Der Alltag
23. September 2010
ist zurück.
Und es scheint manchmal, als sei nie etwas gewesen. Es wird gelacht, geschimpft, gelebt. Doch dann kommt wieder dieses Wissen, das den Hals zuschnürt: sie lebt nicht mehr.
Wir nehmen seit einem Jahr Abschied, eigentlich schon seit der Diagnose vor beinahe zwei Jahren. Sie wurde immer kleiner, immer weniger. Die Krankheit raubte ihr Stimme und Mimik. Essen und trinken ging nicht mehr, aber die 53 Treppenstufen zu Wohnung meisterte sie noch. Langsam, aber beharrlich.
Sie schlief viel, wurde immer schwächer. Zu schwach, um die Wohnung zu verlassen und so besuchten wir sie, da am Sonntag, am Geburtstag der Tochter. Sie saß in ihrem Sessel, wir alle um sie herum, lachend und schwätzend. Die Abendsonne fiel direkt auf sie und sie war zu schwach, um ihren Kopf zu halten.
Wir verabschiedeten uns, reichten ihr die Hand und gingen nach Hause.
Eine Stunde später starb sie. Daheim, so wie sie das wollte.
Meine Schwiegermutter wurde 69 Jahre alt, sie starb an den Folgen ihrer ALS-Erkrankung.
Es ist nicht möglich, Kummer zu beschreiben. Tiefes Leid, Tränen und dazwischen lautes Lachen wegen einer Erinnerung, die sich nach vorne drängt und Vieles leichter, Manches schwerer macht. Heute scheint es schon so fern.
Wir haben uns verabschiedet, ihre Hände und Wangen gestreichelt, eine Haarlocke behalten. Wir haben ihr schöne Kleider ausgesucht, den kleinen Zettel mit der Liebeserklärung in die Hosentasche gesteckt und eine rosa Rose mitgegeben. Dabei mochte sie Schnittblumen gar nicht so sehr. Der Jüngste ist zu seiner Klassenfahrt gefahren, die Mittlere wieder zur Schule gegangen. Der Große hat die große Schnittverletzung am Arm und auch die muss heilen. Der Schwager lebt in Sorge um das kranke Babymädchen, der beste Vater meiner Kinder musste sich mal wieder in der Firma blicken lassen. Der Opa … lebt weiter. Ein wenig orientierungslos, aber auf dem Weg.
Ich selbst bin unendlich müde. Ich habe versucht, so eine Art Fels in der Brandung zu sein. Für die Kinder, für den Mann, für den Schwiegervater. Habe Blumen ausgesucht, Bilder gemacht, gekocht und gebacken. Das geht, für kurze Zeit. Heute kamen die Kopfschmerzen und das Gefühl, augenblicklich durchzudrehen, ließe man mich nicht in Ruhe. Ich bekam Schmerztabletten und meine Ruhe im Schlafzimmer, bin wieder bei mir.
Am Freitag ist die Trauerfeier. Ein Gottesdienst und Kaffee und Streuselkuchen hinterher. Und dazu viele, viele Geschichten von früher. Das kann sie nämlich gut, meine angeheiratete Familie, von früher erzählen. Das macht Spaß und deshalb wird das am Freitag eher eine Feier, als eine Trauer. Das ist gut so.
Am Meisten graust mir tatsächlich vor dieser Kondolenzgeschichte. Was antwortet man, wenn man die Hand gereicht und „mein Beileid“ gesagt bekommt? Bedankt man sich? Derjenige, der mir sein Beileid ausspricht, derjenige trauert doch auch. Sage ich dann „das wünsche ich dir auch“ ?
Ich murmele also. Irgendetwas. Und würde doch so gerne sagen: „es ist ein echter Mist, wer hat sich nur diese beschissenen Krankheiten ausgedacht“
Ihnen meinen herzlichen Dank für Ihre Worte hier im Blog und auf den Kärtchen, die ins Haus kamen. Zu sagen, dass ich mich darüber gefreut habe, klingt ausgesprochen falsch, doch ist es trotzdem irgendwie richtig. Jeder Gruß, jede virtuelle Umarmung, jedes Mittrauern hat es mir ein bißchen leichter gemacht.
