bescheuert, ein bißchen

26. Februar 2007

Um 5:33 Uhr endete Frau … äh … Muttis Nacht.

Damit der geneigte Leser die wahre Dramatik dieser Aussage erkennt, muss Frau … äh … Mutti wohl eine kurze Erläuterung des „normalen“ morgendlichen Ablaufes schildern.

Normalerweise, heisst: der beste Vater meiner Kinder treibt sich nicht auf Seminaren, Vorträgen oder sonstigen Geschäftsreisen herum, sondern steht um 6:00 Uhr auf. Weckt eine Viertelstunde später das jüngste Kind (der arme Kerl, muss am Frühesten aus dem Haus), eine Viertelstunde später die Mittlere und kurz darauf auch den Großen.
Er motiviert die Kinder liebevoll zum Anziehen, serviert ihnen ein ausgewogenes Frühstück samt warmer Milch wenn gewünscht, schneidet ein paar Äpfel klein, stopft die Stückchen in Dosen und die Dosen in Schulranzen, füllt Wasserflaschen, dreht diese auf den Kopf, um zu schauen, ob sie auslaufen, steckt sie in die Schulranzen, schickt die Kinder zum Zähne putzen und nochmal auf´s Klo, verteilt ein paar gute Wünsche, Ratschläge und Abschiedsküsse, bringt das jüngste Kind runter an den Bus, scheucht die Großen zu ihren Rädern, winkt aus dem Fenster und bringt um 7:30 Uhr seinem holden Weib einen Kaffee ans Bett. „Guten Morgen, Liebste, hier ist dein Kaffee.“

Frau … äh … Mutti ist ein Luxusweib und diese Tatsache wird ihr gerne auf´s Brot geschmiert. Die Brotrinde ist aber sehr hart, das macht mir nix aus.

Ist der beste Vater meiner Kinder auf Reisen, liegt das morgendliche Chaos in Frau … äh … Muttis Händen und das ist nicht gut. Es ist nicht so, dass sie besonders morgenmuffelig ist. Oder schon am frühen Morgen genervt. Es ist so eine gewisse „lass mich in Ruhe, ich muss erst Kaffee trinken“-Stimmung, die direkt in muntere Redseligkeit umschlägt. Die Kindelein … mögen das nicht. (Mama, lass uns in Ruhe, wir müssen erst Frühstücken)
Wirklich schlimm sind die Nächte. Frau … äh … Mutti entwickelt da so eine Art Zwangsneurose, hat eine unschöne Beziehung zu ihrem Wecker, dem hinterlistigen Teil. Und wenn er nicht klingelt? WAS, WENN DER WECKER NICHT KLINGELT?
Diese Frage hindert am süßen Einschlummern (hoffentlich klingelt der Wecker!), weckt drei bis siebenmal in der Nacht (oh Gott, der Wecker hat nicht geklingelt!) und beendet einsame Nächte meistens sehr früh (verdammt, halb sechs, das LOHNT nicht mehr zu schlafen und wer weiß, ob der Wecker klingelt!).
Der beste Vater meiner Kinder versichert, dass der Wecker klingelt. Aber wenn er es nicht tut?
Der beste Vater meiner Kinder weist daraufhin, dass er selbst täglich von diesem Wecker geweckt wird. Ja, aber wenn plötzlich die Batterie leer ist?
Der beste Vater meiner Kinder schraubt eine neue Batterie in den Wecker. Aber ist das denn wirklich eine neue, randvolle Batterie und man hat ja schon viel von Kriechstrom, der sich heimlich aus den Batterien schleicht, gehört. Das ist die Batterienindustrie, die will Batterien verkaufen und deshalb sind die Dinger halb leer oder leeren sich mit doppelter Geschwindigkeit.
Der beste Vater meiner Kinder verdoppelt sein Aufbruchtempo, streicht seinem holden Weib beruhigend über die Schulter und fragt: Was wäre denn, wenn der Wecker nicht klingelt?

Ja, dann würde ich verschlafen. Weioweiowei. Die Kinder kämen zu spät zur Schule, ach, der Jüngste käme erst gar nicht hin, die Busfahrerin würde vor dem Haus stehen und hupen und die Nachbarn würden sich über das Gehupe beschweren. Die Kinder würden jedes Vertrauen in ihre unzuverlässige Mutter verlieren und nie wieder ruhig schlafen und alles wäre gar fürchterlich.

Heute ist alles nochmal gut gegangen. Muss jetzt die Kinder wecken.

