In der Schule lernste was!
21. September 2006
Wenn nicht gerade mal wieder Unterricht ausfällt.
Vor … nun ja … ein paar Jahren (20!) war es das Glück auf Erden, wenn eine Stunde ausfiel und hätte man mir gesagt, dass ich diesen Tatsachen irgendwann etwas kritisch gegenüber stehe … hätte ich wohl gelacht.
Heute aber wurmt es mich gewaltig.
Das große Kind hat 29 Stunden Schule in der Woche. Seit Schulbeginn hat er ungefähr die Hälfte davon. „Lehrermangel“ heißt das Zauberwort und ganz dunkel klingelt es in meinem Hinterkopf, dass es früher mal die „Lehrerschwemme“ gab. Wo sind sie hin, die Lehrer? Und warum gibt es nicht eine Art Aufnahmestop für eine Schule? SIEBEN fünfte Klassen sind in diesem Jahr dazu gekommen, die Schule platzt. 92 Schüler mehr als letztes Jahr. Dass sich bis zum nächsten Sommer die Zahlen wieder relativiert haben, weil viele Kinder leider von überehrgeizigen Eltern an die für sie ungeeignte Schule gepackt wurden, tröstet natürlich nicht. Denn bis dahin bleibt Stoff liegen. Oder wird stark komprimiert serviert.
Ich bin absoluter Verfechter des „daheim-Stoff-vertiefens“, wenn aber Grundlagen nicht vermittelt werden können … platzt mir der Kragen.
Zum geplatzten Kragen kommen gebundene Hände, wie kann ich agieren? Und ein schiefes Lächeln obendrein, wenn das große Kind strahlend nach Hause kommt, zwei Stunden früher, weil Mathe und Musik ausgefallen sind.
21. September 2006 um 12:50
wie war das doch gleich mit der Unterrichtsgarantie plus? Wohl auch wieder etwas was auf dem Papier ganz nett aussieht aber nicht wirklich hilfreich ist.
LG
Daniela
21. September 2006 um 14:12
Am Gymnasium meines Kindes fehlen 3 Lehrer. Damit liegt die Schule, lt. offizieller Auskunft der Klassenlehrerin, im grünen Bereich. Die Folge sind derzeit 4-6 Stunden Ausfall pro Woche.
Die Bezirksregierung zieht Lehrer ab, sobald man auf „nur“ -2 oder gar -1 Lehrer kommt. Es bewerben sich immer wieder arbeitslose Lehrer, doch sie werden aus finanziellen Gründen seitens der Bezirksregierung nicht eingestellt. Die Stellen stehen lt. Stellenplan zur Verfügung, werden jedoch nicht besetzt.
Die Folgen sind heute schon weitreichender, als deutlich sichtbar. Denn überall werden jetzt für die kommenden Abiturienten das „kurze“ Gymnasium mit nur noch 12 klassen eingeführt und zusätzlich das „Zentral-Abi“ mit unabhängig festgelegten und einheitlichen Prüfungen.
Dabei gilt die Ausrede „Das Fach hatten wir wegen Lehrermangels nicht oder unzureichend“ nicht als Begründung gegen schlechte Bewertungen oder gar Durchfallen.
Wieder einmal wird politisch von der Vorderseite nach Pisa geschrieen und das Hinterteil reisst alles noch tiefer in den Sumpf, als es vorher war.
21. September 2006 um 15:01
OT: Danke für die Verlinkungserlaubnis. Rächtschraibfeler hab ich korrigiert, sorry dafür.
Und: ich beneide Sie um Ihren Garten, trotz Nesseln, Schnecken, Monstern und Yetis. Einfach schön.
