Käsekuchen und die lila-geringelte Mütze
16. November 2010
Die beiden Söhne quälten sich als sie klein waren oft mit Mittelohrentzündungen.
Ohrenschmerzen sind gemein und ablenken hilft da gar nix. Kranke Kinder werden verwöhnt und deshalb gab´s nach den obligatorischen Zwiebeltropfen* ins Ohr die Ohrenentzündungsmütze auf den Kopf. Eine dünne Baumwollmütze, lila mit gelben und grünen Streifen. Zum Warmhalten.
Und für das leibliche Wohl gab´s immer Käsekuchen. Dem großen Sohn ist es zu verdanken, dass der beste Vater meiner Kinder heute einen hervorragenden Käsekuchen backen kann. Denn damals, in der Ohrenschmerz-Ära, wohnten wir noch gegenüber einer Bäckerei. Auf dem Rückweg von der Apotheke nahm man dann rasch dem ohrenschmerzigen Kind ein Stück Käsekuchen mit. Das ging in den Herbst/Wintermonaten ziemlich ins Geld und Geld hatten wir damals eher wenig, mit zweieinhalb Kindern und gerade beendetem Studium.
Selbstmachen, selbstkochen und schließlich eben auch selbstbacken. Käsekuchen, süß und kühl und der hintere Rand ist das Allerbeste. Und beim Backen bleibt immer ein winziges Teigkügelchen für die Kinder übrig.
Einen Ohrenentzündungsmütze habe ich nicht, aber ein Stück Käsekuchen, übrig vom Sonntag. Zwiebeltropfen gibt´s bestimmt auch noch und wenn ich Glück habe, muss es kein Antibiotikum werden. Der beste Vater meiner Kinder befahl Bettruhe und versprach Home Office und Apfelpfannkuchen zum Mittagessen.
Täte das Ohr nicht so weh, könnte das ein echter Luxustag sein :)
*Zwiebeltropfen, weil Sie fragen bestimmt nach:
Zwiebelstückchen in der Knoblauchpresse quetschen, den austretenden Saft auf eine Spritze ziehen. Mindestens dreimal täglich ein, zwei Tropfen ins wehe Ohr träufeln. War ein Tipp vom Kinderarzt, der uns vielleicht ein paarmal um die antibiotikum-Klippe herumschiffte. Schadet auf gar keinen Fall, brennt nicht, tut nicht weh und der Zwiebelgeruch ist ein sehr kleines Übel. Nur wenn´s nach zwei Tagen immer noch schmerzt oder gar Fieber dazu gekommen ist, sollte da dringend mal ein Arzt ins Ohr schauen.
Montag morgen
15. November 2010
und alles wird anders.
Das schreibe ich nur, weil es sich so spannend liest, denn im Grunde genommen ist das ja die ewig gleiche Sülze hier :)
Ds große Vorhaben heute ist, das neue Regal im Nähzimmer zu befüllen. Das neue Regal (Expedit) ist ursprünglich aus dem blaugelben Möbelhaus und fand seinen Weg über die Böse Frisöse zu uns. Nötig wurde es, weil ich der Tochter für deren wachsende Bücherfluten ein Billyregal aus dem Nähzimmer spendete. Der fehlende Billy hinterließ eine schmerzliche Lücke im Nähzimmer und die Stoffe, die darin gelagert waren, lagerten nun auf dem Nähtisch, was zur Folge hatte, dass die Nähmaschine samt etlicher Stoffe nach oben in die Küche wanderten. Alles Durcheinander und wozu hat man ein Nähzimmer, wenn man es nicht nutzen kann?
Lange Rede, kein Sinn: heute aufräumen, umräumen, einräumen im Nähzimmer. Und die erste Erkenntnis ist, dass die Stoffe, die fein säuberlich für Billymaße zusammengelegt sind, alle neu gefaltet werden müssen, damit sie in die würfelförmigen Fächer des neuen Regals passen. Stoffe neu falten ist sehr zeitaufwändig und es erfordert eie sehr große Willenststärke, mit Lieblingsstoffen nicht sofort zur Bändchen- und Schnickeldi-Schublade zu rennen, um zu schauen, was dazu passt. Oder versonnen lächelnd damit auf´s Sofa zu plumpsen, sämtliche Heftchen mit Nähanleitungen um mich herum. Nein. Heute: neu falten und wegräumen.