23. September 2010 um 06:06
Genießen Sie einfach die Erinnerungen, ihre und die der anderen, dass ist schön und wird Ihrer Schiegermutter bestimmt gefallen.
23. September 2010 um 06:34
Ich finde es gut, dass Sie bisher als Fels in der Brandung nun waren und auch sich trotzdem die kurze Zeit Ruhe gegönnt haben.
Für den Freitag vor allem wünsche ich Ihnen viel Kraft und Ruhe und viele schöne Erinnerungen die alle zusammen hervorholen werden.
Und dem Geburtstagskind wünsche ich an dieser Stelle trotzdem einen möglichst schönen Tag!!
LG KaTe
23. September 2010 um 06:36
Oh, jetzt habe ich habe überhaupt nicht aufs Datum geschaut und sehe und registriere (auch im Text ja erwähnt) erst jetzt das der Geburtstag schon war, ich schlafe wohl noch ein wenig…
Entschuldigung!
23. September 2010 um 07:05
Als die Oma und die Opas starben, da wurde hinterher auf dem „Leichenschmaus“ auch noch gelacht und geschmunzelt über die Verstorbenen, über manche Anekdote etc. Das war sehr schön, irgendwie. In Griechenland ist es so, dass der Jahrestag des Verstorbenen sehr wichtig ist, da wird dann oft eine Messe gelesen, jeder nur irgendwie als Familienmitglied ansehbare Mensch wird eingeladen und es gibt wieder so eine Art Leichenschmaus mit Kaffee, Kuchen, Gebäck. Auch sehr schön.
Was das Beileid angeht: meiner Erfahrung nach müssen Sie da nix sagen oder antworten. Es „reicht“, wenn Sie z.B. nur nicken, die Hand zurückdrücken etc. Das wird sich aus der Situation heraus ergeben, vertrauen Sie darauf.
Ich finde es immer sehr schade, wenn in den Todesanzeigen steht „von Beileidsbekundigungen am Grab bitten wir Abstand zu nehmen“. Es ist im Vorhinein manchmal nicht vorstellbar, die Schlange Menschen abzuarbeiten, die ganzen „Herzliches Beileid“ entgegenzunehmen (vielleicht auch in dem Glauben adäquat antworten zu müssen). Aber es gibt einem unterm Strich mehr, als es tatsächlich Kraft kostet. Es ist in meinen Augen viel schlimmer, sich allein mit aller Gewalt am Grab zusammenzureißen anstatt die Beileidsbekundungen, Umarmungen und Händedrücke anzunehmen (das ist meine Erfahrung).
Alles Gute für Sie und den Schwiegervater.
Tina
23. September 2010 um 07:37
Liebe Frau..äh..Mutti,
ich wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft!
Herzliche Grüße
Melanie
23. September 2010 um 07:41
Ich wünsche Ihnen sehr viel Kraft und viele Momente schöner Erinnerungen, die einem ein Lächeln auf das Gesicht zaubern.
23. September 2010 um 07:48
Wenn von Herzen mit-getrauert wird, merkt man es;
ein Händedruck, der Wärme weitergeben soll, tut gut;
Sie müssen nichts antworten;
Sie sind nicht alleine in der Trauer; fühlen Sie sich getragen und verstanden.
Aufrichtige Anteilnahme.
Herzlichst E.
23. September 2010 um 07:54
Liebe Pia,
ich schicke noch ein bisschen mehr Kraft von hier nach Nierstein.
Vor nicht ganz einem Jahr ging es mir ja genauso wie ihnen. Leider hatten wir nicht so lange Zeit uns von meiner Schwiegermutter zu verabschieden. Aber es geht hier nicht um mich, es geht um sie.
Wenn Sie keine Beileidsbekundungen entgegen nehmen wollen, dann müssen sie das auch nicht. Ein Teil meiner Familie hat einfach mit dem Sarg die Kirche verlassen und nach dem verladen direkt die Flucht zum Kaffeetrinken angetreten.
