Strickt mir einen Strick!

28. September 2006

Frisch vom Elternabend und voller Eindrücke.

„Wir werden demnächst das Stricken lernen!“, verkündet Frau Lehrerin und Frau … äh … Mutti verschluckt sich an einem grünen Gummizebra aus der Phantasia-Tüte der Freundin.
„Natürlich wird nicht jeder Lust dazu haben“, fährt Frau Lehrerin fort und Frau … äh … Mutti holt erleichtert Luft, „und deshalb dachte ich, dass die Jungs in dieser Zeit Laubsägearbeiten machen können!“

„ÄH!“, Frau … äh … Mutti reckt den Finger und krempelt die imaginäre lila Latzhose hoch, „Also meine Tochter wird nicht stricken lernen wollen, weil ihr schon das Häkeln keinen Spaß machte. Ausserdem hat sie einen phantastischen Werkzeugkoffer. Warum müssen die Mädchen stricken und die Jungs dürfen werken? Geht das auch andersrum?“
„Oh, da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht“, erschrickt Frau Lehrerin, „aber, ja, eine gute Anregung! Gibt es denn begabte Papas, die da ein wenig anleiten können?“

Frau … äh … Mutti steckt sich einen türkisfarbenen Teufel mit rotem Kopf aus der Phantasia-Tüte der Freundin in den Mund und zerbeisst ihn gründlich.

Die nachfolgende Diskussion „Jungswerken contra Mädchenstricken“ spottet jeder Beschreibung. Und so wird denn die gesamte Klasse bis Weihnachten stricken und in einem Samstags-Workshop sollen interessierte Kinder Laubsägearbeiten machen dürfen. Oder Linoldruck. „Und ich kaufe eine extragroße Packung Pflaster“, kichert die Frau Lehrerin.

Frau … äh … Mutti beschließt an dieser Stelle die Freundin ins örtliche Pub zu schleifen und ein großes Kilkenny zu trinken. Dieser Vorsatz wurde nach einigen weiteren wahrhaft spannenden Informationen bezüglich Nadeldicke und Wollknäuel oder -strang- Überlegungen realisiert.

Und jetzt geht Frau … äh … Mutti ins Bett und träumt von selbstgestrickten Weihnachtsgeschenken, die von der Frau Lehrerin lächelnd versprochen wurden.

11 Kommentare zu “Strickt mir einen Strick!”

  1. Claudia sagt:

    Das ist nicht wahr! Ich dachte, diese Phase hätten wir heute überwunden! *erchreckend*

    LG, Claudia

  2. Steffi sagt:

    Liebe Frau … äh,

    wir mussten damals alle häkeln und stricken *lach* … irgendwie bekamen die Jungs aber auch noch Werkunterricht, wir hingegen nicht.

    hmm, in einer ruhigen Minute muss ich mal drüber nachdenken, wie das war, damals vor 100 Jahren, was wir Mädels da gemacht haben …

    Bei Mika ist es so, dass alle Kinder zusammen ein Fach namens Werken und Textiles Gestalten haben und auch alle beides machen. Ich denke mal, das ist die beste Lösung und freue mich sehr, dass ich mit niemandem darüber diskutieren muss.

    An den Linolschnitt erinnere ich mich auch noch sehr gut. Wir waren damals schon im Gymnasium und mussten eine Druckplatte für ein Exlibris anfertigen. Meine Fingerkuppen waren offen, teilweise entzündet und schmerzten höllisch. Ich glaube für Linolschnitt MUSS man geboren sein. *autsch*

    LG
    Steffi

  3. dasMiest sagt:

    Arghl, bitte sag, dass das nicht wahr ist. Nicht mehr in diesem Jahrtausend. Krämpfe krieg….

