Mittagspäuschen auf dem Sofa
17. Januar 2012
„Ich mache mal ein Stündchen die Augen zu, ja liebe Kinder?“
„Mach nur, du siehst müde aus.“
Zehn Minuten nachdem ich mich in eine Decke gekuschelt habe und die Augen wirklich sehr schwer geworden sind, die Füße sich endlich kuschelig warm anfühlen und das Buch schon auf der Sofalehne liegt, klirrt es in der Küche. So als würde ein Teller von einer Schüssel geschubbst, ganz vorsichtig aber beharrlich, wahrscheinlich mit rotbepelzten Pfoten.
„Mistvieh, runter vom Tresen!“ rufe ich vom Sofa, doch das Mistvieh fühlt sich nicht angesprochen. Ich höre Kaugeräusche und kämpfe mich unter der Decke hervor. Ein Blick um die Ecke Richtung Tresen zeigt mir das Katerviech, das vor lauter Frust, weil es den Teller nicht von der Schüssel mit den restlichen Farfalle al Gorgonzola schieben konnte, die Schüssel mit dem Biomüll ausgeräumt hat und an einem Apfelgriebs nagt. „Kschksch, runter!“ und der Kater flieht unter den Tisch. Ich schwöre, er lacht mich dabei aus.
Erneut wickele ich mich in meine Decke, bette mein müdes Haupt auf das Geburtstagsgeschenkkissen des besten Vaters meiner Kinder und träume langsam weg.
Das Telefon klingelt, doch ein Kind geht ran und scheinbar war’s nicht für mich.
Beinahe bin ich eingeschlafen,als sich die Tür öffnet und die Kindelein mit unstillbarem Durst in die Küche schleichen. „Leise!“, ermahnen sie sich gegenseitig, „Mama schläft.“ Dabei rumpeln sie an den Tisch, klirren mit den Gläsern und überhaupt: kennen Sie Schreiflüstern? Flüstern, das ein bißchen lauter ist, damit man es auch gut hören kann. Sogar im Nebenzimmer.
Nur ein halbes Stündchen noch. Der dicke Martin springt auf das Sofa. Ich liege auf dem Sofa, doch das stört ihn nicht. Er platziert seine zierlichen fünf Kilo auf meinen Beinen, die augenblicklich absterben. Franz macht es sich derweil laut schnurrend auf meiner Schulter gemütlich, bis es ihm zu langweilig wird und er stattdessen eine Prügelei mit Martin anfängt. Auf mir. Ich verjage beide Kater und bin fast wach.
„Mamaaaa?“, schreiflüstert die Tochter neben meinem Ohr, „Bist du wach?“
Sie braucht den großen Rucksack und der ist irgendwo in der Halle. Immerhin weiß ich wo und als sie ihn trotzdem nicht findet, empfehle ich ihr, den besten Vater meiner Kinder zu fragen.
„Ist es der hier?“, fragt sie und schleppt meinen Wanderrucksack auf das Sofa. Ich habe den Schlaf aufgegeben und mir stattdessen einen Kaffee gemacht. Und habe noch ein winziges Eckchen auf dem Sofa gefunden, in das ich mich kauern kann, denn während ich kurz Kaffee holen war, hat die Tochter sämtliche Karabiner, Exen, Haken, Ösen, Seile, Klettergurte, Kletterschuhe und Chalkbags dort aufgetürmt. Heute ist nämlich der erste Tag des Bergsteigerkurses, für den sie und der große Sohn sich angemeldet haben. Und für diesen Kurs sollen sie sämtliches Kletter-Equipement, das wir besitzen, mitbringen. Irgendwie gelingt es ihr, meinen 55l Rucksack randvoll zu stopfen, sich das Ding auf den Rücken wuchten und sich durch die Haustür nach draußen zu quetschen. (hoffentlich trifft sie wie verabredet im Zug den großen Sohn, damit der sie hochziehen kann, wenn sie hintenüber kippt)
Mittlerweile sind die Kater eingeschlafen und beinahe könnte ich mich entspannen.
Aber ich habe ja noch ein drittes Kind, das nun mit den Hausaufgaben fertig ist und Spiel, Spaß, Abenteuer wünscht. Zum Glück hatte ich ja ein Mittagspäuschen auf dem Sofa und bin nun wieder vollständig einsatzfähig.
( kurz vor dem Mittagessen:
„Mama, ich hab meine Arbeit in Informatik zurück!“, sprach der jüngste Sohn
„Fein! Was haste?“
„Hab ich vergessen, ich muss nachsehen.“
Eine eins hat er. Kann man ja mal vergessen. Ach.)
