fäkal-fatal.

4. November 2011

In der Grünen Villa, strategisch verteilt, stehen vier Katzenklos. Was den dürren Ringelfranz nicht davon abhielt, heute morgen in den Papiermüll zu pinkeln. Doofe Katze.

Als ich eben die Katzenklos reinigte (was ehrlich gesagt auch wirklich nötig war und vielleicht hat er deshalb …), eilte mir Ringelfranz zu Hilfe und wischte mit der Pfote geschickt jede volle Schaufelladung zurück ins Klo. Und als ihm das langweilig wurde, riss er mit seinen allerliebsten Krallen Löcher in meinen Katzenkackeklumpenplastikbeutel.  Danach pinkelte er fröhlich in die eine Ecke des Katzenklos und kackte, noch fröhlicher, in die andere. Dort, wo die Schaufel lag. Sehr zuvorkommend, musste ich den stinkenden Wurm nur noch aus dem Klo heben. Bah. Katzen sind auch ein bißchen eklig.

 

*****

 

In der Grünen Villa gibt es auch zwei Bäder für die dort lebenden Menschen. Strategisch verteilt, eines oben, eines unten.  Vorhin meckerte der Große lautstark durch´s Haus, dass immer besetzt sei, wenn er mal müsse. Das Klo oben jedenfalls, denn unten geht ja niemand. „Unten ist es so einsam“,  sprach der Jüngste vor Jahren und das scheint immer noch der Fall zu sein. Ausserdem wird man unten nicht gehört, im Zweifelsfall, wenn das Toilettenpapier aufgebraucht ist. Und das ist es ja immer. Und, nicht zu vergessen, unten liegen weder Hägar-Comics noch deutsche Balladen, das ist langweilig. Sollte ihr Kind leseunwillig sein, dann bieten Sie ihm einfach Toilettenlektüre. Aber beschweren Sie sich nicht, dass Sie dann immer so lange warten müssen, bis Sie mal dürfen.

 

*****

 

Früher, als die Kindelein im www noch Ranz, Motz und Schlunz hießen,  gab es sogar nur eine Toilette in der Grünen Villa. Die war ständig besetzt und ich schrieb was drüber. Nach dem Klick dürfen Sie lesen, wie Frau … äh … Mutti 2002 schrieb.

Fünfe müssen mal

Samstag morgen. Die Familie sitzt gemütlich am Frühstückstisch, der Kaffee regt die Verdauung an.
„Ich gehe dann mal einen Moment aufs Klo!“, verkündet das Familienoberhaupt und schnappt sich die Zeitung. Vier sitzen am Tisch und unterhalten sich.

„Kacker!“, sagt der Jüngste und versetzt damit seine Mutter in helle Aufregung! Ist er doch in der Trocken – werd – Phase, in der auf die kleinste Ankündigung reagiert werden muss! Ich wuchte mir das Kind auf die Hüfte und stürme Richtung Bad.

„Dein Jüngster muss mal!“, kündige ich unser Kommen an.
„Nie hat man seine Ruhe…“, brummelt es durch die Tür, „bin ja schon fertig.“
Nun, er kann sich Zeit lassen, Ranz hatte es zu eilig. Meine Hose und mein T-Shirt sind nass, meine Hand umklammert ein feuchtes, matschiges Päckchen am Hintern des Kindes, es stinkt. Ich lege Ranz auf den Wickeltisch und überlasse die Reinigung dem Vater des Kindes, schließlich muss ich mich ja umziehen, ausserdem hat ER das Bad so lange blockiert. Er ist schuld, wenn das Kind nie trocken wird.
Im Schlafzimmer suche ich mir trockene, saubere Kleider zusammen, als der beste Vater meiner Kinder mich ins Bad ruft:
Töchterlein thront auf der Klobrille und wünscht den Hintern gewischt zu bekommen, ihr Vater kann ja nicht, der balanciert zwischen vollgekackten Klamotten.

Die Luft im Bad wird immer schlechter.

Ich wische und flüchte zurück ins Schlafzimmer, umziehen. Endlich höre ich, wie im Bad der Wickeltisch hochgeklappt und das Fenster geöffnet wird. Noch fünf Minuten, dann gibts dort wieder Luft zum Atmen, dann gehe ich mal.
Die fünf Minuten vertrieb ich mir mit dem Laden der Waschmaschine. Jetzt aber, langsam wird es dringend.
Ich öffne die Badtür.

