Stichgewortet

18. Februar 2011

Der Jüngste hat schulfrei. Diesen Freitag, nächsten Freitag und übernächsten Freitag. Der Lehrer ist erkrankt und freitags kann der Unterricht nicht übernommen werden. Stattdessen gibt´s Arbeitsaufträge, die wir beide eher unwillig abarbeiten, der Jüngste mürrisch und ich ungeduldig. Denn der Freitagmorgen gehört schließlich der Mutter der allerbesten Tochterfreundin und manchmal auch der Freundin, die nie Zeit hat. Heute hatte sie Zeit, aber mit Kind im Haus, ist der Freitagmorgen irgendwie anders.

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Der beste Vater meiner Kinder hat mein verletztes Stickmaschinchen mitgenommen und wird es später zum Facharzthändler bringen. Ich hoffe es bald wieder vollständig genesen in Händen zu halten.

Mich trifft übrigens keine Schuld am Schraubenkopfverlust, sagt der beste Vater meiner Kinder und der muss es wissen, er ist ja Inschenör. Billiges Metall, häufige Beanspruchung und wahrscheinlich im Gewinde verkeilt. Kann passieren.

Ich muss sicher nicht eigens betonen, dass ich seit gestern abend viele Ideen habe, was ich worauf sticken könnte. Das ist ja immer so, wenn man´s mal nicht haben kann, ist es beinahe überlebensnotwendig.

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Ich fürchte übrigens, dass Frühling und Sommer sich irgendwie unbemerkt an mir vorbeigeschlichen haben, denn draußen ist dicker, grauer Herbstnebel. Muss mal schauen, ob Vollernter durch die Wingerte holpern.

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Zeigen Sie doch mal wieder ein Bild von Martin, den mag ich so. Bitte sehr, wie bei den Logonachrichten: erst das Wetter und danach das Wettertier. Der dicke Martin, festgewachsen auf dem Sofa. Bei dem Wetter kriegt er keine Pfote vor die Tür.

Hulk, ich.

17. Februar 2011

„Mist, verflixt, *ganz schlimmes Schimpfwort*!!“, fluchte Frau … äh … Mutti und fummelte mit der extraschmalen Zange an der Schraube herum. Die Schraube, die das Stickfüßchen an der Stickmaschine festhält. Die Schraube, die sich immer heimlich lockert, wenn die Maschine schon lange gestickt hat. Die Schraube, die dann das Stickfüßchen nicht mehr festhält. Das Stickfüßchen fällt aus der Halterung, die Sticknadel versucht durch das heruntergefallene Füßchen zu sticken, zerspringt in mindestens drei Teile, die dem vor der Maschine sitzenden und gerade an nichts böse denkenden Menschen um die Ohren fliegen. Und ans Brillenglas.

Die Schraube, die ich neulich mit Daumen und Zeigefinger festzog, damit oben geschildertes Szenario ausnahmsweise ausbleibt.

Die Schraube, die ich gerade eben nicht mehr lockern konnte. Mit dem Sticken war ich fertig, ich wollte noch rasch einen Zierstich auf das beinahe fertige Schnickeldi packen. Aber die Schraube ließ sich nicht lockern. (haha, jaja, keine Schraube locker) Nicht mit dem mittlerweile fitnessgestählten Pinzettengriff, nicht mit zwei Lagen Stoff unter dem Pinzettengriff, nicht mit schimpfen, nicht mit fluchen.

Zum Glück ist unsere Werkstatt in der Halle gut sortiert. Ich fand im Werkzeugkasten eine Zange mit ganz schmalen, aber trotzdem geriffelten Backen und klemmte diese auf die störrische Schraube. Millimeterweise gab diese nach und ich begann zu frohlocken. Jedenfalls so lange, bis die Schraube „KNACK!!“ sagte und ich den Kopf in der Zange hielt. Ich bin einfach zu stark.

*GANZ ARG BÖSES SCHIMPFWORT*

Da ist jetzt nix mehr zu machen. Jetzt muss die Maschine weg, zur Reparatur und wenn sie schon mal dort ist, darf sie auch gleich gründlich gereinigt und inspiziert werden. Passt ja ganz prima, jetzt, wo ich diszipliniert werden wollte. Hmpf.

Frau Pimpinella, mein Beitrag zum Thema „minzgrün“ ist dann aus gegebenem Anlass dieser:

Bild v0n Hulk aus Urheberrechtsgründen gelöscht

Neues aus der Nähstube,

17. Februar 2011

 

Frau Rieger hat eine neue Stickdatei gezaubert. Allerliebste Viecher, denen man hübsche Kleider anziehen kann:

(click!)

Die machen sich übrigens nicht nur auf Lätzchen gut. Der Hase, mein Lieblingshase übrigens, passt auch prima auf roten Filz. Und aus dem roten Filz lässt sich dann eine Hülle für Eintrittskarte ins Fitnessparadies nähen. („Ich brauche auch so eine“, sprach Oma Eis. Bekommt sie. Aber eine mit Igel.)

