Januar

Das Motto des Monats lautet „vier gewinnt!“, denn genau dies war die Nachricht des Jüngsten nach seiner Prüfung. Bestanden! Nach Irrungen und Wirrungen und manchmal nicht dran glauben können, hat er die Ausbildung zum
Anlagenmechaniker– Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik gestemmt. Wir platzen vor Stolz (und Erleichterung) und als Ende des Monats der Arbeitsvertrag eintrudelt, kann der Monat eigentlich nicht mehr getoppt werden.

Sehr viel mehr passiert eigentlich auch nicht. Ich habe viel im Nähzimmer zu tun, lackiere die Küchenschränke und erledige zähneklappernd frostige aber schneefreie Hunderunden. Lola wird vier (die Zeit rast!), aber das ist ihr ziemlich egal.

Februar

Weil sich der Schnee bei uns noch immer nicht blicken lässt, fahren der Gatte und ich (ohne Kind oder Hund) ein Wochenende in die Rhön. Dort gibt es genug davon und nachdem ich meine romantischen Vorstellungen von Spaziergängen durch glitzernden, unberührten Schnee unter leuchtend blauem Himmel zugunsten von Stapfen durch hüfthohe Verwehungen bei eisigem Wind unter stahlgrauem, tiefhängendem Himmel aufgegeben habe, bin ich fast schon wieder bereit für den Frühling.

Ich trenne mich von weiteren Zentimeter Haarlänge und greife wieder zum Färbetopf. Leuchtendes Rot gegen das Februargrau.

Am Ende des Monats feiern wir ein rauschendes Fest: den Geburtstag des Jüngsten zusammen mit seiner Gesellenprüfung.

Erste Frühlingsboten in Form von taumeligen Bienen brummen durch den Garten und sorgen für große Erleichterung bei uns Imkeranfängern! Das Volk hat den Winter überlebt!

März

Wir feiern unser einziges Fastnachtszugeständnis, indem wir uns als Kreppelbäcker und Frau des Kreppelbäckers verkleiden und die Freunde einladen, Unmengen von Fettgebäck (Kreppel, Berliner, Krapfen, Pfannkuchen – egal) zu verzehren. Eine liebgewonnene Tradition! Der Gegeneinladung zu Mongolischem Fondue folgen wir gerne!

Ich setze den Neujahrsvorsatz um und widme mich den Klamotten im Haus. Flicken und reparieren was zu flicken und reparieren ist, von den Sachen trennen, in die ich garantiert nie wieder hineinpassen werde und feststellen, dass die Filtertütenröcke nicht mehr zu meiner Figur (oder meinem Geschmack) passen. Hm. Ich lasse sie erstmal im Schrank hängen.

Die erste Kontrolle der Bienen zeigt: sie finden Futter und es gibt erste Brut. Alles fein!

April

Künftige Mitbewohner fordern mittelgroße Umbaumaßnahmen. Das ehemalige Spielhaus auf Stelzen wird ein Entenstall für vorerst neun Laufenten. Zähe Verhandlungen mit Tierheimmitarbeiterinnen liefen ins Leere, wir müssen alle neun Enten aufnehmen, obwohl wir denken, dass das zu viele sind. Alle oder keine, aber notfalls dürfen wir welche zurückbringen. Ich züchte mir diverse Stirnfalten bei den Gartenbesichtigungs- und „die müssen zusammenbleiben“-Terminen.

Zwischen den Ententerminen wusele ich im Garten herum. Eine Gartyparty wird es nicht geben, aber der Gemüsegarten muss entensicher werden. Und hübsch soll es außerdem aussehen, denn im Sommer ist der Garten unser Wohnzimmer.

Mai

Wir feiern unseren Hochzeitstag und zumindest ich folge der Einladung zur großartigen Rosentagsparadiesvogelfeier, der Gatte tanzt auf einer anderen Hochzeit. Vor dem rauschenden Fest lasse ich mich gleich dreimal von meinen Bienen stechen, in Hals und Gesicht und beinahe wäre ich im Hotelzimmer sitzen geblieben, statt paradiesvogelig zu feiern. Ein freundliche Apothekerin reichte aber hilfreiche Chemie an und alles wurde gut.

Wir trennen uns von fünf Enten, weil die angeblich Unzertrennlichen sich gegenseitig kahlrupften. Leicht fiel das nicht, doch die vier verbliebenen Enten blühen auf, werden annähernd zahm und bekommen endlich Namen.

