Feiern auf’m Dorf

26. September 2011

Gestern lud der Niersteiner Weltladen anlässlich seines 25jährigen Bestehens zur Fiesta Mexicana. Als alte Weltladenhasen, Vereinsmitglieder und Angehörige einer aktiven Mitarbeiterin war diese Veranstaltung beinahe Pflicht, ausserdem hatte niemand Lust zum Kochen und auf Festen gibt’s ja immer irgendwas Feines. Deshalb gingen wir hin.
Das Fest fand im Johannes-Busch-Haus statt, dem evangelischen Gemeindehaus. Eher uncharmant für ein Fest und mehr als vierzig Menschen kamen auch nicht zusammen, davon die Hälfte Mitarbeiter des Weltladens. Ein mexikanisches Trio zupfte auf seinen Instrumenten und stimmte „La Cucaracha“ an, mexikanisch as mexikanisch can be. Chili con Carne und ohne Carne gab’s, scharf und mild, Knabbereien, Tequila und Corona. Und am Fenster hingen Plakate mit Bildern von der Weltladengründung bis heute. Darauf auch meine stetig wachsende Familie und Menschen, die ich irgendwann mal kannte.

Wir trafen Herrn Skizzenblog eifrig im Skizzenbuch zeichnend und Mme Ouvrage und irgendwann gegen halb sieben gab Frau Mutti bei Facebook einen Statusbericht: bin im Mexikantenstadl.

Aber dann geschah es. Bling.

Plötzlich war die Musik gar nicht mehr albern und kitschig, sondern irgendwie mitreissend. Der Sänger füllte ganz mühelos und ohne technische Unterstützung den Saal und die Anwesenden begannen mit den Hüften zu wackeln und in den Knien zu wippen. Ein Paar in Originaltracht führte Traditionelles vor und auch das war sehr hübsch anzusehen, diese wirbelnden roten Röcke und die silbernen Beschläge an schwarzen Hosenbeinen. Nach dem Tanz bekam ich gezeigt, wie in manchen Regionen Mexikos Bier getrunken wird, wahrscheinlich nur von dämlichen Touristen, die sich dann wahnsinnig einheimisch oder irgendwie cool finden, während die echten Einheimischen über die albernen, reingelegten Touristen kichern … : ein achtel Zitronenschnitz wird in den Bierflaschenhals (gerne Corona) geklemmt, dann wird mit dem Daumen die Öffnung zugehalten, die Flasche kurz auf den Kopf und wieder zurück gedreht und beim Wegnehmen des Daumens muss man sehr schnell beim Trinken sein. Es sah ja ganz leicht aus, wie mir das so demonstriert wurde, aber wahrscheinlich ist mein Daumen zu schmal. Egal, es war lustig.
Das Trio spielte erneut und die Menschen begannen zu tanzen. Ich weiß nicht, ob es Ihnen genauso geht, aber ich habe normalerweise gewisse Tanzhemmungen, wenn es nicht dunkel ist und ich entweder ganz allein bin oder mich in einer sehr großen Menge verstecken kann. Gestern abend war das anders. Der Saal war hellerleuchtet und die Anwesenden bildeten nach und nach einen Kreis um diese drei Musiker. Bei der letzten Zugabe tanzten alle. Und alle strahlten über’s ganze Gesicht vor Freude und Spaß.

Ich habe keine Ahnung, was da gestern abend passiert ist, wie aus dem eher piefigen Mexikantenstadl eine wirklich gute Party wurde. Die Schwester und der Schwager der Freitagsfreundin, die als Niersteiner Neubürger noch interessiert und aufgeschlossen gegenüber den lokalen Veranstaltungen sind, waren genauso entzückt wie wir. „Nierstein ist ein bißchen wie Stars Hollow, sprach die Freitagsfreundinschwester und das trifft es beinahe … aber eben nicht ganz. Es ist wohl vielmehr so, dass man sich Stars Hollow vielleicht ins eigene Dorf zaubern kann, wenn man bereit ist, sich einzulassen und einzubringen, ins Gemeindeleben und eben auch auf eher skurilen Festchen. Ich jedenfalls habe noch immer gute Laune und pfeife irgendwelche mexikanischen Mariachi-Melodien. Ein gänzlich unerwarteter, tolle Abend! Und meine Vorfreude auf das Kulturfest im nächsten Jahr wächst, denn wir haben die Musiker eingeladen, dort zu spielen –  gerne auch in voller Besetzung.

4 Kommentare zu “Feiern auf’m Dorf”

  1. Heidi sagt:

    Schön :-) Einfach nur schön !

  2. oma eis sagt:

    danke, danke, danke
    für den tollen Bericht. So war die ganze Arbeit
    doch nicht umsonst und wir mussten uns nicht
    nur alleine feiern.

    Bis morsche
    Oma Eis

  3. Mme Ouvrage sagt:

    Ja, es war schön und lecker. Auch wenn uns die Kinder heimtrieben, bevor die Sause richtig losging. In meinem Erkältungsdelirium heute Nacht lief jedenfalls la Cucaracha in Dauerschleife… örgs.

  4. Brigitte sagt:

    Ich kann diesem Bericht nur zustimmen. Es machte klick und die Stimmung war da- ich habe ebenfalls mit den Hüften gewackelt,obwohl ich keinen Alkohol getrunken hatte. Besonders toll war, dass alle am Ende im Kreis getanzt hatten- wenig Leute, aber tolle Stimmung!
    Danke an alle Anwesenden für die Party!!!!