Backniete, ich

24. Januar 2008

Liebe Frau Barcomi,

jedes Mal wenn ich in Berlin bin, besuche ich diese entzückende kleine Café im Hinterhof da in der Nähe von der Gipsstraße; jedes Mal esse ich dann von Ihrem wundervollen, phantastischen, genialen, oberleckeren Kuchen, den Probierteller mit den vier Stückchen, von dem zwei Erwachsene sehr gut sehr satt werden.

Als ich dann erfuhr, dass Sie Ihre wunderbaren Rezepte in einem Backbuch veröffentlichen, war ich sehr glücklich, denn Berlin ist für mich nicht eben um die Ecke. (Was vielleicht ganz gut für meine Figur ist. Dies aber nur nebenbei bemerkt.)
Am Dienstag dieser Woche überreichte mir der freundliche Postbote endlich das Paket mit Ihrem Kochbuch. Ich verbrachte eine schwärmerische halbe Stunde mit meiner Mutter auf der Küchenbank, Bilder schauend, Rezepte lesend und voll guter Vorsätze. Nachmittags kam die Freundin und wir verbrachten eine schwärmerische halbe Stunde auf der Küchenbank. Obendrein versprach ich der Freundin, sie am Freitag mit irgendetwas aus diesem tollen Backbuch zu überraschen.

Da mein wohlsortierter Haushalt zwar Mehl in drei Typen vorweist aber kein Natron, ging ich am Mittwoch einkaufen. Der plus-Markt in der Ortsmitte enttäuschte mich sehr, doch der beste Vater meiner Kinder brachte mir alle benötigten Zutaten aus der nächstgrößeren Stadt mit.

Heute nun startete ich den Backversuch.
Ich entschied mich für die klassischen Cookies, denn damit KANN man ja nichts falsch machen. Dachte ich.
Zunächste hackte ich 300g Schokolade in grobe Stücke, das war leicht.
Mehl, Natron und Salz mischen war auch unproblematisch.
Auch das Rühren von Zucker, Butter, Syrup, Eiern und Vanillezucker stellte keine Herausforderung dar.
Das Trockene wurde ins Feuchte, Klebrige gerührt, die Schokoladenbrocken untergehoben und der Backofen auf 190°C geheizt.

In weiser Vorraussicht setzte ich wenige Teighäufchen auf ein Blech, Cookies laufen breit aus, dachte ich mir, mit dem Wissen um 250g Butter im Teig.

Sie liefen, aber das war nicht schlimm.
Schlimm war, dass sie nach zehn Minuten noch hell und matschig waren, nach elf Minuten aber dunkelbraun. Die erste Fuhre ging also daneben.
Das zweite Blech beobachtete ich genau und zog es aus dem Ofen, als die Cookies noch sehr hell waren.
Das dritte Blech schob ich in den Ofen, den ich aus Versehen bereits abgeschaltet hatte. Das war aber gut so, denn die Kindelein nutzten die Gelegenheit einer in der Küche beschäftigten Mutter, um sich im Flur gegenseitig auszukitzeln. Töchterlein stürzte dabei mit der Stirn an einen Türrahmen und während ich Tränen trocknete und Kühlpäckchen anreichte, wären die Cookies im Ofen sicherlich verbrannt.
Nachdem alle Kinder mit allerstrengsten Instruktionen sich nicht mehr zu verletzen aus der Küche geschickt worden waren, erinnerte ich mich an meine Cookies im Ofen, die sanft vor sich hin trockneten. Sie sahen beinahe fertig aus, weswegen ich sie aus dem Ofen nahm und das letzte Blech hineinschob. „Diesmal werden sie PERFEKT!“, dachte ich mir.
Die Cookie-Klumpen liefen zu hübschen Cookie-Kreisen auseinander, sie bräunten sanft an den Rändern und blubberten verheissungsvoll in der Mitte. Der Wecker klingelte nach zehn Minuten, nach zehneinhalb Minuten nahm ich köstlich-gebräunte, leicht gewölbte, nahezu perfekte Cookies aus dem Ofen.

Fünf Minuten später waren die Cookies in sich zusammengefallen und hatten das eher unattraktive Aussehen von Kartoffelpuffern. Ich hasse Kartoffelpuffer.

Die beiden nicht so richtig durchgebackenen Bleche schob ich dann kurz in die Nachwärme, schiefer konnte es ja nicht gehen. Ging es auch nicht, sie sahen halt aus wie Kartoffelpuffer.