Schlunz sitzt mit der neuesten Ausgabe von Geolino auf der Brille und wirkt sehr konzentriert.
Ich verlasse das Bad und schreibe auf meinen inneren Wunschzettel: eigenes Bad zu Weihnachten.
Die Toilettenspülung rauscht, ich rausche ins Bad.
„Mama, ich hab ein bisschen unter der Brille durchgepinkelt, aber nicht mit Absicht.“
Zurück in die Küche an den Putzschrank und den Essigreiniger gezückt, schnell noch den Schaden beseitigen.

Geschafft.

Und ordentlich das Putzmittel wieder hinter der Kindersicherung verstauen.

Ich glaube das einfach nicht.

Diesmal sitzt Ranz auf der Toilette, vor ihm kauert lobend der Vater: „Gaaaanz toll machst du Pipi!“
Hat dieses Kind nicht eben erst…?
„Du musst nicht abdrücken…“, versuche ich zu sagen, als sich Motz mit den Worten „Ich glaube, ich habe Düüürchfall, ich muss schon wieder ein Kacker!“, an mir vorbeimogelt.
Fliegender Wechsel auf der Klobrille, Motz sitzt und singt, Ranz beugt sich interessiert zu ihrem Po.
„Kacker?“, fragt er. Nein, mein Kind, deine Schwester mag wohl nur auf dem Klo singen, langsam werde ich SEHR ungeduldig.
„Nun mach schon!“, fauche ich das Kind an.
„Jaja…träller, träller….ich hab nur einen Pups gemusst.“
Kommentarlos hebe ich sie vom Klo.
„ICH WOLLT ABER ALLEINE!!!“, brüllt sie mich an und strampelt. Ich lasse sie zurück auf die Brille plumpsen.
„DANN MACH ES AUCH!“ Geduld, Geduld … und trainiere noch ein bisschen die Blase.
„Kommst Du jetzt bitte von der Toilette?“, säusele ich dem Kind ins Ohr.
„Nein, ich muss doch noch ein Kacker…“
„Kind, du willst mich doch veralbern, oder? Mach JETZT, ich MUSS AUCH!“
Träller, träller.
Jetzt reichts mir aber, ist mir egal, ob das Kind nun in die Hose macht, ICH will nicht in die Hose machen. Ich zerre sie vom Klo, stelle die Ohren auf Durchzug, reiße mir die Hose runter und nehme Platz.

Eine Wohltat.

Motz verlässt zutiefst beleidigt das Bad. Ich höre, wie sie sich im Kinderzimmer beim Papa beschwert. Dann jault Detlev Jöcker in Disco-Lautstärke los.
Das stört mich im Bad nun nicht so sehr, schlimmer hingegen ist, dass nun auch ICH nicht mehr gehört werde und das ist echt doof. Das Toilettenpapier ist nämlich leer.
Ich krame in den Hosentaschen und finde ein Taschentuch, das vor dem letzten mitgewaschen werden sicherlich auch nicht mehr frisch war.
Was bleibt mir übrig?
Hände waschen, Klopapier auffüllen und wieder einmal dankbar sein, dass wir bisher nie alle gleichzeitig Magen- und Darmgrippe hatten.

17 Kommentare zu “fäkal-fatal.”

  1. Wilma sagt:

    Herrrrrrrlich……. Sie sollten sich doch mal Gedanken über einen Verlag machen. Die schönsten Zeiten habe ich anscheinend verpasst, ich lese „erst“ seit Januar 2006 in Ihrem Blog.

  2. vierachtel sagt:

    Ich lach mich schlapp…
    Jetzt bekomme ich eine Ahnung davon, was und schwanen wird…

  3. Caramellita sagt:

    Ich liege am Boden vor lachen! Genial!
    Schön, dass auch bei Ihnen schon mal was „unter der Brille“ durchging, ich dachte immer, nur meine Kinder wären so talentiert. Töchterlein erklärte mir neulich:
    „Mama, ich hab so dringend im Kindergarten gemusst und dann hab ich aus Versehen bißchen vorbei gepinkelt. Aber ich hab wieder aufgewischt…“ &§%$&/“! Zur Hülfe!

    Höchst amüsant, vielen Dank!

  4. aprikaner sagt:

    herrlich! so lange les ich noch nicht bei Ihnen! ist mir also völlig neu *grins* für Sie war es sicher bitter für mich hier ist es sehr amüsant!

    Liebe Grüße
    anja

  5. Jeanie sagt:

    SO herrlich… und GENAU SO gehts auch hier im Hexenhaus zu… immer noch, obwohl die wilde Meute schon groß ist *gg* Leider ist unser Klo nur ca. 1m² „groß“

  6. Maufeline sagt:

    Als ich das vorhin las, kamen wir alle grade von einer Familiensitzung vom Klo- sobald ich muss scheint das im Hause A. Massenpanik auszulösen und ALLE Anwesenden müssen. Gut, dass der Jüngste noch Windeln trägt.

