Sprachkurs, auf und ab.

18. Januar 2016

Mein 16jähriger Sprachschüler schreibt am Freitag einen Deutschtest in der Schule, doch eigentlich kann er noch viel zu wenig dafür. Als typischer 16jähriger mag er lieber mit Freunden um die Häuser ziehen, als deutsche Verben zu konjugieren oder Vokabeln zu lernen. Ich möchte ihn ein bißchen kneifen, damit er aufwacht und kapiert, wie wichtig diese Lernerei ist. Und gleichzeitig grinse ich mir eins, denn jetzt habe ich doch einen Großteil der eigenen Kinder durch die Schulen geschleust und lade mir direkt ein weiteres Problemchen mit einem Lernunwilligen auf. Gleichzeitig ist er so nett und reizend und mein Herz fliegt ihm zu, seit ich seine Geschichte kenne noch mehr. Ja, es ist wie mir´t der eigenen Brut: man liebt sie und will sie manchmal am Liebsten an der Autobahnraststätte vergessen.

Mein 33jähriger Sprachschüler besucht einen offiziellen Sprachkurs in Mainz. Noch viermal, dann ist der Kurs vorbei. Gelernt hat er dann leider fast nichts, ich beschrieb das ja neulich schon mal: der Lehrer schreibt an die Tafel, die Kursteilnehmer schreiben stumpf ab. Wie wird es für ihn weitergehen? Kann ich ihm so viel beibringen, dass es mindestens für eine A1-Zertifikation reicht? Ich habe einen Onlinekurs herausgesucht, damit arbeiten wir jetzt zusammen. Er will so gerne so viel lernen, am Liebsten alles auf einmal. Er will erzählen, er hat Fragen. Und mein pantomimisches Können wird immer besser, heute habe ich ihm „suchen, finden, glauben, fliegen und stehen“ darstellend erklärt und er hat mich (vermutlich) sogar verstanden. :)

Für beide habe ich nun ein Vokabellernkästchen eingeführt und sie sind mit der Hausaufgabe „Karten beschriften und LERNEN“ heim gegangen, meinen allerstrengsten Blick gab es als Zugabe. Damit sich da wirklich was bewegt, müssten wir uns vermutlich täglich zusammensetzen. Das ist leider nicht realisierbar.

Am Freitag öffnet mein kleines „Internet-Café“. Drei Nutzer sind angemeldet, vermutlich werden es mehr. Zwei Online-Sprachkurse habe ich gefunden, die vielleicht interessant und nutzbar sind, die meisten Kurse kosten allerdings sehr viel Geld und sind somit erstmal raus. Und zwei Laptops muss ich noch organisieren. Ich denke mal, dass ich mich auch in den nächsten Wochen nicht zu sehr langweilen werde.

8 Kommentare zu “Sprachkurs, auf und ab.”

  1. steffi sagt:

    sehr genial… sende IHnen Mut!
    Auch mit meinen Kontaklten geght es ähnlich ( Kopf voll! sagt eine Syrerin- wer mag es ihr verdenken)

  2. Daniela sagt:

    Kennst du http://www.iwdl.de? Das ist ein Portal der Volkshochschulen, das kostenlose Deutschkurse anbietet. Außerdem hat auch die Deutsche Welle Gratisangebote, meine ich mich zu erinnern.

  3. Frau Mutti sagt:

    Ah! Danke!

  4. Myrine sagt:

    Hier gibt es eine Zusammenstellung von kostenlos verfügbaren Lernmaterialien und Links auf Online-Sprachkurse: https://www.unserac.de/themen/fluechtlingshilfe-in-unserer-region/informationen/deutsch-lernen.html

  5. Bianca sagt:

    Hallo Frau Mutti,
    ich oute mich mal als bisher stille Mitleserin.
    Ich wollte Ihnen einfach mal den Tipp geben, dass es von Langenscheidt das „Ohne Wörterbuch“ gibt. Das ist quasi ein Bilderbuch, dass die Kommunikation erleichtert. Wirklich damit gearbeitet habe ich persönlich noch nicht, weil es bisher keine Gelegenheit gab, aber beim Durchblättern fand ich es hilfreich.
    Liebe Grüße,
    Bianca

  6. Anne sagt:

    Guten Morgen! ich lese Sie so gern und freue mich über Ihr Engagement! Danke dafür! Bräuchten Sie Unterstützung? Leider geht’s nicht live und persönlich..ich lebe im Bergischen Land….
    Einen schönen Tag wünscht Anne

  7. PaulineM sagt:

    Guten Morgen, auch ich könnte noch den Deutschkurs Klosterneuburg aus Österreich anbieten http://deutsch.fit/Deutschkurs/ Außerdem noch die Welcome Grooves hier http://www.welcomegrooves.de/
    Das sind Phrasen und Ausdrücke für den Anfang (6 Lektionen). Man kann mit schriftlichem Text arbeiten und/oder sie auch auf jedes Smartphone runterladen und dem Audio zuhören.
    Viel Glück!

  8. Petra sagt:

    Ich hab auch noch einen Tipp:

    Der Bayerische Rundfunk hat in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, der Bundesagentur für Arbeit und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge eine kostenlose App (momentan nur für Android-Smartphones erhältlich) in den Sprachen Farsi, Arabisch, Französisch, Englisch und auf Deutsch erstellt, die erste Schritte in vielen Bereichen erleichtern soll.

    Es werden neben ersten Sprachkenntnissen auch Dinge wie der Ablauf des Asylverfahrens, unsere politische und rechtliche Ordnung, unser Gesundheitswesen, die Nutzung von Bussen und Bahnen, Religionsfreiheit, Ladenöffungszeiten, Mülltrennung und vieles, vieles mehr erklärt, was man ohne eine solche App mühsam erklären muss (und oftmals selbst gar nicht wirklich so genau weiß).

    Die App ist noch recht neu, aber dafür sind die Rechtstexte auf einem sehr aktuellen Stand (Mitte Dezember 2015).

    Der Name dieser App lautet „Ankommen“ und sie ist als erste Orientierungshilfe gedacht, ersetzt also auf keinen Fall einen Sprachkurs.