sieben
24. Februar 2006
Das jüngste Kind, ziemlich frisch geschlüpft, ziemlich genau vor sieben Jahren.
Das jüngste Kind, das „seid ihr euch sicher und der Abstand ist so kurz und ab drei wird´s asozial“- Kind.
Das Kind das mit Glückshaube geboren wurde, in einer rasanten halben Stunde auf dem heimischen Sofa.
Das Kind, das mich schon oft zum Weinen gebracht hat. Aber genauso oft zum Lachen.
Das Kind, das eine eigene Sprache entwickelt hat und das so manchen Arzt oder Therapeuten in seinen schlauen Büchern hat nachschlagen lassen.
Das Kind, das aus der universellen Dyslalie herausgewachsen ist und demnächst auch aus der implantierten Paukendrainage. Vielleicht auch endlich bald aus den Nachtwindeln und den verpinkelten Hosen.
Das Kind, das bisher noch jeden um den Finger wickelte, egal, ob es verstanden wurde oder nicht.
Das Kind, das auf einem Pferd galoppieren kann, aber noch immer nicht radfahren.
Das Kind, das bis vorgestern steif und fest behauptet hat, es würde zehn Jahre alt. Weil es sich die sieben einfach nicht merken konnte. Ob das nun eine weitere Dysfunktion ist, ein schwacher IQ, eine ADHS oder sonstwas … wird sich zeigen.
Das Kind, das mit so ziemlich jeder Wahrnehmungsstörung bedacht wurde die möglich ist und das langsam lernt, die Störungen in Vorteile umzuwandeln.
Das Kind, das so unsagbar selbstbewusst ist und in sich selbst ruht, dass manch Erwachsener sich eine Scheibe abschneiden möchte. Ja, ich auch.
Das Kind, das keinen Funken Musikalität in sich trägt. Und kein kreatives Potential.
Das Kind, das unser Haus in eine Burg und unseren Garten in einen Urwald voller Dinosaurier verwandelt.
Das Kind, das einmal Winzer wird. Und zur freiwilligen Feuerwehrgehen wird. Damit es unser Haus löschen kann, wenn es brennt. Und damit es uns Wein zu Weihnachten schenken kann.
Das Kind, das seine Lehrerin liebt, aber nur ein bißchen, weil die ist schon verheiratet.
Das Kind, das von einer Klassenkameradin geliebt wird, von der es aber gerade kussfrei hat.
Das Kind, das einen wahrhaft hübschen Bizeps hat, erwähnenswert gut definierte Bauchmuskeln und eine Körperspannung, die es garantiert nicht von mir geerbt hat.
Das Kind, dessen jüngster Freund gerade vier ist, während der älteste Freund mit 13 Jahren schon schwer in der Pubertät steckt.
Das Kind, das lange Haare liebt und Kapuzenpullis.
Das Kind, das mir Sorgen, schlaflose Nächte, Falten und graue Haare beschert.
Das Kind, das ich manchmal verkaufen, verschenken oder in der nächsten Babyklappe versenken will.
Das Kind, das mich nun so unglaublich sentimental macht.
Das Kind, das mich gelehrt hat, das manche Menschen ihren eigenen Weg gehen, einen verschlungen, auf dem sie vorwärts und rückwärts hüpfen. Oder seitwärts.
Das Kind, das mein letztes Quentchen Geduld fordert und danach immer noch nicht satt ist.
Das Kind, über das ich mir den Kopf zerbreche, wegen dem ich mich frage „was habe ich falsch gemacht?“
Das Kind, unser besonderes Kind.
Herzlichen Glückwunsch, kleiner Großer.
24. Februar 2006 um 07:45
meinen glückwunsch zu deiner wahrnehmung und natürlich für den kleinen GROSSEN!
kelly :ok:
24. Februar 2006 um 09:02
Wenn ich diese deine Gedanken lese, hab ich ein Tränchen im Auge – und weiß für mich um so genauer, dass nun wirklich gut ist mit warten…
Herzlichen Glückwunsch auch von mir für das Kind und zu diesem Kind :)
Liebe Grüße
Sandra
24. Februar 2006 um 09:11
Herzliche Glückwünsche für das Geburtstagskind und ebenso herzliche für die Mama, von einer, die ein sehr ähnliches Kind hat und die Sorgen und Ängste und Freude und das Staunen gut nachvollziehen kann.
Alles Liebe, dasMiest
24. Februar 2006 um 09:29
herzlichen glückwunsch! und ich hoffe, deine anderen kinder haben auch bald geburtstag ;-)
von einer, die gesternabend zum tausendsten mal mit dem mann um das dritte gefeilscht hat.
24. Februar 2006 um 10:10
Wundervoll. Und wichtig. Eigentlich müssten Eltern alle fünf Jahre gezwungen werden, mal derart über ihr Kind nachzudenken, was es ihnen bedeutet, was es für sie bedeutet, Positives und Negatives. Vielen würde es bestimmt besser gehen, wenn sie zugeben könnten, ihr Kind manchmal in der nächsten Babyklappe versenken zu wollen. Und erkennen könnten, das ihr Kind etwas ganz Besonderes ist.
24. Februar 2006 um 10:28
Eine wunderschöne Liebeserklärung von dir an das Kind!!
Und von mir die besten Geburtstagwünsche und liebe Grüsse an das Kind,
Karin :ok:
24. Februar 2006 um 11:27
Ein toller Text.Bewahr ihn Dir gut auf.In ein paar Jahren wirst Du froh darüber sein.Hab jetzt auch einen von 1999 gefunden den ich geschrieben hatte.Alles Gute für Mutti und das besondere Kind. Elvira
24. Februar 2006 um 13:58
Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag, großer Kleiner.
LG
Steffi
und ganz liebe Grüße an die Mama, von einer die weiß wie es ist ein Kind zu haben, das irgendwie anders ist
24. Februar 2006 um 23:19
Ich bin etwas ergriffen, Frau … äh … Mutti, und das meine ich ganz doll ernst.
Außerdem auch von mir Herzliche Glückwünsche!!!
25. Februar 2006 um 16:18
1. Super Kind – herzlichen Glückwunsch nachträglich!
2. Super Mutter/Eltern – die es toll begleiten!
3. Super Text – Inhalt und Stil sind einfach Spitze!
4. Verschenken? – Ich melde mich freiwillig!
Es umarmt dich
Cosima
25. Februar 2006 um 19:52
Herzlichen Glückwunsch an den großen Kleinen, die starke Mutti und den Rest der Bande – wenn auch etwas verspätet, aber von Herzen!
Tanja
5. März 2006 um 21:06
Puh – ich bin hier nur zufällig reingestolpert und muss sagen, dass mich dieser Text echt berührt hat.
Ich wünsche dem Fratz auch noch alles Liebe zum Geburtsta´g und der Mama weiterhin so viele gute Nerven !
LG
Melanie