(Sie lasen einen Auszug aus „Wenn die Kinder erst größer sind, wird alles leichter. Oder?!“)
Montags anders
16. Januar 2012
Als ich heute morgen neben Herrn Skizzenblog auf dem Stepper herumhampelte, war ich mir ganz sicher: ich fahre heim, mache das Dashboard auf und schreibe den finalen Blogeintrag. Weil alles ist gesagt, alles gezeigt. Neues ist nicht zu erwarten, weder an der Kinder- noch der Haustierfront, es steht kein Umzug an, kein neues Dach und ich glaube, in nächster Zeit streiche ich fast kein Zimmer und lackiere nur ganz wenige Möbel. Ich reise kurz nach Berlin und habe Pläne für den Sommerurlaub, bereite mich mental und fleissig nähend auf zwei Märkte vor und … es fließt. Ruhig, stetig, gut. Langweilig.
Bei anderen ist das anders. Bei der Lakritzefrau zum Beispiel. Seit heute kann man ihr hier aktiv helfen. Und natürlich auch nachlesen, warum aktive Hilfe dringend nötig ist.
Naja, und während ich Herrn Skizzenblog noch davon zu überzeugen versuchte, dass ein Leben ohne Frau Mutti durchaus möglich ist, fiel mir ein, dass ich über die Lakritzefrau schreiben wollte. Oder über den Grund, weswegen ich ganz dringend nach Berlin muss, lieber gestern als in zwei Wochen. Oder mit meinen neuen, hübschen Täschchen prahlen will, auf denen eine tolle neue Stickmusterserie prangt. Oder wieder ein „früher war es schlimmer, weil …“-Artikel.
„Schreib halt ab und zu, hör nicht ganz auf“, sprach Herr Skizzenblog und ich denke, das ist keine schlechte Idee. Vielleicht verlinke ich auch einfach nur Artikel aus dem Archiv :)
(bleiben Sie mir gewogen, egal wie.)
Die Spiegelmutti ist derzeit draußen. Es ist mir zu anstrengend vor dem Spiegel den Bauch einzuziehen, den Busen rauszustrecken, dabei gleichzeitig entspannt zu lächeln und einfach umwerfend auszusehen.
Und bevor ich wieder im Nähzimmer verschwinde, schicke ich eine Suchmeldung raus: Tässchen? Hallo?
Nuschel deLuxe
11. Januar 2012
„Schnisch!“, antwortet der große Sohn auf meine Frage, wer noch Hunger hat.
„Schunzien!“, antwortet die Tochter auf meine Frage, was sie gerade macht.
Und ausgerechnet unser sprachauffälliger jüngste Sohn artikuliert klar. Darüber bin ich sehr froh, denn ich habe schon ernsthaft an meinem Gehör gezweifelt, immerhin bin ich alt. Alte Menschen hören schlecht. Ist aber nicht wohl doch nicht so. Die junge Menschen sprechen schlecht, jedenfalls hier in der Familie.
Angeblich ein vorrübergehendes Phänomen, will man einschlägigen Ratgebern und anderen Eltern glauben.
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Die nächste Nähsaison kann starten. Viele neue Bänder und Stoffe locken ins Nähzimmer. Vorerst nähe ich aber endlich mal wieder ganz eigennützig, denn das Sofa will neue Kissen und für den Geburtstag des jüngsten Sohnes (und sein neu gestaltetes, jugendliches Zimmer) gibt es Einiges zu tun. Und da auch im neuen Jahr der Donnerstag ein Opa-Tag ist … geht es morgen los.
(ich hab so ein alles-neu-im-Frühling-Gefühl)
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„Langweilig, aber da kann ich was draus machen. Vielleicht ein hübsches Bändchen drauf. Oder eine hübsche Stickerei.“ Das sage ich mir immer, wenn ich mir ein unifarbenes Hemdchen/Shirt kaufe. Natürlich mache ich das nie, denn unglücklicherweise stehe ich mir mal wieder selbst im Wege. Ein hübsches grünes Shirt kann ich mit vielen anderen Farben kombinieren, doch wenn ich ein Bändchen drauf nähe oder bunt besticke, dann schränke ich meine Kombinationsmöglichkeiten ein. Oder meine Sorge, das Pimp-Vorhaben könnte missglücken ist so groß, dass ich lieber das eher langweilge unifarbene Shirt trage. So doof, das will ich nicht mehr.
Vor Weihnachten habe ich es geschafft und habe auf ein niegelnagelneues Shirt zwei bunte Stoffkreise genäht. Ganz mutig, es ging auch nix schief und das Ergebnis gefällt. Ganz übermütig habe ich mir zwei weitere Shirts geleistet und eine Strickjacke, die hübschere Knöpfe braucht. Denn dies ist ein weiterer Vorsatz für’s neue Jahr: den Inhalt meines Kleiderschranks aufhübschen. Macht die Welt nicht besser, aber mich fröhlich.
