Migräne

25. April 2007

Es beginnt eigentlich immer gleich.

Am Abend baut sich ein Druck hinter dem rechten Auge auf. Das Auge wird trocken und irgendwie kratzig. Und dann zieht es in der Schläfe darüber. Beim Husten sticht es und manchmal puckert es auch ein bißchen. Bücken geht nicht, hüpfen auch nicht.

„Morgen früh ist alles wieder gut“, denkt man sich und ahnt schon, dass es diesmal nicht so ist.

In der Nacht wird man häufig wach und spürt, dass sich der Druck auf den Kopf noch nicht verändert hat. Das Kissen ist immer falsch geknautscht, unter dem Deckbett ist es zu heiß, ohne Deckbett viel zu kalt. Und der Mann im anderen Bett macht komische Geräusche, atmet viel zu laut und macht sich zu breit.

„Schnell wieder einschlafen, dann geht der Schmerz weg. Nachher ist alles wieder gut!“, denkt man sich und ahnt schon, dass es diesmal nicht so ist.

Am Morgen stellt man fest, dass da kein richtiger Schmerz ist, nur so etwas wie ganz leichte Zahnschmerzen. Keinem genauen Punkt zuzuordnen. Einfach da. Der Kaffee will nicht richtig schmecken und die Augen behaupten, die ganze Nacht nicht geschlossen gewesen zu sein. Sie sind dick, rot und brennen. Und das Licht ist viel zu hell heute.
Auch die Knie wackeln ein bißchen, der Magen gurgelt den Kaffee von einer Seite auf die andere und manchmal auch ein Stück zu weit nach oben. Die Vögel kreischen in den Bäumen, die Flugzeuge donnern über´s Haus und diese Fliege brummt mit einem Höllenlärm durch die Küche.
Der Schmerz in der Schläfe wird eindeutig stechender und zieht manchmal bis zum Nasenflügel.

„Ich nehme mal Aspirin, dann geht der Schmerz weg. Danach ist alles wieder gut!“, denkt man sich, wirft vorsichtshalber gleich zwei Stück ein und ahnt schon, dass es diesmal nicht hilft.

Gegen Mittag ist das Licht unerträglich grell, jeder Laut schneidet das Hirn in Scheiben und der Magen weiß nicht so genau, ob er gefüllt werden will oder nicht. Rasch ein Mittagessen kochen und den heimkommenden Kindern vorjammern, dass die Kopfschmerzen so schlimm sind, dass man nicht sprechen möchte.
Dass man eigentlich zusammengerollt in einem tiefen, kühlen, dunklen Loch liegen möchte, ganz in Ruhe gelassen von jedem und allem und am Liebsten kopflos. Und wenn wir schon dabei sind: den Magen braucht auch kein Mensch im Moment.

Das Mittagessen geht vorüber und man kündigt den Kindern an, dass man auf dem Sofa liegen wird. Mit geschlossenen Augen. Die Kinder hören das und vergessen es wieder, denn manche Probleme dulden keinen Aufschub. Durchaus verständlich, aber bitte nicht heute.
Der Magen beschließt, dass das Hähnchenbrustfilet ungenießbar ist und entledigt sich seiner. Danach geht es weder Kopf noch Magen besser und die Knie sind noch weicher als bisher.

Zurück auf dem Sofa beschließt man auf der Stelle zu sterben. Geht aber nicht, weil die potentiellen Halbwaisen einige Fragen haben. Die stärkeren Schmerzmittel locken, doch wirken diese meistens wie ein Schlafmittel und schlafen geht jetzt nicht. Keine Zeit dafür.

In einer Stunde sind alle Kinder unterwegs, kommen erst kurz nach sieben wieder heim. Kurz bevor der Elternabend über die Wahl der zweiten Fremdsprache beginnt.

Manchmal geht eine Migräne über zwei Tage, manchmal verschwindet sie über Nacht. Zurück bleibt ein wundes Gefühl im Kopf. Eine Stelle, in die irgendwer irgendwas hineingebohrt, umgedreht und wieder rausgezogen hat. Und das Gefühl, etwa eine Million Gehirnzellen verloren zu haben.

