WMDEDGT?

5. April 2016

Frau Brüllen will’s wissen.

Eigentlich habe ich mich heute den ganzen Tag nur umgezogen. Durchnässt nach der ersten Hunderunde am Morgen, voller Tierhaare nach Tierarztbesuch, wetterfest für die zweite Hunderunde am Abend, danach erneut durchnässt.

Beim Tierarzt hatte ich zwei bestens erzogene Viecher dabei, die sich ohne Murren und Klagen untersuchen und impfen ließen. (Murren und klagen musste ich hinterher, weil das ganz schön teuer war) Der gar nicht mehr so kleine Hund hat eine Entzündung im Ohr, was leider keine Entschuldigung für „sie hört irgendwie nicht“ ist, wohl aber eine Erklärung für gedämpfte Hundestimmung. Das Ohr wird jetzt regelmäßig gespült und getropft, es sollte hoffentlich rasch heilen.

Der kleine Kater ist kerngesund und ließ sich bei der Untersuchung entspannt schnurrend von Arm zu Arm reichen. Vielleicht war er auch einfach nur vom Geruch im Behandlungszimmer betäubt. Als wir es betraten, würden wir mit den Worten „Ich hab das Fenster schon aufgemacht, aber es riecht trotzdem noch ein bißchen nach ausgedrückten Analdrüsen.“ Tat es. Sehr.

Direkt vor der Haustür schaltete Lola ein neues Feature frei: ins Auto kotzen. Zum Glück nur einmal, zumal wenig verdaut, zum Glück auf eine Decke. Aufregung und Schmerz haben sich da wohl einen Weg gebannt, sie war sofort wieder äußerst vergnügt und an meinem Mittagessen interessiert.

Hund und Kater legten sich schlafen, ich begann eine Liste von Verben und deren Hilfsverben im Perfekt zu erstellen. Gibt es eigentlich eine Regel, wann „haben“ und wann „sein“ benutzt wird? Ich kann mich nicht erinnern (und ja, ich könnte googlen). „Mein Syrer“ bekommt dann diese Liste mit den ganzen Sonderformen zum Lernen. Deutsch ist ganz schön schwer, fällt mir immer wieder auf. Doch er ist nach wie vor voller Ehrgeiz und lernt gut und sehr schnell, ich bin richtig stolz auf ihn. „Mein anderer Syrer“ hingegen hat das Handtuch = den Deutschunterricht geschmissen. Er will nicht, vermisst seine Familie, hängt rum. Ich weiß nicht, wie ich da helfen kann, ob ich helfen kann. So wie das Wetter besser ist, laden wir sie zum Grillen ein und dann mal schauen, ob sich irgendeine Beschäftigung findet, bei der nebenbei Deutsch gelernt werden kann.

Ansonsten gab es heute noch das übliche Bißchen Haushalt, ein wehmütiger Blick zum ewig zugeschnittenen Rock, den ich zusammennähe sobald … ja was eigentlich? Ich wieder Lust dazu habe vermutlich. Meine Sämereien habe ich durchgesehen, morgen früh bringe ich ein paar davon in die Erde. Gekocht, mit der geschrumpften Familie gespeist, eine Sprachnachricht von der sehr vergnügten klingenden Tochter angehört und jetzt mit Hund auf den Beinen und dem besten Vater meiner Kinder neben mir auf dem Sofa sitzen.

Das war’s schon. (die fünften sind scheinbar immer eher ruhige Tage)

11 Kommentare zu “WMDEDGT?”

  1. Anja K. sagt:

    Das Hilfsverb „sein“ wird bei Verben der Bewegung verwendet. ;-) Hilft zumindest meinen Nicht-Muttersprachlachern bei der Verwendung.

    LG und weiterhin viel Spaß mit dem so motivierten Sprachschüler.

    Anja

  2. kiki sagt:

    ich bin da keine koryphäe, meine mich aber zu erinnern:
    verben, die mit bewegung zu tun haben, bilden das perfekt mit „sein“:
    stehen, gehen, laufen…
    reflexive und andere mit „haben“.
    und wie immer gilt: es gibt ausnahmen.
    ich kan dazu mal eine freundin fragen, die DAF studierte. aber vielleicht liest hier noch jemand kundigeres mit.
    herzliche grüße in den abend
    die kiki

  3. Jana sagt:

    Ich wollte auch gerade das Stichwort „Bewegung“ anbringen, aber „(eigene) Zustandsveränderung“ trifft es vielleicht noch eher. Das schließt dann auch sowas wie „gestorben“ oder „verwelkt“ mit ein.

