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31. Januar 2012

Das Töchterlein erfährt morgen nach der ersten großen Pause, ob das mit dem USA-Austausch klappt. Sie ist sozusagen im Re-Re-Re-Call, um es mal für alle verständlich auszudrücken. Drei Mädchen (die, lassen sie mich prahlen, die mit den besten Zeugnissen), drei Freundinnen, unter denen zwei Plätze für den Austausch ausgelost werden. Quasi also zwei Titelblätter auf der Cosmo, die dritte bekommt Trostpostkarten aus den Staaten.
Nun ist mein Mädchen ja ein soziales Kind, das glaubt, es dürfe nicht ungehemmt auf den „Sieg“ hoffen, denn wenn sie gewinnt, dann muss eine Freundin zurückbleiben. Verliert sie allerdings, dann wäre das der vierte Austausch, für den sie sich erfolglos beworben hat. (und ich sach noch, Kind, sach ich, gib nicht immer nur Lesen als Hobby an. Hör auch mal Musik und finde Jungs süß. Und wenn du schon liest, dann lies wenigstens Biss statt Pratchett. Hast du denn gar nix gelernt? Ja, Mama, mach ich Mama. Nerv nicht, Mama.)

Hier herrscht also eine eher gedämpfte Stimmung. Nach dem USA-Austausch gibt es nur noch einen Austausch mit Polen in der Oberstufe. Danach müssten wir selbst initiieren und nachdem ich mal solch ein Austauschprogrammheftchen durchgeblättert habe, weiß ich, dass ich noch sehr viel nähen muss, wenn das Seelenheil der Tochter von einem Austausch abhängt. Da geht es um fünfstellige Beträge. Vor dem Komma, versteht sich.

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Der jüngste Sohn feiert demnächst seinen ersten Geburtstag als Teenager. Wow. Schon. Vorgestern, als er noch niedliche zwei Jahre alt war, erfand er eine neue Garmethode für Kartoffeln, in dem er heimlich eine Kartoffel in den Besteckkorb der Spülmaschine stopfte. Heute ist er fast durch den Stimmbruch und wünscht sich zum Geburtstag eigentlich nichts mehr, als endlich auch einen Facebookaccount. (weil alle, alle, wirklich ALLE haben einen, nur er wieder nicht)
Gestern abend hat er einem weiteren Behandlungsblock Logopädie zugestimmt und das freut mich ungemein. Er spricht zwar deutlich und verständlich, aber noch immer anders als die Menschen um ihn herum, Betonung und manche Laute hauen einfach nicht so hin. Vor einem Jahr, als klar war, dass es in der weiterführenden Schule gut läuft, wollten wir bereits den Behandlungsblock starten, doch er wollte nicht. Genug Therapie gehabt, in seinem Leben, der Kerl. Ich konnte es verstehen und zur Logopädie zwingen. Funktioniert eben auch nicht. Der Kinderarzt, der ihn vierteljährlich quercheckt regte nun nochmals an:“Du wirst immer hübscher, die Mädchen schauen nach dir, mit denen willst du dich doch unterhalten?“ ob das nun das zündende Argument war? Egal, ich freue mich, dass er wieder mitmacht.

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Unser Sommerurlaub in Irland ist gekippt, da unsere aktiven Kindelein diverse Freizeiten und Aktivitäten quer durch die Sommerferien laufen haben, so dass es einfach kein Stück gemeinsame Zeit gibt, die lange genug für einen Familienurlaub ist.
Alternativ haben wir jetzt Wochenendreisen geplant. Wird garantiert auch nix draus, weil irgendwas ist ja immer.

Sentimentalitis, reloaded

30. Januar 2012

Der große Sohn packte erneut sein Köfferchen, heute jedoch nur für eine Nacht. Auf einen Empfang geht es heute abend, weiß der Geier wer warum empfangen wird, Mütter von 16jährigen erfahren auch nicht mehr alles. Vor allem dann nicht, wenn sie zu beharrlich nachfragen. Jedenfalls wird es spät heute und deshalb übernachtet der Sohn direkt auswärts. „Ist ja praktischer“, sagt er und ich frage mich, warum genau es wichtig war, dass er mein tolles großes Nähzimmer bekam, ein Schrank unter der Treppe hätte es doch auch getan.

„Tschüss Kleiner!“, gab ich ihm zum Abschied mit und er lächelte milde fünfzehn Zentimeter auf mich herab, einen Klecks Rasierschaum am Kinn kleben habend.

