vom wilden Storchenschnabel, jetzt weiß ich endlich, wie das Zeug heißt, dass sich bei uns im Spielgarten so wohl fühlt!! Der ist nämlich auch erst nächstes Jahr dran mit aufgeräumt werden… Im oberen Teil gibt es schon ein paar Beete, aber meine Kohlrabi sehen noch SEHR mickrig aus gegen Ihre! Übrigens ein Tipp für weniger gießen bzw. Bodenverbesserung bei schwerem Boden: mulchen! Ich hab’s nicht glauben wollen, aber es hilft wirklich! Und wenn bei Ihnen wöchentlich Rasenschnitt anfällt – super, immer zwischen die Gemüsepflanzen damit. Auf jeden Fall: Hut ab, das ist ein echt toller Garten! Weiterhin einen grünen Daumen wünscht
    Ulli

  4. estilolu sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    ich bin immernoch neidisch auf die Kohlrabi. Meine haben noch nichtmal einen Kohlrabi Ansatz und sind noch zu klein für das Beet. Mit dem Girsch habe ich auch zu kämpfen, aber ich hab mal gelesen, dass Girsch ein Indikator für stickstoff- und nährstoffreichen Boden ist. Immer das Positive sehn! :)
    Ihr Beer und der Garten sind ja riesig. Krieg in meinem Kopf nicht zusammen wie das aneinander liegt..

    Liebe Grüße aus Stuttgart

  5. Mama.nadelt sagt:

    Giersch ist übrigens gar nicht sooooooooo übel, jedenfalls nicht, wenn man ihn zu Wildspinat verarbeitet. Meine Mutter macht das seit Jahren und hat sich auf die Weise mit dem Mistzeug arrangiert. ;o)

  6. Marie-Luise sagt:

    Liebe Frau Mutti, Ihr Garten ist toll! Mit den Winden kann ich Ihnen leider wenig Hoffnung machen. Ich erinnere mich, dass mein erster Mann vor 20 Jahren schon dagegen gekämpft hat. Nun hab ich schon den 2. (Mann) verschlissen – die Winden sind immer noch da, obwohl ich den Kampf jedes Jahr wieder aufnehme. Na ja, je älter man wird, desto gelassener ist man. In diesem Sinne – viel Spaß weiterhin in Ihrer grünen Oase. Marie-Luise

  7. Jutta sagt:

    Die Idee ist wirklich interessant. Könnte mir schon vorstellen, dass es klappen würde. Aber ich wollte auch keine Fremden in meinem Garten (die säßen mir auch ziemlich auf der Pelle) und ob die dann auch alles nach meinen Wünschen machen??
    Liebe Frau-äh-Mutti, ich weiß ja, dass sie immer noch auf der Suche nach der reich maechenden Idee sind (ich sage nur Quitten) und es kommt mir so vor, als ob die tatsächlich irgendwann bei Ihnen aufschlägt. Bin schon gespannt was es sein wird;-))
    Was diese unglückseligen Nachbarn betrifft, drücke ich nach wie vor GANZ FEST die Daumen!!!!!
    Der Kanister ist zwar (noch) reichlich hässlich, aber hey, wie praktisch ist das denn? Toll!
    Weiterhin viele Gärtnerfreuden und schöne Grüße
    Jutta

  8. Jutta sagt:

    Hallo Frau äh Mutti,

    der Garten ist Klasse – das Wetter wird bestimmt auch bald wieder besser.

    Und auch ich drücke soooo sehr die Daumen für den Umzug der Nachbarn……

    schöne Grüsse und schönen Feiertag Morgen.

    Jutta

  9. Iris sagt:

    So, heute ist der Tag der Tage! Tut sich etwas gegenüber? Ich würde dann nämlich mal mit Daumendrücken aufhören wollen, macht dauernd Tippfehler… ich arbeite doch heute als gefühlt Einzige… Herzlichen Grüße aus OWL, Iris

  10. Regina sagt:

    Na, das klingt ja, als hätten sie alle Zutaten für einen feinen Wildkräutersalat im Garten! :-) Viel Freude beim Werkeln & Genießen! Regina