Als Kommentar zu meinem letzten Beitrag wurde dieser Artikel der FAZ erwähnt: weiter kaufen, Primark macht stark

Natürlich rette ich nicht die Welt, wenn ich Primark o.ä. boykottiere. Den Anspruch habe ich nicht und glauben Sie mir, ich arbeite seit vielen Jahre in einem Weltladen, ich weiß, wovon ich spreche. Und ich habe auch keine perfekte Alternative, den „heile-Welt-Klamotten“-Laden gibt es nicht. Meine Wut kocht in erster Linie auch nicht (nur) wegen der Produktionsbedingungen, das muss ich ganz deutlich sagen.

Mich macht die Wegwerf-Mentalität wütend, das „ich brauch was Neues, aber billig muss es sein“-Gebahren, das „ich hab einen Kleiderschrank voll nichts anzuziehen“-Getue, die Suche nach dem Glück beim Klamottenkauf. Wenn der dreitürige Kleiderschrank überquillt, aber trotzdem der allerneueste Modeschrei gehört werden muss. Heute sind es Anker, gestern waren es Federn, vorgestern Füchse und davor Fliegenpilze. Egal was es morgen ist, ich kaufe es und der unmoderne Kram … bleibt im Schrank? Wird weggeworfen? Kommt zur Altkleidersammlung?

Es macht mich wütend, dass gestandene, kluge Frauen (und sicher auch Männer) sich jedes Jahr auf´s Neue diktieren lassen, was sie anziehen müssen, obwohl die Shirts von letztem, vorletztem, vorvorletztem Jahr völlig in Ordnung sind. Aber den falschen Schnitt oder die falsche Farbe haben.

Es macht mich rasend wütend, wenn dieser Scheiß-Spruch  „Frauen und Schuhe“ fällt. Aus vielen Gründen. Aber natürlich auch deshalb, weil es einfach nicht notwendig ist, jedes Jahr die Schuhkollektion (das Wort muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) auf den neuesten Stand zu bringen.

Schade, dass die acht Jahre alten Jeans noch passen, denn kein Mensch trägt mehr diese weiten Beine, jetzt müssen sie ganz eng sein. Und wenn eng wieder unmodern ist, dürfen die Jeans auf gar keinen Fall blau sein. Und ist es nicht paradox, Jeans mit Löchern und ausgewaschenen „used-style“-Stellen zu kaufen?!

Nein. Ein Boykott rettet die Welt nicht. Aber es schonte Ressourcen, Umwelt und letztlich sogar unseren strapazierten Geldbeutel, wenn wir nur ein bißchen Maß hielten. Uns nicht vorschreiben ließen, was uns schön macht. Wir wissen mittlerweile wohl alle, dass wir nicht schlank sein müssen. Jetzt sollten wir noch lernen, dass unsere Schönheit oder unser Wohlbefinden nicht von (billiger) Mode, die uns im allerschlimmsten Fall nicht mal steht, abhängig sind.

 

*****

Nein. Das Thema ist noch nicht durch oder gar. Aber ich bin im Garten.

 

 

 

15 Kommentare zu “billig, billiger, Primark. Teil 2.”

  1. SuRaBa sagt:

    Danke.Genau meine Rede.

  2. pfiffika sagt:

    Versuchen Sie mal eine Jeans zu kaufen und benutzen den Begriff „Köper“ „Schussfäden“ und „Kettfäden“, wenn Sie die Qualität beschreiben wollen, die Sie haben möchten… Ich bin aus so vielen Läden mit meinem Wunsch nach einer klassischen, altmodischen Jeans, ohne Bleichungen mit den Worten „Ham wa nich“, oder „das ist jetzt nicht Mode“ rausgegangen, dass ich meine verbleibenden Jeans hege und pflege. Oder mich mit Männerjeans auseinander setze.
    Genauso wie es für Damen kaum noch Jeans ohne Elasthan mehr gibt. Die Elasthanbeigabe sorgt dafür, dass weniger Schnittvielfalt notwendig ist, so dass viele Frauen gleicher Kleidergröße, aber mit sehr unterschiedlichen Frauen, „bedient“ werden können.
    Macht man darauf aufmerksam, dass die Seitennaht an den Oberschenkeln nach vorne zieht (Hinweis für Bein zu eng), dann heißt es nur:,, Das ist normal.“-„Das gehört so“-“ Ja, aber eine Nummer größer rutscht bei Ihnen ja.“

    T-Shirts sind, unabhängig von Marke und Preis, qualitativ selten haltbar, geschweige denn hochwertig.

