3. November

3. November 2015

Neulich schrieb ich, dass sich man sich hier in und zwischen den Wingerten auf gar keinen Fall verlaufen kann, weil man sich immer am Wartturm orientieren kann. Heute Morgen bei der Hunderunde konnte ich das nicht, denn dank des Nebels betrug die Sicht knapp fünf Meter und der Wartturm wäre nur dann eine Orientierungshilfe gewesen, wenn ich mit der Nase dagegen gerannt wäre. Ich stapfte mit Lola verschiedene Wege entlang, immer in der vagen Richtung Schwabsburg/Rabenturm. Irgendwann musste ich mir eingestehen, dass ich keine Ahnung hatte, ob ich oberhalb des Turms entlanglaufe oder noch davor bin, möglicherweise auch schon weit dahinter? An einer Weggabelung stand zum Glück ein Wegweiser. Unglücklicherweise konnte der mir nicht weiterhelfen, da er nicht beschriftet war. Der gar nicht mehr so kleine Hund wurde etwas unwillig, zumal er nicht frei laufen durfte. Zu viele Rehe kreuzten unseren Weg und interessierten ihn zu sehr. Und noch sah ich keine Notwendigkeit, uns Essbares zu erjagen, wir würden schon heimfinden.

Ich ging geradeaus auf einem Grasweg, bog auf einen asphaltierten Weg ab, ging wieder geradeaus, bog wieder ab, diesmal auf einen geschotterten Weg und hatte keine Ahnung, wo ich mich befand. Es ging nach oben, aber müsste ich nicht langsam mal absteigen? Nichts am Wegesrand war mir vertraut und das wurde langsam etwas unheimlich. Obendrein hatte ich Frühstückshunger, die Nässe des Nebels kroch mir in die Hosenbeine und überhaupt: in der Gemarkung verirren? Peinlich war mir das obendrein.

Heim fand ich dann sehr leicht, denn immerhin hat mein Phönchen ja ein GPS und somit habe ich mit dem elektronischen Spielzeug einmal etwas wirklich Sinnvolles machen können.

Daheim musste Lola wieder alleine bleiben üben. Das Trainingsprogramm läuft seit einiger Zeit mit mäßigem Erfolg, da sie eigentlich nur dann wirklich zur Ruhe kommt, wenn ich wenigstens im Raum bin. Da sie aber demnächst vier Stunden alleine bleiben muss … kochte ich mir mein Haferbreichen, reichte dem Hund zwei Apfelstücke und verabschiedete mich ins Nähzimmer. Es blieb lange Zeit ruhig in Küche und Wohnzimmer, erst nach drei Stunden hörte ich erst bellen, dann jaulen, dann winseln, dann das Klappen der Katzenklappe in der Küchentür (vermutlich als Lola ihren Kopf durchquetschte, was sie eigentlich auch nicht darf) und dann war es wieder ruhig.

Sehr ruhig und man könnte meinen, dass ich es doch besser wissen sollte, denn sehr ruhig bedeutet doch meistens sehr viel Scheisselkram. Und so war es dann auch. Lola hatte ihre Matratze im Wohnzimmer sehr gründlich in kleine und noch kleinere Schaumstoffbrocken zerlegt und diese gleichmäßig verteilt, dazwischen ein bißchen Pappmaché aus Zerkautem aus dem Papiermüll. Ich schwankte zwischen Wutgebrüll und Lachanfall, beschloss aber, die Sache schlicht hinzunehmen. Und wenigstens ein Bild davon zu knippsen. Lola sah äußerst schuldbewusst aus, vielleicht aber auch nur hungrig, denn es war allerhöchste Futterzeit.

Danach schlief das entzückende Hündchen wie ein Engelchen bei mir im Nähzimmer. Doch bevor ich mich auch nur an eine Maschine setzen konnte, erwachte sie wieder und verlangte Spiel, Spaß und Spannung. Zwischen Hundespiel und Spülmaschine einräumen klingelte das Telefon und eine sehr betrübte Weihnachtsmarktorganisatorin nahm meine Absage entgegen. Damit ist es offiziell: kein Weihnachtsmarkt dieses Jahr für mich und beim Zwiebelnschneiden für das Abendessen bissen mir nicht nur die Zwiebeldämpfe mächtig in den Augen.

Das Beste des Tages wird vermutlich ein Stück des Naanbrotes sein, das gerade aus dem Ofen duftet und vielleicht auch noch der Moment, wo ich mir die Bettdecke über die Ohren ziehe. Morgen wird es besser.

3 Kommentare zu “3. November”

  1. Gabi K sagt:

    nun ja, immerhin hat sie das Sofa verschont. Das gilt als OK ;-)

  2. Beetle sagt:

    Hallo Frau Mutti,

    da sind gewisse Ähnlichkeiten zwischen kleinen Hunden und kleinen Kindern wohl nicht von der Hand zu weisen:

    Zu lange zu leise ist nie gut :)

    LG,
    Melanie

  3. Ellen sagt:

    ich würde Ihnen gern einen Buchtip da lassen (http://www.amazon.de/Entspannt-allein-klappt-Alleinbleiben-jedem/dp/3440123014) – einfach aus Sorge um Ihre Einrichtung…