Der Schatzimann und ich, wir haben dann da vorne gestanden und das angenommen. Man muss nicht viel sagen. Die Leute wissen auch so was man sagen möchte oder wie es einem geht. Manche (gute Freunde) nehmen einen nur in den Arm ohne etwas zu sagen. Manch einer, ist selbst nicht in der lage in Worte zu fassen was er sagen möchte.
Zwingen sie sich nicht, etwas zu sagen. Es ist nicht nötig!
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie für diesen schweren Tag alle Kraft dieser Erde und das es ein Tag voller schöner Erinnerungen wird, auch wenn der Anlass nicht der schönste ist.
Und wie Sie schon sagen, der Alltag kommt zurück und doch sind da die Momente, in denen man genau weiß, das sie nicht mehr da ist. Die Momente der Trauer bleiben auch im Alltag erhalten, also lassen sie es ruhig zu, das der Alltag zurückkehrt.
Das war jetzt viel Text, aber es war mir irgendwie ein Bedürfniss das zu schreiben…
23. September 2010 um 07:54
Wünsche auch viel Kraft die nächsten Tage, vorallem für Freitag;und schöne Erinnerungen an die Schwiegermutter;
die Kondolenzgeschichte, ich hab auch schon einige liebe Menschen verloren, und meistens kommt man nur zum Nicken, man muss gar nicht viel sagen…
Liebe Grüße Susanne
23. September 2010 um 07:56
Ich kann mich dem Kommentar von Tina nur anschließen.
In dieser Situation erwartet wohl niemand eine Antwort. Ansonsten viel Kraft für den Freitag.
23. September 2010 um 07:58
ich lese es erst heute…
es tut mir so leid, pia.
ich wünsche euch,dass schon bald die zeit kommt,
wo die schönen erinnerungen überwiegen.
alles liebe.
nic
23. September 2010 um 08:09
Liebe Frau Mutti,
auch wenn mir bei dem Thema ziemlich die Worte fehlen, war es mir doch ein Bedürfnis (wenn auch unbekannterweise) ein paar zu finden.
Was die Antwort auf Beileidsbekundungen angeht: meine Opas sind beide letztes Jahr gestorben, beide eher plötzlich. Auf Beileidsbekundungen antworten fiel aufgrund von Kloß im Hals und Tränen im Auge oft schwer, aber ich glaube, das erwartet auch keiner. Eine Antwort muss nicht durch Worte geschehen – da genügt auch ein Blick, ein erwiderter Händedruck und je nach Näheverhältnis eine Umarmung.
Sagt doch so viel mehr als schwer gefundene und wohl überlegte Worte.
Ich wünsche viel Kraft,
liebe Grüße
Janka :)
23. September 2010 um 08:15
Sie wird in Ihrem Herzen weiterleben. Das braucht nicht viele Worte. Viel Kraft für den Freitag.
Liebe Grüße
Gytha
23. September 2010 um 08:16
Auch nach diesen Worten habe ich das Gefühl wenigstens in Schriftform die Hand auf eine unbekannte Schulter legen zu wollen und Kraft zu wünschen, auch wenn man die Schwäche erst einmal zulassen sollte, denn sie gehört dazu.
23. September 2010 um 08:34
Liebe Frau…äh…Mutti,
Sie starke Frau! Ich drücke Sie noch mal ganz fest! Der Freitag wird erstmal hart, danach wird es aber etwas besser gehen und beim gemeinsamen Kaffeetrinken wird es auch schon etwas leichter werden. Man wird sich erinnern, vielleicht auch lachen, trotzdem wird Raum für Trauer da sein, weil alle in diesem Moment Ähnliches fühlen!
Liebe Frau…äh…Mutti, ich denke an Sie und Ihre Familie und vor allem den Opa! Sie schaffen das! Kondolenzbekundungen finde ich übrigens auch blöd! Ich glaube allerdings auch, dass eine Antwort gar nicht erwartet wird. Ein Lächeln, ein Händedruck, eine Umarmung, ein kurzes Danke, wenn Ihnen danach ist! Und ich finde, dass Sie auf jeden Fall sagen können, dass es eine Pissekackearschkrankheit ist, jawohl! Denn das isses ja auch!