Ich wünschte dennoch, es wäre schon morgen.

16 Kommentare zu “Migräne”

  1. Sabine sagt:

    Mitfühlende Grüße!
    Meine letzten Attacken waren auch so übel, daß ich völlig verzweifelt dem Ende des Tages entgegengesiecht habe…
    Hast Du schon mal Triptane ausprobiert? Formigran Hier klicken gibt es inzwischen ohne Rezept…
    Ansonsten hilft mir Ausdauersport…
    Gute Besserung!!!!

  2. anabel sagt:

    Ja, so fühlt es sich an. GENAU so.
    Bei mir kommen manchmal ganz schlimme Schwindelanfälle dazu. Heute beim Wäscheabhängen bin ich über *Nichtse* gestolpert und dachte, ich flieg gleich hin.
    Erwähnte ich, dass ich heute auch schon mit einem Anflug von Migräne gesegnet war?
    Zum Glück ging es bald vorüber.
    Nur dieser Schoko-Doppelkeks-Hunger ist geblieben, und eben DIESE Stelle im Kopf. Wo jemand ein vierkantiges Eisen hineingestochen, umgedreht und wieder herausgezogen hat….

    liebe Grüße und baldige Genesung

    anabel

  3. fledermäuschen sagt:

    sabine hat es ja bereits erwähnt/verlinkt, es gibt in d'land jetzt formigran – Hier klicken.

    das hilft wirklich wunderbar. ich bin selber seit über 12 jahren migränikerin, nehme als präventivmedikament topomax und als anfallmedikament zomig (- Hier klicken). das gibt es übrigens auch als nasenspray und wirkt – zumindest bei mir – nicht zeitgleich auch noch als schlafmittel. formigran aber ist wirklich super, ich nehme es, wenn ich in d'land bin und dummerweise mal keinen spray mithabe. müde werde ich auch davon nicht.

    und ein altes hausmittelchen meiner mutter (seit über 40 jahren migränikerin): doppelter espresso mit ordentlich zitronensaft (am besten frisch gepresst) drin.
    schmeck scheusslich, hilft ihr aber wunderbar und mir öfters auch mal (sofern ich diesen sud zu mir nehme, wenn die migräne erst im kommen ist).

    auf jeden fall gute besserung!! hoffentlich hält die migräne nicht allzu lange an!

    mitfühlende grüsse,
    fledermäuschen

  4. Sabine sagt:

    Ich wünsche Dir gute und schnelle Besserung!!!
    LG Sabine

  5. Jeanie sagt:

    Liebe Frau…äh…Mutti – Sie verblüffen mich immer wieder! Wie schaffen Sie das nur, mit Migäne SO einen Text zu schreiben? BESSER könnte man es nicht beschreiben, wie man sich bei Migräne fühlt… *Seufz* Ich kann das leider nur ZU gut nachvollziehen..

    Ich wünsche Ihnen eine baldige gute Besserung – und liebe, stille, leise Kinder, die sich nicht gerade ausgerechnet heute in Lautstärke und Gestreite zu übertreffen versuchen

  6. Anna sagt:

    Gute und schnelle Besserung!
    Meine Mutter hat solche Attacken immer wieder mal. Früher war es noch schlimmer.
    Zum Glück hatte ich bisher nur die schwache Form davon.

    Lieben Gruß, Anna

  7. Ines sagt:

    Das hört sich ja grauenhaft schlimm an :(! Sie Ärmste! Ich kann mich erinnern, auch mal eine- wenn ich hier so lese- harmlose Form der Migräne gehabt zu haben und ich kann sagen, ich brauch das nicht wieder haben…

    Gute und vor allem schnelle Besserung! (und ich kann leider keine guten Tipps geben…)

  8. Cecie sagt:

    ach weh, willkommen in meiner welt… zum glück das magenleeren blieb mir bisher erspart, machts aber nicht besser. ich kanns sooo nachfühlen…

    den tip mit dem espresso und der zitronensäure kann ich nur mitempfehlen, auf schmerzmittel spreche ich nämlich leider gar nicht an, auch nich auf formigran. wissen sie, welche lebensmittel migräne verschlimmern und deswegen bei nem anfall nicht gegessen werden sollten? (tomaten, milchprodukte/käse, schokolade, kaffee – ausnahme espresso, siehe oben).

