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19. November 2010
stehen die Chancen für die Tochter am Austausch mit Schülern aus Versaille teilzunehmen, 34 französische Schüler/Schülerinnen wollen hierher, mindestens doppelt so viele von hier nach dort. Wäre Töchterlein ein weiterer Sohn, stünden ihre Chancen erheblich besser, denn für französiche Schüler ist der Deutschunterricht dass, was für deutsche Schülder der Lateinunterricht ist. Was genau das zu bedeuten hat und warum – dafür war gestern abend beim Infoabend leider keine Gelegenheit.
Warten wir also ab und halten wir ein paar Däumchen. Den absoluten worst case malten die Mutter der allerbesten Tochterfreundin und ich uns aus: wenn eine der beiden zweigebärmuttrigen Zwillinge am Austausch teilnehmen kann, die andere aber nicht.
Sanft versuchte ich die Tochter auf diese Möglichkeit vorzubereiten, wurde aber abgeschmettert: „Das haben wir schon geklärt: die, die nicht mitmacht, muss der anderen helfen, den Schulstoff wieder aufzuarbeiten. Und kann ja dann immer zu Besuch kommen/gehen, wenn die Französin da ist.“
Da macht man sich einen Kopf und stellt sich Tränenfluten vor …
In Klasse 9 gibt es einen dreiwöchigen (bis zweimonatigen) Austausch mit Schülern aus Nizza, in der zehnten Klasse einen Austausch mit Amerika. An irgendeinem Austausch wird sie teilnehmen, das weiß ich.
Das Glas ist halb voll.
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Das jüngste Kind hat heute schulfrei, weil keine Lehrer da sind. Sagt er. Der Infobrief gibt keine Information her, aber vielleicht ist es nur wichtig zu wissen, DASS keine Lehrer da sind. Er hat jedenfalls eine Liste von Arbeitsaufträgen und somit komme ich in den Genuss, Hauslehrerin zu spielen. Hurra, hurra.
Sollten Sie jemals geseufzt haben: „Ach, das deutsche Schulsystem ist derart beschissen, was gäbe ich darum, wenn es hier zu Lande Home Schooling gäbe!“, dann haben sie in einem Punkt recht. Aber die Sache mit dem Home Schooling … falls sich in ihrer Vorstellung ein mit vor Eifer geröteten Wangen Kind über die von Ihnen liebevoll ausgesuchten Aufgaben beugt und interessiert und wissbegierig Ihren Erläuterungen lauscht und Sie ihm dann freundlich über den Scheitel streicheln und es aufmunternd anlächeln und so weiter und so fort – wachen Sie auf. In der Realität wird das Kind eher mürrisch und unwillig sein und womöglich etwas störrisch auf das reagieren, was Sie da zu vermitteln versuchen. Sie selbst werden verzweifelt NICHT sagen: „Das ist doch SO einfach, warum verstehst du das denn nicht?“ und werden sich uirgendwas wünschen. Egal was, Hauptsache weit weg und raus aus der Situation.
Bleiben wir bei dem Punkt „beschissenes Schulsystem“. Nicht meckern, sondern aktiv werden, in Elternbeiräten zum Beispiel.
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Das Nähzimmer ist noch immer gebombt und ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals auch nur ein Fitzelchen Zeit finden werde, um es aufzuräumen. Dabei ist noch nicht mal die hochoffizielle Vorweihnachtszeit!
Immerhin weiß ich, wer welches Geschenk bekommt (gar nichts chwer dieses Jahr!). Das wäre eine verlockende Option zum Ausruhen, doch sollten diese Geschenke auch gefunden werden. Schon schwieriger.
Spannend, wie jedes Jahr, die konkrete Gestaltung der Weihnachtsfeiertage, denn noch ist unklar ob und wann die Schwagerfamilie und die Cosins aus Rom eintreffen. Ich übe mich in Geduld und Entspannung, Zeit zum Ausflippen ist dann noch genug, wenn das Haus voll ist.
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Wochenende, herbeigesehnt!
19. November 2010 um 09:50
Beim Homeschooling unterrichten nicht zwangsläufig die Eltern selbst, das ist nur in den einschlägigen TV-Sendungen so :-).
Ich weiß nicht, ob es in anderen Bundesländern auch so ist, aber hier im Kreis kann man einen Antrag auf Hausunterricht stellen, wenn gewisse Voraussetzungen (sprich, Krankheit oder Behinderung) vorliegen. Formal kommt dann ein Hauslehrer und übernimmt den Unterricht.
Weniger formal heißt es dann allerdings, dass es keinerlei Kräfte dafür gibt und man selbst schauen kann, wie man es gebacken – und finanziert – bekommt.
In Baden-Württemberg hat diese Woche zum zweiten Mal innerhalb von ein paar Monaten einer der Landeselternbeiräte hingeschmissen. Kann ich sehr gut verstehen….