Ich bin großer Fan von diesen schnellen Stickereien. Schnell, weil nicht siebenundzwanzig Farbwechsel nötig sind und es keine riesigen Stickflächen gibt, die enorme Mengen Garn schlucken. Und eeewig brauchen. Obendrein sind solche Stickdateien  natürlich auch hervorragende Ausredenlieferanten für Stoffhorteritis: „Ich brauche diesesn Fetzen Stoff garantiert noch, daraus kann ich dem Fisch ein Kleid machen.“

Die neue Stickdatei „Dressed up“ gibt´s ab heute bei Frau Rieger im Shop.

Hoch die Tasse XLIV

14. Februar 2011

Das Tässchen schluckt und schluckte und schluckte Kaffee, wurde neben Tulpen und sehr lecker aussehendem Kuchen auf einen farblich exakt passenden Tisch drapiert und ja, es IST groß.

Da.

Uah, geh weg.

14. Februar 2011

„Du bist unser Schatz, Pia !
Liebe Pia ,
zum heutigen Valentinstag senden wir Dir eine dicke Umarmung und ganz viel Liebe!

Du möchtest diesen Newsletter nicht mehr erhalten? Dann
kannst Du Dich hier austragen.“

Was somit geschehen ist. Ist ja wi-der-lich, dieses plump-vertrauliche Anbiedern.

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Die Kindelein sind beinahe genesen, sie sind jedenfalls noch nicht wieder vom Unterricht heimgekommen. Alle drei schniefen und schnuffeln, husten und krächzen. Doch Fieber hat keiner mehr. Wahrscheinlich hat nur meine phantastische Therapie zur Heilung beigetragen: der Peter-Alexander-Gedächtnis-Nachmittag mit „Charley´s Tante“ und eine große Portion Waffeln nach dem Rezept meiner Omi. Zuerst gab´s höhnisch nach oben gezogene Augenbrauen in den Gesichtern des Nachwuchses, denn nur weil die eigene Mutter in Kindheitserinnerungen schwelgt, muss man sich da nicht mitreissen lassen. Aber sie ließen sich mitreissen und wir kicherten nicht nur über die Musik und die Kleidung im alten Film.

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Zu den Waffeln gestern gab es ein Glas Milchkaffee, fein mit dem Esspressokännchen auf dem Herd gebraut, mit Milchschaum und Kakaogedöhns obendrauf. Der erste Kaffee seit Wochen und er schmeckte fein. Vielleicht liegt´s ja am schnöden Maschinenkaffee, dass  er mir nicht mehr schmeckt? Egal. Ich freue mich darauf, ab und zu einen Milchkaffe zu zelebrieren.

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Letzten Donnerstag schwänzte ich den „Spocht“, wegen kranker Kindelein und eigenem Unwohlsein. Und ja, ich hatte ein schlechtes Gewissen. Sehr gut. Heute morgen hatte ich vergessen, wie das mit dem schlechten Gewissen ist und ausserdem hatte ich Bauchschmerzen. Erfreulicherweise konnte ich den Schweinehund in die Ecke treten und eine Stunde lang verschiedene Gewichte mit verschiedenen Muskeln durch die Gegend ziehen und schieben. Es tut so gut! Hoffentlich habe ich bis Donnerstag nicht vergessen, wie wohl ich mich gerade fühle.

Ich habe viel Zeit gebraucht, um mich zu überwinden, in ein „Fitnessstudio“ zu gehen. Meine Phantasie stand mir da im Weg. Ich sah aufgepumpte Männer mit kahlrasierten Köpfen, Tätowierungen und Stiernacken und rappeldürre Frauen in neonfarbenen Stringgymnastikanzügen, perfekt geschminkt mit Pferdeschwanz vor mir, die zu dröhnender Technomusik Hanteln stemmen. Und mich dazwischen, in der grauen Joggingbuxe und mit hochrotem Kopf beim Versuch, 39 Kilo mit den Beinen wegzuschieben. Peinlich wäre mir das und ich hätte das Gefühl, man beobachte mich und hätte eine Menge zu kichern. Viel Kopfkino, genug, um mich einen Bogen um diese Studios machen zu lassen.

Getraut habe ich mich dann doch und zum Glück  lief in meinem Kopfkino der falsche Film. Niemand pumpt dort Muskeln auf, keiner trägt Stringanzüge. Ganz normale Menschen arbeiten dort an den Geräten, Menschen, die so aussehen wie ich: ein bißchen aus der Form. Manchmal klirren ein paar Gewichte aufeinander, man unterhält sich leise und lächelt sich ermunternd zu. Ich fühle mich wohl dort. Und dass ich schon jetzt , nach so kurzer Zeit, erste Ergebnisse entdecke, das ist großartig!

Liebe Kaltmamsell, ich habe heute sehr an Sie denken müssen.