    ich weiss nicht, ob tips erwünscht sind… ich schreib sie einfach mal runter; wenn nicht, bitte einfach überlesen und nicht drüber ärgern:

    1. wermut-tee. nur ganz kurz ziehen lassen, zucker rein, abkühlen lassen. nase zuhalten und runter damit. wirkt am anfang der kopfschmerzen bei mir recht gut – aber auch nicht immer.
    2. schüsslersalze nr. 7, potzenz d6. 10 tabs in heissem wasser auflösen und schluckweise trinken. bis zu 50 tabs am tag sind bedenkenlos.
    3. gelsenium, potzend d6. haben mir schon einige leute empfohlen; zusammen mit ibuprofen in doppeldosis wirkt es bei mir manchmal. beim anfall viertelstündlich 5 globuli, bis es besser wird.
    (4. therapiemagnete über die stirn/den kopf streichen).

    wenn SIE noch den ultimativen tip haben – her damit!

    alles gute!

  9. Annette sagt:

    Wuensche gute Besserung und hoffe sehr, die Migraene hat sich inzwischen verfluechtigt.
    War frueher auch jahrelang mit Migraene gequaelt. Hat bei mir von heute auf morgen aufgehoert, seit ich nicht mehr hormonell verhuete.
    Einer Freundin von mir hat Akupunktur sehr geholfen, sie hat inzwischen sehr lange migraenefreie Phasen. (1-2Jahre)

  10. Feuervogel sagt:

    Auch wenn ich keine guten Ratschläge auf Lager habe – außer vielleicht „Trinken, Trinken, Trinken“, schicke ich trotzdem mal ein paar mitfühlende Grüße in den sonnigen Süden. Wenn schon „normale“ Kopfschmerzen so richtig doof sind, wie muss dann erst Migräne sein. Ich hoffe, die Wolken haben sich mittlerweile wieder verzogen ….

  11. Sternenelfin sagt:

    ohhh wehh .. ich hoffe, es geht Ihnen heute schon wieder besser, liebe Frau.. äh… Mutti. Kann das auch sehr gut nachempfinden. Ich werde auch immer wieder davon attackiert und so ganz hab ich noch nicht raus, was das Beste Mittel ist. Deswegen danke ich den Vorschreiberinnen ganz herzlich für die Tipps. Werde ich beim nächsten Mal gleich ausprobieren.
    Wünsche ganz gute Besserung und schicke sonnige Grüße aus München :-)
    Annette :-))

  12. Hannelore sagt:

    Ich habe auch ab und zu Migräneattacken. Ich muss zwar nicht erbrechen, habe dafür heftige Sehstörungen mit Blitzen in den Augen. Sehr unangenehm! In letzter Zeit schaffe es meistens, die Migräne im Vorfeld, wenn's losgeht, abzufangen. Aspirin helfen bei mir nur ein bisschen, aber nicht wirklich. Gute Erfahrungen habe ich mit Miraton forte gemacht. Das ist eigentlich ein Mittel gegen Kreislaufstörungen, wirkt aber wunderbar bei mir. Außerdem behandle ich mich selbst mit Reiki, also ins Bett legen, Hände an die Stirn oder an die Schläfen und Energie in den Kopf strömen lassen. Anschließend, wenn der Schmerz nachlässt, ein wenig schlafen.

