Noch ein Vorsatz,

2. Januar 2015

nein eher ein „lange aufgeschoben und jetzt sollte ich mal“: System in meine Rezepte zu bringen.

Viele meiner (unserer) Lieblingsrezepte habe ich im Kopf, dort geht es ihnen ganz prima. Wollen aber der beste Vater meiner Kinder oder die Kindelein eines dieser Rezepte kochen, müssen sie immer erst fragen. Das ist umständlich.

Andere Rezepte stehen in einem Büchlein, dass ich vor zwanzig Jahren anlegte. Der Einband hat sich längst verabschiedet, viele Seiten sind eingerissen, fleckig oder verblasst. Im Büchlein liegen etliche lose Zettel mit Rezepten, die ich irgendwann irgendwo aufgeschnappt habe oder die mir irgendjemand irgendwann irgendwo aufschrieb.

Einige Rezepte stehen auf Zetteln, die sich in der Rezeptesammelmappe meiner Oma befinden. In ihrer Handschrift, mit Dekagrammangaben oder diesem geschnörkelten Pfundzeichen. Und mit Zutaten, die ich einfach nicht mehr bekommen oder nicht genau weiß, wie sie noch heißen könnten: „Schmer“* zum Beispiel. Ohne Gradanzeichen für den Backofen, ohne Länge der Gardauer. Kochen nach Gefühl und die meisten Rezepte schmecke ich noch auf der Zunge, habe mich aber bisher nicht getraut, sie nachzukochen. Wegwerfen geht aus sentimentalen Gründen natürlich auch nicht.

*meine Oma buk daraus Schmerkipferl. Ein blättriges Hefegebäck mit Zwetschgenmusfüllung. Ich würde alles dafür geben, dürfte ich nochmal eines essen! Schmer könnte das Schweine-Pendant zu Rindertalg sein, ich bin mir aber nicht sicher.

Manche Rezepte stehen in diesem Internet. Ich weiß, wer sie gebloggt hat und so werfe ich bei Bedarf den Namen des Gerichts und des Blogs in die Suchmaschine meines Vetrauens und hoffe, dass das Blog nicht zwischenzeitlich geschlossen wurde. Es hat fünf Jahre gedauerte, bis ich mir das Rezept für das geliebte Zitronenhuhn wenigstens ausgedruckt habe, statt es immer wieder neu zu suchen. Bei dieser Gelegenheit nun auch endlich: „Danke für dieses und viele weitere Rezepte, Frau Zorra!“

Wenige Rezepte habe ich bei Meisterkoch (o.ä.) gefunden, doch gerade jetzt zu Silvester, als ich auf der Suche nach perfekten Fonduesoßen war, wurde ich dort nicht so recht glücklich. Das lustigste Rezept war für die Honig-Senf-Soße. „Man nehme Honig, Senf, ein bißchen Salz und zwei Prisen Zucker.“ Zucker? Warum?

Mir schwebt ein liebevolle, handgeschriebene Sammlung vor, die regelmäßig ergänzt und erweitert wird. Mit kleinen Anmerkungen, was dazu passt und wessen Lieblingsgericht es ist. Vielleicht auch ein ansprechendes Bild dazu. Ob in einem Karteikasten oder einem Ringbuch, das weiß ich noch nicht. „Machen Sie doch einfach“, sagen Sie da draußen ganz sicher, aber das ist gar nicht so einfach. Es scheitert nämlich mittlerweile daran, dass ich dieses Schreiben mit der Hand ziemlich verlernt habe. Meine einst gar nicht mal so schreckliche Handschrift hat sich in etwas verwandelt, das den Spuren eines aufgescheuchten Huhnes ähnelt. Tippen geht viel schneller. Und fehlerfreier. Und ist nicht so anstrengend, wie ich beim Schreiben der wenigen Weihnachtskarten bemerken musste.

Ich schiebe das also vor mir her, obwohl mir eine sortierte Rezeptsammlung das Leben garantiert erleichtern würde. Spätestens nächstes Silvester, wenn ich auch der Suche nach dem Rezept für diese rote, scharfe Soße, die alle so sehr mochten, verzweifele. (weil ich diese Soße nämlich irgendwie zusammengerührt habe und es kein Rezept zum Nachbauen gibt. Jedenfalls nicht, solange ich es nicht aufschreibe.) Also. Nächste Woche, wenn hier langsam wieder der Alltag einkehren wird, fange ich an. Sammeln, zusammenstellen, aufschreiben. Mit meinem neuen Schönschreibfüller.