Ganz herzliche Grüße
Frau Nilsson
23. September 2010 um 08:37
ich drück dich, es tut mir so so so leid…
23. September 2010 um 08:44
Trotz allem finde ich es schön, wie Sie als Familie damit umgegangen sind. Ein ruhiger Abschied im Kreise der Familie. So würde ich es mir auch wünschen.
Ich wünsche für den Freitag viel Kraft. Ich denke, ein Nicken versteht jeder und es reicht vollkommen aus.
23. September 2010 um 08:49
Ich weiß nicht, was man antwortet. Letztes Jahr hat sich mein Papa das Leben genommen und mir erscheint es immer noch so unwirklich, dass er nicht mehr da ist. Und ich Beileidsbekundungen empfangen habe.
Ich wünsche euch viel Kraft, das wird nicht leicht.
es tut mir leid!
liebe Grüße Beate
23. September 2010 um 09:35
Auch von mir aufrichtige Anteilnahme.
Das Erzählen von Früher, das Ihre angeheiratete Familie so gut beherrscht, ist eine wahre Gabe.
So long,
Corinna
23. September 2010 um 10:00
Liebe Faru…äh…Mutti
Als mir bei der Trauerfeier meines Vaters kondoliert wurde, handelte ich nach dem Bauch … stumm nahm ich mir gereichte Hände in meine Hand, manchmal sagte ich Danke, manche Menschen musste ich in die Arme nehmen und drücken … eben einfach Mensch sein dürfen war mir wichtig! Steifes Protokoll mochte ich noch nie, wo Gefühle überwiegen.
Sie schaffen das auch im Kreise Ihrer Lieben ♥
Anette
23. September 2010 um 10:07
Ich schicke Ihnen zwei Tränen und wünsche Ihnen wundervolle Erinnerungen!
23. September 2010 um 10:10
Vor kurzem ist meine Oma auch nach einer schweren Krankheit gestorben. Auch wenn es abzusehen war, man ist erstmal wie gelähmt und tagelang kreisen Erinnerungen im Kopf und immer auch die Frage: warum hat diese Frau dieses Schicksal getroffen?
Als dann die Trauerfeier kam (und ich finde das Wort sehr passend: jemand ist gegangen und man feiert es! Nicht im Sinne von „feiern“ aber es ist eine feierliche Sache und die letzte im Kreise der Familie und Freunde, das letzte Fest zu Ehren des Verstorbenen) habe ich während des Gottesdienstes nur geweint. Ich bin kein gläubiger Mensch im klassischen Sinne, gehöre keiner Kirche an. Aber: nach den Worten des Pfarrers, der von Erlösung sprach, ging es mir auf einmal besser.
Der Abschied am Grab war nicht leicht, meine Kinder haben Bilder für die Uroma gemalt und mit ins Grab gegeben. Und: auch danach fühlte ich mich besser. Wir haben im Leben viel gemacht, und mit dem Tod war es nicht zu Ende.
Von daher, liebe Frau Mutti, versuchen Sie dem Freitag nicht zu entkommen (im übertragenden Sinne) aber lassen Sie sich auch nicht entmutigen. Der Kreis des Lebens geht weiter, die Alten sterben, Kinder kommen nach.
Feiern Sie das letzte Fest Ihrer Schwiegermutter mit allen Familienmitgliedern und Freunden, denken Sie an sie wie Sie im Leben war, und das am Ende die Erinnerung für immer bleibt.
Liebe Grüsse und viel Kraft schickt
die Baumfrau
23. September 2010 um 10:21
Tränen in meinen Augen…
23. September 2010 um 11:15
Trauerklamotten gibt es doch zum Glück nicht mehr wirklich.
Schwarz ist modern geworden, viele tragen es täglich, weil sie es schick finden.
