Ernte

29. August 2007

Frau … äh … Mutti ist stolze Besitzerin von vier großen (SEHR großen) Lavendelbüschen, die sich diesen Sommer dumm und dusselig geblüht haben.
Heute war der Rückschnitt fällig und nun stehen auf der Terrasse zwei große (SEHR große) Kisten mit Lavendelstengeln. Statt zu kochen (das übernimmt der beste Vater meiner Kinder) sitzt Frau … äh … Mutti lieber draußen und streift Blüten ab. Das lässt sich ungefähr zehn Minuten genießen, danach wird der Lavendelgeruch etwas penetrant. Nach zwanzig Minuten kommt der Widerwille und nach einer halben Stunde der große Hass.
Aber da mir Lavendelfrösche im Kopf herumspuken, muss ich jetzt da durch.
Vielleicht mit einer Klammer auf der Nase.

oder so ähnlich.

Herzlichen Dank für die vielen Rückmeldungen.

Nein, ich trage mich nicht mit dem Gedanken, die Bloggerei an den Nagel zu hängen. Ich will nur wissen, warum ich es tue, das Bloggen. (Und warum ich mich NICHT mit dem Gedanken trage, die Bloggerei an den Nagel zu hängen.)
Selbstverständlich werde ich weiterhin mein spannendes Leben beschreiben und Bilder von zugegebenermaßen phantastischem Nähwerk und überirdisch schönen Blümchen aus meinem paradiesischen Garten zeigen.

Und ich werde auch weiterhin viel zu viel Zeit vor dem Rechner verbringen, werde Stöckchen fangen und sie, falls sie mir gefallen, beantworten und vielleicht weiterwerfen. Ich werden bei Ihnen und bei Dir im Blog nachlesen, was es Neues gibt, wie sich die Kinder entwickeln, was Du gekocht hast, was Sie in der chemischen Küche haben brodeln lassen und welche wundervollen Kadaver Ihnen über den Weg lagen.
Wie immer werde ich viel zu selten Ihre/Deine Kommentare beantworten, sehr schusselig mit meinen Mails umgehen, mich mit captcha-Abfragen diverser Blogs rumschlagen, um dann vielleicht genervt aufzugeben und meine blogroll immer noch nicht aktualisieren, weil ich doch die bookmarks habe. Und sich treiben lassen macht genauso viel Spaß, wie es zeitfressend ist.

Selbstverständlich werde ich auch Blogs lesen, die ich nur lese, um mich über deren Inhalt aufzuregen. Ich werde mit der allerliebsten Freundin lästern und hoffen, dass ich endlich so ein ominöser A-Blogger werde, der reich und berühmt durch´s Bloggen wird. Trotzdem werde ich Anfragen diverser Fernsehsender gnadenlos abschmettern, es sei denn, die ganze Chose würde sich finanziell mal richtig lohnen und das Sendeformat wäre nur ein Siebzehntel so dümmlich wie all das, was bisher läuft.

Und irgendwann habe ich keine Lust mehr zum Bloggen. Aber dann schreibe ich einen langen, klagenden Blogeintrag darüber, Sie/Du schreiben mir ganz viele Kommentare und dann weiß ich wieder, wie untentbehrlich mein kleines, feines Mutti-Blog ist und die Lust zum Schreiben ist wieder da. Weil ich glaube, DAS ist das ganze Geheimnis des Bloggens. Einer schreibt und viele andere nicken: Du bist nicht allein. Hey, Du hast mich zum Lachen gebracht. Oder zum Weinen. Oder zornig gemacht. Aber Du hast es mit ein paar Worten geschafft, dass ich mich Dir nahe und verbunden fühle.

In den Medien wird viel über die Blogs geschrieben, als überflüssig werden sie bezeichnet, von profilierungssüchtigen Menschen als Plattform zum Pushen des geringen Selbstwertgefühls genutzt und als virtuelles Kaffeekränzchen. Nicht ernst zu nehmen, obwohl sie in den USA tatsächlich als meinungsbildend beschrieben werden.
Pfeif ich drauf. Ich schreibe, weil Sie mir dann schreiben, dass es Ihnen auch so geht. Und weil ich nicht alle zum Kaffeeklatsch einladen kann. Weil so viele Stühle habe ich nicht, in meiner frischgestrichenen Küche.

Wort zum Dienstag. Ende.

Gegen Herbstdepressionen

27. August 2007

Man nehme:

1 Stück Lacktischdecke, einen wildgeblümten Kopfkissenbezug von irgendwann, einen weißen Knopf, ein Reflektor-Flugzeug, orangefarbenes Nähgarn:

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Sabine gibt das Bloggen auf. Nicht weil sie nicht mehr wüsste, was sie schreiben könnte, sondern weil es die Familie wünscht. Sie ist traurig darüber.

Und wieder einmal stelle ich mir die berühmte Frage: Warum eigentlich bloggen?

