damals …
29. Februar 2008
Gerade ein vergnügliches Stündchen am Rechner mit dem Lesen sehr alter Geschichten verbracht.
Damals, als die Kindelein noch Ranz, Motz und Schlunz hießen.
Müde bin ich
Müde bin ich, ging gern zur Ruh,
ach, mir fallen meine Augen zu.
Doch das geht nicht,
weil die Kinderlein
alle noch nicht müde sein.
Die hüpfen bis zur Dämmerung
munter noch im Zimmer rum.
„Hopp, hopp, marsch, marsch, in eure Betten!“
Das dies nichts bringt, das könnt ich wetten.
Die Kinder kriegen noch ein Küßchen,
dann verlasse ich den Raum, ein bißchen.
Ich bleibe vor der Türe stehn,
es lohnt sich nicht ins Bett zu gehn.
Müde bin ich, ging gern zur Ruh,
doch im Kinderzimmer fliegt die Kuh.
„Jetzt wird geschlafen, jetzt ist Schluß!“
„Das geht nicht, weil ich pinkeln muß.“
Die ganze Bande rennt aufs Klo
und noch was trinken, sowieso.
„Ich hab noch Hunger, ich bin nicht satt!“
„Zurück ins Bett! Sonst vergess ich mich glatt!“
Müde bin ich, ging gern zur Ruh,
mein linkes Auge fällt schon zu.
Trotzdem kann ich noch erkennen,
dass diese Kinder im Flur rumrennen.
„Ich krieg die Krise, was soll den das?“
„Schlafen ist doof, spielen macht Spass!“
Ich pack sie am Ohr und stopf sie ins Bett.
„Die Mama ist böse, das war nicht nett!“
Müde bin ich, ging gern zur Ruh,
jetzt fällt auch das rechte Auge zu.
Ich döse ein und krieg ´nen Schreck!
Der Jüngste brüllt – Schnuller weg.
Der liegt in der Ecke hinterm Bett,
in den Spinnweben, auch ganz nett.
Den Schnuller schnell herausgefischt
und oberflächlich abgewischt.
Müde bin ich, ging gern zur Ruh,
wieder mache ich die Augen zu.
Langsam mache ich mir Sorgen,
finde ich denn Schlaf bis morgen?
Doch es scheint jetzt still zu sein
und ich schlafe langsam ein.
Warum nur lass ich mich so quälen?
Kann nie in Ruhe Schäfchen zählen.
Manche Nächte Bett beziehen
oder schnullersuchend drunter knieen.
Ständig was zu trinken geben,
nachseh´n, ob sie auch noch leben.
Eins muss immer Pipi machen,
ich kann darüber nicht mehr lachen.
Munter nachts und fit am Tage;
erinnere ich mich nur ganz vage:
Manchmal lagen wir im Bett,
ganz gemütlich, still und nett.
Merkten, dass wir glücklich sind.
Und dann entstand ein weiteres Kind.
Mittlerweile schlafen alle Kinder durch, manchmal sogar bis acht Uhr morgens.
Geweckt werden wir am Wochenende um neun Uhr, manchmal sogar mit Kaffee.
Ins ihren Betten verschwinden sie freiwillig, manchmal sogar schon nach der zweiten Aufforderung.
Keine Schnuller mehr im Haus. Aber Spinnweben.
29. Februar 2008 um 11:03
Danke fürs lustige,nachdenkliche Gedicht, Sie sind ein Multitalent, ich freue mich immer wieder bei Ihnen zu lesen !
Liebe Grüsse aus der Dom.Rep.Teresa :)
29. Februar 2008 um 13:03
Sehr süß. Heute. Damals war es mehr Verzweiflung, kann ich gut nachfühlen.
(Und genau die Hosen vom Töchterchen, die hatten wir auch!)
29. Februar 2008 um 17:17
*soifz* Sehr süss …. dadurch angesteckt, schwelge ich gerade in Erinnerungen ! Danke!
Gleich kommt Sohn2 und besucht anläßl. seines Geburtstages (1983)seine Eltern ….. hoffentlich is Muttern bis dahin weniger sentimental :)
Grüssle
Angela
29. Februar 2008 um 17:43
Poesie. Schön.
:)
29. Februar 2008 um 21:17
Sehr nett … zu lesen, zu fühlen, zu schauen!
3. Mai 2008 um 17:07
dieses Gedicht spricht mir aus der Seele :D