Es scheint, als gäbe es derzeit in der Grünen Villa kein anderes Thema, als den Tanzschul-Abschlußball der Tochter. Zwei, drei andere Sachen passieren schon auch, doch tatsächlich beschäftigt mich das Thema aus mehreren Gründen.

1. Ich finde diese ganze Tanzschulensache höchst faszinierend, denn ich habe selbst nie eine Tanzschule besucht, obwohl das alle gleichaltrigen Mädchen taten. Damals trug ich ein Boston-Korsett wegen meiner Skoliose und fühlte mich damit noch gräßlicher und unattraktiver, als ich es pubertätsbedingt sowieso schon tat. Obendrein hatte ich keine Lust, potentiellen Tanzpartnern zu erklären, warum ich so hart um die Taille (Korsett aus Hartplastik) bin. Deshalb …

2.  … kann ich nicht tanzen. Nicht mal einen dämlichen Discofox, den angeblich jeder beherrscht. Außer mir. Nix mit intuitiver Schrittfolge, ich verkrampfe, hyperventiliere, vergesse, wie ich meine Füße heben soll und winke deshalb schon bei der Tanzaufforderung dankend ab. Finde es aber unglaublich schön und bin auch sehr neidisch, wenn ich sehe, wie so manches Paar über die Tanzfläche wirbelt. Um mir doch noch gewisse Grundkenntnisse für JENEN Abend einzutrichtern, hat die fürsorgliche Tochter den bester Vater meiner Kinder uns sein holdes Weib zur …

3.  …. Elterntanzstunde angemeldet. „Sie können Ihr Tanzkönnen auffrischen“ oder soo ähnlich heißt es da und ich bin mäßig erfreut. Der beste Vater meiner Kinder kann auffrischen, er hat eine Tanzschule besucht. Ich hingegen werde mich äußerst zusammenreissen, um nicht unangemessen herumzukichern und spöttische Bemerkungen aus Verlegenheit loszulassen. Immerhin dürfen wir uns zum Auffrischkurs kleiden wie wir wollen, denn die …

4. … Kleiderordnung gilt ja erst für den Ball. Nachdem ich nun doch davon abgekommen bin, mir ein bodenlanges Kleid, unter dem ich Chucks verstecken könnte, zu nähen, habe ich vorgestern drei Kleider, die ein bißchen bunt, fröhlich und außergewöhnlich sind, bestellt und sie heute bekommen. Nun muss ich mich entscheiden, denn gefallen tun sie mir alle drei und behalten will ich sie eigentlich auch alle.

Wahrscheinlich wird es das mittlere Kleid und wenn das spruchreif ist, zeige und schreibe ich mehr davon und darüber, derzeit gibt´s nur schlechte Bilder auf Instagram. Immerhin bin ich der gewünschten Kleiderordnung nun einen Schritt näher, fehlen nur noch die …

5. … Schuhe mit Ledersohlen. Ich mag Schuhe, habe einen Schuhschrank voller Schuhe in allen Farben. Chucks, Camper und Meindl. Alle nicht geeignet. Schuhe mit Ledersohlen probierte ich einmal als Siebenjährige an. Ich rutschte auf der Auslegeware des Schuhgeschäftes aus und schlug mir das Knie blutig. Als Zölfjährige „lieh“ ich mir die Pumps meiner Mutter, stolperte und schlug mir das Knie blutig. Diesmal will ich es aber besser machen, sofern ich passende Schuhe finde. Suchen werde ich im

6. … Limango-Outlet, denn ich bin ein großer Fan von Outlets. Scheinbar lebt in mir eine Schnäppchenjägerin, die glänzende Augen beim Wort „Outlet“ bekommt. Und obendrein hat die Einkaufserfahrung vom Wochenende in der großen Stadt mich erneut gelehrt: nichts ist komfortabler, als sich den virtuellen Einkaufskorb voll zu packen, auf die Post zu warten und daheim in aller Ruhe zu entscheiden, ob und was gefällt und passt. (irgendwann lerne ich auch noch der Versuchung zu widerstehen, zusätzlich zu den beispielsweise benötigten Schuhe auch noch Strumpfhosen und das eine oder andere Schnickeldi mit einzukaufen)

7. Die Ex-Freitagsfreundin ließ neulich ein ganz neues Alptraumszenario vor meinen Augen entstehen als sie sagte: „Und dann kommt da noch die Runde, bei der die Mütter mit den Tanzpartnern der Töchter tanzen.“ Ich sah einen pickeligen, fünfzehnjährigen Knaben vor mir, der mir bestenfalls bis zur Nasenspitze reicht und dem die ganze Tanzrunde mit einer alten Frau genauso peinlich wie mir wäre, als die Freundin augenzwinkernd ihre Aussage ergänzte: „Aber meistens muss man dann sowieso mal auf´s Klo.“

Fleissiges Bienchen.