*****
Zur Feier des gestrigen Tages schmückte sich Frau … äh … Mutti mit knallroten Fingernägeln. Sehr mondän, sehr schick.
Dann war noch ein bißchen Wäsche zu waschen, aufzuhängen, abzuhängen, zusammenzulegen, wegzuräumen und schon blitzte der weiße Nagelrand an einem Finger wieder durch. Zwei, drei Sachen spülen und der Lack sah ein bißchen angefressen aus. Die Terrasse vom letzten Kirschbaumlaub befreien und der Lack bekam tiefe Schrammen. Heute sehen die Nägel aus, als hätten in der Nacht etliche Mäuse daran geknabbert und mondän ist anders. Ausserdem jappsen die Nägel unter der Schicht nach Luft und fühlen sich ganz merkwürdig an. Wieder einmal: Frau … äh … Mutti ist nur für etwa zwei, drei Stunden schick zu kriegen. Find ich aber trotzdem nicht allzu schlimm.
fünfzehn.
14. November 2010
Wie jedes Jahr: Sonnenschein.
Und auf dem Küchentisch leuchten fünfzehn Kerzen und die eine zusätzliche, bei uns heisst sie „die zum Älterwerden“.
Auf der alten, für heute eingeklappten, Nähmaschine liegen Geschenke. Klamotten, ein Buch, ein Kugelschreiber und eine externe Festplatte. Ein paar kommen heute im Laufe des Tages noch dazu, aber nicht viele. Er hat ja alles, sagt er, der Große.
Um Mitternacht bekam er ein Schlückchen Sekt in den Orangensaft und heute morgen seinen Lieblingskuchen.
Und ich weiß noch, wie ich vor fünfzehn Jahren ein kleines Bündel in den Armen hielt und mir nicht mal im Ansatz vorstellen konnte, wohin mich diese Reise wohl führen würde. Und natürlich würde ich gerne jetzt hier einen seitenlangen, trändendrüsendrückenden Artikel schreiben, über Nähe, loslassen, Stolz, Vertrauen und Liebe, aber 15jährige Menschen neigen dazu, emotionale Ausbrüche ihrer Eltern als höchst peinlich zu empfinden und so beschränke ich mich auf:
Ist ´ne tolle Sache, solch einen großen Sohn zu haben. Glückwunsch, Großer.
*****
Ebenfalls wie jedes Jahr an dieser Stelle gehen meine Glückwünsche in die große Stadt zu Frau Miest. Alles Liebe!
Und ein paar liebevolle Gedanken an Astrid Lindgren, deren Phantasie schon mir die Kindheit verzauberte.
Neu in der Liste der entzückende Herr Blümel, der Anfang des Jahres so süß auf meinem Arm schlummerte. Auch Dir alles Liebe, Herr Blümel und Ihnen natürlich auch, liebe Frau Blümel, denn wir Mütter dürfen heute auch feiern.
So ein Tag.
13. November 2010
Den besten Vater meiner Kinder und den großen Sohn in die benachbarte Landeshauptstadt schicken, um der allerliebsten Freundin durch den größten Stress zu helfen.
Der Tochter ab und zu mal übers Haupt streicheln und fragen, was die Übelkeit macht. Und die Schüssel bereit halten.
Den jüngsten Sohn in die Obhut von Oma Eis geben, damit die nicht alleine Plätzchen backen muss.
Ein paar Geschenke für morgen einpacken, ein bißchen das Haus putzen und zwei Kuchen backen.
Bisher schon eingekauft, immerhin. Und ein neues Fenster für das Treppenhaus ausgesucht, strukturiertes Glas, damit sich die Nachbarin nicht gestört fühlt. Endlich gelernt, wie „Chinchilla-Fensterscheiben“ aussehen: irgendwie gestreift. Gegen das entzückende Pünktchenmuster entschieden, da das Fenster sehr groß ist und zuviele Pünktchen irgendwann nerven. Stattdessen irgendwas Geriffeltes genommen, ist ja nur im Treppenhaus.