19 Kommentare zu “Noch ein Vorsatz,”

  1. Mela Kunterbunt sagt:

    Hach…das steht auch auf meiner „Gute Vorsätze für 2015“-Liste. Die Rezepte endlich mal an einem Ort gesammelt notieren, zahlreiche Rezeptheftchen und Backbüchlein aussortieren und nebenbei auch einen blick in die vielen (eingestaubten) wenig genutzten Kochbücher zu werfen, um Neues auszuprobieren.
    Meine Version steht schon fest – also zumindest in meinem Kopf – es wird ein Karteikasten mit Unterteilungen..Suppen, Fleischgerichte, Vegetarisch, Süßspeisen,…
    Ja – ähm jetzt sollte nur noch die Umsetzung klappen

    Lg Mela

  2. Alaizabel sagt:

    Frau Mutti, darv ich Ihnen eine Anregung geben?
    Ich selbst fahr auch momentan darauf ab wie nur was – ein Filofax ist ziemlich beliebt als Rezeptsammlungsaufbewahrungsding ;) am meisten durchgesetzt hat sich wohl ein Domino http://www.filofax.de/domino-organiser-0278-a5-34po.html in A5 :) wenn Sie gern noch ein paar Infos haben möchten, schreiben Sie mir ruhig!

  3. Alaizabel sagt:

    ups, meinte natürlich *darf -.- Aufregung und dicke Finger passt nicht wirklich zusammen!

  4. Mariti sagt:

    Halo Frau Mutti,
    erst einmal Ihnen und Ihrer Familie ein wundervolles neues Jahr.
    Das mit den Rezepten kenne ich sehr gut, habe bisher noch keine endgültige Lösung gefunden. Aber schon mal für meine Nachkommenschaft einen immerwährenden Kalender geschrieben und dabei in den jeweiligen Monaten die passenden Rezepte der Familie verewigt. Ich kann Ihnen sagen, die mittlerweile ausgeflogene Kinderschar war höchst begeistert. Und Schmer ist bei uns Schmand.
    Beste Grüße Mariti

  5. Brigitte sagt:

    Öha, da haben Sie sich aber etwas vorgenommen!!! viel Erfolg (ganz ehrlich). Meine Familie muss sich mit einer Rezeptdatenbank und einem Ordner voller ausgedruckter oder von ganz vielen unterschiedlichen Leuten handgeschriebener Rezepte begnügen, immerhin nach Fisch, Fleisch, Nudeln, Sonstiges, Dessert und Kuchen sortiert. Immerhin! Und dann gibt es noch die Rubrik „muss noch ausprobiert werden“, die als Zettelsammlung auf dem ungenutzten Küchenstuhl lagert :-)
    Was ich gerne hätte, wäre das handgeschriebene Kochbuch meiner Großmutter, ist aber in Sütterlin geschrieben, das kann nur die große Schwester lesen und die kommt nicht in die Puschen…..

  6. Bärbel sagt:

    Zuerst mal ein gesundes neues Jahr gewünscht.
    Schmer kenne ich auch noch aus der Kinderzeit. Den gab es beim Metzger – vielleicht gibt es das heute noch. Wenn man Onkel Goo*le fragt, ist es Schmalz vom Schwein, doch es ist nicht das ausgelassene Schmalz in der Dose. Meines Wissens wurde es ungegart sehr klein geschnitten und verarbeitet.
    Ich frage meine Mutti noch einmal, sollte es anders sein, melde ich mich noch.
    Wir haben früher auch alle Stollen selbst gebacken, da kam es auch mit rein.

    LG Bärbel

  7. oma eis sagt:

    Schmer bekommst du beim Metzger deines Vertrauens unter dem Namen „Flomen“. Das ist unausgelassenes Schmalz.
    Kleingeschnitten und ausgelassen werden Grieben daraus.

    Gruß Mama

  8. kelef sagt:

    oma eis kam mir zuvor, ich habe noch den link gesucht: https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Schmer

    schmer und schmand und schmalz sind drei sehr verschiedene dinge …

  9. Iris sagt:

    Danke für den ersten Lachflash des Jahres 2015 … DIE Oma Eis, also die echte nehme ich ja an … weiss und wusste es die ganze Zeit *gacker* ..

  10. Monika sagt:

    Erst einmal ein frohes, gesundes und wunderschönes Neues Jahr !!
    Ich bin dazu übergegangen, Rezepte abzutippen, möglichst ein Foto des Ergebnisses hinzuzufügen, das Ganze abzuspeichern und einmal auszudrucken. Den Ausdruck sammle ich in einem hübschen Ordner in der Küche. So habe ich sie immer parat und im Notfall noch gespeichert.
    Herrlich finde ich den Kommentar von Oma Eis !
    Da ist doch die Lösung des Rätsels so nahe gewesen !!!
    Liebe Grüße
    Monika

  11. Mariti sagt:

    Ich meinte natürlich auch Schmalz

  12. EllenKamika sagt:

    Witzig- ich hätte einen Blogartikel exakt so schreiben können, denn die gleiche Art Sammlung an Rezepten habe ich auch. Man kann auch ganz deutlich erkennen, welche Rezepte am häufigsten genutzt werden ;-) Und ich habe sogar schon ein Buch, in das ich die Rezepte eintragen möchte… nur die Zeit, die Zeit… aber es ist nie so akut, dass ich mir wirklich mal Zeit nehmen kann/muss/möchte, um es auch mal zu machen… Aber irgendwann mal…