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Die Schneeglöckchen blühen. Auch ohne Schnee. (kann es bitte, bitte noch mal schneien?! Mein unordentlicher Garten soll noch ein bißchen versteckt sein, bis es endlich warm genug zum Aufräumen dort ist.)
Schlaflos in Nierstein. Irgendwie.
10. Januar 2012
Immer wieder, immer noch, nachts wach.
Seit den Weihnachtsferien schlafe ich schlecht. Zuerst schon ich es auf die reichlichen Mahlzeiten samt ziemlich viel Alkohol. Dann auf den Weihnachtsstress. Dann auf das Wetter, dann auf den Mond, dann auf den minimalen Schnupfen, dann wieder auf´s Wetter. Was oder wer auch immer daran schuld ist: geh weg, ich will schlafen.
Sicherlich war der Schlafrhythmus in den Ferien der Sache nicht dienlich, denn wer nicht vor drei ins Bett geht und dafür bis elf drin bleibt, verpasst diese prima Tiefschlafphase so um Mitternacht und wird obendrein i regulären Alltag, wo die Nacht deutlich früher endet, sehr müde sein. So wie ich. Schlafen will ich nicht vor drei und deshalb liege ich im Bett und murmele „ich muss jetzt ENDLICHSOFORTGLEICH einschlafen“ vor mich hin. Was mich natürlich noch wacher macht. Und morgens, wenn ich aus dick verquollenen Augen in den grauen Tag blinzele, vor Müdigkeit kau denken, stehen, gehen kann, schwöre ich mir, dass ich mal richtig früh ins Bett gehe. Klappt nicht, weil ich nur mal eben die Augen zu mache, nach dem Mittagessen, wenn die Kindelein Hausaufgaben machen.
„Magst Du einen Kaffee?“, fragten sie mich gerade, die süßesten aller Kinder, zwei Stunden nach „ich mach mal kurz die Augen zu.“ Das wird auch heute nix mit dem früh schlafen, weil jetzt bin ich ja wieder fit. Muss am Wetter liegen. Oder am Mond. War der nicht gerade voll?
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Lacher des Tages:
„Guten tag,
Bitte oeffnen Sie die angefuegte Nachricht. Die Datei wurde gescannt und es ist harmlos. “
Mach ich doch sofort!
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Und damit auch der cat-content nicht zu kurz hier kommt: die rotte Ratte, der allerliebste Franz, der sich ziemlich freute, als ich heute mittag, nach dem Weltladendienst endlich heimkam:
Selbstverständlich war er nur deshalb so begeistert von meiner Heimkehr, weil die Futterschüssel leer und blitzblank ausgeleckt war. Armes, verhungertes Kätzchen.
(Stellen Sie sich bitte noch ein lautstarkes „meeeeeeeeeiiiiooow“ vor.)
Never touch a running system
9. Januar 2012
heisst es ja so schön und ich kann das auch voll unterschreiben. Und trotzdem hat der beste Vater meiner Kinder ein neues Betriebssyste auf den Rechner gespielt, weswegen ich nun ständig gefrustet und heuledn davor zusammenbrechen muss. Es klappt nämlich nix mehr. Alles ist ganz hübsch klickibunti, die Icons nahezu sehbehindertengerecht, doch dafür finde ich meine Ordner nicht mehr, ausdrucken geht nicht, mein heissgeliebtes Bildbearbeitungsprogramm ist zu antik für´s neue System und gimp find ich doof. Der Rechner selbst ist auch völlig geschockt und hängt sich ständig minutenlang auf, was weder surfen noch das befüllen der Stickkarte attraktiv macht.
Meine Lust, sich mit Computern zu befassen sinkt rapide und das kleine Äpfelchen ist ein bester Freund für das schnelle facebook zwischendurch. Für längere Texte hier gibt´s zwar auch mein Laptop, doch nach einer Stunde Frust am großen Rechner (Schnittmuster ausdrucken, mal eben NICHT, zum Beispiel) geht die Schreiblust raus in den matschigen Garten. Ausserdem hat irgendjemand Pistazien in die Laptoptastatur gekrümelt und deshalb muss jeder zweiter Buchstabe nachdrücklich wiederholt werden. Wer krümelt denn bitte Pistazien in meine Tastatur?
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Spocht?