18. März 2013

Oma Eis und ich haben heute morgen das Nähzimmer gerockt!

Sie hat wie ein Weltmeister Wendeöffnungen verschlossen (und ungefähr dreissig Mottenlöcher in der Wolljacke des besten Vaters meiner Kinder gestopft. Mistviecher, blöde.), ich habe endlich das Ebook „Ella“ ausprobiert. Die Bändchen dafür liegen nämlich schon seit geraumer Zeit im Nähzimmer und betteln um Aufmerksamkeit. Kunstleder hatte ich natürlich keines, hatte es auch nicht für nötig empfunden, im www danach zu suchen, weil irgendwas wird sich schon finden. Es fand sich tatsächlich irgendwas, nämlich ein paar Alcantara-Reste (Wildleder-Imitat) aus dem Fundus des Vaters der Freundin, die nie Zeit hat. Der war nämlich Damen-Oberbekleidungsschneider und davon profitiere nun ich. Bisher war mir nicht so klar, was ich jemals mit Alcantara-Resten anfangen soll … bis ELLA kam.

Farblich zu den Nägeln abgestimmt, statt die Nägel zum Bändchen lackiert ;) Die Bändchen flutschen relativ schnell unter der Maschine hervor und es gibt beinahe keine Fingerknoten beim Flechten, ich werde noch einige mehr machen, denn auch die Tochter meldete eine gewisse Begehrlichkeit.

Während ich flocht, ratterte die Stickmaschine. Die lange von mir vernachlässigten Monstas aus der Skizzenblog´schen Feder sollen langweilige, unifarbene Shirts aufpimpen. Bei der letzten Stickgarnbestellung hüpften mir zwei Konen Multicolorgarn in den Warenkorb und beide lassen ganz wunderbare Ringelmonster entstehen. Ich bin verliebt.

Die Stickdatei „Monsta“ gibt´s immer noch bei Kunterbuntdesign, nur mal so nebenbei bemerkt ;)

Und das waren auch schon die großen Aktivitäten des Tages: sieben Monstas sticken und dabei argwöhnisch die Stickmaschine bewachen, Kleinformate eintüten, ein bißchen Haushalt. Und jetzt muss ich los, die Mitarbeiterversammlung des Weltladens steht an.

Sonntag.

17. März 2013

Frau Brüllen fragt: “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?”

Der Tag begann mit einer großen Erleichterung um vier Uhr morgens, als Franz auf meinem Bett sprang. Da er gestern den ganzen Tag nicht daheim war, hatt ich schon allerfiesestes Kopfkino, was mit ihm hätte passiert sein können.

Fünf Stunden später stand ich auf, denn das SchnickSchnackShopping in Darmstadt stand auf dem Programm. Mme Ouvrage kam pünktlich, musste aber auf mich warten, weil ich noch nagellacktrocknend, die Hände wedelte. (immer auf den letzten Drücker fällt mir ein, dass ich noch rasch, eben, mal kurz, die Nägel lackieren könnte.) SchnickSchnack shoppen ist toll, auch wenn der Geldbeutel leider immer zu schnell leer ist.

Bei juime bin ich schon letzten Herbst schwach geworden, heute musste ein Klemmvögelchen mit Partyhut mit. (vier davon, um genau zu sein)

Und diesmal schaffte ich es nicht, vorbeizugehen, zu liebevoll und detailiert sind diese Tierchen gefilzt! Eine Brosche mit Ziege musste es sein

und als ich zum zweiten Mal am Stand vorbei lief, nahm ich das Vögelchen im Käfig gleich auch noch mit.

An einem anderen Stand fand ich ein hübsches Häkelarmband und beinahe hätte ich mir auch noch ein Portemonnaie mit Fahrrädern drauf von Retrofrieda mitgenommen. (nächstes Mal.)

Um drei war ich wieder daheim, der Rest der Familie war noch kletternd unterwegs. Ich hatte also Zeit und Ruhe, um noch  fünf bestellte Osterhasen zu nähen. Und jetzt ist Schluss damit, ich kann sie nicht mehr sehen. Während die Stickmaschine ratterte, befreite ich das Nähzimmer von gigantischen Staubflusen und räumte auf, morgen ist Montag und Sie wissen ja nun: dann kommt Oma Eis zum Nähen. Da muss es ordentlich sein im Nähzimmer :)

Die Familie kam heim, ohne Knochenbrüche und Abstürzmeldungen.