21. September 2006 um 15:13
Seit meine Große in der dritten Klasse´an ihrer Regelschule ist, haben wir auch des öfteren Stundenausfall. Aber nein, nicht wegen akutem Lehrermangel, das paßt bei uns zum Glück einigermaßen. Nein, einmal wird eine „liebe Kollegin“ in den Ruhestand verabschiedet. Warum bitte muß das in der 5. und 6. Schulstunde passieren und nicht abends oder am Nachmittag??? *Wunder* Oder es steht eine gaaaanz dringende Lehrerkonferenz an, da werden dann so lebenswichtige Dinge wie der Ablauf des Kinderfestes besprochen… Es hat sich mir bisher leider noch nicht erschlossen, warum das alles WÄHREND der regulären Unterrichtszeit stattfinden muß. V.a.: Was machen die berufstätigen Mütter, die ja fest damit rechnen, daß ihre Kinder in der Schule gut betreut werden??? Und v.a. die Kinder, deren Mamas nicht daheim sind (wie es bei uns der Fall ist..) Ganz besonders unglücklich finde ich es, wenn die Stunden unangemeldet ausfallen und man nichts organisieren kann…
*Ironiean*Aber wir Mamas müssen halt einfach ein wenig flexibler sein, Arbeit und Kinder miteinander vereinbaren und mal schnell am Nachmittag auch noch die Arbeit der Lehrer mitübernehmen… Wir haben sonst ja auch nichts zu tun *Ironieaus* Über dieses Thema könnte ich mich so richtig aufregen….
22. September 2006 um 20:45
Na, dann lebt ihr vielleicht im falschen Bundesland, Jeanie. Bei uns in NRW darf kein Unterricht mehr ausfallen. Der Elternprotest hat Erfolg gehabt. Sogar 6. und 7. Stunden werden vertreten – und nicht EINE Konferenz findet mehr während der Schulzeit statt, zumindest an meiner Schule. Alles nachmittags, danach darf man noch bis 22/23.00 Uhr am Schreibtisch sitzen. Natürlich ist das nicht jeden Tag so aber zu oft. Ich überlege mir, keine Klassenfahrten mehr zu machen, denn die soll ich auch noch selber bezahlen ;-)
22. September 2006 um 22:10
Ich kann mich meinen Vorkommentierenden da nur anschließen. Vorneherum wird in der Politik über Pisa gemeckert, aber dann wird hintenrum bei der Bildung wieder einmal gekürzt – also gerade da, wo eigentlich mehr drin investiert werden müsste. Denn immerhin sind die Kinder das Zukunftskapital dieses Landes!!!
Schade auch, dass gerade die Mathestunden ausfallen müssen – also gerade jenes Fach, wo viele Schüler ihre Probleme haben und verstärkt unterstützt werden müssten, zumal es ja gerade ein so wichtiges Fach ist.
Auch wenn man später im Berufsleben, sofern man nicht gerade Systemadministrator oder so wird, nicht unbedingt wird Logarhythmen ausrechnen müssen, so sind doch in vielen Berufen ein gutes Zahlenverständnis und logisches Denkvermögen unabdingbar. Nur, wie sollen die späteren Bewerber dies erwerben, wenn in der Schule die Mathestunden immer ausgefallen sind? Ich finde es sehr schade, wie auf diese Weise Chancen von vornhinein kaputt gemacht werden. Ein weiteres Beispiel für eine äußerst widersprüchliche Politik in Deutschland.
PS: In Belgien, wo ich mein Abitur gemacht habe, sind die Mathestunden niemals ausgefallen. Und auch ich habe oftmals meine Mühe und Not damit gehabt und mich damit gequält und war trotzdem nicht gut darin. Aber wären die Stunden ausgefallen – das sage ich heute – dann hätte ich es sicherlich noch schwerer gehabt. Meine Mathelehrerin, die ich zuletzt hatte, war/ist übrigens eine sehr engagierte Frau. Vor dem Abi, als die Noten im Allgemeinen mal wieder sehr schlecht ausgefallen waren, hat sie den Interessierten sogar Extrastunden angeboten, um den Problemstoff noch einmal mit Zusatzübungen aufzuarbeiten. Und einmal bot sie mir sogar privat Nachhilfe an. Auch wenn sie insgesamt im Unterricht eher streng wirkte, war sie doch in Wahrheit eine Seele von Mensch (und Humor hatte sie trotzdem), was ich im Nachhinein auch umso mehr zu schätzen weiß.
Solche Lehrer sollten ein Vorbild sein. :ok: