Die Flasche Rotwein vom gestrigen Abend zwickte mir ziemlich in den Schläfen, trotzdem stellte ich mich heute morgen in die Küche und buk die ersten Plätzchen. Schließlich ist am Sonntag der erste Advent, da gehören frische Plätzchen zur ersten Kerze, so will es die perfekte Hausfrau in mir.

Plätzchen backen fällt in meinen Zuständigkeitsbereich, obwohl ja eigentlich der beste Vater meiner Kinder der Bäcker im Haus ist. Vielleicht liegt das daran, dass halt früher ich mit den Kindelein buk, als Zeitverbringding und um Traditionen und Erinnerungen zu schaffen.

Es gibt viele Erinnerungen an das Plätzchen backen mit Kindern, eigenen, geliehenen, kurz bei uns wohnenden und zur Geburtstagsfeier eingeladenen. Ich buk in meiner Küche, in Freundinnenküchen und ein paarmal auch zusammen mit der Freundin in der Schulküche. (mit allen Kindern der Klasse, denn alle wollten nur mit uns backen, bei uns durfte man nämlich Teig naschen und rummatschen)

Es gab immer Ausstechplätzchen, weil man die hinterher mit Zuckerperlen überhäufen kann. Es gab Schneeflocken, weil selbst kleinste Kinderhände Teigkugeln rollen und mit der Gabel plattdrücken können. Es gab Spritzgebäck, weil die Teigwurst direkt aus dem Fleischwolf so lecker ist und man Initialen backen kann. Und es gab immer das eine Hörspiel dazu, denn „Plätzchen kommt von platzen“, das weiß der Schweinachtsmann.


Das Backen mit den Kindern war nicht immer nur das reine Vergnügen. Es war keinesfalls idyllisch oder gar stimmungsvoll und irgendwie ergreifend. Flucht ergreifend, ja, das schon eher. Es gab Streit um Nudelhölzer und das eine Ausstechförmchen, das alle haben wollten. Puderzucker und Mehl staubten durch die Küche, Zuckerperlen knirschten bis weit nach Weihnachten unter den Füßen und ja, zu viel roher Teig macht tatsächlich Bauchweh und führt zu Übelkeit. Teig klebte an den Schränken, unter dem Tisch, in den Haaren und sogar im Kinderzimmerteppich und das ist bis heute ein Geheimnis, wie er dort hinkam, vielleicht vom selben Übeltäter dorthin geschleppt, der sich ein Klümpchen in der Hosentasche gesichert hatte.

Heute buk ich ganz allein. Perfekte, kreisrunde Schneeflocken und nicht weniger perfekte Haselnussplätzchen. Zwei Sorten, sechs Bleche, ratzfatz ging das, trotz Kopfschmerzen. Und die Küche war hinterher nicht renovierungsbedürftig.

Es war ein klitzekleines Bißchen … traurig. Morgen lege ich mir zum Backen wenigstens den Schweinachtsmann ein. Und klebe mir ein bißchen Teig ins Haar.

11 Kommentare zu “25.11. – gegen das Novembergrau”

  1. Ruth P. sagt:

    Genau so ist/war das. Ueber die Jahre stellte sich heraus, dass meine inzwischen sehr erwachsenen Kinder ganz frisch gebackene Plaetzchen lieben. Also fruehestens eine Woche for Weihnachten backen, dann die fuenf oder sechs Lieblingssorten, und dann hat sich es schon. Und ich erinnere mich dabei an meine Mutter, die im Sommer in der aus den Truemmern geretteten Bowle noch Weihnachtsplaetzchen fand. Und eine tolle Baekerin war, der unter anderem das schwarz-weiss Gebaeck immer gut gelang.

  2. Ruth P. sagt:

    … Ergaenzung: neue Tradition: ich sitze neben meiner Tochter, jeder am eigenen Computer, und wir kaufen Weihnachtsgeschenke online. Spannend, weil aus Listen stammend, von denen schon andere Verwandte etwas rausgesucht haben, und wir dann raetseln durch emails wuhlen, ob schon jemand was gekauft hat. Nein, Zurueckhaltung im schenken kennt man hier nicht.