Ok, zur Beisetzung was Dunkles. Denn trauern und dran denken und verarbeiten, das tut jeder für sich, bzw. in einer Familie kann man sich auch aussprechen.
Das hat mir sehr geholfen, mit meinem Mann einfach drüber zu reden, als z.B. meine Schwester sich erhängt hatte. Wie soll man sowas begreifen können?
Wir haben immer wieder drüber geredet, dabei kommt man natürlich, oder zum Glück, auch mal vom Thema ab.
Für morgen wünsch ich viel Kraft, und dass bitte die Mitleidensbezeugungen sich in Grenzen halten.
Denn der es sagt, sagt es für seine eigene Person, aber du und dein Mann, ihr müsst es von jedem aufnehmen.
Fürs Kaffeetrinken dann hoffentlich eine Art Befreiung, auf dass an die schönen Zeiten mit ihr erinnert werde.
Natürlich ist die Trauer damit nicht vorbei. Sie lebt weiter in euren Herzen.
Viele liebe Grüsse und für morgen erst einmal dass alles gutgeht.
23. September 2010 um 11:34
Nachdem ich Ihren heutigen Eintrag gelesen habe, sitze ich hier mit Tränen in den Augen.
Ich wünsche Ihnen Kraft für die nächste Zeit.
Andrea
23. September 2010 um 11:40
Ach Frau Mutti,
schön das die Oma den Geburtstag noch mitfeiern durfte und alle ihre Lieben um sich hatte bevor sie gegangen ist.
Wie geht es Ihrer Tochter bei dem Gedanken daran, dass es ausgerechnet ihr Geburtstag war….
Ich denk`an Sie und wenn Sie Ruhe brauchen, dann versuchen Sie auch, wenigstens ein paar Minuten zu bekommen, das muss sein!
Alles Liebe, Christiane
23. September 2010 um 12:05
Nein, mir ist nichts ins Auge geflogen… Ich weine wirklich.
(Beim letzten Posting dachte ich noch – hoffte ich! – dass es nicht der Lebensmittel. war…)
Fühlen Sie (und ihre Familie) sich gedrückt!
Sabine
23. September 2010 um 13:09
manchmal helfen Psalmen- mir ist das beim Trauern so gegangen…Einfach für sich sprechen lassen.
ich wünsche auch gute ERfahrungen im JETZT über das Bedenken des MORGENS…
23. September 2010 um 13:34
es tut mir total leid, dass ihr einen geliebten menschen verabschieden musstet!!!
du/ihr machst das toll und genau richtig.
beileidsbekundungen sind schrecklich, ich wusste damals mit 12, als mein vater an ms starb, auch nichts damit anzufangen, geschweige denn, das richtige zu antworten. stattdessen hab ich dauernd geheult. und mich an meinen krücken festgehalten.
ich find es immer hart für den „übriggebliebenen“, in dem fall dem opa. in eurer mitte ist er aber geborgen, ihr seid eine tolle familie!
liebe grüße und ein drücker, wenn du magst,
eva
23. September 2010 um 15:55
Die Kondolenzbekundungsformel ist für die anderen da, die nicht wissen, was sie sagen sollen. Nicht für Sie. Es braucht auch keine Antwort darauf, außer der, die einem in diesem Moment einfällt. Geht auch niemanden was an, ist schließlich IHRE Trauer, die darf sich so ausdrücken, wie IHNEN zu Mute ist.
Was für eine wunderbare Art, sich zu verabschieden, übrigens! Hat die Großmutter noch den Geburstag der Enkelin abgewartet – wenn sie das mit dem Tag auch anschließend nicht mehr so ganz im Blick hatte, offenbar. Bei uns war das letztes Jahr ähnlich – mein Opa ist am Tag nach der Geburtstagsfeier meiner 4jährigen gestorben – und das war eigentlich nicht so ganz zu erwarten. Die Weisheit der Sterbenden…
Es tut mir Leid für Ihr Töchterlein, dass nun ihr Geburtstag und der Todestag der Großmutter zusammenfallen. Aber es ist auch eine Chance dafür, die Großmutter in der Mitte der Familie zu halten – und trotzdem keine Zeit zum Trübsalblasen zu haben, weil ja doch ein Festtag ist…
Herzliche Grüße und ein gutes Abschiednehmen!
