Tag 8 in Irland, Glenmalure – Kyle
17. Juni 2016
Zunächst das Wichtigste: das Wetter! Heute hat es kein einziges Mal geregnet, stattdessen gab es Sonnenschein! Dazu gab es einen fies – kalten Wind, weswegen das schon wieder nix mit der knackigen Urlaubsbräune wurde, lange Klamotten waren nämlich angesagt. (Vermutlich muss ich es nicht eigens erwähnen, vorsichtshalber aber doch: wir sind nicht nach Irland gereist, um unseren Teint aufzufrischen.)
Unser Wanderführer versprach uns für heute 23 Kilometer auf dem Wicklow Way (plus anderthalb Kilometer bis zum B&B), davon 33% auf Asphalt. Er konnte ja nicht ahnen, dass nach den ersten Metern dieses Schild am Straßenrand stand:
Eine Umleitung wegen Baumfällarbeiten. Ich vermute, dass es hier in letzter Zeit heftig gestürmt hat, denn viele Bäume sind entwurzelt/umgestürzt, große Schneisen sind in den Wald geschlagen. Dort wird fleißig gesägt und geräumt und tja, Wanderer sind da in Gefahr. Kann man nichts machen, muss man den Umleitungsschildern folgen. Auch wenn man dann den „Half Way“- Stein und das obligatorische Bild damit verpasst.
Wir liefen an der Straße entlang.
Wir liefen …
… schauten sehnsüchtig zu den gesperrten Waldwegen …
… und liefen weiter, immer an der Straße …
… immer bergauf. Viereinhalb Kilometer bergauf, an der Straße. Solch ein Spaß!
Als wir die Straße endlich verlassen durften, ging es noch ein Stückchen bergauf, diesmal auf Schotter.
Schotter ist eigentlich noch schlimmer als Asphalt. Je frischer der Schotter aufgeschüttet ist, desto unzuverlässiger ist er. Bei jedem Schritt werden die Füße in irgendeine Richtung gerollt oder gekippt, abfedern ist selten möglich und jedes Abrutschen landet direkt in den Knien.
Über Schotter und etwas feineren (und deshalb angenehmeren) Kies ging es weit bergab und genauso weit wieder bergauf auf den nächsten Hügel.
Auf festgetretenem Kies und Schotter mit ein bißchen Grün lief es sich ganz gut.
Doch schließlich erneut …
… Asphalt. Immerhin ein nettes, kleines Sträßchen, auf dem wir nur einmal fast überfahren wurden.
Von der Straße ging es dann steil abwärts über Geröll, das so fies zu laufen war, dass es kein Bild gibt.
Danach wieder, Sie ahnen es:
Asphalt. Die letzten anderthalb Kilometer zum B&B auch noch bergauf. Gemein. Insgesamt 10 Kilometer nur auf Asphalt.
Mein eigentlich gesundes Knie singt laute Arien, doch die sang es auch gestern nach federnden Graswegen und viel kürzerer Strecke. Es singt einfach gerne, das kann ich aushalten. Ich bin auch dem Wicklow Way noch immer wohlgesonnen, obwohl die heutige Etappe stellenweise wirklich nicht schön war. Für die Umleitung kann keiner was, die ersparte uns sogar drei Kilometer Strecke und die sich ewig ziehenden bergauf – Etappen läuft man eben einfach. Schritt vor Schritt, gleichmäßig, atmend, mit den Gedanken ganz woanders. Solche Etappen sind übrigens der beste Test, ob man den idealen Wanderpartner gefunden hat, nämlich der, der genauso stoisch schweigend nach oben stapft wie man selbst.
Die Landschaft verändert sich jetzt sehr, wir haben die Berge hinter uns gelassen. Der Blick kann weit in die Ferne schweifen und deshalb lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich für morgen wieder ein bißchen Gegend ohne Wege – Gejammere verspreche.
18. Juni 2016 um 06:26
Liebe Frau Mutti,
ich folge Ihrer Wanderung hier im Blog sehr gerne.
(So brauche ich nicht selbst zu wandern…haha…)
Danke für die täglichen Eindrücke!
Weiterhin gutes Vorankommen!
LG