    Ich habe Klamottenkauf sooooo satt! Egal wo, egal welche Marke.

  3. Tellerränder sagt:

    Dem ist nichts, aber auch gar nichts hinzuzufügen. Danke!!

    Und viel Spaß im Garten!!!

  4. sandra malik sagt:

    was mich an dem thema sehr stört ist, dass es eben nicht die sog. „unterschicht“ ist, die dort klamotten kauft, weil das geld knapp ist. da kaufen sehr wohl (mehrheitlich) frauen, die gern mal 500 euro für eine handtasche hinblättern und mehrmals im jahr urlaub in weitweitweg machen. da werden sogar frauenwochenenden organisiert, nur um vom süden – da ist primark noch nicht so vertreten – in die mitte des landes zu reisen, um dann billig einzukaufen. tütenweise. und besagte frauen tönen dann, dass sie ja niemals bei kik kaufen würden. es ist alles nicht zu verstehen. geiz frisst hirn.

  5. MonikaZH sagt:

    bei dem Thema könnte ich mich in Rage schreiben ohne Ende. Kik und Primark gibts hier (Schweiz) noch nicht, so weit ich weiss. Aber dafür H&M, VeroModa und andere. Alle Hans wie Heiri, keiner besser.

    Aber eben, z.B. „used“ Jeans, mit Löchern womöglich. – Früher wären die in der Altkleidersammlung gelandet, nach 10 oder mehr Jahren tragen. Und heute soll ich teures Geld dafür bezahlen sowas zu kaufen??? Und in Kauf nehmen dass Arbeiter in Indien oder Bangladesh knöcheltief in Säure stehen um die neuen Jeans künstlich zu altern? – Nee, oder?

    Ich erinnere mich dass in meiner Jugend Jeans die ersten 10 Wäschen separat (oder mit anderen Jeans) gewaschen werden mussten, weil sie abfärbten wie Hulle. Sie waren auch knütschblau am Anfang, erst mit der Zeit und dem Tragen kam der used-look.

    Ich hör auf, sonst wird das hier ein Roman den keiner lesen will. Und den andere schon sehr viel besser geschrieben haben.

  6. kleine fluchten ♥ sagt:

    Punkt :-)
    Schließe mich uneingeschränkt an.
    LG Tina

  7. Anna sagt:

    Ich finde es wahnsinnig wichtig das dieses Thema immer wieder kommt! Für jedes 2,- Shirt muss jemand anderes bezahlen!
    Und diese wegwerf Mentalität kotzt mich an!
    Wir haben keinen Goldesel und trotzdem schaffen wir es uns absolut ‚modisch‘ (nach unserem Geschmack halt) zu kleiden ohne einen Beitrag zur Ausbeutung zu leisten!
    Vieles wird gebraucht gekauft, online am liebsten hier: kleiderkreisel.de – fürs Töchterlein mamikreisel.de
    Wenns was besonderes sein soll, bin ich auch bereit dafür besonders viel auszugeben.
    Oder es wird geliehen! Mein Mann besitzt keinen schicken Anzug, wurde gebeten einen zu tragen,der Nachbar hat ne ähnliche Statur, nett nachfragen und ausgeliehen!
    Das Angebot an Flohmärkten und Kleidertauschbörsen ist mittlerweile wirklich groß.
    Wer es neu besser findet wird online sofort fündig: http://www.modeaffaire.de/einkaufen/frauen/ und in jeder größeren Stadt gibt es Läden die fairgehandelte Marken bieten. In Freiburg z.B.ist es kein Problem. Klar, dann kauf ich statt 5 T-shirts bei H&M nur 2 bei Zuendstoff- aber die behandel ich dann auch mit mehr Wertschätzung und hab somit mehr davon!

