Nachts im Maisfeld
17. September 2016
Seit etlichen Jahren gibt es im Sommer ein Maislabyrinth im Nachbardorf. Und seit etlichen Jahren drücke ich mich davor, dort herumzuirren. Ich hab nämlich ein kleines Problem mit Enge und Orientierungslosigkeit, dies in Kombination mit staubiger Sommerhitze und Menschenmassen im Maisfeld … es schnürte mir den Hals zu.
Die Kindelein waren mit den Großeltern und den römischen Cousins dort, jedes war mindestens einmal zum Kindergeburtstag dort eingeladen. Ich vermisste nichts.
Vor ein paar Wochen las ich, dass das Labyrinth an ein paar Wochenenden auch nachts zu durchwandern ist. Das wollte ich sofort tun! Nachts ist es kühler, die Chancen sind groß, dass nicht allzu viele Menschen dort sind und die gute Portion „Grusel“ wog die Sorge wegen der Enge und drohenden Orientierungslosigkeit auf.
Gestern Abend radelte ich mit dem besten Vater meiner Kinder und dem Jüngsten los. Ziemlich aufgeregt, sehr vorfreudig und optimal ausgerüstet mit einer Stirnlampe.
„So schwer kann das ja nicht sein, wenn da sogar Kinder durchfinden“, machte ich mir Mut …
… denn langsam fand ich es doch ein bißchen unheimlig. Zwar waren einige Menschen unterwegs und es wurde ringsherum geschwätzt, gekichert oder auch vor Schreck gequietscht, weil sich viele gegenseitig erschreckten, doch über weite Strecken raschelte nur der Wind im Mais. Das Licht unserer Lampen reichte nicht sehr weit, das Gefühl, sich zu verirren stellte sich schnell ein. Und war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte.
Zuerst liefen wir einmal komplett am äußersten Rand des Labyrinths entlang. „Immer rechts abbiegen“ hatte ich mal gelesen oder glaubte ich gelesen zu haben. Wir liefen an einigen Notausgängen vorbei, das fand ich beruhigend. Nach relativ kurzer Zeit standen wir dann auch am Ausgang. Prima, es gibt einen Ausgang :)
Doch statt das Labyrinth zu verlassen, gingen wir wieder zurück, denn wir hatten zum Eintritt einen Zettel erhalten: sechs Stationen galt es zu finden.
An dreien holte man sich einen Stempel ab, an den anderen drei Stationen gab es Aufgaben zu lösen. Vom Ehrgeiz gepackt auch wirklich alle Stationen zu finden, irrten wir dann doch ziemlich lange durch die Gänge. Gefürchtet habe ich mich dann irgendwann gar nicht mehr, die Beklemmungen verschwanden.
Nach der letzten Station suchten und fanden wir erneut den Ausgang, gaben unsere Zettel ab, um irgendetwas gewinnen zu können und radelten heim.
Toll! Ich traute mich aus meiner Komfortzone und es hat gar nicht wehgetan, im Gegenteil: ich bin arg begeistert und will nächstes Jahr wieder ins Labyrinth. Nachts, natürlich.
Unser Weg …
… lässt kein Muster erahnen. Wir glauben, dass die olympischen Ringe nachgebaut wurden, weil wir oft im Kreis gingen. Hier wird man sicher bald den Aufbau des Labyrinths sehen.
18. September 2016 um 06:46
Hallo Frau Mutti!
Ich bewundere Ihre Angst-Bewältigungs-Strategie, mich würden da keine 10 Pferde reinbringen!!
Lg aus der herbstlichen OberÖsterreich
18. September 2016 um 12:10
Das hört sich ja superst an! Schade dass es hier so was nicht gibt.
Habt ihr schon mal einen Nachtcache gemacht? Am Anfang dachte ich auch wft?! als ich das mal bei Hoecker gelesen habe, aber da gibt es supertolle Sachen im Wald.
LG Astrid