Und im Drogeriemarkt stand da ein Probedöschen mit Kakao-Körperbutter, die so köstlich duftet, dass ich direkt zwei mit nach Hause nahm. Falls ich jemals das Bedürfnis habe, wie ein Stück Vollmilchschokolade oder eine Tasse Kakao zu duften, dann kann ich dem jetzt nachkommen. Das wird wahrscheinlich eher selten der Fall sein, obwohl ich weiß, dass der Pflegeeffekt toll ist. Meine Nasenspitze nämlich, die ist schon ganz zart. (weil ich beim Schnuppern immer damit in die Creme tippe)
Draußen ist es suppig warm, es windet und grau ist er obendrein. Vor fünfzehn Jahren war es knackig kalt und die Sonne schien. Jaja, damals gab es eben noch richtige November, nicht so halbe Aprile wie heutzutage.
legale, schwedische Trips
12. November 2010
Nudeln mit Tomatensoße, Mittagessen mit Gelinggarantie und vor allem mit „schmeckt allen“-Faktor. Ganz wichtig für´s seelische Wohlbefinden, nicht nur weil Nudeln sowieso glücklich machen, sondern eben auch, weil so stressfrei.
Zum Nachtisch Süssigkeiten aus dem blaugelben Möbelhaus.
Ich gestehe: ich bin mittlerweile diesen Fischlakritzen verfallen. Noch vor einem Jahr habe ich Lakritzzeug weit von mir geschoben und „Igitt!“ gequiekt, wenn man es mir anbot. Es muss wohl schierer Futterneid gewesen sein, als ich beim besten Vater meiner Kinder von solch einem dänischen salzigen Lakritzstängelchen abbiss und das gar nicht so übel fand.
Und als der Freund des Großen eine Tüte Fischlakritz aus dem blaugelben Möbelhaus in sich hineinschwartete, musste ich unbedingt probieren. Man muss schließlich wissen, was die Kinder da so konsumieren. Er gab mir einen Fisch ab und ich fand den lecker. Er gab mir einen zweiten Fisch ab und den fand ich auch lecker. Den dritten Fisch gab er mir nur sehr widerwillig und ich wollte dann gar nicht mehr, weil plötzlich hatte ich einen Geschmack im Mund, der verblüffenderweise genauso war, wie der Geruch im großen Hasenstall meiner Nachbarn in der Kindheit. Ammoniak und Trockenfutter.
Das nächste Tütchen Fischlakritz kaufte ich mir dann selbst und es war wieder so: beim dritten Fischlakritz ein direkter Trip in den Hasenstall. Sehr faszinierend. Wahrscheinlich essen deshalb viele Menschen so gerne Lakritz, weil es Trips auslöst.
Heute eine andere Köstlichkeit aus dem blaugelben Möbelhaus: Schaumpilze. Sehr verdächtig in rosa und weiß, aufdringlich süß duftend. Der Duft erinnerte mich vage an etwas, ich konnte es nicht greifen. Haptisch ein ganz wunderbares Zeug, knautschbar und wahrscheinlich kann man sich die Dinger auch gegen Baggerlärm in die Ohren stopfen. Ich stopfte mir aber einen in den Mund und BÄNG! … Reise in die Vergangenheit. Erinnern Sie sich an diese rosa Kinderzahnpasta „Blendi“? Genau. Ganz genau so schmecken die Pilze aus dem blaugelben Möbelhaus. Einzig der Belag auf den Zähnen nach Genuss hat nix mehr mit Zahnpasta zu tun, schreit allenfalls nach der Benutzung einer solchen, möglichst minzig-frisch.
Noch in der Süßigkeitenschublade: Schnüre mit Erdbeergeschmack. Ich warte damit allerdings noch, bis ich von meinem Zahnpastatrip runter bin. Vielleicht werfe ich vorher auch noch eine Portion Hasenstall. Super Zeug, legal und die einzigen Nebenwirkungen sind Schwellungen im Hüftbereich.