  13. Hilli sagt:

    Also HUT ab, das kann man wirklich nicht besser beschreiben, wie es hier Frau…äh…Mutti getan hat. Auch ich leider schon seid meiner Jugend an bzw. unter Migräne. Heute, in einem Alter von 45 Jahren suchen mich diese Migräne Attacken auch immer häufiger auf. Früher waren sie oft in Begleitung von Übelkeit und Erbrechen! Das hat sich mittlerweile ein bisschen gelegt. Schlecht ist mir aber auch immer, bei jeder Migräne Attacke! Erst letzten Sonntag hatte ich wieder so einen Tag, wo ich aus unserem Wohnzimmer eine Dunkelkammer gemacht habe und mit Sonnenbrille durch die Gegend gelaufen bin. Man muss ja auch mal aufs stille Örtchen…dort ist es dann erhelbich zu hell. Früher habe ich ein Medikament verschrieben bekommen, dessen Namen ich leider nicht mehr weiß! Nachdem ich 2002 dann auch noch nach 12 jähriger ärztlicher Falschbehandlung zu einer NOT OP gezwungen wurde, es ging um mein Leben (was allerdings eine laaange Geschichte ist), wurde mir jegliche Einnahme von Medikamenten untersagt, da ich ein aufgeplatztes Megengeschwür hatte, das mir schon den Herrn da oben kurz gezeigt hat. (Mein Magen ist nun höchst sensibel und ich muss auch täglich dafür einen magenresistente Tablette nehmen). Als ich aus dem Krankanhaus entlassen wurde, sagte man mir, das ich nie mehr Tabletten nehmen solle. OK…wie soll das denn bitteschön gehen? Bei einem Migräne Anfall ohne Tabletten? Geht nicht. Hinzu kommt, das ich auch noch einen doppelten Bandscheibenvorfall habe, der auch nicht schulmedizinisch (mit Kortison) behandelt werden darf, aufgrund dieser Magengeschichte. Kein Arzt hatte erkannt, das meine starken Schmerzen vom Magen her rührten, sondern nur vom Rücken kommen konnten. Falsch, wie sich heraus stellte. OK, wir sind aber beim Thema Migräne. Da ich eine Phobie gegen Ärzte habe, greife ich bei schlimmen Migräne Anfällen auch zu „Formigran“ die mir sehr gut helfen. Es sei denn, ich nehem sie zu spät! Dieser Druck im Kopf, dieses Unwohlsein ist echt ätzend und wie man sieht, leiden einige, ach was, Millionen Menschen unter Migräne. Meist Frauen, wie ich erfahren habe! Also Frau…äh….Mutti, das war ein klasse Beitrag von ihnen!

    LG Hilli

  14. Louffi sagt:

    Liebe Frau … äh … Mutti, ich habe das gleiche Problem und jetzt von meiner Homöopathin was bekommen:

    Antimigren von PASCOE

    Es ist kein akutes Schmerzmittel, sondern ein Extrakt aus fünf Pflanzen (Iris, Jasmin, Alpenveilchen, Haselwurz, Einkraut), die alle gegen eine bestimmte Art von Kopfschmerz helfen, u.a. auch die bei Migränisten beliebten Kopfschmerzen mit Übelkeit (= Iris).

    die Tropfen nimmt man drei Monate lang 3-6 Mal täglich 15 Tropfen. Die tropfen stellen das System langsam um, so dass man in absehbarer Zeit Ruhe haben sollte.

    Da ich erst am Montag damit angefangen habe, kann ich noch keine Ergebnisse herzeigen, bin aber voller Hoffnung, dass ich nicht bei jeder zweiten oder dritten Mens mit diesen Ballerkopfschmerzen und der Übelkeit rumlaufen muss.

    ich weiß nicht, wie Sie zu Pflanzenkrams im medizinischen Bereich stehen, aber das mal so als Tipp.

    Und noch 'N Schwung Mitgefühl!

    Liebe Grüße!

  15. barb sagt:

    Oh weh, ich hoffe es ist mittlerweile wirklich vergessen, das Loch im Kopf, das danach bleibt. Sehr schön beschrieben. Bei mir ist es glücklicherweise mit jeder Schwangerschaft seltener und weniger schmerzhaft geworden. Leider ist es nur zu spät für ein 4. Kind, um ganz davon wegzukommen :(
    LG
    barb

  16. Tanja sagt:

    Das hast Du perfekt beschrieben – ich habe mich sofort wiedererkannt…
    Ich leide auch schon seit über 20 Jahren unter Migräne – in den letzten Monaten erwischt es mich sehr oft. Triptane sind die einzige Rettung, allerdings fühlt man sich mit Triptan ja auch nicht so besonders :-/

    Liebe Grüße
    Tanja