Unser Bed&Breakfast für die Nacht war ein Raum in einer ausgebauten Scheune mit einem Dachfenster. Das erste Geräusch beim Erwachen heute morgen war das Trommeln der Regentropfen auf eben diesem. Nun gut. Wir haben den ganzen Urlaub, jeden Wandertag, frei nach Karl Valentin gelebt: „Ich freue mich, wenn es regnet! Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“

Heute gab es sehr viel Grund zur Freude!


So lange war unser Weg und am „Schnitt in Bewegung“ lässt sich erahnen, dass wir rasch (und freudig) ausschritten, weil … es war nass. Sehr nass. (zur zweistündigen Pause komme ich noch)

Es war nass, als wir die Straße hochliefen,


es war nass, als wir auf den Feldweg einbogen,


es war nass, als wir auf den Grasweg wechselten.


(obendrein verschwand jedes bißchen Gegend)

Den Schafen war es auch zu nass!


und mir irgendwann auch.


Aber alles Jammern hilft ja nichts, kurz vor sechs sollte unser Bus Richtung Dublin zurückfahren. Der letzte Bus vor morgen früh und den sollten wir schon erwischen. Also weiter.

Der Regen wurde sanfter und obwohl die Sonne es heute nicht aus den Wolken schaffte, gab es genug Gegend zu bewundern.


Als wir in Clonegal ankamen, war ich bis auf die Haut nass. Der Regenponcho hatte bei Regen mit heftigem Wind doch kapituliert, ich fror jämmerlich, musste sehr dringend zur Toilette und das einzige Pub am Ort hatte noch geschlossen. Gefrustet saßen wir auf der Bank vor dem Pub, als ein älterer Mann mit dem Auto anhielt. Ob er uns mitnehmen solle? Das sei kein Problem! Doch wir suchten ja nicht nach einer Mitfahrgelegenheit, sondern nach einem Klo. (wer einmal bei Regen und Sturm in freier Wildbahn gepinkelt hat weiß, wie unerfreulich das ist!)

Unser Bus sollte in Kildavin losfahren, einem Ort, der noch kleiner als Clonegal ist, wo wir uns gerade befanden. Auch dort sei weder Pub noch Café zu erwarten, teilte uns der Mann mit und so schickten wir ihn dennoch dankbar für sein großzügiges Angebot weiter.

Gerade als ich ein klitzekleines bißchen schlechte Laune bekommen wollte, entdeckten wir ein Schild „cottage & garden open“. Nach „garden“stand mir nicht der Sinn, aber „cottage“ klang immerhin nach Dach.

Wir traten ein und standen in einem winzigen Raum voll alter Krüge und Becher, altem Mobiliar, einem alten Kamin … eine Art Museum offenbar. Aber trocken und warm! Ich war fest entschlossen, mir eine Stunde lang altes Geschirr anzuschauen, bevor wir uns auf den Weg zum Bus machen mussten. Noch während ich diesen Beschluss fasste, betrat John den Raum, hieß und willkommen und Platz nehmen, bot uns Kaffee und unbegrenzten Aufenthalt und begann zu erzählen. Wie erfuhren, dass wir uns in restaurierten Weberstuben befanden, die er interessierten Wanderern gerne gegen eine Spende zeigt. Außerdem gab es jede Menge Geschichtliches, eine wirklich wahre Gespenstergeschichte und als der Regen endlich nachließ, zeigte er uns voller Stolz seinen Garten, in dem ich mit ihm über Minzsorten und die optimale Verwendung von Frauenmantel und Löwenzahn diskutieren konnte. Die Zeit raste und wir hätten noch so viel erzählen können! Doch der Bus musste erwischt werden, wir waren schon länger geblieben, als ursprünglich geplant und so spendeten wir großzügig und verabschiedeten uns mit sehr viel dankenden Worten von unserem Retter. Vorher überreichte er uns noch wichtige Dokumente


und schickte uns für ein Abschlussbild an den Ziel/Startpunkt des Wicklow Ways.


Und jetzt hieß es zügig laufen! Vier Kilometer in anderthalb Stunden. Das reicht eigentlich gut, doch wir mussten die Bushaltestelle suchen und ein bißchen bergauf/bergab ging es auch. Aber: wir fanden die Bushaltestelle und fuhren äußerst komfortabel mit dem Bus nach Dublin in das Hotel zurück, in dem eine Dusche und ein Koffer voll sauberer Klamotten auf uns wartete.

Und während ich duschte, erjagte der beste Vater meiner Kinder beim türkischen Italiener einen köstlichen Burger, Pommes und zwei Dosen Bier für uns. Abendessen im Bett, schnell noch bloggen und schlafen. Schlafen, schlafen!

Morgen erneut: Dublin erkunden!

*****

Nachtrag:

GESCHAFFT! 130 Kilometer plus etlicher Bonuskilometer (Wege zu B&Bs, Umwege, Verirrungen, Wege zu Restaurants) in acht Tagen. (ein Pausentag in Glendalough) Wir sind sehr stolz und glücklich!

5 Kommentare zu “Tag 10 in Irland, Shillelagh – Clonegal”

  1. Susa sagt:

    Einfach Spitze!
    Kompliment für die Leistung und schon jetzt herzlichsten Dank für die tollen Tagesberichte.
    Noch weiter wunderbare Tage in Dublin.

  2. Vinni sagt:

    Da kann man auch stolz drauf sein!
    Danke fürs Mitnehmen und die schönen Ausblicke!

  3. Brigitte sagt:

    Uuuiiii, den Waden sieht man die vielen Kilometer an! Herzlichen Glückwunsch und danke für die tollen Berichte mit Fotos. Großer Respekt für die täglichen Einträge nach langen Wandertagen.
    Viele Grüsse und noch viel Spass, Brigitte

  4. Sunni sagt:

    Toll gemacht! Gratulation!Ich weiß nicht, ob ich überall durchgehalten hätte….Aber der sanfte irische Regen „besänftigt“ irgendwie auch das Gemüt, jedenfalls manchmal. Kommen Sie gut nachhause!

  5. Gabi K sagt:

    Ganz herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für’s Mitnehmen!
    Viel Spaß den Rest der Zeit.