allein, allein.

14. Oktober 2010

Die Nächte sind einsam, das Bett so leer, das Zimmer leise.

„Jippieh!“, rief ich, als ich mich in der ersten Nacht quer auf´s Bett schmiss, „Alles meins!“ Vier Quadratmeter für knapp 1,79m  Frau … äh … Mutti. Sämtliche Kissen und Deckbetten, alle mir.

Ich erwachte brav auf meiner Seite liegend und nach dem ersten genüsslichen Räkeln wurde mir klar, dass ich mir meinen Morgenkaffee  selbst kochen musste.

Am kommenden Abend konnte ich nicht einschlafen. Seit Jahren schlafen wir wie zwei Löffel in der Besteckschublade ein, wenn´s draußen kalt ist noch lieber als im Sommer :) Mein Rücken war leer und schutzlos, meine Füße wollten einfach nicht warm werden und der Arm, der mich so wunderbar festhält bis ich weggeschlafen bin … war nicht da. Kissen sind da nur ein unzureichender Ersatz.

Das wurde am folgenden Abend nicht leichter und es fehlt mir auch noch nach mittlerweile fünf Nächten.

Ich wache nachts auf, weil es so leise ist. Die Geräusche, die ein schlafender Mensch so macht, dieses tiefe Atmen, mal ein Grunzen, mal ein Schnaufen, das geräuschvollen Umdrehen, all dieser Krach, der mich nachts schon oft nervte – fehlt. Mein Schlaf ist nicht mehr tief, jedes kleine Geräusch im Haus schreckt mich hoch, wenn morgens die Zeitung in den Briefkasten gestopft wird, wache ich auf, hellwach, angespannt. Niemand da, der sich ankuschelt und mich in den Schlaf zurücklockt.

*****

Die Tage sind zu leise. Gestern dudelte den ganzen Tag das Radio, weil ich die Ruhe nicht mehr aushalten konnte. Ich war in Versuchung, noch die Küchenmaschine und den Staubsauger anzustellen, um meine Ohren wieder daran zu gewöhnen, Geräusche/Stimmen/Worte aus drei verschiedenen Richtungen zu hören.

*****

Faszinierend finde ich, dass mir die Lust am kreativen Tun fehlt. Inmitten des allergrößten Trubels sitze ich manchmal im Nähzimmer und die wunderbarsten Dinge entstehen, während ich Vokabeln abfrage, erkläre, wie das mit dem Sticken funktioniert und der Rechner im Nähzimmer vom Freund des Großen belagert ist, damit der vernetzt mit dem Großen Monster abschießen kann. Ich fluche dann oft und wünsche mir endlich Ruhe, um mich gescheit auf meinen Nähkram konzentrieren zu können, damit ich endlich mal ine gerade Naht zustande bringe.

Jetzt wäre dies der Fall. Wäre, denn ich will ja gar nicht. Will nicht da unten im Nähzimmer schmoren. Deshalb habe ich mir die Nähmaschine in die Küche hochgeholt. Dort steht sie nun.

Heute vielleicht, denn nachher kommt Oma Eis. Sie will meine Milchglasscheiben auf Hochglanz bringen und ich muss im Gegenzug die Stickmaschine zum Glühen bringen.

*****

Ansonsten bleibt zu sagen:

Genug der Erholung, die Familie darf zurückkommen. Noch zweimal schlafen.

13 Kommentare zu “allein, allein.”

  1. Ringelstruempfe sagt:

    Ja, genau! Wenn mich zwei Jahre halbwoechig ganz weit weg von der Familie leben eines gelehrt hat, dann das: ich brauche den Krach, das Chaos und den Kerl, der mir nachts die Bettdecke klaut!

    Wie gesagt, zwei Nächte noch. Sie schaffen das!