Heute nach längerer Pause wieder. Eher unwillig und sehr unmotiviert nach einer mal wieder eher schlaflosen Nacht und mit den allerschlimmsten Befürchtungen, was Kondition und Kraft anbelangt. Es ging. Das Aufwärmen auf dem Crosstrainer war leicht und machte sogar Spaß, die Gewichte ließen sich zerren, stemmen und schieben, wenn auch mit etwas mehr Anstrengung als vor ein paar Monaten. Das muss wieder Regelmäßigkeit her und ich würde ja gerne dreimal die Woche planen, bin aber realistisch und froh, wenn es bei den zwei Tagen bleibt.
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Nähzeug und so?
Vergessen Sie´s. Ich komme zu nix. Oma Eis hat schon 29 Schweine genäht und heute mit Augen versehen, während ich mit Ach und Krach ein paar Kreise zugeschnitten habe. Ideen habe ich wirklich viele, doch derzeit würde ich gerne nach dem Konzept „management by delegation“ arbeiten. Ich sag, du machst und wehe es ist nicht so, wie ich es will.
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Kaffeepause beendet, Kinder fertig mit den Hausaufgaben, weg mit dem Computer.
Die Schule hat begonnen und die vor den Ferien geschriebenen Arbeiten kommen zurück. Nervenprobe für die Tochter, die auf einen maximal 1,5 Zeugnisnotendurchschnitt hinarbeitet, um bessere Chancen für den Amerikaaustausch zu bekommen. Heute gab´s direkt Deutsch, Mathe und Sozialkunde zurück, der Durchschnitt ist nicht gefährdet. Bleiben noch Englisch und Französisch. Nervenprobe übrigens auch für mich, aber das können Sie sich möglicherweise denken.
Der große Sohn beginnt die erste Schulwoche direkt mit Unterrichtsausfall. Mittlerweile ist es vernünftig genug, um diese Tatsache nicht mehr als nur „toll, schulfrei!“ zu bewerten. Ausserdem wartet er auf eine Rückmeldung wegen seines demnächst anstehenden Praktikums im Bundestag. Am 24 Januar soll es losgehen und bisher ist alles unklar. (Er beruhigt mich. Auch Politiker hätten Weihnachtsferien gemacht und das Dreiköniggstreffen sei ja auch erst gewesen. Ich zappele trotzdem.)
Der jüngste Sohn hat ein frischgestrichenes Zimmer. Ein richtiges Teenager-Zimmer ind dunkelgrau, hellgrau und graublau. Selbstgewählte Farben und das Ergebnis ist ausgesprochen hübsch geworden. Zu seinem nahendem Geburtstag gibt´s noch ein paar Ergänzungen für die neue Höhle. (Kann ich momentan nicht mehr darauf eingehen, Neugier liest mit.)
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Wir warten hier übrigens alle sehnsüchtig auf Schnee und würden sehr gerne ein paar Kubikmeter aus den „Katastrophengebieten“ übernehmen. Denn dieser Wischiwaschiwinter mit Hochwasser und acht Grad plus macht nämlich keinen Spaß, nur wehe Gelenke, Kopfschmerzen und brummelige Laune.
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Das Katergetier erfreut sich allerbester Gesundheit, wurde entwurmt und vom Flohzirkus befreit. Einträchtig nebeneinander tun sie das, was Katzen in der Hauptsache tun: fressen und schlafen. Franz hat vor ein paar Wochen sehr bitter erfahren müssen, dass es stärkere Katzen gibt, als den nachgiebigen Martin, der eher selten den Chef herauskehrt. Franz kam mit einigen Bisswunden und äusserst gekrämkt nach Hause, musste zwei Tage gekränkt unter dem Sofa sitzen, bis er wieder ganz der alte war. Es ist sehr vergnüglich den beiden Katern zuzusehen, wenn sie quer durch´s Wohnzimmer kugeln und ich freue mich wirklich, dass der laut Tierarzt „eher untersetzte“ Martin sich ein bißchen bewegen muss. Nicht erfreut bin ich, dass Franz unseren Sessel als Kratzsessel auserkoren hat, immer wieder vergisst, dass Tisch und Tresen für Katzen absolut verboten sind und er alles sofort frisst, was nur annährend fressbar aussieht/riecht. Gestern abend zog ich ihm ein Pralinenpapierchen aus dem Rachen. Und zwei Minuten später ein weiteres. Und ein drittes. Alle aus dem Papiermüll gegraben. Das aus dem Kompost geklaute Blatt Endiviensalat durfte er behalten, was den Salat direkt uninteressant machte.
Und ich bin äusserst fasziniert von der Tatsache, dass es in der Grünen Villa eine Art schwarzes Loch geben muss, in dem sämtliche Katzenspielzeuge verschwinden. Alle Plüschmäuse, Gummibällchen oder selbstgenähte Katzenindiacas sind verschwunden. Ich schließe nicht ganz aus, dass Franz sie nicht einfach gefressen hat.