9 Kommentare zu “bescheuert, ein bißchen”

  1. Eva sagt:

    Puh, das ist ja noch einmal gut gegangen ;)
    Viel Spaß für den Rest des Tages. :)

  2. Ines sagt:

    Liest sich herrlich, Ihr normaler Alltag. :)

    Musste aber beim unüblichem Alltag trotzdem seeehr schmunzeln ;)

  3. Stef sagt:

    Wie wär's denn mit einem Zweitwecker? Und zur Not noch ein Handy mit der Weckfunktion nutzen? Ein Wecker von Dreien sollte ja wohl funktionieren. Und wenn nicht – dann soll halt ein Urlaubstag anstehen. Die lieben Kinderlein würd's wahrscheinlich freuen… ;)

    Stef

  4. Sylvia sagt:

    Ich hab das gleiche Verhältnis zu meinem Wecker. Und noch schlimmer: selbst wenn er klingelt – ich hör ihn nicht. Daher muss ich mir auch mehrerererere Wecker stellen, im 5 Minuten Takt gestellt, der letzte mit ekligem Piepston. Und ganz wichtig: überall im Haus verteilt, nur nicht griffbereit neben dem Bett. Ich muss also aufstehen, um die nervenden Geräusche abzustellen und ein paar der Kinder werden dabei meist auch wach. Puh.. Morgen gerettet :-)

  5. Annie sagt:

    Vielleicht ein stromversorgter Wecker? Weil, wenn dann der Strom in der gesamten Gegend ausfaellt, kommen wenigstens nicht nur die hinreissenden Bestien garnicht oder zu spaet zur Schule, und dann isses doch irgendwie alles nur wieder halb so schlimm, oder?

  6. Rena sagt:

    Kleiner Tipp, um den Stress am Morgen schon zu reduzieren: Wäsche für die Kinder bereits am Abend herrichten, ebenso die Pausenbrote und Getränke. Wir handhaben das schon seit ein paar Jahren so und fahren sehr gut damit.
    Mein Mann steht bereits gegen 4.45 h auf und muss jeden Tag ca. 70 km einfache Strecke fahren. Allerdings ist seine Kernarbeitszeit auch schon um 15.00 h aus, so dass er spätestens um 15.15 h losfahren kann. Das Ganze über eine beliebte Autobahn incl. Staus. Entweder durch Unfälle oder „nur“ weil eine Brücke seit ein paar Jahren neu gebaut wird.

  7. Jeanie sagt:

    Was für ein beneidenswerter „normaler“ Morgen…*Hachundseufz*
    Umso härter, wenn der beste Vater Ihrer Kindern nicht da ist… Ich finde immer, alle drei Kinder halbwegs rechtzeitig aus dem Haus zu bringen, mit dem Hund Gassi gehen und dann noch selber einigermaßen pünktlich bei der Arbeit zu sein ist stressiger als ein 8-Stunden-Arbeitstag! Wer hat nur den Morgen erfunden??? Von mir aus könnte das ganze Chaos gerne erst gegen Mittag losgehen und dafür abends länger dauern… Ja, ich bin bekennender Morgenmuffel… EIN Wecker??? Würde mir niemals reichen… falls mein Mann schon so früh los muß, daß er mich nicht wecken kann, habe ich 3 Wecker plus mein Handy zu verschiedenen Zeiten gestellt und an verschiedenen Orten im Schlafzimmer geparkt *g* Den Wecker direkt neben dem Bett mach ich aus, ohne daß ich das überhaupt registriere….
    Die eine Woche schaffen Sie bestimmt, liebe Frau…äh…Mutti! Und die hinreißenden Bestien werden den Wecker doch auch hzören, oder???

  8. Angi sagt:

    Das ist soooo lustig! 1. bin ich richtig froh, dass nicht nur ich teilweise so … bescheuert (tschuldigung) bin(hab mir schon mehrere Wecke gestellt und gleichzeitig dem Mann an meiner Seite große Zettel geschrieben, dass er mich wecken soll, wenn sein Wecker klingelt , 2. sollte man aus verschiedenen Einträgen aus diesem Blog bei diesem Schreibstil unbedingt ein Buch machen! Das wird der Renner!

  9. Eva sagt:

    Ich habe deinen Blog erst gestern entdeckt und heute mal ein bißchen gestöbert. Bei diesem Beitrag mußte ich doch sehr lachen – könnte bei uns sein. Inklusive dem ans Bett gebrachte Kaffee ! Luxusweib zu sein ist Klasse :D – meistens !

    LG Eva