Die Kindelein und der beste Vater meiner Kinder haben den Geschmackstest hinter sich: hervorragend, behaupten sie. Mir schmecken sie ja auch. Aber die Optik, daran muss Frau … äh … Backniete noch arbeiten, denn das Auge isst schließlich mit.

Liebe Frau Barcomi, mein Töchterlein wünscht sich den Schokoladenkuchen und ich habe ihr sehr zuversichtlich versprochen, diesen am Wochenende zu backen. Sollte es mir gelingen, den Kuchen in etwas ganz anderes zu verwandeln, werde ich Ihnen selbstverständlich davon berichten.

Bis dahin und trotz allem entzückt von ihrem Backbuch,

immer die Ihre,
Frau … äh … Mutti

(ohne Backtalent, aber willig)

8 Kommentare zu “Backniete, ich”

  1. Garnprinzessin sagt:

    Langsam werden Sie mir unheimlich… Aber würden Sie mir bitte verraten, ob auch das (dunkle) Devil’s Cake Rezept drin ist, welches mich so vortrefflich zunehmen lies, obwohl ich die ganze Woche nahezu hunderte von Kilometern nur zu Fuss lief? Dann müsste ich das Buch nämlich auch bestellen. Mist.

    Verfressene Grüsse von der

    Garnprinzessin

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    Ein Devil´s Cake ist nicht dabei, aber ein Kuchen, der quasi nur aus Schokolade und Butter besteht, der liest sich wahrhaft teuflisch lecker. Da ich sicherlich noch ein paar Experimente wagen und darüber schreiben werde, können Sie sich mit dem Kaufen vielleicht noch ein bißchen Zeit lassen?

  2. Andrea sagt:

    Versuchen Sie die Monster-Brownies. Die klappen bestimmt, müssen nur etwas länger als beschrieben im Ofen bleiben (zumindest bei mir).
    Viel Glück beim backen.
    Ich LIEBE dieses Buch!!!

  3. Cecie sagt:

    irgendwann kriegen wir euch alle ;o)

    das barcomi's im durchgang ist einer meiner besten nicht-mehr-geheimtips in B *gg*. zum glück arbeite ich nicht mehr dort um die ecke und zum glück schliesst der laden am frühen abend – als obs bei meiner wonnefigur noch nen unterschied machen würde *ggg*. beim nächsten besuch gehen sie doch bitte mal ins original an der bergmannstrasse. und probieren sie bitte den cheesecake (den sogar mein kuchenmuffeliger herr papa in nullkommanix wegschleckte) – rezept soll dem der philadelphia-torte entsprechen und superleicht zu machen sein!

    PS: ich hab auch überlegt, mir das buch zu kaufen, bin aber so was von einer backnull… und wieso selberbacken, wenn man sich vor ort so trefflich verwöhnen lassen kann – sorry, wenn das gemein klang; war nich so gemeint ;o)

  4. Svenja sagt:

    Versuchs mal beim Cookiesbacken das Lied „chocolate chip cookies“ von den Wise Guys laufen zu lassen. Damit klappts sicher…
    „In die erste Schüssel Butter- 280 gramm
    und Zuckerrübensirup wenn wir so was ham“ *sing*
    Viel Erfolg beim Schokokuchen!
    Svenja

  5. Rena sagt:

    Ich bekomme auch Zustände, wenn der Kuchen / die Kekse nicht so werden, wie sie sein sollen. Werde mir gleich mal die HP anschauen.

  6. MeinMann-Bloggerin sagt:

    Ihre Backversuche sind doch perfekt gelungen. Wenn ich auf diese Seite schaue
    Hier klicken
    dann sehen die Original-Cookies von Barcomis auch wie Kartoffelpuffer aus. :ok:

  7. oma eis sagt:

    Wenn man einmal gesehen hat wie die Fotos in Back-bzw. Kochbüchern zustande kommen,(mit künstlichen Farben, Haarspray, Lack etc.) muß man sich nicht wundern, dass die Cookies zu Hause wie Kartoffelpuffer aussehen.Also,nur Mut für den Schokolandkuchen. :ok:

  8. Garnprinzessin sagt:

    Vielen lieben Dank für die Kuchenauskunft. Butter & Schokolade und drei Liter Speiseöl? Ja, das klingt ganz nach dem 'Mundgefühl' des Kuchens. Und wenn Sie den Kuchen ja vielleicht tatsächlich vorbacken würden, wartete ich mit meinem eigenen Küchendesaster natürlich noch ein Weilchen. Und ich überlege jetzt verzweifelt, wie ich Sie aus der Ferne in möglichst frenetische Backstimmung versetzen kann…

    Grübelnde Grüsse von der

    Garnprinzessin