23. September 2010 um 19:11
Hallo Frau Mutti,
es sind traurige Tage, die sie da erleben. Ich kann es Ihnen nachempfinden. Auch das seltsame Gefühl, daß wohl bei Ihrer Tochter auftritt. Mein Schwiegervater starb in der Nacht nach dem Geburtstag meines damals 10-jährigen Sohn. Das Datum brennt sich ein und wird nicht so schnell vergessen. Wenn ich genau darüber nachdenke, weiß ich dieses Sterbedatum im gegensatz zu denen meiner Eltern. Da weiß ich heute nach etwa dem gleichen Zeitraum bzw. 20 Jahren nur noch den Monat. Das ist für mich auch kein Problem, denn sie sind für mich nicht auf dem Friedhof sondern in meinem Herzen und Gedanken zu finden. Das ist viel wichtiger.
Zu den Kondolenzbezeugungen am Grab kann ich für mich nur sagen. Wenn ich es möchte bleibe ich als Angehörige am Grab stehen. Ich persönlich fand und finde das immer schrecklich. Ich bin dann mit meinen Mann nach dem Abschied am Grab gleich wegegangen, so daß keiner an mir vorbeigehen muß. Bleibt man jedoch am oder neben dem Grab stehen, erwartet man es ja förmlich. Wobei ich als Besucher der Trauerfeier, in der Regel auch vorher abdrehe und den Kontakt zu den Angehörigen erst beim Kaffetrinken suchen, wo es wieder etwas entspannter ist. Die Angehörigen es wieder wirklich wahrnehmen können und die Tränen nicht mehr so unheimlich nah sind.
Ich wünsche Ihnen alle Kraft für die Familie und eine angenehme harmonische Trauerfeier.
Hilke
23. September 2010 um 19:27
Liebe Frau….äh…. Mutti,
da ich heute erst „nachlese“ – auch von mir mein allerherzlichstes Beileid.
Ich kann Ihre Gedanken sehr gut nachvollziehen. Meine Schwiegermutter starb auch vor Kurzem, sie war 72 Jahre. Sie starb überraschend – nach 3 Schlaganfällen – und so wollte sie es, sie wollte nie ein Pflegefall sein und ich weiß, für sie war es besser so. Mein Schwiegervater ist fast 83, und es ist alles sehr schwierig. Ich weiß, wie viel Kraft das alles kostet und manchmal meint man, man kann es nicht mehr, weil wieder einer aus der Familie „durchdreht“. Meine Schwägerin und ich waren als „Angeheiratete“ auch diejenigen, die das meiste organisierten etc. und das ist auch in Ordnung so. Aber wie gesagt, es ist alles schwierig und kostet sehr viel Kraft. Deshalb wünsche ich Ihnen ganz viel Kraft und drück Sie mal aus der Entfernung. Ich werde morgen an Sie denken!
Ganz viele liebe Grüße
Sandiego
23. September 2010 um 19:43
Liebe Frau…äh…Mutti,
bei aller Trauer finde ich es sehr schön, dass Sie alle an ihrem Todestag nochmal bei ihr waren. Es klingt fast so, als hätte sie selbst das Leben losgelassen, nachdem sie gespürt hat, dass alle noch einmal da waren.
Aus eigener Erfahrung ist der Kopf nach einer Trauerfeier wieder klarer und lässt langsam wieder andere Gedanken zu.
Ich wünsche Ihrer Familie weiterhin viel Kraft.
Alles Gute!
