WMDEDGT 01/19
5. Januar 2019
Frau Brüllen ruft zum Tagebuchbloggen auf! Das macht sie seit fünf Jahren, ich folge dem Ruf sporadisch.
Mein Tag begann sehr früh. Irgendwann gegen halb drei, als der Große heimkam, schwungvoll gegen den Schuhschrank rumpelte und danach mit Schmackes die Badtür schloss. Kurz danach krachte seine Zimmertür zu, wenige Minuten später kam der Gatte von seinem Treffen mit den Exkommilitonen heim. Alles genauso geräuschvoll wie der große Sohn, zusätzlich mit einer guten Portion Eau de Irish Pub. Ich schlief mit dem Wissen, dass die Joggingrunde des Gatten am Morgen garantiert nicht stattfinden würde.
Kurz bevor ich wieder selig einschlief, sprang ein nasser, kalter Kater auf mein Bett und versuchte sich an meinen Füßen zu wärmen. Da meine Füße empört unter dem Deckbett verschwanden, verzog er sich letztlich in sein Körbchen.
Gegen halb acht erwachte der Kater und kletterte aus dem knarrenden Körbchen. Dies weckte den armen, vernachlässigten Hund, der umgehend Liebe, Zuneigung und Aufmerksamkeit verlangte. (Dies tut er, in dem erreichbare Körperteile abschleckt oder, falls alle Körperteile in Sicherheit vor rosa Hundezungen gebracht wurden, durch genervtes Murren auf Kopfhöhe. Meiner Kopfhöhe, denn der Gatte ist mit allerliebster Tiefschlaf gesegnet.
Ich stand auf, zog mich an, kochte Kaffee und Tee, aß eine Scheibe vom Dresdner Christstollen und zerrte denn furchtbar müssen Hund vom Küchensofa zur Hunderunde.
Die Hunderunde habe ich in letzter Zeit sehr häufig geschwänzt, immerhin hatte die gesamte Familie Urlaub und insbesondere Töchterlein hatte große Lola-Sehnsucht und sehr viel Lust, die langen Morgenrunden zu übernehmen. Dass ich ziemlich außer Form bin, merkte ich nicht nur an kneifenden Klamotten, sondern auch als ich auf der Hälfte der Großen Steig pustete und schnaufte und mir ziemlich warm wurde. Ganz oben war es dann prima. Der leichte Nieselregen hörte auf, doch der Wind trieb dramatisch graue Wolken vor sich her und daran kann ich mich einfach nie sattsehen. Ich lief und lief, der Hund trabte fröhlich mit und nicht nur mein Schrittzähler, der während der letzten Wochen vor sich hingewimmert hatte, jubelte.
Wieder daheim spürte ich Oberschenkel und Waden, leider auch das rechte Knie, aber vermutlich werden ab nächster Woche, wenn die langen Runden wieder Routine sind, Muskeln und Gelenke wieder wie geschmiert laufen.
Der Große kroch aus dem Bett, wenige Minuten später zeigte sich auch ein gänzlich unverkaterter Gatte. Der Jüngste wurde zum gemeinsamen Frühstück geweckt, danach verzog ich mich ins Nähzimmer. Während ich dort vor mich hinwurschtelte sah ich zwei Folgen der Aufräumserie bei Netflix und weil ich aus dem Staunen und Lachen und Kopfschütteln nicht herauskam, beschloss ich bei Gelegenheit weitere Folgen zu schauen, um umfassend informiert einen längeren Text darüber schreiben zu können.
Um noch etwas Sinnvolles in den Tag zu packen, überredete ich den Gatten zu einem Besuch des Baumarktes, denn seit einem Jahr hängen verschiedene Farbmusterkarten in der Küche und vor ein paar Tagen habe ich mich für eine entschieden. Wir fuhren los, verabschiedeten vorher die Söhne, die zu wilden Dungeons&Dragons-Schlachten loszogen und vergaßen nicht mal die leeren Milchflaschen, damit diese auf dem Rückweg befüllt werden konnten. Ich widerstand im Baumarkt sämtlichen reduzierten Weihnachtsartikel! Sogar den Kerzen!
Weil sich das Wetter immer noch nicht zwischen Regen und Sonne entscheiden konnte, schalteten wir den Saunaofen an. Eine Stunde braucht dieser und in diese Stunde passte eine Tasse Kaffee (sogar ganz romantisch bei Kerzenschein), die Abendhunderunde (der Gatte) und das Aufhängen der neuen Vorhänge im Wohnzimmer (ich). Und ja, dieses IKEA-Gardinen-System mit den Röllchen, die in einer Schiene laufen, ist doof. Zum einen lassen sich die Haken nur unter brachialen Kraftaufwand in die Röllchen drücken und zum anderen musste der Gatte erst auf den Speicher kriechen und Holzbretten von oben gegen die Rigipsdecke schrauben, damit die Vorhangschiene samt Gardinen und Decke nicht runterkratzt. Ok, Letzteres ist kein IKEA-Problem, aber trotzdem lästig. Jetzt hängen die neuen Vorhänge und verhindern hoffentlich, dass man auf dem Sofa keinen Zug bekommt.
Die Sauna war heiß und ganz genau die richtige Idee für unausgegorenes Usselwetter. Ich hatte trotzdem schon nach zwei Gängen genug und nutzte die Zeit, die der Gatte für den dritten Gang brauchte, um ein Bananenbrot zusammenzurühren und in den Ofen zu schieben. Zusammen mit dem Gatten sorgte ich für ein feines Abendessen, eines für uns, eines für die Jungs, die beide zwar Rosenkohl mögen, aber irritierenderweise nicht in Kombination mit Maronen. Deshalb zauberte der Gatte Nudeln mit unserer neuen Lieblingsküchhenmaschine, dem Pastamaker. Von der Lasagne war noch Soße übrig, ein prima Abendessen für müde gekämpfte Söhne. Während der Essensvorbereitung kicherten wir uns gemeinsam durch zwei Folgen Aufräumserie und wissen jetzt, dass wir endlich super erwachsen sind, wenn wir gefaltete Waschlappen im Schrank liegen haben. (Ich muss da wirklich länger zu schreiben!
Mit Rosenkohl, Maronen und Riesling vom Schwabsburger Schloss zogen wir uns aufs Sofa zurück. Mittlerweile sind die Söhne da (hungrig, weil sie sich Nudeln mit Soße in eine Auflaufform geschichtet und mit Käse überhäuft haben und das Ganze brodelt nun im Backofen vor sich hin), das Bananenbrot duftet auf dem Tresen, das zweite Glas Riesling ist zur Hälfte geleert und ich weiß, dass ich morgen früh noch einmal ausschlafen darf, der Gatte rennt mit dem Hund.
So weit, so unspektakulär, so schön.