Ich bin also Mutter eines fast erwachsenen Sohnes. Nun denn, ist gar nicht so schlecht. Heute morgen hat er zum zweiten Mal gelernt, wie die Waschmaschine funktioniert. Wenn er das verinnerlicht hat, kann er ausziehen. (und ich bringe ihm am Wochenende meine Wäsche)

 

Vor zehn Jahren sah das so aus:

(nach dem click!)

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zusammengefasst.

29. Januar 2012

Mitgebracht aus der großen Stadt (auf speziellen Wunsch der Lieblingsschwester):

Schön bunt, aber eher ungenießbar. (zum Glück gab´s noch Philadelphiatorte und Splitterkuchen, Lieblingskuchen für den heimgekehrten Sohn)

 

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Eine volle Handyspeicherkarte voller Bilder und jede Menge Erinnerungen an den ersten Teil des Praktikums. Schade, dass es nur eine Woche dauerte, so der Sohn. (und der Herr Reich-Ranicki hat ihn nachhaltig beeindruckt. Werde ihm mal die Biographie zum Lesen geben)

Morgen und den Rest der Woche ist er im Wahlkreis mit ihm unterwegs.

 

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Der Franz? Bitte sehr. Wächst und gedeiht. Ist größer als der dicke Martin, aber schlanker. Und übernächste Woche wird er seiner Männlichkeit beraubt, damit uns keine Alimenteforderungen ins Haus flattern.

 

Ungestüm ist er, frech und völlig furchtlos. Unbelehrbar, verspielt, verschmust und absolut hinreissend.

Das Bild entstand heute abend, als Beweis dafür, dass das Katertier wirklich ausreichend und gut ernährt wird. Hier: Rinderhackfleisch. Mit rundem Bauch wohlig schnurrend lag das Katerchen nach dem Fressen unter der Fleecedecke auf dem Sofa. Und zwei Stunden später jagte ich ihn vom Tisch, wo er die Reste der Lasagne annagte. Nein, Würmer hat er nicht. Er frisst und wächst und frisst und wächst. Und er frisst alles was er kriegen kann, gerne Salat und Äpfel, am Liebsten Käse und Käsekuchen und so bald man sich zudeckt, mit Decke oder Deckbett, zupft und zurrt er so lange an Decke oder Deckbett herum, bis man eine Ecke anhebt und ihn darunterschlüpfen lässt. Nach dreiminütigem Schnurren und Räkeln geht dann das wilde Tier mit ihm durch, was mit Krallen in menschlichem Fleisch endet. Erinnert ein bißchen an die Zeit, als das Sonntagmorgenkuscheln mit den Kindern zum Kampfschmusen mutierte.

Er passt hier ganz wunderbar rein, nicht nur weil ihn seine Fellfarbe so wunderbar auf dem Parkett tarnt.
Der dicke Martin hat beim Tierarzt Blut gelassen, er ist kerngesund. Ausserdem wiegt er stattliche 5,75 Kilo (Franz etwa die Hälfte), was ihn durchaus korpulent wirken lässt, denn er ist ein kleiner Kater. Aber alles im Rahmen, bildhübsch sei er, meint die Tierärztin und das finden wir auch. Und deshalb verziehen wir auch die Panikkacke in der Katzentransportbox auf dem Heimweg. Von beiden Katern, in zwei Boxen. Nase zu und durch.

Mehr CatContent gibt´s nicht, es ist einfach viel zu friedlich hier :)

 

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Am Samstag wollte ich effizient arbeiten und drei Taschen gleichzeitig, Schritt für Schritt nähen. Etwa zehn Nähschnitte pro Tasche hatte ich geplant. Als ich bei der ersten fast fertigen Tasche zu Schritt zehn ansetzte, stellte ich fest dass ich bei allen drei Taschen Schritt zwei übersprungen hatte.

Heute saß ich drei Stunden im Nähzimmer, um bei drei Taschen etliche Ecken wieder aufzutrennen und mit viel Gefuddel und Verrenkung die fehlenden Nähte einzusetzen.

Das muss ich noch üben, das effiziente Arbeiten. Immerhin habe ich Geduld und Beherrschung trainiert.

Jedenfalls in meinem Nähzimmer.

