Vorsätze brechen
24. Oktober 2015
„Ein Jahr lang kaufe ich mir keine neuen Klamotten“, war mein Vorsatz für 2015. Ich habe ihn durchgehalten bis vorletzte Woche, als ich meinen Kleiderschrank von Sommer auf Winter umsortierte und feststellte: das was letzten Winter schon Löcher hatte und schäbig war, hat noch immer Löcher und ist irgendwie noch schäbiger. Dafür passen die beiden sehr schmalen Cordhosen wieder. Doch nicht so schlecht, alles, aus dem ich in irgendeine Richtung rauswachse, zu entsorgen. Scheinbar schwanke ich beim Gewicht noch immer mit +/- fünf Kilo. Somit habe ich jetzt quasi zwei neue Hosen im Schrank und das ist ein merkwürdiges Tragegefühl, weil ich knapp zwei Jahre lang ausschließlich Röcke trug, jetzt aber, bei herbstlicher Suddelwetterhunderunde, Hosen ganz praktisch finde.
Oberteile fehlen. Ausnahmsweise kommt mir die Mode diesen Winter entgegen, denn dieser ganze oversized-Kram passt mir ganz prima! Endlich kann ich auch mal so niedlich-mädchenmäßig meine Hände in den Ärmeln verstecken. Zwei Oberteile und eine Strickjacke sind nun schon neu in meinen Schrank gewandert, gleichzeitig habe ich begonnen, Altes umzuarbeiten und ein bißchen aufzupeppen. Dann geht das noch ein, zwei Jahre. Heute abend bestelle ich mir eine weitere Hose, drei Oberteile und eine neue Jacke und dann ist wieder Schluss für dieses Jahr.
Da ich aber nicht ganz durchgehalten habe – jetzt schon ein kleiner Rückblick. Es ist gar nicht schwer, sich keine neuen Klamotten zu kaufen, wenn man eine Nähmaschine hat und keinen ausgeprägten Sinn für Mode. (Das liest sich jetzt so, als würde ich mir alles selbst nähen. Tatsächlich nähe ich mir nur meine geliebten Filtertütenröcke und ab und zu ein Oberteil, dass mir dann aber nicht passt oder gefällt.) Obendrein finde ich, dass „shoppen“ eine grauenhafte Zeitverschwendung gepaart mit jede Menge Stress und Frust (und schlimmer Umkleidekabinenerlebnisse) ist, darauf zu verzichten war wirklich nicht schwer. Bisweilen kam ich doch in Versuchung, gerade beim notwendigen Klamottenkauf für die Familie, mir auch noch ein Shirt oder so mit in den Warenkorb zu schmeißen. Tat ich nicht und heute finde ich es schrecklich schade, dass ich nicht das Geld, das mich das Versuchungsshirt gekostet hätte, weggelegt habe. Wäre schön gewesen zu sehen, wieviel ich gespart habe. Ganz konsequent war mein Klamottenkaufverzicht allein deshalb nicht, weil ich jede Menge Stoff gekauft habe, um mir davon neue Röcke zu nähen. Tja.
Mein Kleiderschrank ist noch immer gut gefüllt, die ältesten Kleidungsstücke darin sind über zwanzig Jahre alt. Ich habe vor Jahren aufgehört, Mode wichtig zu nehmen, sondern Kleidung für mich zu finden, in der ich mich schön finde und wohlfühle. Obendrein fällt es mir immer schwerer Kleidung zu kaufen, die meinen Ansprüchen an Qualität genügt. Schuld daran ist, dass ich mir eben einiges selbst nähe und das geht eben nicht immer Pia mal Daumen mit abstehenden Fäden und schiefen Nähten, wie es bei wirklich vielen, auch hochpreisigen Kleidungsstücken der Fall ist. Über die Herstellungsbedingungen von Kleidung mag ich erst gar nicht sprechen, zumal mir da echte Alternativen fehlen.
Nächstes Jahr brauche ich neue T-Shirts. Fünf Stück sollten reichen, die Trägerhemden sind noch in Ordnung. Vielleicht nehme ich den diesjährigen Vorsatz einfach mit ins nächste Jahr.
24. Oktober 2015 um 19:03
Hallo Frau Mutti,
das ist ein ganz wunderbarer Ansatz wie ich finde! Auch ich überlege immer mehr was ich kaufe und ob ich es wirklich brauche- im Hinblick auf Herstellungsbedingungen.
Und gerade gestern Abend bei DAS im NDR Fernsehen Frau Sina Trinkwalder von http://www.manomama.de entdeckt. Die Dame lässt Kleidung ausschließlich in Deutschland herstellen. Vielleicht ist da auch was für Frau Mutti dabei.
Ansonsten Vielen Dank für die unterhaltsamen Einblicke in Ihren Alltag,
eine andere Mutti aus dem Norden
24. Oktober 2015 um 19:26
Liebe Tina,
ich habe zwei Wickelkleider von manomama. Die Idee und Politik dahinter gefallen mir gut, die Qualität der Kleider leider nicht so sehr. Es ist nicht einfach :)
25. Oktober 2015 um 18:10
Ach Schade ;) – es ist ein schmaler Grad!
25. Oktober 2015 um 20:03
Hatte mich von Ihrem Vorsatz insprieren lassen. Bin auch erst jetzt im Herbst schwach geworden, weil ein Paar geschlossene Schuhe nötig waren und ein Pullover über mehrere Wochen lockend nach mir gerufen hat. Das war es aber auch in diesem Jahr.
Danke
26. Oktober 2015 um 10:28
Liebe Frau-Mutti! Ich bin eine stille Leserin, muss heute aber unbedingt mal loswerden: Was das „shoppen“ betrifft, sprechen Sie mir aus der Seele! Meine Freundinnen schauen sich nach Städtetripps auf meinen Fotos an, in welcher Stadt sie waren. Sie selbst haben ja nicht so wirklich Zeit für ausgiebige Stadtbesichtigungen, weil das „shoppen“ im Vordergrund steht.
Ok – das ist übertrieben. Aber nur etwas. :-)
LG
26. Oktober 2015 um 21:15
Hallo Frau Mutti!
Was bin ich froh, Sie wieder lesen zu können!!! Ich habe Sie sehr vermisst und freue mich, dass ich diesen Blog unter „still“ zwischengeparkt habe (und nicht einfach gelöscht!)
Ich mag Ihren Schreibstil und die Geschichten aus der Grünen Villa, da kann man sich manches Mal wieder erkennen oder sehr nützliche Tips für sich entdecken. Schön, dass Sie wieder schreiben.
Liebe Grüße, Liane aus HH
27. Oktober 2015 um 07:13
Ich finde solche Vorsätze ganz großartig.
Kennen Sie Meike Winnemuth’s Blog „das kleine Blaue“? Ein Jahr lang das gleiche Kleid. Auch großartig. Ich kann mir vorstellen, das beides unglaublich entspannt…
Ich möchte das auch so gern durchhalten, und dann hüpft mich doch wieder was Hübsches an…
Allerliebste Grüße aus der Hauptstadt – ich freu mich so sehr, wieder von Ihnen zu lesen!!!
Nane