    Und nur Bewegung lässt vermuten, dass auch „geworfen“ und „geklatscht“ usw. „sein“ erfordern, dabei bewegt man sich ja auch.

    Aber ja, Ausnahmen gibt’s natürlich trotzdem massig.

    Viel Glück beim Unterrichten! Sie machen das klasse!

  4. Anne sagt:

    Schade für den einen Syrer.. aber nachvollziehbar.
    Für den anderen hilft vielleicht dieser „Test“:

    1. Bewegungsverb mit Richtungsangabe?
    Wenn JA -> immer SEIN
    Bsp: Ich bin zum Bäcker gerannt.

    2. Ist ein Akkusativ=“Wen?“-Objekt möglich?
    Wenn JA -> immer HABEN
    Bsp: Ich habe (Kuchen) gegessen.

    Der Duden spricht von „Zustandsänderung“:
    http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/perfektbildung-mit–em-haben–em–oder–em-sein–em-

  5. Eva sagt:

    Huhu! Ich weiß nicht, ob es hilft, aber das Stichwort ist: transitiv. Transitive Verben sind solche, die mit Akkusativ gebildet werden (Lässt sich eine Frage mit „Wen/Was“ bilde) und diese führen im Perfekt das „haben“.
    „Wen oder was liebe ich“ – ich habe geliebt.

    „Wen oder was laufe ich“ – macht keinen Sinn – also: ich bin gelaufen

    Viel Erfolg weiterhin und danke für Ihr Engagement!

  6. Tanja Warner sagt:

    Also ganz korrekt geht es so: transitive Verben ( das sind Verben, die ein Akkusativobjekt haben können) bilden das Perfekt mit haben, intransitive Verben mit sein. So heißt es z.B. Ich bin nach Hamburg gefahren. Aber: Der Busfahrer hat den Bus gefahren. Die Erklärung mit der Bewegung ( allerdings von A nach B) hilft den meisten Deutschlernern am Anfang.
    Viele Grüße

  7. Margrit OW sagt:

    Ein Spitzen-Einstiegssatz .
    Dann passte wohl doch noch allerhand in den Tag außer Umzieherei :~)

  8. Mareile Nagel sagt:

    Guten Abend Frau Mutti,

    alle Verben mit Bewegung / Ortsveränderung (gehen, schwimmen, sinken……),

    alle Verben der Zustandsveränderung (aufwachen, einschlafen, wachsen, platzen, sterben usw.)

    und die Verben sein, bleiben, werden, geschehen, passieren, vorkommen, gelingen, misslingen

    bilden Perfekt mit sein, der Rest mit haben.

    (Ich unterrichte seit Trillionen Jahren Deutsch als Fremdsprache und lese furchtbar gern Ihr Blog, würde auch öfter kommentieren, wenn ich selber endlich ein Blog hätte, so ohne fühle ich mich normalerweise nicht legitimiert.)

    Ihr Engagement finde ich Spitze! Liebe Grüße, Mareile.

  9. Claudia sagt:

    Und es gibt eigentlich nur 2 Ausnahmen:
    Sein: ich bin gewesen
    Bleiben: ich bin geblieben ( komplett unlogisch :-) )

    Sonst fällt mir nichts ein

  10. kiki sagt:

    klasse – die kommentare sind großartig und sehr aufschlussreich. vielen dank!

  11. Croco sagt:

    Mir fallen immer nur die süddeutschen Ausnahmen auf. Die haben es nicht so mit der Bewegung.

    „Ich bin gestanden “ sagt man im Schwãbischen für’s Rumstehen, da „Ich habe gestanden“ bedeutet, dass man ein Gestãndnis gemacht hat.
    „Ich bin gesessen“ sagt man auch für’s Rumsitzen statt “ Ich habe gesessen“, das ja nun auf Gefãngnis hindeutet.