19. November 2010 um 11:47
Es gibt massenweise Homeschooling-Blogs. Bevor ich darüber stolperte, hatte ich auch in etwa Ihre Vorstellungen davon. Inzwischen denke ich eher, es ist eine Art Lebensstil, kann mir aber nicht vorstellen, daß man das platzmässig machen kann, wenn man nicht in einem Haus wohnt. Das wäre jedenfalls wäre für Sie kein Problem, wenn es in Deutschland erlaubt wäre. Bei Interesse schicke ich Sie zu Sybille vom Buntblume-Blog: http://buntblume.wordpress.com
19. November 2010 um 13:27
Hallo Frau…äh…Mutti,
meine Freundin in Oregon macht dieses Home-Schooling. Da in ihrem Miniörtchen keine Schule ist, ein Schulweg selbst mit Bus ziemlich weit ist, blieb ihr nix anderes übrig. Allerdings macht das jeder dort im Ort und alle treffen sich zwischendurch, um gemeinsame Projekte mit den Kindern zu machen. Den Kindern scheint es zu gefallen -sie kennen es nicht anders- und die Mütter nehmen es relativ gelassen. Mein Fall wäre es auch nicht, ich bin froh, wenn meine Beiden morgens das Haus verlassen….
Liebe Grüße
Sabine
19. November 2010 um 13:50
Home-Schooling wäre ja einer meiner Albträume… (nicht, dass dieses Schulsystem das nicht auch ist).
Ich wünsche ein schönes und erholsames Wochenende.
19. November 2010 um 14:05
elternbeirat…. da bin ich dabei und denk mir bei den sitzungen „warum eigentlich?“. verbesserungsvorschläge werden abgeschmettert, geändert werden soll bitte nix und wenn dann nur bei der integration (ganz großes thema wie überall) und der hochbegabten förderung und wenn der direx redet muss ich immer an das kinderlied denken: „wie das fähnchen auf dem turme!“
armes deutschland sag ich da nur…..
aber sehr schick, wie sie ihr outfit mit dem haushaltsgerät abstimmen…
19. November 2010 um 14:36
Das wäre mein Alptraum gewesen … meine Mutter als Lehrerin … ähm, sie ist Frau Oberstudienrätin … ich fand es schon ätzend das sie mit meiner kleinen Schwester 1 Jahr zu Hause war, also immer, immer, immer daheim war als ich aus der Schule kam.
Ihnen, samt Familie, ein schönes (regenfreies) WE!
19. November 2010 um 15:13
Ich fände Homeschooling für einige meiner Schülerinnen und Schüler toll, dann müsste ich sie nicht unterrichten.
Ahhh, hört sich negativ an, ich weiß. Aber beschissenes Schulsystem umfasst auch die Schüler, nicht nur die Lehrer…
19. November 2010 um 21:27
… und die eltern erst! die ärgern mich oft am meisten… und ich bin keine lehrerin
20. November 2010 um 08:22
Oha, Homeschooling. Ich hab schon ohne Homeschooling gedacht, dass mein Sohn unter dem Einfluss meiner Hausaufgabenbetreuung niemals nie nicht lesen lernen würde- dass er das geschafft hat, ist also nicht mein Verdienst. Ich hätte die Geduld nur unter schweren Beruhigungsmitteln. Und nein, mein Sohn ist weder unruhig noch doof noch unverschämt. Aber ich bin keine Lehrerin.
23. November 2010 um 11:17
Das da mit dem Sprachdings bedeutet ganz einfach:
In Frankreich wählen nur spießige Strebernerds mit Brille Deutschunterricht, weswegen es also ein Überangebot an männlich pickeligen Pubertieren gibt, die schätzungsweise lieber einen anderen Jungen im Austausch hätten als ein Mädchen.
:-D
Lg, Britta – Ex-Lateinunterricht-habende (verfiel damals dem Glauben, Latein wäre sicher einfacher als Französisch, weil tot, liest sich wie spricht und nur in eine Richtung zu lernen, daher die Wahl eines altsprachlichen Gymnasiums, mein Untergang *lol*)
25. November 2010 um 19:33
Eine Frage drängt sich mir auf:
Fahren Sie denn eigentlich auch mal nach Rom hin???
Das ist ja geradezu ideal wenn man so eine gute Connection hat!
25. November 2010 um 22:36
„In Frankreich wählen nur spießige Strebernerds mit Brille Deutschunterricht, “
Frechheit! :-))) (Versuch einer Erklärung: OK, Deutsch als erste Fremdsprache nehmen in der Regel die besseren Schüler (obwohl es langsam abnimmt / und die Sache mit Tokyo Hotel Fans ist glaube ich wieder ausgestorben), und traditionell machen bessere Schüler in Frankreich ein wissentschaftliches Baccalauréat, weil Sprachen und andere nicht-wissenschaftliche Fächer sowieso Pflicht sind, weswegen allgemein so ein abgerundetes „Bac“ ein besseres Ansehen hat. [Übrigens: Latein und Altgriechisch sind tote Sprachen, und werden in Frankreich zusätzlich zu den zwei lebendigen Sprachen als Option angeboten, und gerne von den Deutsch-als-erste-Fremdsprachler gewählt.] In meiner Zeit bildeten wir Mädels wirklich nur eine Minderheit dieser Wissenschaft-Bac-Klassen (vielleicht 30%?), aber heutzutage habe ich den Eindruck, dass es viel ausgewogener ist. Aber in Versailles nicht?)