  2. Wilma sagt:

    Das kommt mir sooo bekannt vor und schürt gleichzeitig nochmal mehr die Angst, wenn es eines Tages wirklich soweit ist, dass das Haus „leer“ ist, weil alle ausgezogen sind. Da darf ich gar nicht dran denken, wie geht man dann damit um? Meine Freunde sagen auch, „ach, Du bist doch kreativ und hast Hobbies“, aber wie Sie auch so schön treffend schreiben: Irgendwie macht das Kreativsein nur im allergrößten Trubel Spaß….
    Wahrscheinlich gewöhnt man sich an alles.
    Also, durchhalten, ist ja nicht mehr lange und dann wird es umso schöner. Und bis bei Ihnen alle ausgezogen sind, ach, da vergehen ja noch Jahre…
    Liebe Grüße aus Bonn

  3. Frau Irgendwas ist immer sagt:

    Nur noch 2 Tage – das schaffen Sie!!!
    LG aus Berlin

  4. Nictom sagt:

    Schauen sie doch mal unter Ihrem Beitrag vom 21.Oktober 2005 nach. Dort haben sie sehr schön aufgeschrieben, was sie alles tun oder lassen wollen, wenn sie für fünf Tage sturmfrei haben.
    Wenn sie das alles in die Tat umsetzen, vergehen die letzten beiden Tage wie im Flug.

    Viel Erfolg!
    MfG
    Nictom

  5. Fiona sagt:

    hört sich eigentlich gt an was sie da schreiben, hört sich nach toller familie an, nur was man liebt vermisst man auch :)
    ein bissel ruhe brauchen wir alle hin und wieder, aber nicht zu viel, weil wir leben ja und wollen das leben auch genießen

    lg und halten sie durch
    fio

  6. Tanja sagt:

    Na gut – was den Krach mit Familie und so betrifft kann ich leider nicht mitreden.
    Aber den Absatz bis zur ersten ****-Reihe, den unterschreibe ich sofort. Auch wenn ich diesen Zustand erst seit ein paar Monaten wieder kenne – wenn er wochenweise außer Haus ist, fehlt er doch ganz schön. Sogar das nächtliche Abholzen irgendwelcher Wälder… :-)

  7. podruga sagt:

    ich gebe es zu: mein mitleid wäre geheuchelt, meine durchhalteparolen auch. genießen sie die ruhe einfach und fühlen sich bitte sehr beneidet!

  8. cagun aus Laguna sagt:

    Immer das, was man gerade nicht hat, ist das Tollste. Kennt man doch … schlimm, dass man das nicht überwinden kann und die Zeit einfach genießt. Nein, man ist gestresst und fertig mit den Nerven, bis alles so ist wie es vorher war. Ätzend!

    Übrigens, Ihr Captcha-Ding macht mich fertig, jetzt steht da so ein krüppeliges Wort auch noch auf dem Kopf…

  9. Lena sagt:

    Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass du denkst, du wirst verrückt.

    – John Andrew Holmes

  10. Caramellita sagt:

    Bemerkenswert, wie schnell sie einem fehlen, oder?
    Nicht mal zwei Tage war ich jetzt ohne meine drei, weil ich berufsbedingt noch etwas länger geblieben bin. Und was soll ich sagen: Ich hab mich gefragt, was ich erst machen will, wenn die Kleinen wirklich mal groß sind, wenn ich bei so einem Mini-Abschied schon total am Rad drehe. Mal ganz abgesehen davon, dass ich alleine nicht gut einschlafen kann und mehr so die von Ihnen beschriebene Löffelchen-Stellung bevorzuge… Ich hab mir eingeredet, dass ich es genießen sollte – wünsche ich mir doch so oft Zeit nur für mich. Das war dann aber auch irgendwie nicht richtig.
    Sicher geht es Ihren Lieben auch so und sie sind froh, Sie bald wieder zu haben!

  11. Regine sagt:

    Was fuer eine wundervolle Liebeserklaerung an den Mann und die ganze Familie und an den Alltag! Vielen Dank dafuer und fuer die Restzeit vielleicht doch noch ein paar kreative Stuendchen. Liebe Gruesse Regine

  12. Tina sagt:

    Tja, egal wie’s ist – isses nix! *g*
    Aber jetzt haben Sie’s ja bald geschafft!

  13. limit of control » Die geschenkte Zeit sagt:

    […] in das Büro von Monsieur LeGimpsi. Eine CD wollte ich mir aussuchen. So leise war es überall, sie weiß, wie leise. Ich stand vor dem Regal und konnte mich nicht entscheiden. Die Musik für meinen […]