Ich ziehe begeistert drei Spitzmausbabys groß und bin sehr froh, dass die innerhalb von drei Wochen erwachsen werden und meine Nächte nicht mehr vom „alle drei Stunden“-Fütterrhythmus zerrissen werden. Eine Nacht betreue ich ein Rehkitz, muss es aber wegen Zeitmangels in die Fremdbetreuung geben. Immerhin kenne ich jetzt die Niersteiner Jäger und habe Bereitschaft signalisiert, für die nächste Kitzrettung bereit zu sein.

Juni

Über ein verlängertes Wochenende hüten wir die leerstehende WG der Tochter in Gilching und wandern ein bißchen durch die Gegend. Das erfrischende Bad im Ammersee findet nicht statt, weil uns eine Mückenplage daran hindert, Kleidungsschichten abzulegen.

Daheim lebe ich im Garten. Das erste Gemüse reift, ich möchte stundenlang den albernen Laufenten zusehen und unsere Bienen brauchen Betreuung. Das Ursprungsvolk hat keine Königin mehr, das Ablegervolk, das bei der Oppenheimer Freundin im Garten steht, lässt sich mit der Nachzucht Zeit.

Der Große hat seine Ausbildung zum Chemielaborant erfolgreich abgeschlossen und weil die Chemie mehr Geld als das Handwerk hat, werden alle Azubis zu einem gigantischen Fest in den Fernsehgarten geladen. Der Gatte und ich klatschen ab: zwei Kinder fertig ausgebildet und mit Arbeitsvertrag in der Tasche. Der Große beginnt etwas ernsthafter und mit liebevoller Ermutigung unsererseits (mach JETZT!) nach einer Wohnung zu suchen.

Juli

Wir verreisen erneut, diesmal aber getrennt. Der Gatte wandert mit dem Jüngsten die erste Etappe auf dem E5, ich fahre mit der Oppenheimer Freundin zuerst nach Estebrügge, danach nach Clausthal. Wir besuchen dort gemeinsame und für mich neue Freunde (und weltbeste Gastgeber), wandern ein bißchen, laufen durch Städtchen und Städte, essen und trinken viel und gut und schaffen es, uns nicht (nur ein bißchen) zu streiten.

Nach unseren Urlauben treffen wir uns wieder gesund und voller Geschichten in der Grünen Villa. Ein bißchen Zeit habe ich noch, um Familie, Freunde, Viehzeug und Garten zu genießen, bevor ich mir die Gallenblase entfernen lasse. Nach diversen Gallenkoliken und Aufenthalten in der Notfallambulanz war das an der Zeit.

August

Für meine Begriffe heile ich viel zu langsam. Die Nähte entzünden sich ein bißchen, doch sowie die Fäden aus dem Speck sind, geht es aufwärts. Ich darf nix heben und es dauert zwei Wochen, bis ich das Gefühl habe, meine Bauchdecke hält alle Organe wieder an Ort und Stelle. Die Gallenblase ist weg, die Koliken (oder kolikartigen Schmerzen) sind noch da, der Untersuchungsmarathon geht im Januar weiter.

Fürs Erste bin ich aber wieder fit genug für viele Fahrradtouren, ganz leichte Gartenarbeiten und die offiziellen „Ausbildung geschafft!“ der jeweiligen Betriebe der Söhne.

Wir entrümpeln das Elternhaus einer Freundin indem wir das ganze Gerümpel einfach in unser Haus räumen. Neben etlichen Blechtöpfen und Schnickeldi landet auch ein altes Küchenbüffet in der Halle. Um Platz für das Büffet zu schaffen, räume ich das Nähzimmer von links nach rechts und darf endlich, als es steht, die türkisfarbene Lackrolle schwingen. Das Ergebnis ist großartig!

September

Endlich, endlich, endlich! Ein Urlaub am Meer. Wandern ist super, Berge sind schön, aber das Meer zum Draufschauen oder drin Schwimmen ist für mich unschlagbar! Zwei ganze Wochen schwelgen wir in Wärme und Salzwasser. Dazwischen gibt es sehr viel ausgezeichnetes kroatisches Essen und, damit wir uns nicht langweilen, halsbrecherische Klettertouren und Bunkererkundungen. Selbst der Sturz von der Bootsleiter, bei dem ich mir übel die Beine prelle, kann die Stimmung nicht trüben. Ich zehre noch immer von diesem Urlaub. (nächstes Jahr aber eine Hüttentour in den Alpen und wenn alles klappt: Winter in Finnland)

Wieder daheim erwarten uns die Tochter samt einiger Exkommilitonen, eine klitzekleine Geburtstagsfeier und zack! Der September ist verflogen.