 

Der beste Vater meiner Kinder zauberte eine Spitzkohltarte, während ich mich um die versprochene Kleinformat-Auslosung kümmerte. Ganz unkreativ bemühte ich random.org und klebe beinahe ien bißchen lieblos (es ist ja auch schon so spät!) die Gewinner hier hin:

„Sophia sagt:
13. März 2013 um 20:10

oh, ich würde auch gerne mal was gewinnen :-) und das Cover macht Lust auf mehr“

„Christina sagt:
13. März 2013 um 16:00

Hallo Frau Mutti,

da will ich doch auch mal mitmachen. Gehört, bzw. gelesen hab ich schon öfter vom Kleinformat, aber irgendwo im Zeitungsladen hab ich es noch nie gesehen und daher auch noch nie einen echt Blick hineingeworfen.

Daher würde ich mich natürlich riesig freuen, wenn ich hier eine gewinnen würde.
Liebe Grüße
Christina“

„nordlicht sagt:
13. März 2013 um 16:50 b

Allez-Hopp … bin gelandet und bleibe da jetzt bis zum Ende der Verlosung drin hocken, jawohl!“

„Corinna sagt:
14. März 2013 um 21:59 b

das versteht sich ja von selbst, dass ich bei meinem lieblingsblog (vielen dank frau mutti für die sehr lesenswerten berichte) mein glück versuche und mit in den lostopf hüpfe (der preis ist aber auch super).

viele grüße
corinna“

„aprikaner sagt:
13. März 2013 um 14:37 b

oh ja ich würde gern gewinnen…kennen schon aber nicht abonniert .

Liebe Grüße
anja“

Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner und die anderen mögen nicht verzagen, vielleicht kann ich im Mai schon wieder eine Verlosung starten. (die Gewinner mögen mir bitte eine Mail mit ihrer Adresse zukommen lassen, meine Mailadresse findet sich im Impressum.)

*****

Auch dieser Tag endet auf dem Sofa, mit Tee und einem schnurrenden Kater auf den Füßen. Unspektakulär, aber gemütlich. Mein Dank gilt an dieser Stelle Frau Brüllen, die mich mit ihrer Tagebuchbloggen-Aktion motiviert hat, wieder täglich zu bloggen. Dabei fiel mir auf, wie leicht es mir doch fällt, einfach vor mich hin zu schwafeln. Denn mal ehrlich: sehr ereignisreich geht es in meinem Leben dann doch nicht zu. Ich glaube, ich mache das noch ein bißchen weiter, das Tagebuch-Schwafelbloggen ;)

Samstag.

16. März 2013

Frau Brüllen fragt: “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?”

Der Abschlussball der Tochter steht bevor und eine äußerst strenge Kleiderordnung muss befolgt werden. Davon hatten wir nichts im Schrank liegen, deshalb fuhren wir nach Mainz zum Einkaufen. Ich hasse einkaufen. Viele Menschen in engen Geschäften, mit warmer Winterjacke in überheizten Räumen, belästigt von Musikbeschallung und völlig reizüberflutet von Farben und Gerüchen. Am Liebsten bestelle ich. Da die Tochter aber noch niemals in einem Abschlussballkleid steckte, mussten wir wenigsten schauen, ob sie solche Kleider überhaupt mag.

Schon im ersten Geschäft wurden wir für die Tochter fündig und ich erlaubte mir leisen Optimismus, was die fehlende Kleidung für den besten Vater meiner Kinder und sein holdes Weib anbelangte.

Im nächsten Geschäft fanden wir für die Söhne gewünschte Kapuzenpullis. Die Söhne begleiten die Tochter nicht zum Abschlussball, bekommen aber trotzdem was Hübsches zum Anziehen :) Die Tochter und ich stöberten weiter, während der beste Vater meiner Kinder und unsere Söhne sich in den Elektronikfachmarkt verzogen, um sich an Kabeln, Steckern und Speicherkarten zu erfreuen. Und Computerspiele zu kaufen. Die Tochter und ich gaben noch ein bißchen Geld für Socken (braucht man immer), Trägerhemdchen (der Sommer steht vor der Tür) und einfarbige Shirts (wollen gepimpt werden) aus. Wir trafen uns wieder und zogen ins nächste Geschäft auf der Suche nach Hemd und Jackett für den Gatten. Eine Fliege hatten wir bereits ausgesucht.