Ich habe nämlich die Theorie, dass Näh- und Stickmaschinen keine schnöden, teuren Plastik/Metall/Sonstswas-Nutzgeräte sind, sondern Maschinen mit einer Seele. Möglicherweise ist das Fertigungsgelände der Pfaffmaschinen über einem Indianerfriedhof errichtet, man weiß ja nie.

 

Heute beschloss ich, wenn ich schon Frust, weil ich nicht in Berlin bin, kann ich mir auch noch den Frustrationsoverkill holen, indem ich das Coverlockmaschinchen auspacke und versuche, ihm ein paar Nähte zu entlocken. Der treue Leser mag sich erinnern: es ist ziemlich genau ein Jahr her, seit ich das Coverlockmaschinchen für den heimischen Fuhrpark adoptierte. Seit dem habe ich damit zwei Kissenbezüge, einen Rock und jede Menge Murx genäht. Für den Maschinenpreis zu wenig positives Ergebnis, das muss sich ändern.

Mehrere Dinge geschahen gleichzeitig:

– ich entschied mich für quietschroten Nickystoff und diesen Antondingsbumsschnitt von Farbenmix, weil den kann jeder

– ich belud die Speicherkarte der Stickmaschine mit diesem riesigen Drachen von Frau Maki

– ich schnitt dunkelbraunen Walk zu, um ihn besticken zu lassen

 

Die Stickmaschine wurde in Gang gesetzt, der Zuschnitt des quietschroten Nickys ging weitestgehend flott und die Coverlockmaschine war beinahe nicht zugestaubt. Das Einfädeln für einen dreifädigen, schmalen Overlockstich, der mir laut Gebrauchsanweisung für dünnen und mitteldicken (hä? WTF?) Stoff empfohlen wurde, nahm dann doch etwas Zeit in Anspruch. In Stickzeit für die Leserinnen, die sich auskennen: der Drache war fast fertig, acht Farbwechsel inklusive. Ich behaupte, wer eine Overlockmaschine einfädeln kann, kann auch einen Herzkatheder legen. Oder eine Athroskopie am Knie durchführen. Ständig sind die Finger zu dick, die Fäden zu ausgefranst, das Licht zu dunkel, der Schattenwurf zu ungünstig und wenn man den letzten Faden einfädelt, zupft man aus Versehen den ersten wieder raus.

Ich nähte eine Naht auf einem Probeläppchen, während die Stickmaschine an der Umrandung des Drachen arbeitete. Zwei Maschinen, die gleichzeitig arbeiten, das geht nicht, da gibt es Eifersüchteleien, da beginnt der Kampf um ungeteilte Aufmerksamkeit. Der Oberfaden an der Stickmaschine riss, die Fäden der Overlockmaschine verknoteten sich zu einem imposanten Gebilde.

Nach weiteren Oberfadenrissen gönnte ich der Stickmaschine eine neue Nadel, mit der sie glücklich und fröhlich weiterratterte. Die Coverlock, wegen so viel Zuwendung, die nicht ihr galt, verstimmt, verweigerte sämtliche Dienste. Eine Naht ließ sich gut anbringen, sogar mit sauberem Ergebnis, doch das Stoffstück den Nadeln und Greifern zu entreissen – schier unmöglich. Vorsichtes Ziehen, beharrliches Zupfen, kräftiges Zerren – nichts. Behutsames Drehen des Handrades nach hinten, vorne, viertel, halb, ganz – nichts. Irgendwann löste sich das Genähte doch und ich durfte zwei Fäden neu einfädeln.

 

Der Drache war fertig und sah wunderbar aus, weswegen ich spontan beschloss, einen weiteren zu sticken, in anderer Farbkombination. Ein weiteres Stück Walk musste zugeschnitten werden, Stickvlies eingespannt und die Farben für die neue Kombination herausgekramt werden.  Die Stickmaschine wurde gestartet.

Nach dem Einfädeln der Coverlock wagte ich einen weiteren Versuch, die zweite Schulternaht meines künftigen Lieblingskuschelpullis musste geschlossen werden. Die Naht: ohne Probleme und sauber, das Herausziehen des Stoffes: neu einfädeln nötig. Frust.

Die Stickmaschine ratterte sich dem fünften Farbwechsel entgegen und gerade als ich den ersten Ärmel einsetzte, verwandelte sich das Rattern in komisches Knattern. Der Oberfaden der Stickmaschine war aus seiner Führung gesprungen und hatte ein dickes Fadengewurschtel unter der Stickplatte verursacht. Ich konnte retten, gerade noch, bevor der Stickrahmen der Spannung nachgegeben hätte und ich das begonnene Motiv nur noch in den Mülleimer hätte feuern können.. Weil es gelingt nie, wieder so einzuspannen, dass das Motiv sich nicht verschiebt.