    Und ich nutze jetzt auch mal die Gelegenheit und bedanke mich für DAS Plätzchenrezept des Jahres! Ich habe mir hier die Schneeflocken rausgeschrieben, und obwohl sie beim ersten probieren (noch heiss!) nicht meine liebsten Kekse waren kann ich jetzt sagen: JA, sie werden besser, wenn sie 2 Wochen in der Dose durchziehen! Meine Familie ist definitiv süchtig danach, und hat sie zu den besten Weihnachtsplätzchen gekürt. Es gab sogar ein Gerangel um die letzten 3 Plätzchen….
    Also, danke fürs Teilen :-)

    Liebe Grüße
    Katha

  13. kleiderschmiede sagt:

    Wir haben so ein Kochbuch mit Rezepten. Einfach ein Din A5 Ringbuch.
    Mein Tipp wäre: Notizblock und Stift in die Küche legen, Rezept beim Kochen notieren (oder danach) – im Prinzip reichen Zutaten und Backzeiten – Foto machen und sich oder einem dafür abgestellten Familienmitglied als Mail schicken. Dann hat man zumindest schonmal die Grundinfo. Wenn man (oder einem Familienmitglied die Aufgabe überträgt) dann mal die Muße hat, kann man die Rezepte ausführlich niederschreiben, entweder mit der Hand und z.B. in ein Ringbuch einheften (da empfehlen sich Klarsichthüllen, da das Papier beim Kochen oder Backen gerne Schaden nimmt) oder wie oben erwähnt ein Karteikasten.

  14. nima sagt:

    Ich musste gerade sehr schmunzeln – denn wissen Sie welchen Post ich heute morgen verfasst habe? http://nimalein.blogspot.co.at/2015/01/es-wird-zeit-fur-ein-wenig-ordnung.html

    Denn es ist wirklich sehr schwierig ein gutes System für die eigenen Rezepte zu finden!

    Alles Liebe
    Frau nima

  15. zorra sagt:

    Gerne doch Frau Mutti! So ein Handgeschriebenes Kochbuch ist schon was Schickes, aber ich bin ehrlich gesagt zu bequem dafür. Falls Sie es schaffen, chapeau!

    Ach ja und die Prise Zucker ist wie die berühmte Prise Salz, sie rundet den Geschmack ab.

  16. Manuela sagt:

    Ich habe meiner Schwester zu Weihnachten ein Kochbuch gemacht. Dazu habe ich die losen Zettel (die wir gleich haben) gekocht, fotografiert und samt Rezept in ein Fotobuch eingetragen. Bei Feinkost Albrecht kann man die Software laden und die Datei immer wieder aktualisieren. Weil: alles auf einmal zu schreiben wäre mir dann doch sehr aufwändig gewesen.:-)So nach und nach war es aber okay.
    Mit den Seiten in matt ist es wie ein richtiges Kochbuch geworden und die Zettelsammlung deutlich geschrumpft.Man Kategorien bilden und jeder eine Hintergrundfarbe zuordnen. Seiten verschieben und einfügen ist babyleicht. Wenn ich den glänzenden Augen glauben darf, hat sie sich sehr darüber gefreut – und ich somit auch :-)

    Nette Grüßle
    Manuela

  17. Doro sagt:

    Ein frohes neues Jahr!
    Vielen Dank fürs Weiterschreiben und viel Erfolg beim Rezeptbuch. Ich habe diesen Plan aufgegeben und werde ihn erst zur Rente wieder hervorholen. Vorher habe ich ohnehin keine Zeit. :-(
    Ein wunderbares Jahr wünscht
    Doro

  18. Ruthy sagt:

    Schmerkipferl!!! Sie haben mir den Mund wässrig gemacht. Soweit ich mich erinnern kann, war/Ist Schmer so eine Art Fettnetz vom Schwein.
    Doch werd ich vermutlich nie wieder in diesen Genuß kommen…eben die Omi, von der damals auch das Rezept für dieses Fischpaprigaschdingens stammte, sie hat uns leider im Oktober verlassen…

  19. kelef sagt:

    ach, ruthy, das netz ist wieder etwas ganz anderes: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fettnetz&redirect=no

    im prinzip ist es dazu da, das gedärm zusammenzuhalten. wenn es reisst, hat man einen leisten- oder nabelbruch, bei mensch wie tier.

    beim kochen ist das netz recht praktisch, wenn man sich das zusammenhalten von z.b. rindsrouladen durch zahnstocher, spicknadeln oder ähnliches ersparen will, man kann auch kohl- oder krautrouladen zusätzlich damit umwickeln, damit man sie besser drehen kann beim dünsten.

    ausserdem gibt es auch wurstwaren, bei denen statt wursthaut ein netz verwendet wird, z.b. saumeisen: http://www.rezeptewiki.org/wiki/Saumeisen, siehe auch hier: https://www.google.at/search?q=saumeisen&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=CianVJDqHsvWywO0hYDICw&ved=0CCgQsAQ&biw=754&bih=579 (gibt es meist geräuchert, dann gekocht und mit diversen beilagen).

    schmer ist das fett, das zwischen dem netz und der haut liegt.

    hier in österreich gibt es sowohl schmer (heisst hier dann fett oder filz) und netz oft schon im supermarkt, fertig abgepackt. wir sind wohl das land der seligen.