    Schön, dass es bei anderen genau so zugeht/zuging wie bei uns :-)
    Könnte man bei Ihnen im unteren Klo nicht auch einfach Hefte/Bücher/Zeitungen hinlegen/hängen/stellen, damit das Klo attraktiver wird? Es gibt doch so praktische Zeitungsständer/Buchaufhänger/Wandtaschen! Könnte man sogar selbst nähen ;-)

  7. minibar sagt:

    Ich habe mal ne Frage:
    Warum liegt bei der zweiten Toilette keine Literatur?
    Damit würde das Ganze doch ein wenig entzerrt. Allerdings wäre dann wohl keine mehr frei im Fall des Falles, vermute ich.

  8. Brigitte sagt:

    Ich kann nicht mehr. Ich habe Tränen gelacht. Aber irgendwie auch schön das es bei anderen so ähnlich ist wie bei uns ;) Meine Tochter muss IMMER wenn ich schon sitze….

    Ganz liebe Grüße
    Brigitte

  9. frau siebensachen sagt:

    :-))
    so und ähnlich. inzwischen ohne windeln.
    und ich verrate was: für den fall, daß ein kind die toilette blockiert und ein anderes dringend pieseln muß, darf es ausnahmsweise auf dem badewannenrand sitzend. in selbige pinkeln. hier wird klo-blockieren nämlich manchmal als zickenterror eingesetzt.
    ((und ich selbst habe auch schon mal vor lauter nichtmehraushaltenkönnen in die (damals noch in benutzung befindliche) stoffwindeltonne gepinkelt.))

    die neue, noch zu findende wohnung muss nicht nur mehr zimmer, sondern auch 2 toiletten haben.

  10. MonikaZH sagt:

    Frau Mutti, Sie haben mir gerade einen Flash beinahe 10 Jahre zurück verschafft (les ich tatsächlich schon so lange bei Ihnen mit?). Ranz, Motz und Schlunz *gnihihi* – ich werde mein Leben lang grinsen wenn ich an die Schwimmbadgeschichte denke. Die mit dem Freibad und den IKEA-Taschen, die dann zum Hallenbad-Besuch mutierte. *Pruuuuust*

    Danke für das herzliche laut heraus lachen können nach einem anstrengenden Tag

  11. lise sagt:

    ein herrlicher block. ein schöner text. trotzdem wäre es mir, an der stelle ihrer nun pubertären Kinder höchst unangenehm diesen text im internet zu wissen. hoffe die kindelein sind etwas offener als ich ;)

    beste grüße und alles gute!

  12. Blogolade sagt:

    Vielen Dank für den Rückblick.
    Ich bin gerade sehr sehr dankbar, dass es 2 Toiletten in unserer Wohnung gibt.

  13. Schwarzerose sagt:

    Wie schade das ich noch nicht so lange bei ihnen mitlesen darf! Was für eine tolle Geschichte, so richtig aus dem Leben! Wir sind zwar nur zu dritt, aber bei uns wird auch imemr hart um einen Platz auf der Brille gerungen. Der beste Vater sitzt immer ewig mit Lekture, das Kind muss ja eh nie, es sei denn, das Klo ist besetzt und wenn Mama dann endlich mal einen Platzt ergattert hat ist das Klopapier alle. Ich habe sogar in meiner Verzweiflung mal in den Garte gemacht … ging schneller als Kind und Mann von der Schüssel zu holen und war eine echte Wohltat!

  14. Frauke sagt:

    Mag an einem Blogtag ohne Franzerl-Content und F-Bilder vielleicht der Herr von und zu Franz Ringel Rahn mit bei der Spiegelmutti aufs Bild? Ein schönes Wochenende!

  15. Marc mit Kind sagt:

    Uahrgs! Mensch, was bin ich froh, dass wir auch zwei Schüsseln im Haus haben… Am Porzellan sparen grundverkehrt.

  16. Uta sagt:

    ….damals gab es immerhin kein wlan auf dem klo…..augenroll!
    ;)

  17. Germaine sagt:

    Bei uns sehr dekadent: drei Schüsseln für drei Leute! Und jeder durfte beim Einbau aussuchen ob flach oder tief! Und wehe es gibt Übernachtungsbesuch – wir sind da nicht so flexibel! Urlaubsdomizile mit nur einer Schüssel sind eine Herausforderung, der wir uns nach Möglichkeit nicht stellen – sehr dekadent, wie gesagt!