Oktober

Wir kommen aus dem Feiern nicht heraus. Die Oppenheimer Freundin muss überrascht werden, der Gatte darf aber planen: zum Geburtstag eine Pastaparty. Ein voller Erfolg! Ein klitzekleines Federkuchenfest findet ebenfalls statt, mangels intakter Terrasse und merkwürdiger Aufbruchstimmung (der Große steht kurz vor dem Auszug!!), bleibt keine Kapazität für etwas Größeres.

Wir nutzen jede freie Minute draußen, essen ein Abschlussspaghettieis in Mainz, ernten das letzte Gemüse im Garten und verfallen erneut ein bißchen (sehr) dem pokémon go-Fieber. (nicht schlimm, ich bin sowieso viel draußen unterwegs)

Außerdem suchen die Tochter und ich einen Piercer auf und lassen uns die Ohren durchlöchern. Mein linkes, ihr rechtes Ohr wird jetzt am oberen Ohrmuschelrand von einem Steckerchen geziert. (hat einen fancy Namen, den ich umgehend vergaß).

November

Wir renovieren die Wohnung des Großen, was mehr Zeit und Kraft (und Geld) als erwartet kostet. Und nachdem wir dem Umzugswagen hinterher gewunken haben, machen wir in der Grünen Villa weiter. Das ehemalige Zimmer des Großen wird ein Sportzimmer, der Jüngste zieht nach oben, das Arbeitszimmer des Gatten nach unten. Alle Räume müssen gestrichen werden und nach der Wohnungsrenovierung beim Großen ist die Luft raus. Ich bin zu alt dafür. Vielleicht mittlerweile auch zu penibel und gewissenhaft, bevorzuge saubere Deckenabschlüsse und ordentliches Abkleben. Das frisst alles Zeit und Nerven und als mir obendrein mal wieder eine Zyste platzt, möchte ich den November bitte umtauschen.

Dezember

Der Dezember ist natürlich wieder der allerbeste Monat. Von Jüngsten gab es eine großartige Binzessinnenkrone, er hält tapfer die Tradition für seine Mutter hoch! Der Große und die Tochter kommen zu Besuch, sowohl an meinem Geburtstag als auch an Weihnachten, nach den Feiertagen wird das Haus dann ganz voll, denn auch die Neffen wohnen hier.

Ein Wochenende zum Feiern in der Schweiz gehört mittlerweile auch zu den Dezembertraditionen und ich möchte das keinesfalls missen!

Danke an den Hübschen für das tolle gif!

Ansonsten ist der ganze Dezember vollgepackt mit letzten Renovierungsarbeiten und Möbelrumschlepperei, doch pünktlich am 23.12, werden das neue Küchensofa und das neue Wohnzimmersofa geliefert, die letzten Farbschichten aufgetragen und das letztes Gästebett im neuen Arbeitszimmer gerichtet. Weihnachten darf kommen.
Wie immer treffen wir die Freunde am 23. beim Weihnachtsblasen, wie immer klingt der Abend alkohobelastet aus, wie immer werden wir alle ein bißchen sentimental, wie immer ist an Heilig Abend ein klitzekleiner Kater dabei.

Die Feiertage sind vollgestopft mit Essen und Menschen, in diesem Jahr kochen wir gleich dreimal für alle. Dafür wird Silvester sehr, sehr ruhig, denn alle Kindelein feiern auswärts. Der Gatte und ich werden in der Sauna garen und das große Fest im nächsten Jahr planen!

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Zusammengefasst: ich bin sehr viele Kilometer mit dem Hund gelaufen, manche davon auch zusammen mit dem Kater. Gesundheitlich war es nicht so super wie bestellt, gewichtsmäßig gab es krasse Schwankungen, derzeit eher nach oben :) Der Garten ist mein liebstes Zimmer, doch ich genieße es gerade sehr, weder jäten noch gießen zu müssen. Ich hatte einmal Todesangst und war ganz oft zum Platzen glücklich, habe mich was getraut viele Vorsätze umgesetzt. Mit und wegen des Gatten und der Kinder bin ich sehr glücklich, da muss sich genau nichts ändern!

Auf einer Skala von eins bis zehn war dieses Jahr eine prima acht. Nehme ich gerne wieder.

Teil XII

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