  8. Nette sagt:

    Wunderbar, auf den Punkt und mal wieder einfach wahr!
    Ich liebe Flohmärkte und kauf da auch Klamotten, warum auch nicht ? Und Löcher in die Jeans mach ich mir selbst …. Liebste Grüße NETTE

  9. marion sagt:

    Die Auswahl in den nächstgelegenen Städten beschränkt sich hier auf die üblichen Modeketten. Die haben Standardsortimente…das aktuelle Design in Modefarben und Grôssen bis 40. In die Grösse passe ich nicht, in die „modischen“ Sachen möchte ich nicht. Weil sie mir nicht gefallen und nicht zu meinem Leben passen. Sowieso glaube ich, dass die Kleidungsindustrie an vielen Menschen vorbeiproduziert. In Herstellungsweise, Design, Qualität, Ideologie. Nur zeigen wir Verbraucher das leider nicht deutlich genug……

  10. the-sun sagt:

    Als sie das erste mal über Primark schrieben, musste ich das erstmal googeln, hatte ich doch noch nie davon gehört.
    Nun bin ich auch überhaupt nicht an Mode interessiert, zusätzlich sieht der Einbauschrank in unseren alten Haus 2x 50 cm für jeden vor, da ist dann eh kein Platz für ‚mag ich nicht mehr‘ oder ‚passt nicht mehr‘, dass muss dann sofort raus, wenn da mal was Neues rein soll.
    Ich kann also gar nicht richtig nachvollziehen, was Menschen dazu treibt sich im Überfluss neue Klamotten zu kaufen. Ersatzbefriedigung?

    Ratlos, britta

  11. Anna sagt:

    Das Thema lässt mich nicht los…
    Eine Lösung (nicht die Einzige) für Jeans findet man z.B.hier: http://www.manomama.de/shop/damen/hosen-und-roecke/49/augschburgdenim-a3-straightfit-nicole
    Ich find diese Jeans spitze!

  12. Ev sagt:

    PUNKT!!!

  13. Wiebke sagt:

    Na, aber die Jeans mit Elasthan sind auf alle Faelle bequemer, wenn man zu Gewichtsschwankunen neigt sowieso. Die alten ohne Elastan, ja naja die kneifen manchmal. Und ich finds auch ok, ich kauf kaum was, aber ich moechte Wetten hier kommt doch jeder auf 10 paar Schuhe, ich wohl auch wenn ich Wanderschuhe fuer wild, Wnderschuhe fuer nicht so wild, Kletterschuhe, Turnschuhe, Gummistiefel und so mitzaehle. Aber ich kenne auch nemanden mit wesentlich mehr. Und mal eben Tshirt fuer 100 Euro kaufen weils Inland produziert wird und dann 3 Jahre laenger haelt naja. Nichtsdestotrotz kaufe ich natuerlich auch nicht in Schrottlaeden schreott weil ichs mir naemlich leisten kann, aber ich kenne auch NIEMANDEN der jedes Jahr die Garderobe wechselt. Und es gibt tatsaechlich Leute mit viel kleinerem Budget, da ist dann die Frage eher billig Tshirt oder garkein Tshirt, gibts tatsaechlich. (primark und kik kenne ich garnicht, ich leb woanders, aber auch damals als ich in Deutschland lebte gabs den woolworth).
    Aber stimmt natuerlich ansich schon alles, nur dass die Schuhkollektionsleute wohl eher in teureren Laeden kaufen..

  14. Mara sagt:

    „Ich kanns mir nicht leisten, billig einzukaufen!“ sagte doch mal jemand so treffend!
    Stimmt doch: Weder moralisch, noch menschlich, noch finanziell kann ich mir vorstellen, bei P. einzukaufen.
    Und ich wohne quasi direkt nebenan. Aber allein der Geruch dort macht es mir unmöglich, diesen Laden auch nur zu betreten.
    Interessanterweise fahren die Käufer oft mit großen SUVs (mit Umland-Kennzeichen) vor… beliebt sind sie hier nicht…

  15. antje sagt:

    ok, dann eben nochmal: Alternativen: Second hand und selber machen (kann man lernen, ja und auch ich arbeite – Vollzeit).

    Second Hand in allen Grössen, meistens sogar eher grössere Grössen (eigene Erfahrung). Und eben nicht nur „das was grad Mode ist“-Farben und Formen).

    Und beim Second Hand am besten noch ein “ehrenamtlicher” wie SRK, Oxfam o.ä.: da kann man übrigens auch die abgelegten aber noch guten eigenen Klamotten (zum Verkauf) spenden.

    Und oftmals noch nie getragene Schuhe – ob allerdings die „Ausrüstung“ von Primarkklamotten nicht ungesunder ist als bereits getragene Schuhe…

    Sonst noch Fragen?!