Orthopäde am Morgen

15. September 2009

gegen Kummer und Sorgen.

Mit zwei kleinen „Zupf“ waren die Fäden aus dem Knie, das war nicht schlimm.

Das Herumdrücken auf dem Knie war allerdings schon schlimm. Der Erguss ist groß und braucht seine Zeit.

„Wir können punktieren“, sprach der Orthopäde und rieb sich vorfreudig die Hände, doch Frau … äh … Mutti lehnte kategorisch lange Nadeln im  Knie ab. So lange keine Notwendigkeit besteht, bohrt mir niemand mehr irgendwas in mein armes Knie. Und schon gar keine langen Nadeln. (bei meinem Glück würde meine Kreuzbänder beim Punktieren durchbohrt oder die Kniescheibe an geritzt. Ich habe da viel Erfahrung Phantasie.)

Die Beugung ist gut, ich demonstrierte brav „Beine baumeln lassen“ auf der Pritsche. Morgen startet der Muskelaufbau. Da das Knie gegen abend doch noch sehr ballonförmig wird und puckert, sehe ich dem mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits will ich wieder schöne Muskeln, schon um das ganze ausgeleierte Zeugs da im Knie zu stützen, andererseits sagt mein KnieBauchgefühl: „Mach mal langsam und brech nix übers Knie. (haha, ich kalauere gerne mit mir selbst)“

Nächster Termin in drei Wochen. Bis dahin: eine Woche noch voll mit Krücken laufen, dann im Haus ohne und nur bei Bedarf (bis zum Schmerz, quasi), danach dürfen die Dinger in die Versenkung. Es geht aufwärts.

Herr Orthopäde war sehr glücklich, dass ich mir das Operationsfilmchen angesehen habe, insbesondere die Szene, in der meine Außenbänder abgefräst wurden muss unwahrscheinlich gut und oscarverdächtig sein, weil er sie eigens ansprach. Ich persönlich vemisse ja den Ton beim Film, dieses Schnorchel vom Sauger und das Kreischen von Fräse und Kram kennen wir zwar alle vom Zahnarzt, doch hat es eine ganz eigene Gruselqualität, wenn man sich diese Geräusche in ein Gelenk packt. Wahrscheinlich isses drum ein Stummfilm. Ich werde ihn mit leichter Klaviermusik und Untertext versehen :-)

Sie sehen, Frau … äh … Mutti jammert kaum noch und lässt sogar einen gewissen Optimismus durchblitzen. Diesmal MUSS einfach alles gut gegangen sein.

Ich wollte noch kurz mit meiner Vernunft bezüglich „schonen“ und „langsam machen“ prahlen. Der beste Vater meiner Kinder war gestern zum Arbeiten ausser Haus (schauen, ob es das Firmengebäude überhaupt noch gibt) und ich hatte am Morgen so ein kleines Revoluzzergefühl: „Ha! Ich bin allein! Niemand kontrolliert mich! Ich kann tun und lassen, was ich will! Kniebeugen! Seil springen! Auf dem Boden herumkrabbeln!“

Ich schleppte mich aufs Sofa, klappte den Rechner auf, genoß ein Tässchen Kaffee (apropos Tässchen! Wo ist mein Wandertässchen?!) und plante, ins Nähzimmer zu klettern, um dort einige phantastische Dinge entstehen zu lassen. Das nicht-hochgelegte Knie begann ein wenig zu schmollen. Ich legte es hoch und beschloss, eine Folge ER (12. Staffel mittlerweile) zu schauen. Das Knie entspannte sich.

Nachmittags um drei hatte ich nichts Phantastisches im Nähzimmer gezaubert, hatte mir lediglich ein Mittagessen zubereitet und die zwölfte Staffel ER beinahe durch. Bis auf die letzte Folge, das große Finale. Das kann ich mir aber nicht ansehen, denn, erinnern Sie sich, Luca liegt irgendwie bewegungsunfähig herum und Abbys Baby kommt. Ich weiß nicht mehr, wie die 13. Staffel dieses Drama auflöst und ich kann´s auch nicht nachsehen, denn diese Staffel fehlt. Sollten Sie da draußen also zufällig die 13. Staffel verleihen wollen … Sie würden mich retten. Und dafür sorgen, dass ich auch weiterhin so sehr vernünftig bin :-)

So. Kaffee leer. Gleich kommt Oma Eis, die mir helfen will, das Nähzimmer in ein ordentliches Gästezimmer zu verwandeln. Heute nachmittag reisen nämlich Schwägerin und Mädchenbaby an, Donnerstag kommt der Schwager nach. Sie wohnen bis Sonntag bei uns und sollen es ja schön haben.

5 Kommentare zu “Orthopäde am Morgen”

  1. skizzenblog sagt:

    wenn sies genau wissen wollen: http://www.er-fans.de/staffel13.html
    aber das wollte sie glaubich eher nicht :)

  2. anabel sagt:

    Ja… wo ist das Tässchen?

  3. Angel sagt:

    Ich les die Knie-Geschichten sehr interessiert mit, weil mein rechtes Knie auch schon zwei Komplett-Überholungen hinter sich hat. Und immer wieder mal ‚rumzickt‘, woran ich vermutlich auch selber schuld bin, weil ich’s möglicherweise (soll heissen: ganz bestimmt) hin und wieder überfordere.

    Punktieren empfand und empfinde ich immer als sehr grosse Erleichterung (nachdem die lange Nadel raus ist, natürlich), einfach weil das den Bewegungsradius in Nullkommanix deutlich erweitert.

    Für den Klapprechner empfehle ich so ein Notebook-Kissen, auf dem man wunderbar mit hochgelegten Beinen arbeiten kann. Dann ist das Knie auch nicht so beleidigt.

  4. Webschaf sagt:

    Ich habe heute Nacht von Ihrem Knie geträumt. Man hat da ein Loch in die Kniescheibe gefräst (mittig) um die Bänder besser befestigen zu können und hat das dann erstmal offen gelassen. Sah sehr interessant aus…

    Captcha: flex analysis. Sehr passend. Aber lassen Sie bitte trotzdem niemanden mit einer Flex in die nähe Ihrer Kniescheibe.

  5. SanitätsInfo.de » Orthopädie: Nur Spezialisten können wirklich helfen sagt:

    […] oder Gymnastik zu machen – vielen Menschen ist damit schon geholfen. Teilweise kommt man um einen medizinischen Eingriff nicht […]