Mittlerweile schreibe ich schon einige Jahre beinahe täglich mehr oder weniger interessante Beiträge für die neugierigen Leser da draußen. Unter verschiedensten Namen, bei verschiedenen Anbietern eigentlich nur über ein Thema: mich. (meine Familie, mein Haus, mein Garten, meine Kater, mein Befinden, meine Näherei, mein Wetter, meine Ungeschicklichkeit, mein dies, mein das) Anfangs lasen eine gute Handvoll Interessierter meine Ergüsse, mittlerweile habe ich über tausend Zugriffe am Tag und das ist nicht nur Herr Gugel, der neugierig ist.
Schreibe ich nur für diese Leser? Will ich viele Kommentare haben, weil die mir das Gefühl geben, dass ich a)toll schreibe, b) interessant schreibe und/oder c) nicht alleine bin mit meinen Alltagskatastrophen?
Wahrscheinlich.

Aber warum schreibe ich überhaupt? Genauer: Warum veröffentliche ich überhaupt? Lasse wildfremde Menschen teilhaben an mehr oder weniger intimen Familiengeschehen?

Es gab mal eine Zeit, da behauptete ich steif und fest, dass ich blogge, weil es mir hilft, meine Gedanken zu sortieren und meinen Frust abzulassen.
Pah, typische Ausrede. Ich sortiere höchstens unterwegs irgendwelche Ereignisse, damit ich sie später bloggen kann. Und den Frust lasse ich auch nicht im Blog, denn wer weiß, wer das liest und sich denkt, dass die Frau … äh … Mutti wohl doch nicht so perfekt ist.

Warum dann das Ganze?

Bin ich exhibitionistisch veranlagt? Ein bißchen. Bin ich verrückt nach Anerkennung und Lob? Ein bißchen. Bin ich eine alte Angeberin? Ein bißchen. Fishing for compliments? Ein bißchen. (an dieser Stelle ließe sich Folgendes hübsch einfügen: Wenn ich das Gefühl habe, irgendwelchen Kram vor mich hinzublubbern, der weder die Welt verändert noch das Wetter, sondern einfach nur belanglos und somit überflüssig ist, warum steigen dann die Leserzahlen meines Blogs kontinuierlich?)

Ich finde für mich keine Antwort. Vielleicht haben Sie da draußen eine? Hätte ich jetzt so ein schickes Umfrage-Formular, könnte ich es Ihnen ganz leicht machen. So aber bitte ich Sie um drei, vier klärende Worte in den Kommentaren:

a) Warum bloggen Sie?
b) Fehlt Ihnen was, wenn Sie, aus welchen Gründen auch immer, nicht bloggen können?
c) Würden Sie auf der Straße einem wildfremden Menschen erzählen, dass sie gerade mit dem Gedanken spielten, Ihr Kind an einer Autobahnraststätte auszusetzen? Warum?
d) Wenn Sie beim Einkaufen zu einer Umfrage über das Thema, sagen wir mal „Schlafgewohnheiten“ gebeten werden – steigen Sie freudig ins Gespräch ein und beantworten unzählige Fragen? Warum?
e) Wenn man Sie bittet, das Photo Ihres Kindes, auf dem es so eine wunderbare Zornes-Schnute zieht, auf der Plakatwand gegenüber der Bushaltestelle auszustellen – sagen Sie vorbehaltlos ja? Warum?

Ich weiß nicht genau, wo diese Fragen herkommen, vielleicht hat mich das Telefonat mit Sabine wirklich sehr nachdenklich gemacht. Und die derzeit herrschende Blog-Unlust oder -Unzufriedenheit, die mich befallen hat. Ich vergesse zu oft, dass nicht nur Frau Jette, Frau Miest, Frau Brüllen und Frau Traumberg hier lesen, sondern auch Frau „ich hasse die Mutti schon lange“, Frau „ich gönne Mutti garnix“ und Frau „die Mutti schreibt so dämlich, es ist immer wieder eine Wonne sich darüber aufzuregen“.

Aber allein beim Gedanken daran, dass ich dieses Bloggerei einfach aufhören könnte, krieg ich Verlassensängste Verlustgefühle. Merk-wür-dig.

Die Familie zog es nach Manderscheid zum Ritterfest, Frau … äh … Mutti zog es in die Farben und Lacke -Abteilung des örtlichen „wir haben einfach alles“-Ladens.

Jetzt ist die Küche nicht mehr blau sondern tiefrot und hätte ich Pinsel und Rolle nicht schon ordentlich ausgewaschen, müsste auch der Essplatz erröten. Da die Familie aber erst morgen am Spätnachmittag wieder heimkehrt, habe ich noch ausreichend Zeit, um Pinsel und Rolle wieder zu trocknen und vielleicht nochmals zu gebrauchen.

Strohwitwe und -mutter zu sein ist wundervoll.