    Selbst wir haben damals schon gemeinsam Werken gehabt. Ich glaube, bei dem Elternabend wäre ich SEHR bissig geworden. Magst du dich nicht als begabte Pa…äh…Mutti melden, die den Kindern das Laubsägen zeigt? Vielleicht in Form kleiner Frauenpowerzeichen… oder 'nem Galgen für die Lehrerin… oder…

    Erschreckte Grüße vom Miest

  4. Stefanie sagt:

    das einzige, was mir dazu einfällt:
    hoch lebe die koedukation.

    kopfschüttelnde grüße

  5. Alphawölfin sagt:

    Ich bin für Gleichberechtigung. Jungs können auch stricken lernen und Mädels sägen. Zum Glück wird das hier in der Grundschule auch so gehandhabt, dass beide Geschlechter beides lernen dürfen/müssen.

    Ich hab mich damals geärgert, dass wir Mädchen Handarbeitsuntericht hatten und die Jungen frei hatten in der Zeit. Heute handarbeite ich gern, aber damals…. unter Zwang…. ätzend!!!
    LG Angela

  6. Anna sagt:

    Boah.. das war vor 20 Jahren noch anders, dort lernten ALLE Stricken, die guten/schnellen strickten einen Teddybaeren, die nicht so guten/nicht so schnellen eine Maus. Und jedes Kind war zumindest mit dem Vieh am Ende gluecklich. Ebenso machten ALLE Kinder Laubsaegearbeiten. Wir machten ein riesengrosses Wandbild mit Haeusern und Baeumen und Menschen und Blumen (das haengt heute noch im Treppenhaus dieser Schule). Das war toll.

    Ich erinnere mich, dass sogar der Direktor in den Unterricht kam und sagte, dass das Strickenlernen auch fuer die Jungs gut ist und sogar er habe das als Junge in der Schule schon gelernt – hat mich damals maechtig beeindruckt.

    lG Anna

  7. Anonymous sagt:

    Oh je. Kunst….Mit Stricken und Laubsägen haben wir uns gar nicht aufgehalten: Wir haben Flöße gebaut, die auch schwimmen mussten, kleine Karnevalswagen, Wohnungen in Fußbällen und Mini-Vulkanen. Das war toll.
    Schlimm waren die Handpupppen zum Thema „Am Samstag kam das Sams zurück“….Wer nen gekauften Puppenkopf und ein von Mama genähtes Kleid hatte, bekam ne Eins.

  8. Zeitlos sagt:

    Sorry! Habe vorhin vergessen mich zu izidentifikieren, ich Schusselinski

  9. pünktchen sagt:

    Iiiiich wäääre sehr froh, wenn unsere Kinder in der Schule noch Handarbeiten gelernt hätten!!!

    Die beiden Großen haben wenigstens noch ein wenig gestickt, der Kurze lernte sogenanntes „Fingerhäkeln“ – Luftmaschen am Meter, das wars …

    Toll, wenn die Lehrerin jetzt beides anbietet, denn beide „Basteleien“ fördern die Fingerfertigkeit und Koordinationsfähigkeit.

    Ich habe es selber versucht, den Kindern Stricken oder Häkeln beizubringen – nöö, keine Lust … Naja, wenigstens gebastelt haben sie mit mir und Schuhebinden haben sie auch von mir gelernt …

  10. Anonymous sagt:

    Du weißt ja, wo du geduldige Hilfe findest beim Links-Stricken… Und es ist auch schon ein Wochenende im Schnee geplant. Diesmal mit Schlumber und Lieblingsbuch, versprochen! :D

  11. Petra W. sagt:

    Das klingt ja gruselig!!! Da hab ich ja richtig Glück hier! Sohnis (4.Klasse) Stricklieselschlauch ist inzwischen länger als er (wasn Glück, dass ich ihm das auch linksrum zeigen konnte, mit rechtsrum hätte er sichfast die Finger gebrochen!) und er sucht im Weltbild-Katalog nach dem Buch, in dem steht, was man mit diesem Gebamsel nun Kreatives anfangen könnte… ;)

    Tochter (3.Klasse) war wohl mit die Schnellste beim Laubsägekuh-aussägen – lt. eigener Aussage ohne dabei auch nur ein Sägeblatt zu schrotten….

    Näää – dass man über sowas noch diskutieren muss!