Als ich am Ende des Ärmels anlangte, stellte ich fest, dass noch eine Menge Rückenteil übrig war. Und beim Wegziehen des Nähstückes von der Maschine … Sie ahnen es: neu einfädeln.

Ich habe nicht neu eingefädelt. Stattdessen habe ich das quietschrote Nickyzeugs zu einem hübschen Ball geformt und in meinen Schrank geworfen. Die Covermaschine darf sich unter ihrer Abdeckung ausruhen, bis auch meine Nerven das Flattern aufgegeben haben. Die Stickmaschine rattert, während ich dies schreibe, einen dritten Drachen, derzeit Farbe drei.

Ich werde im Anschluss ein paar Zuschnitte machen und erst wenn die Stickmaschine fertig ist, die dritte Maschine des Fuhrparks in Betrieb nehmen, um die Drachen auf Walk in hübsche Taschen zu verwandeln. Weil „normal“ nähen kann ich ja. Und wenn nur eine Maschine läuft, dann kann es ja keine Schwierigkeiten geben. Oder?

Nix. Das aber ganz gut.

24. Januar 2012

Vor ein paar Jahren gelang es einer Menge Frauen in Amerika, aus der Kombination Hobby (nähen, stricken, gestalten wie auch immer) und Blog ein lukratives Geschäft zu machen.
„Toll!“, dachte ich, nicht ganz neidlos, aber sicher, dass das in der deutschen „Mutti macht Handarbeiten“-Szene nicht passieren wird.
Ich habe mich ganz gründlich getäuscht, denn mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von kreativen Frauen, die eigene, erfolgreiche Label haben, ganze Stoffreihen oder Stickserien entworfen und, in dem Fall meistens, an die Frau gebracht haben.
„Toll!“, denke ich, nicht ganz neidlos. Denn ich kann ja eigentlich nur nachmachen. Oder drüber schreiben.
So schön das ist, dieses Geld verdienen durch (harte) kreative Arbeit, so schade ist für die Blogs, in denen alles begann. Gespickt mit unzähligen Werbebannern, blinkend, bunt, unruhig. Bild an Bild von neuen Produkten oder Stoffen, tolle Bilder, unbestritten. Toll auch das Gezeigte, aber in der Masse dann einfach nur noch langweilig, denn Inhalt, Erzähltes, Erlebtes gibt es nicht mehr. Die „großen“ Zeitschriften haben endlich kapiert, was da passiert und sind aufgesprungen. Haben sich die bunten Blogs geangelt und das ist zweischneidig. Für mich jedenfalls, denn die neue „Living at Home“ muss ich nicht mehr kaufen, den Inhalt habe ich längst schon in Kleinbloggersdorf entdeckt. Eine große Frauenzeitschrift sucht die kreativste Bloggerin und ich ahne jetzt schon, dass mich bis zum Küren derselben bunte Bilderfluten erwarten. Das Surfen ist jetzt ein bißchen so, wie am Bahnhofs-Kiosk die Zeitschriften zu betrachten. Alle bunt, alle schreien mich an:“Neu! Toll! Nie Dagewesen! Kauf mich!“ und ich kann nicht mehr unterscheiden, ob da jetzt die Brigitte ein Blog schreibt oder eine Bloggerin für Brigitte. Gruselig.

Die Blogs, so wie ich sie liebe, sterben aus. Bilder statt Text, Werbung statt Empfehlung und lieber ein schnelles „like it“, statt dem liebevollen Kommentar. Das ist möglicherweise der Grund, weswegen mir das Bloggen selbst so schwer fällt. Ich fühle mich wie ein Saurier. Wie die Omma, die den guten, alten Zeiten nachtrauert, als es noch echte Texte im Internet gab oder so. Und ich fühle mich, als hätte ich es versäumt, auf diesen rasenden Zug aufzuspringen, um endlich auch mal meine Brötchen mit dem Bloggen verdienen zu können. Beispielsweise.
Aber es ist eben so, wie es ist. Ich kann eigentlich nix. Aber das besonders gut. Und über nix schreiben, dass klappt auch. Fragt sich nur, wo ich in Zukunft noch lesen will? (ich will die ollen Internet-Tagebücher zurück. Menno.)