Nach einer Stunde verließen wir den Laden mit einem Jackett und immerhin einer Vorstellung, wie DAS Hemd aussehen könnte, das zu Jackett und Fliege passt. Suchen wollten wir danach erstmal nicht, denn der Hunger trieb uns in die Altstadt, in ein hübsches indisches Restaurant. Wir futterten uns durch drei Vorspeisen und verschiedene Hauptgerichte und verabschiedeten danach die hinreissenden Bestien. Deren Stadtbedarf war gedeckt, sie fuhren mit dem Zug heim (und versprachen, dort ein bißchen den Wochenendputz zu übernehmen).

Der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib zogen erneut los, auf der Suche nach einem Hemd und vielleicht einem Kleid für mich. Wir landeten in der Stoffabteilung des Karstadts und ich beschloss, das sich mir notfalls einfach ein Kleid selbst nähe, denn hübsche Stoffe fand ich genug. Schon im dritten Geschäft fanden wir ein Hemd und ich kletterte in ein Kleid. Dunkelblau mit weißen Punkten. Klingt wie eine gute Idee, war es aber nicht, weil es für eine Frau mit geringerer Körperlänge geschnitten war. Oder mit weniger Brustumfang. Oder was weiß ich. Das nächste Kleid war braun mit weißen Punkten, mit einem neonfarbenem Gürtel. Saß gut, sah … mitelprächtig aus. Ich wurde leicht ungehalten. Enge Umkleidekabinen mit schlechter Luft und schlechtem Licht, indiskreten Spiegeln, die jedes Fettpölsterchen enthüllen und die nach  miesen Parfüm und Verzweiflung müffeln. Ein grünes Kleid, Etuikleid. Schick und mit hoochgezogenem Reißverschluss war ich zwanzig Jahre älter. „Wenn ich hier ein paar YoYos dran nähe oder Häkelblümchen und da noch ein hübsches Bändchen und vielleicht den Saum fünf Zentimeter Kürze, dann …“, dachte ich. Und wir ließen es hängen, weil vielleicht gibt es ja noch ein Kleid, das man nicht ändern muss. Und für das ich nicht hundert Euro ausgeben muss, um es dann komplett zu ändern.

Es war bereits nach sechs, wir waren müde. Stadtsatt. Der Wochenendeinkauf stand noch an und der Abschlussball ist ja doch erst im Mai. Zeit genug, um ein Kleid für mich, Schuhe dazu und welche für die Tochter zu finden. Schuhe mit „Klackersohlen“. Habe ich auch nicht. Chucks sind nicht erlaubt, leider.

Wir fuhren heim, der beste Vater meiner Kinder übernahm den Einkauf und ich setzte mich an en Rechner. Suchte, fand und bestellte drei Kleider. Sie dürfen mir jetzt die Daumen drücken, dass wenigstens eines der wirklich entzückenden Kleider passt und mich nicht wie eine alte Presswurst mit Schwabbel aussehen lässt. Und natürlich gibt es dann auch irgendwann Bilder :)

Den Abend lassen wir ausklingen, in dem die Tochter und ich vor dem Fernseher versacken (Kill Bill Vol. 1) und die Söhne mit dem Gatten eine LAN-Party feiern.
Anstrengender Tag. Morgen wird es besser.

Freitag.

15. März 2013

Frau Brüllen fragt: “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?”

Und wieder beginne ich damit, wie es früher war: der Freitag morgen gehörte der Freitagsfreundin und mir. Gegen neun Uhr klingelte es jeden Freitag in der Grünen Villa und die Freitagsfreundin stand an der Tür, meistens noch frühstückend = Banane essend. („Sie essen viel Bananen!“, merkte die aufmerksame, ältere Nachbarin neulich an). Wir tranken jeder zwei Kaffees, tauschten die Neuigkeiten der Woche und Freud oder Leid mit den Kindelein aus. Nach knapp zwei Stunden brachen wir zum gemeinsamen Einkauf auf: Obst- und Gemüselädchen, Metzger, Weltladen. Ich begleitete sie nach Hause und im Sommer blieb ich oft noch auf einen Kaffee bei ihr hängen bevor ich heimging, um das Mittagessen vorzubereiten. Ein Freitagsritual, eine echte Tradition, gepflegt über zehn Jahre. Sie fehlte mir heute morgen, die Freitagsfreundin, die nun freitags arbeiten muss.

