klitzekleines Gejammere

28. Oktober 2015

Der Weihnachtsmarkt in Nierstein muss in diesem Jahr ohne das entzückende Schnickeldi von Frau Mutti auskommen. Frau Mutti bekommt nämlich nichts auf die Reihe und hat nicht mal die Hälfte von dem genäht, was sie um diese Zeit schon hätte genäht haben müssen.

Es ist ein Elend, die Zeit rinnt mir durch die Finger und wenn ich dann doch Zeit hätte, bin ich krank. Magen, Schnupfen und wieder Magen. Immerhin hat eine sehr gründliche Untersuchung von diversen Körperflüssigkeiten und -ausscheidungen, sowie ein großer Organschall gezeigt, dass ich ein sehr gesunder Mensch bin. Mit geknickter Gallenblase (medizinisch nicht relevant, aber hübsch anzusehen), jugendlicher Milz, perfekter Leber, schönen Nieren und einer Bauchspeicheldrüse, in der kein Krebs wächst, obwohl man das mal kurz vermutet hatte. Der Zucker dürfte höher sein, der Eisenspeicher voller und am Besten wäre ein deutlich höherer Blutdruck, weil dann wäre ich vermutlich nicht immer so müde und schlapp. Aber so ist das nun mal. Ich bin ein Mensch mit sehr niedrigem Blutdruck und Magenkram. Wenn ich irgendwas als Stress empfinde, haut es mir auf den Magen, dauert das länger an (selbst tolle Sachen, die halt ein bißchen anstrengend sind), entzündet sich die Schleimhaut. Ist so, ist seit Jahren so. Der fiese Heliobacter isses nicht, das wurde untersucht, mehr so eine vererbte Sache, die sich durch die Familienchronik zieht. Gut zu wissen, kann man händeln.

Dass ich mir bei der letzten Konsultation bei Dottore dann einen wirklich fiesen Schnupfen mit heim nahm, war wahrlich schlechtes timing, nicht nur in Hinsicht auf die Arbeit im Nähzimmer. Den beginnenden und dann heftig anwesenden Schnupfen habe ich ignoriert, habe mit der Freundin Geburtstag gefeiert und danach mit dem besten Vater meiner Kinder und das ist einfach keine gute Idee. Ein ignorierter Schnupfen muckt nämlich auf und fordert letztlich dann noch mehr Aufmerksamkeit. Ich lag also schon wieder zwei Tage flach und verbrauchte sehr, sehr viele Taschentücher, Nasentropfen und nicht so viele Ibuprofen, wie ich gerne gewollt hätte, weil … die gehen ja auf den Magen, das wollen wir nicht.

Jetzt stehe ich wieder einigermaßen senkrecht und habe obigen Beschluss getan: kein Weihnachtsmarkt, kein Stress.

Schuld am geringen Schnickeldi-Sortiment ist natürlich auch der gar nicht mehr so kleine Hund, der zwar wahnsinnig gerne mit ins Nähzimmer kommt, dort aber einfach viel zu vielen Versuchungen widerstehen muss! Garnrolen darf sie nicht zerbeissen, nicht den Eimer mit den Stoffresten durchwühlen oder die Kissen mit der Füllwatte zerfleddern. Besonders streng verboten ist das Zerkauen von Nähmaschinenpedalen und den daran hängenden Kabeln. Das findet sie alles blöd, das Spielzeug, das sie haben darf, ist voll langweilig und ich erlaube auch nicht, dass sie die ganze Zeit an irgendwelchen Lammfüssen oder Rinderluftröhren herumnagt, ihrer Figur zuliebe. Vermutlich habe ich da in der Hundeerziehung irgendwas Grundlegendes falsch gemacht, denn alleine im Wohnzimmer bleiben, während ich im Nähzimmer vor mich hinwurschtele ist auch keine Option. Sie ahnen nicht, wie herzzerreissend Tupfenlola weinen kann und wie butterweich mein Herz dann wird. Deshalb klebt sie wie ein Schatten an mir und das ist ein bißchen schade, denn demnächst muss sie einmal fünf Stunden ganz alleine bleiben. Im besten Fall verschläft sie diese Zeit, im schlechtesten Fall dekoriert sie das Wohnzimmer um. Letzteres müssen aber die Kindelein in Ordnung bringen, denn der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib urlauben dann mit dem Schreinerfreund nebst Gattin in Holland. Hurra. (und schon wieder keine Zeit zum Nähen, mein Entschluss ist absolut richtig.)

