6. Juni 2020

6. Juni 2020

Viele, viele Behelfsmasken wollte ich heute ins Schaufenster packen. Weil das ja ein bißchen Arbeit (gestern beschrieben) ist, stand ich um sieben auf. Nachdem die Enten aus dem Stall gelassen und gefüttert waren, als der Kaffee getrunken und das Internet einmal quergelesen war, putzte ich rasch das Bad. Die Tochter stand auf und schnappte sich den Hund zur Hunderunde. Ich wirbelte einmal durch die Küche, deckte den Frühstückstisch und dann war es irgendwie doch schon halb zehn. Die Tochter kam zurück, Jüngster und Gatte krochen zum Frühstück aus ihren Betten und als wir vom Tisch wieder aufstanden, war es halb elf und keine einzige Maske war photographiert oder gar online gestellt.

Die Tochter begann ihr Zeug zusammenzupacken und verschwand dann zu einer Freundin, Distanz-Geburtstagskaffee trinken. Ich flickte ihr eine Hose, ölte und bügelte ihr ein Fensterbild, stickte und nähte ihr den versprochenen „follow the rainbow“-Wimpel und nähte fünf angefangene Masken fertig. Oma Eis kündigte einen kurzen Besuch mit Mitbringsel an und als sie kurz nach eins vor der Tür stand, hielt sie eine Steige mit Erdbeeren in Händen. Vier Kilo, die direkt verarbeitet werden mussten.

Vorher aber mussten wir einen Kaffee zusammen trinken, ein paar Neuigkeiten austauschen und schon war es halb drei und noch immer war ich dem Maskenschaufenster keinen Schritt näher. Und bevor jetzt überhaupt an Masken zu denken war, mussten Erdbeeren zu Konfitüre gekocht werden. Bis zwanzig Gläser Konfitüre auf dem Tresen standen war es halb fünf und damit beste Kaffeezeit. Zusammen mit Frühstückshefezopf und warmer Erdbeerkonfitüre begann die leise Tochter-Verabschiedung.

Der Jüngste ging laufen, die Tochter traf sich mit einem der Ex-Physik-Buddies zur Hunderunde, der Gatte radelte los, um Milch und Eier zu holen und ich beschloss, mir ein paar Minuten auf dem Sofa zu gönnen. Eine Stunde später weckte mich die Tochter und tja, schon wieder keine Masken geknippst.

Der Gatte kam zurück und bis zum Abendessen vertrödelte (s)ich die Zeit. Nach dem Abendessen reichte ich der Tochter Honig, Erdbeerkonfitüre und eine Kiste Behelfsmasken für sie und die Kommilitonen, sprach die üblichen überfürsorglichen Mütterworte zum Abschied und nahm sie nochmal fest in den Arm. Das Studentenwohnheim hat wieder geöffnet und für die anstehenden Klausuren wohnt sie lieber dort in ihrer WG. Zusammen lernt es sich leichter und außerdem vermisst sie Gleichaltrige. Zehn Wochen hat sie wieder daheim gewohnt und das war dann auch genug.

Gutes Tageslicht gibt es jetzt keines mehr und es ist auch viel gemütlicher, mit dem Jüngsten auf dem Sofa zu sitzen. Vielleicht schaffe ich morgen die Befüllung des Maskenschaufensters.

(ich schreibe hier übrigens nur, weil ich wissen will, ob ich noch längere zusammenhängende Texte hinbekomme. Fingerübungen, quasi.)

3 Kommentare zu “6. Juni 2020”

  1. Mari sagt:

    Liebe Frau Mutti.
    Danke, für Ihr Experiment.
    Ganz offensichtlich verlernen Sie das Schreiben genauso wenig, wie andere Menschen das Fahrradfahren.
    Schön, von Ihnen zu lesen.
    Ihnen und Ihren Lieben einen schönen Sonntag,
    Mari

  2. Sandra Kretschmer sagt:

    Ach ja, waren Sie bei mir zuhause? ? so ähnlich, ersetzt durch andere To-Do‘s, läuft das meistens auch hier ab. Und jeden Tag denke ich mir, aber heute machst du endlich das und das fertig … und am Ende des Tages? Wieder nur so Gedöns wie Haushalt, Kochen, Wäsche und alles andere was dann immer dazwischenkommt … hachz …. that‘s ist … tägliches struggeln … aber immerhin schaffe ich es inzwischen, bewußt eine Kaffeepause zu machen und in den Garten zu starren, und dann bin ich wieder ruhig ?.

  3. Ingrid Dierolf sagt:

    Wunderbar geschrieben. Danke ?