WMDEDGT

6. Januar 2016

Frau Brüllen fragte wie an jedem fünften des Monats „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ Und natürlich hab ich das verpasst, denn gestern war der letzte Urlaubstag des besten Vaters meiner Kinder, der erste Arbeitstag im neuen Ausbildungsbetrieb für den Jüngsten, der erste Tag nach den Weihnachtsferien an der Uni für den Großen und ein weiterer Tag voller Lernen für die Mittlere (nächste Woche geht es los!). Ich habe Weihnachtsdeko ganz ohne Wehmut in Kisten gepackt und in die Halle gestellt, habe die Regale im Wohnzimmer abgestaubt und aufgeräumt, durch’s Haus gesaugt und danach das Getröpfel von Lola weggewischt. (Nein, eine Hundedamenhygieneartikelhöschen toleriert sie nicht, braucht es aber auch nicht, das klappt so ganz prima.) Ich habe in Vorbereitung auf kommende Sprachkurse ein großes Plakat (dieses!) gerahmt und der beste Vater meiner Kinder hat es in der Küche aufgehängt. Ich habe einen ungefähren Essensplan für die nächsten Tage und eine passende Einkaufsliste erstellt. Den Rest des Tages habe ich frierend und halsschmerzig, mit so einem leisen „ich werde krank“-Gefühl auf dem Sofa verbracht, „Der Marsianer“ lesend. Irgendwann wurde mir klar, dass das „ich werde krank“-Gefühl einfach nur ein „ich schlafe zu wenig“-Hinweis ist, das Feiern der letzten Wochen trägt nun Rechnung. Ich beschloss brav um zehn schlafen zu gehen und schaffte das sogar schon um halb elf.

Langweilig.

Erfreulicherweise bin ich heute morgen gesund und sehr ausgeschlafen erwacht, voller Energie und Tatendrang. Während der langen Hunderunde fiel mir dann ein, dass ich WMDEDGT vergessen hatte und ich versuchte zu ergründen, warum ich das Bloggen immer wieder „vergesse“, wo es mir doch früher so wichtig war. Wie ich schrieb, um den Kopf frei zu bekommen, wie es mir half, den Alltagswahnsinn in lustige Geschichten zu verpacken. 

Der Alltagswahnsinn ist immer noch da, denn die Sorgen um die Kinder sind immer noch da. Sie sind nicht mehr so gut greifbar und unmittelbar, es geht nicht mehr darum, ob Hausaufgaben zu bewältigen sind oder warum es kaum geschlechtsneutrale Shirts zu kaufen gibt. (Was sich scheinbar noch immer nicht geändert hat). Heute drehen sich meine Gedanken um Dinge, die kaum in Worte zu fassen sind.  Werden meine Kinder glücklich sein? Werden Sie Partner finden? Wie wird unser Verhältnis sein, wenn wir nicht mehr unter einem Dach leben, werden sie gerne zu Besuch kommen, werden wir telefonieren, wird das irgendwann zum Pflichtprogramm?

Sie sehen, man kann auch noch ganz wunderbar Grübeln, wenn die Kindelein groß und ganz gut geraten sind und man doch eigentlich die ganzen Erziehungsversagensängste hinter sich lassen könnte.

3 Kommentare zu “WMDEDGT”

  1. Graugrüngelb sagt:

    Viel Spaß beim Marsianer – ich fand das Buch toll. Das mit dem krank und schlapp fühlen kenne ich auch – aus dem gleichen Grund. Aber wenn ich dann mal pünktlich ins Bett gehe, wache ich mitten in der Nacht auf und kann nicht mehr einschlafen. Auch doof.

    Was Ihre Kindelein angeht: So wie ich die hier kennen gelernt habe, denke ich, dass die immer wieder gern zur Heimatbasis zurück kehren oder mit Ihnen telefonieren werden. Egal ob die Beiträge hier oder die Fotos auf Instagram, Ihre Familie macht immer so einen wunderbar bodenständigen und unverkrampften Eindruck, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass das zum Pflichtprogramm wird.

    Wie war denn der erste Eindruck des Jüngsten in der neuen Firma?

    Ich wünsche ein fantastisches neues Jahr und der Tochter viel Erfolg bei den Prüfungen.

  2. san sagt:

    Hallo :-)
    Vielen Dank für ihren Blog. Ich freu mich auch sehr, wie meine Vorrednerin, wenn ich etwas neues oder altes im Archiv von Ihnen lesen kann, Fotos sehe vom Alltag der so ehrlich authentisch echt frisch und mitten vom Leben scheint. Ich finds ganz großartig und Mut machend, das sie Deutschunterricht fur Flüchtlinge geben und zusammen Weihnachten feierten. Danke.
    Sorgen mach ich mir auch-sogar um ungeborene Kinder ☆ dass sie gesund und glücklich sind und immer wissen das sie geliebt werden. Und ich glaube, das ihre Kinder sich immer geborgen fühlen und ihr zuhause haben, egal was kommt. Lg

  3. Strelizie sagt:

    Ja, die Kinder werden sehr gern zurück kommen. Meine Tochter, jetzt 20, ist vor zwei Jahren „ausgezogen“ wegen Studium (gottseidank nicht so arg weit weg…). Sie wollte eigentlich „nie“ wieder zurück… Wenn sie jetzt zu Besuch kommt, mag sie eigentlich nicht mehr heim. Und telefonieren muss jeden Tag sein (außer wenn der Freund da ist). Zu Weihnachten hab ich mir ein Headset fürs Telefon gewünscht – jetzt hab ich bei den endlosen Telefonaten wenigstens die Hände frei und kann bügeln oder sonst was tun.
    Also – alles wird gut!
    Viele Grüße aus dem Schwabenland
    Strelizie