 

(geschrieben im Nähzimmer, in den zehn Minuten, die der gar nicht mehr so kleine Hund braucht, um eine Rinderluftröhre zu schreddern)

8 Kommentare zu “klitzekleines Gejammere”

  1. Sigrid sagt:

    Gibt es für das schon genähte Schnickeldi dann hier wieder ein Schaufenster? ;-) *ganz lieb guck*

  2. kleine fluchten sagt:

    Mein früherer Hausarzt, dem ich nicht zuletzt wegen seiner aufbauenden Sprüche den Rücken gekehrt habe, sagte zu dem Thema immer „Leute mit niedrigem Blutdruck haben zwar ein beschissenes Leben, werden dafür aber in der Regel sehr alt!“ – darauf einen Kräutertee ;-)
    Ansonsten reiche ich Ihnen auch beim Rest die Hand – der Stressanfälligkeit und der Weihnachtsabstinenz nämlich, ich habe aus ähnlichen Gründen beschlossen, im Shop nahtlos von der Sommer- in die Winterpause überzugehen. Ganz egoistisch, fühlt sich super an….
    LG Tina

  3. Selphie sagt:

    Hihi, mir geht’s genauso mit dem Nähen, nur dass ich einen 15 Monate alten Wirbelwind zu Hause habe (ein Kind, kein Hund ;)). Er zerbeißt zwar keine Nähpedale und auch das Zerbeißen von Garnrollen konnten wir ihm glücklicherweise abgewöhnen, dafür findet er jegliches Nähutensil tausendmal spannender als sein Spielzeug. Er verteilt alles in der Wohnung und klettert mit Vorliebe auf alles mögliche um die ganz weit nach hinten verfrachteten Nadeln oder Scheren zu finden. Witzigerweise würden Kekse auch helfen um ihm zu beschäftigen, aber das geht aus dem gleichen Grund nicht wie bei Ihnen die Rinderluftröhren… Ich geh jetzt mal ins Nähzimmer bevor der Kleine wieder aufwacht… :)

    Liebe Grüße,

    Selphie :)

  4. MonikaZH sagt:

    Selphies Kommentar finde ich ja zum Schiessen :-).

    Ansonsten: Tupfenlola wird das mit dem Alleinbleiben schon irgendwann lernen wenn es Ihnen denn wichtig genug ist, und sonst bleibts halt wie es ist und es ist auch gut.

    Gute Besserung, liebe Frau … äh … Mutti, und geniessen Sie den hübschen Weihnachtsmarkt in Nierstein halt dieses Jahr mal von der Besucherseite, ganz ohne schlechtes Gewissen.

  5. Brigitte sagt:

    ich habe soeben Ihr letztes Bild auf Instagram bewundert: Sie sind heute vielleicht nicht extrem dynamisch, aber auf jeden Fall extram gelenkig!!!

  6. Iris G sagt:

    mir geht es ähnlich mit dem Nähen: kaum waren die Kinder ausgezogen und ich konnte mir ein kleines Nähzimmer einrichten, hat es unser Hund gleich als sein Reich in Beschlag genommen. Dort liegt er dann – glücklicherweise sehr ruhig – wenn ich nähe und auch sonst. Ich muss mich dann nur manchmal platzmäßig einschränken, wenn er mal wieder beschließt, dass seine Hundematte viel besser quer im schmalen Zimmer liegen sollte und ich dann immer über ihn drübersteigen muss. Aber sonst lässt er meine Sachen in Ruhe – er ist auch schon etwas älter. Vielleicht gewöhnt sich die Tupfenlola ja an das Nähen und kann dann ebenfalls im Zimmer bleiben. Ich wünsche es jedenfalls Ihnen beiden.
    Und dazu natürlich – weiterhin gute Genesung.

  7. Evi Balzar sagt:

    Ach ich freu mich so, dass Sie wieder schreiben. Sie haben mir gefehlt. Echt jetzt, arg. Auch bei mir kein Weihnachtsmarkt, sondern die Hoffnung auf eine entspannte Adventszeit. Ich habe zwar keine Tupfenlola, aber ein 3jähriges Hundemädchen, in dessen Kopf eigentlich fast ausschließlich Blödsinn entsteht. Aber, wie sprach meine Tierärztin immer: Warte, bis sie 3 Jahre alt ist, dann wird das besser. Und, es wurde besser. Die Aussicht auf längere Nähzimmeraufenthalte wächst. Rinderluftröhren, ich hab ein Hundekind, das schlecht frisst, könnte man sie mit so was locken, dann kriegte ich ihr auch mal ein paar Gramm auf die Rippen. Stress und Magen, wie bekannt. Gute Besserung

  8. Ingeborg Geyer sagt:

    Hallo,
    ich bin ja so froh, wieder von Ihnen zu lesen. Ich habe
    Sie arg vermisst. Ich musste doch sehr schmunzeln, als
    ich von Tupfenlola (ein toller Name) las. Danke.
    LG Inge