Caramellita
23. September 2010 um 20:48
Für das bekundete Beileid kann man sich schon bedanken – finde ich. Darüber habe ich gar nie nachgedacht – es kam ganz automatisch. Da sagten mir Menschen, die ich teilweise gar nicht kannte, wie sehr sie mit mir fühlen und mit uns trauern, dafür konnte ich nur dankbar sein. Jeder Blick, jede Träne, jeder Händedruck und jede Umarmung war wichtig für uns alle. In diesen Momenten der gemeinsamen Trauer waren wir uns alle sehr nah. Das war für uns viel wert. Sehr viel. Das war eine unendliche traurige Last verteilt auf ganz viele mitfühlende Schultern von Menschen, die uns verstanden und wussten, was wir verloren hatten. So habe ich es empfunden. Und dafür bin ich heute noch dankbar.
Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich Erholung von den vergangenen anstrengenden Tagen und Wochen und weiterhin viele schöne Erinnerungen.
Liebe Grüße
annilu
23. September 2010 um 21:17
viel Kraft wünsche ich alle Zurückgebliebenen und viele schöne Erinnerungen an den geliebten Menschen.
23. September 2010 um 21:48
Ich wünsche Euch viele schöne Erinnerungen, die den Verlust und Schmerz mildern.
In Gedanken bei Euch.
Liebe Grüße, Sabine
23. September 2010 um 21:57
Der Alltag – der Alltag ist anfangs am schwierigsten. Dann, wenn die Rationalisierungsversuche (es geht ihr besser, jetzt) dem plötzlichen, urgründlichen Gefühl weichen, dass jetzt gerade jemand fehlt. Und immer fehlen wird. Man muss das Gefühl annehmen. Es wäre viel viel schlimmer, wenn sie nicht fehlen würde; wenn es keine Geschichten zu erzählen gäbe; wenn sich niemand ihrer erinnern wollte.
Dennoch – für morgen viel Kraft, und wenig Kopfschmerz. Und sagen Sie, was sie fühlen – wenn das Beileid gut tut, ist „danke“ richtig. Wenn eine Anekdote mit einer anderen Anekdote beantwortet werden will, ist das auch richtig. Wenn man auf einer Trauerfeier lacht, weil man sich der guten Tage erinnert, so ist das sehr richtig.
Uns hat es immer geholfen.
23. September 2010 um 23:42
…gerade erst lese ich es und sende ihnen mein aufrichtiges Beileid.
Als meine Mutter vor bald 5 Jahren starb, war ich am Grab gar nicht in der Lage zu sprechen und so etwas wird auch gar nicht erwartet, es sind die vielen Hände, die einen drücken und die Umarmungen, die einen an solch einem Tag aufrecht halten…und die vielen Geschichten, derer teils bei der Trauerfeier erinnert wird, gerade die Erinnerungen, die einen schmunzeln lassen, trösten noch mehr.
Ihnen und ihrer Familie wünsche ich sehr viel Kraft.
24. September 2010 um 10:13
mein beileid :(
aus zweifacher erfahrung heraus: man muss wirklich nichts sagen. ich hatte das gefühl, dass die leute, die mir und meiner familie die hand gedrückt haben, etwas sagen wollten, teilweise weil sie selber sich nicht *vorbereiten* konnten auf den todesfall (klingt das irgendwie genauso merkwürdig, wie es sich beim schreiben anfühlt? man kann nie vorbereitet sein, aber bei einer schweren erkrankung macht man sich lange gedanken um den kranken menschen).
es ist einfach ein zeichen der eigenen trauer und der verbundenheit, und das braucht nicht mit worten beantwortet werden. das „danke“ kommt, wenn, dann als reaktion, ansonsten ein händedruck oder ähnliches. keiner erwartet eine dankesrede oder ähnliches.
ich wünsche dir viel kraft, und bitte nicht versuchen, alles wegzuarbeiten, sondern nimm dir auch die zeit zu trauern.
24. September 2010 um 11:44
Fast auf den Tag genau vor einem Jahr ist der Patenonkel und mein Ziehpapa an ALS gestorben. Ich mag nicht mehr schreiben, denn in diesem, übers Internet seltenen Fall, weiß ich so genau was sie fühlen und Worte sind dann, ach, die fühlen sich einfach falsch und leer an.
In einer stillen, virtuellen Umarmung
Bine