Meinen Kaffee trank ich alleine, dabei Rechnungen schreiben, Schnickeldi in Päckchen packend und diese hoffentlich ausreichend frankierend. Die Sonne ließ den letzten Schnee glitzern und ich ging los, um das Ergebnis meines Kreatinintests bei Dottore abzuholen. Und die Päckchen bei der Post abzugeben. Perfekte Werte, perfektes Wetter und an der einzigen vereisten Stelle meines Weges fiel ich auf meinen zum Glück gut gepolsterten Hintern.

Daheim angekommen blieb noch Zeit, die Küche aufzuräumen, bevor die Kocherei losging. Normalerweise kocht freitags der beste Vater meiner Kinder, weil er soweiso daheim ist. Diesen Freitag nicht, weil der Schnee ihn diese Woche bereits zwei Tage im Home Office gefesselt hatte. Ab und zu muss er sich in der Firma blicken lassen.

Ricottatortellini mit Spinat vermengt und mit Parmesan überbacken ist ein Lieblingsessen und obendrein rasch gekocht, die ursprünglich geplante Spitzkohlquiche mit Ziegenkäse  ist auf Sonntag verschoben, sehr zur Freude der Kindelein. Wir saßen lange am Mittagstisch und schwätzten. Die Tochter berichtete von neuesten Noten (erfreulich), der große Sohn erzählte, dass er im neuen Jahrbuch gleich zweimal zu finden sei, einmal sogar als Schülersprecher. (ist er nicht, er ist Kurssprecher) und der jüngste Sohn informierte, dass der Englischlehrer nach diesem Schuljahr aufhört. Wir sitzen oft noch lange zusammen und haben eine Menge zu lachen, unmöglich dies hier wiederzugeben, familieninterner Humor eben. Heute zum Beispiel beschwerte sich der große Sohn, dass er milieugeschädigt sei, weil er eine Erziehung genossen hat, die von Ironie und Sarkasmus bestimmt war. Und Zynismus. Wir sind uns aber einig, dass er ganz gut gelungen ist. Trotz oder wegen.

Die Söhne zogen eine Etage tiefer Richtung Hausaufgaben, die Tochter überzeugte mich, dass eine gemeinsame Mittagspause auf dem Sofa mit McDreamy und Meredith unser beider Verhältnis positiv beeinflussen würde. Ich schlief dann ein halbes Stündchen (nach dem mir in der Nacht einige Stunden Schlaf wegen eines hyperaktiven roten Katers abhanden gekommen waren). Verpasst habe ich nichts, wir sind in Staffel eins.

Die Söhne verabschiedeten sich und gingen zur Jungschar, der beste Vater meiner Kinder hatte den geplanten frühen Feierabend geschafft und wir genossen einen gemeinsamen Kaffee im Wintergärtchen. Die Tochter brach zur Tanzstunde auf und da die Sonne den Schnee nochimmer glitzern ließ, spazierten der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib eine große Runde durch´s Ried.

 

Wieder daheim bestickte ich rasch ein schwarzes Shirt mit neonfarbenen Kringeln. Wir aßen gemeinsam zu Abend, die Söhne planten ein gemeinsames Computerspiel, die Tochter gesellte sich zu ihren Eltern auf´s Sofa.

Ein herrlich unaufgeregter Tag. Nicht eigens erwähnt habe ich, was ich so im Haushalt tue. Betten machen, Staub saugen, Wäsche, Staub wischen, Katzenpisse vom Boden wischen. Und den dicken Martin fangen, um ihm sein Antibiotikum spritzen zu können. Was er gänzlich blöd findet. Ich auch. Und falls Sie nachfragen wollen: ich bin mir nicht sicher wie es ihm geht. Gesund ist er auf gar keinen Fall. Wir warten ab.

Für morgen haben wir ein für mich äußerst gruseliges Programm: eine Fahrt in die große Stadt. Das ist schon doof genug. Um das Ganze aber noch ein bißchen mit Grusel zu würzen: wir werden angemessene Kleidung für den Abschlussball der Tochter suchen, hoffentlich finden und kaufen. Kleider für sie und mich, Schuhe für sie und mich und für den Gatten Hemd, Jackett und Fliege. Die Kleiderordnung ist streng, der Inhalt meines Kleider- und Schuhschrankes entspricht ihr nicht. Schon beim Gedanken an drängelnde Menschenmassen an einem Samstag morgen in der Stadt will ich weglaufen. Ich werde dann wohl morgen berichten.