falls
22. Dezember 2005
mich jemand vermisst:
Ich bin noch da. Dort, am Tisch, hinter den 17 Rollen Geschenkpapier, mit Schleifenband am Brillenbügel.
Aber! Die Geschenke sind vollständig, phantasie- und liebevoll verpackt und ordentlich beschriftet – das Christkind kann kommen, sein Job ist erledigt.
Anmerkung am Rande: ein ganz besonderes Päckchen steht im Regal: die Familienpackung Amoxicillin, freundlich überreicht vom HNO-Arzt, der eine eitrige MOE beim Jüngsten diagnostizierte. Mal sehen, wie die anderen beiden nachziehen. Ich selbst pflege einen höchst dubiosen Pickelbefall am Körper. Entweder durchlebe ich eine zweite Pubertät oder einen weiteren Streptokokken-Befall der Haut wie damals im Mai. Vielleicht gönne ich mir auch ein paar Schlückchen Amoxi, falls es nicht besser werden sollte. Für die ungemein harmonischen Familienphotos unterm Weihnachtsbaum kann ich ja Geschenkpackung um den Schädel tragen.
Wo ist der Stopfpilz?
21. Dezember 2005
Die Spitze der wunderhübschen Miest-Socken hat ein Loch.
Ich bin untröstlich.
In der dunklen, kalten Jahreszeit
21. Dezember 2005
ist es besonders wichtig, Vitamine zu sich zu nehmen.
Gingen (göngen, güngen) hier nicht täglich einige Mandarinen und Äpfel über den Tisch (in die Kindermägen), würde ich auf besonders schweren Skorbut tippen.
Meine Kinder verlieren gerade ihre Zähne. Sie sehen sehr abenteuerlich aus, mit ihren Zahnlücken, halbherausgewachsenen Zahnstummeln und blutigen Milchzähnen, die am letzten Zipfel hängen. Eine Zahnfee könnte arm werden.
Wegen der Vitamine: die sollen ja auch das Immunsystem stärken. Wird behauptet. Der Kleine, der größte Obstesser, allerdings kriegt es gerade wieder an die Ohren und ich finde, dass das ziemlich schlecht getimed ist, so kurz vor Weihnachten. Dank der festimplantierten Paukendrainage fließt der Subbsch zwar ab und es wird keinen Paukenerguß geben … aber der Subbsch verfärbt sich langsam und ein Arztbesuch steht somit doch an. Und ein Päckchen Antibiotikum unterm Weihnachtsbaum.
Wollte ich mal der Welt mitgeteilt haben, in der kleinen Pause zwischen zwei Plätzchensorten.
Freigang
21. Dezember 2005
Obwohl ich heute nicht das Haus verlassen wollte, falls die ungemein männlich-attraktive-sonore Stimme nochmals nach Helmut fragen will – es ließ sich nicht umgehen.
Nachdem der Erdbeerkater gestern abend seine letzte Impfung tapfer über sich hatte ergehen lassen, stand der Erkundung der großen, weiten Welt nichts mehr im Wege. Er selbst hatte schon früher durch Kratzen an der Terrassentür und herzzerreissendes Jaulen auf dem Fensterbrett deutlich gemacht, dass er schon groß genug ist, um den Widrigkeiten da draußen zu trotzen.
Als ich ihm die Terrassentür öffnete, glaubte er nicht so recht an sein Glück. Erst als ich ihn auf die Terrasse gelockt hatte, gab es kein Halten mehr. Mit Irokesenrücken und Bürstenschwanz grub er sich durch das Laub unterm Kirschbaum, durchpflügte die Äste um die Feuerstelle und schlich die Treppe in den unteren Garten herab. Sein erster Besuch galt den Nachbarn, bzw. deren Waschküche. Mit Müh und Not konnte ich ihn wieder herauslocken, bevor er mit seinen niedlichen Matschpfötchen auf der frischgewaschenen Wäsche der Nachbarin herumsprang und ein weiterer Grundstein zum nachbarlichen Miteinander zertrümmert wird.
Weiter ging es, quer durch einen weiteren Nachbargarten und mein säuselndes „Sauerstein, komm wieder her!“ war längst nicht so spannend, wie die vielen raschelnden Blätter, knackenden Zweige, gammelnden Pilze, alarmschlagenden Vögel und glitschigen Grasbüschel. Letztere nagte er dann auch gewissenhaft ab, so dass ich heute noch mit einem ausgiebigen Kotzerchen rechne.
Nun besitzt das dürre Katerchen kein Winterfell, weil er ja von den bösen Menschen stets eingeschlossen worden war und somit den Wechsel der Jahreszeiten nicht realisiert hatte. Es schien ihm zu dämmern, dass es recht frisch da draußen ist und so gelang es mir schlussendlich und zum Glück doch, ihn mit Schüsselklopfen ins Haus zurückzulocken. Dort gab es für den brav heimgekommenen Erdbeerkater ein dickes Lob und ein Stückchen Käse.
Für die durchgefrorene und völlig entnervte, weil stets um das Wohl des Kater besorgte, Frau … äh … Mutti gab es drei Plätzchen und eine Tasse Tee.
Angerufen hat niemand, dafür kommt gerade das erste Kind von der Schule und der ganz normale Wahnsinn beginnt von vorne. Wie gerne würde ich mich kuschelig in einer Ecke zusammenrollen wie der Erdbeerkater :-)
Es wird mir ja keiner glauben,
20. Dezember 2005
aber die ungemein männlich-attraktive-sonore Stimme hat gerade nochmal angerufen.
Leider war ich immer noch nicht Helmut.
Hach, nett.
:-)