Fasten – Tag 3

7. Februar 2022

Zu früh gejubelt, die Hitzewallungen kamen zurück und ich konnte mich nachts nicht wirklich zwischen „brr, kalt! Ich brauche zwei Deckbetten!“ und „waaah, heißheißheiß, ich möchte in einer Wanne voller Eis liegen!“ entscheiden. Das ruiniert den ruhigen Nachtschlaf sehr gründlich und auch ohne Fasten fühlt sich der Morgen danach sehr bescheiden an.

Hunger hatte ich nach wie vor keinen, aber mein Kreislauf lief eckig und die ersten zwei Kilometer der Hunderunde schlurfte ich sehr langsam. (Schneller war sowieso nicht möglich, weil der Weg fies vereist war.) Die erste Steigung ließ mich schnaufen und ächzen, vor der zweiten war ich in Versuchung, einfach umzukehren. Ich schaffe es aber nach oben und danach war alles super. Die Sonne kam heraus, der Wind von hinten und so beschloss ich, dass ich die Runde verlängere. Das bedeutete zwar, dass ich die Rehbacher Steig hinauf musste, aber langsam, gemächlich und mit zwei Atempausen klappte das. Ohne Fasten laufe ich da übrigens sehr lässig hoch. Nächste Woche dann wieder. Ganz oben im Wingert pfiff mir der Wind dann sehr ins Gesicht und durch den Reißverschluß meiner Jacke. Beim Kauf der Jacke hatte ich nicht auf eine Reißverschlußabdeckung geachtet und jeden Winter ärgere ich mich darüber. Aber die Jacke ist noch völlig in Ordnung, für eine neue Jacke bin ich zu geizig.

Lolas Ohren flatterten im Wind und das sah sehr witzig aus, sie fand es eher doof und auf den letzten 500 Metern trabte sie sehr energisch Richtung Heimat. Knapp sieben Kilometer habe ich geschafft!

Daheim gab es eine Tasse Getreidekaffee und eine dicke Decke auf dem Sofa. Als ich endlich wieder warm war, fielen mir die Augen zu und tja: verfrühter Mittagsschlaf. Der Gatte weckte mich, als es Zeit für unseren Gemüsesaft war. Nach diesem opulenten Mittagsmahl (ich träume mittlerweile von Nudeln und Kartoffeln) war ich sehr fit und beschloss,die Lackrolle zu schwingen. Das Blau der Küche fühlte sich nämlich so falsch an. Ich erschrak jedes Mal beim Betreten der Küche und irgendwann wurde mir klar, dass diese Küchenfarbe ein absoluter Fehlgriff war. Heute habe ich das also korrigiert. Die Küche ist jetzt türkis und sie ist jetzt so sehr meins! Morgen muss ich noch ein bißchen aufräumen, dann ist sie wieder wunderschön.

Die erste Schicht Lack konnte trocknen, während wir ins Nachbarstädtchen radelten, um uns den Spaziergängern entgegenzustellen. Mittlerweile sind das sehr, sehr viele und es sind viele dabei, die ich kenne. Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehe, denn im Moment erschüttert mich dieses Verhalten sehr.

Meine Wut und Entmutigung konnte ich dann in die zweite Lackschicht packen.

Nach Pinsel- und Lackrollenreinigung gab es Gemüsebrühe. Damit die nicht zu langweilig schmeckt, mahlte ich ein bißchen getrockneten Knoblauch hinein. Sehr lecker. Ein paar Nudeln dazu wären perfekt.

Der Tag endet wieder auf dem Sofa, ich muss noch ein bißchen Tee trinken, damit mich heute nacht wenigstens meine Blase weckt, falls mich keine Wallungen heimsuchen.

Zweimal dachte ich heute, dass es das mit dem Fasten jetzt war, weil mich einmal die Schwäche nervte und ein anderes Mal mein Magen sehr laut knurrte. Jetzt ist aber alles wieder gut. Wenigstens bis Dienstag abend wollen wir durchhalten, am Liebsten aber bis Sonntag.

Der Gatte steckt das Fasten wirklich gut weg! Er konnte konzentriert arbeiten und ist kein bißchen hangry. Mir kippt bisweilen die gute Laune weg und ich muss mich sehr zusammenreißen. Aber jetzt habe ich ja wieder ne schicke Küche, meine Laune kann jetzt gar nicht mehr schlecht werden!

2 Kommentare zu “Fasten – Tag 3”

  1. PaulineM sagt:

    Zum Windschutz an der Jacke: Vielleicht könnten Sie unter dem Reißverschluss auf einer Seite einen Streifen festen Stoff einnähen. Der schützt dann nicht über dem Reißverschluss sondern darunter, aber das sollte den gleichen Effekt haben.

  2. Elli sagt:

    Ich finde es prima, wenn Sie sich den Demonstranten zeigen, der andere Begriff (Spaziergänger) verharmlost deren Tun für mich zu sehr, ich weigere mich konsequent, diese Menschen so zu nennen.
    Bei uns gibt es keine Demonstrationen gegen … Wir leben dann doch zu sehr auf dem Land.

    Viele Grüße Elli