  3. Spontiv sagt:

    <3

  4. Antje sagt:

    Achtung Outing!
    Ich habe mit meinen Kindern, als sie klein waren, vielleicht ein oder zwei mal zusammen Plätzchen gebacken … >peinliche Stille< … dafür durften sie jedes Jahr mit den Omas backen.
    Es war besser so – es hätte bestimmt seelische Schäden bei allen Beteiligten hinterlassen.
    Als Oma werde ich dem Plätzchenbacken, mit all meiner bis dahin angewachsenen Weisheit, gewachsen sein! Ohne seelische Schäden bei den Enkeln anzurichten.
    Ich freue mich drauf :)

  5. Bellana sagt:

    Alleine macht das Backen wenig Spaß, ich konnte mich daher noch nicht aufraffen. Ich finde es aber toll, dass meine Tochter in der Ferne diese Tradition weiterführt. Sie hat gestern lauter kleine Ausstecherle mit Tiermotiven extra für den Enkel (14 Monate) gebacken, auch wenn er dieses Jahr noch nicht ‚helfen‘ kann.
    Grüßle Bellana

  6. strickwerk sagt:

    Hier wird schon ein paar Jahre allein gebacken. Ich genieße es, ich backe gern sehr planvoll, räume zwischendurch auf und spül schon mal alles. Mit den kleinen Kindern war das auch bei uns wie oben beschrieben und ich bin nicht so wirklich wehmütig, dass das vorbei ist. Eher vermisse ich die Gemeinschaft mit den schon Größeren. Die nicht mehr hier Wohnenden pflegen alte Plätzchentraditionen und backen ihre Lieblinge inzwischen selbst. Der Jüngste bäckt vielleicht noch mal mit mir – aber nicht heute. Dafür kommt meine Mutter, die selbst nicht mehr bäckt, und freut sich auf einen heimeligen Backtag mit mir. Ständiger Wandel… Novembrige Grüße, Christine

  7. Monika sagt:

    Einzig stet bleibt der Wandel.

    Noch ist nicht klar ob ich dieses Jahr (zum ersten Mal) alleine backe oder ob die erwachsenen, noch hier wohnenden Kinder mittun werden. Eins allerdings ist klar: egal wie, wenn gebacken wird läuft der Schweinachtsmann. Ohne den werden die Plätzchen nix!

    Und ein Glas Prosecco für die gestressten Mütter (oder vielmehr in Erinnerung an renovierungsbedürftige Küchen und Teig an Orten wo man ihn nie vermuten würde) gehört auch dazu.

    In diesem Sinne: Prost :-)

  8. Graugrüngelb sagt:

    Hach. So schön. Das Bild ist auch ein Traum. Hier wird auch mehr genascht als gezielt gearbeitet, anschließend habe ich Sodbrennen und alles sieht aus wie Sau. Neulich haben Vater und Tochter gemeinsam Plätzchen gebacken – die waren aber schon deutlich vorm 1. Adevent alle. Wir müssen also nochmal ran, aber heute nicht mehr.

    Vielleicht backe ich auch irgendwann mal heimlich am Abend – ist zumindest effizienter. Und ich brauche endlich ’nen Fleischwolf für Spritzgebäck.

  9. Maufeline sagt:

    Wir haben uns mit Freunden eine Tradition geschaffen, in dem wir mit (mindstens) 3 Familien und aktuell 8 Kindern massenhaft Plätzchen zusammen backen. Äh, und auch aufessen ^^
    Jeder bringt VIEL Teig mit, und wir kneten, stechen, rollen, matschen. Jeder so lange er will. Die Kinder kommen abwechseln, mal haben sie Lust, mal nicht. Wir Erwachsenen wuseln die ganze Zeit in der Küche herum, und obwohl wir wirklich oft 20 Bleche backen, hinterher bekommt jeder nur ein Minibeutelchen mit, denn wir müssen ja alle mal naschen…

    Es ist laut, klebrig, wuselig, es gibt gezanke, aber es ist ziemlich cool :-)

    Wenn die Kinder dann alle irgendwann später mal keine Lust oder Zeit mehr haben, können immer noch wir Eltern zusammen weiter backen. Also, so der Plan ^^

  10. Sabine L. sagt:

    Die Traurigkeit wird spätestens dann weichen, wenn sich die Enkel um den Platz am Fleischwolf streiten, weil man da am besten Teig naschen kann. Man genießt das backen mit der nächsten Generation mehr, weil man sich dann an die Traurigkeit dazwischen erinnert….

    Liebe Grüße
    Sabine

  11. Ilka sagt:

    @ Antje:
    So habe ich das auch gehandhabt,ich kann nicht backen, ich mag nicht backen und Oma hat einen tollen großen Küchentisch mit viel Platz.
    Ich hab dann später auch den backfreudigen Papa mit dem Kind zusammen zur Oma verfrachtet, war sehr entspannend. :D