Frau Mutti und der Sport
16. April 2013
Letztes Frühjahr begann ich mit der Joggerei. Ohne große Ambitionen, einfach nur, um mich zu bewegen. Den Sommer über pendelte sich eine schöne Regelmäßigkeit ein, zweimal die Woche hechelte ich in Begleitung des besten Vaters meiner Kinder durch die Weinberge, kaufte mir sogar teure Laufschuhe. Im Herbst nutze ich das Angebot eines Discounters und deckte mich mit Winterlaufklamotten ein, sah mich also dynamisch durch verschneite Weinberge rennen. Der Herbst brachte irgendwann Regen und Kälte, brachte Husten, Schnupfen und unstillbares Einkuschelbedürfnis. Immer seltener lief ich durch die Weinberge, im Dezember dann kein einziges Mal.
Vor lauter Einkuscheln und gemütlich machen schmerzten Hüften und Knie, Bauch und Hintern rundeten sich wegen der vielen Köstlichkeiten und Leckereien, die man sich vor, an und nach Weihnachten gönnt. Und dann kam der Januar, dieser eine laue Tag, an dem wir die Laufschuhe schnürten. Ziemlich entsetzt stellte ich fest, dass schon der Weg zu den Himmelstreppchen mich schnaufen ließ, das Erklimmen derselben ließ mich nach Luft ringen, trotz dreier „ich muss die Aussicht genießen“-Pausen. Oben angekommen und irgendwann wieder gleichmäßig atmend, stellte ich fest, dass ich den Laufrhythmus nicht verlernt hatte, meine Muskeln aber lautstark protestierten: „Was soll der Quatsch, wir wollen auf’s Sofa, lass uns in Ruhe!“ Drei Gehpausen musste ich in unsere Fünf-Kilometer-Runde einbauen, doch wieder daheim angekommmen war mir klar, dass ich bald wieder loslaufen will, dass mir die Lauferei ungemein gut tut und den Kopf freimacht.
Dann begann es zu schneien und hörte bis ungefähr vorgestern nicht mehr auf. In den Weinbergen kann man bei Schnee nicht laufen, nur spazieren. Und selbst beim gemütlichen Spazieren hatte ich Probleme mit der kalten Luft, sowie ich bei Steigungen etwas außer Atem kam. Die Bronchien schmerzten. Ausserdem war es ständig trüb und grau, feucht, kalt und windig bis stürmisch, meine sowieso schon geringe Motivation ließ sich nur allzu gern vom Schweinehund in die Ecke treten. Mein Knie und meine Hüften schmerzten immer mehr und die ersten Röcke begannen zu kneifen.
Gestern abend liefen wir wieder los. So spontan, dass der Schweinehund erst gar nicht seine Nase aus seinem Loch strecken konnte.
Ich brauchte keine Pause auf den Himmelstreppchen, aber drei Gehstrecken unterwegs. Und ich lief. Mit Blick über den Rhein, auf Dramawolken und aufblühende Büsche zwischen den Wingerten.
Heute kann ich kaum kriechen, da mich gestern schon vor dem Laufen der Gartenarbeits-Muskelkater quälte und heute ist er doppelt so groß. Doch die Freude an der Bewegung ist noch immer abrufbar und dies hoffentlich auch so lange, bis die Muskeln wieder können.
(und bis zum nächsten Winter muss ich mir dann überlegt haben, was ich ersatzweise tue.)
ruinöse Erziehungsmethoden
11. April 2013
„Weißt du, Mama“, sprach der große Sohn heute morgen, „dass ihr damals mit uns in diese Ruine* gezogen seid, war ein ganz großes pädagogisches Element eurer Erziehung. So sind wir nämlich von klein auf an sämtliche handwerklichen Tätigkeiten und Werkzeuge herangeführt worden.“ Zwinkerte und verschwand in die Schule.
Den ganzen Tag denke ich schon darüber nach, denn unsere Ruine* hat uns neben Geld auch viel Zeit und Nerven gekostet. Zeit und Nerven zu Lasten der Kinder, die mit müden, angestrengten Eltern zurechtkommen oder im totalen Renovierungschaos leben mussten. Ich schrieb irgendwann bereits darüber, wiederhole es aber, weil es hier so schön reinpasst, noch einmal: als wir vor ziemlich genau vierzehn Jahren in die Ruine* zogen, war das Kinderzimmer der einzige, fertige Raum. Nach und nach, im Laufe dieser vierzehn Jahre, eroberten wir die Ruine und zogen von Zimmer zu Zimmer, wieder zurück und kreuz und quer, Sie lasen ja bisweilen über unsere Hau-Ruck-Zimmertausch-Aktionen. Jede einzelne, so spontan sie auch war, führte letztlich zu einer Verbesserung unserer Wohnsituation, weil neue Bedürfnisse damit gestillt wurden. Aber jede Renovierung brachte auch Chaos, Frustration und Erschöpfung mit sich. Offensichtlich haben die Kindelein das aber ganz gut weggesteckt oder der große Sohn hat mein Talent geerbt, Dinge schönzureden.
Eine neue Renovierung steht an. Eigentlich sollte es nun endlich das Dach sein, doch als der beste Vater meiner Kinder neulich das Kartoffelfeld umgrub, tat sich vor ihm im wahrsten Sinne des Wortes der Boden auf. Unser Kartoffelfeld ist über einem Gewöbelkeller, der von der Straße aus einen Zugang hat. Im Zugang der Straßensanierung vor ein paar Jahren haben sich im Eingang zum Kellergewölbe einige Steine gelockert. Mal abgesehen vom Glück im Unglück, hätte der beste Vater meiner Kinder ja auch einfach in das entstandene Loch fallen können, ist die ganze Sache ziemlich blöd. Und mit blöd meine ich Scheiße. Wir wissen zwar noch nicht, in welchem Umfang die Sanierungsarbeiten laufen müssen oder was sie kosten, sie bringen aber meine/unsere gesamte Hausplanung durcheinander. Angefangen damit, dass ich vielleicht keine Kartoffeln setzen kann und endend hoffentlich nicht mit der Hiobsbotschaft, dass das tragende Gewölbe des Kellers in Mitleidenschaft gezogen ist.
Kurze Beschreibung?
Wir haben zwei Gewölbekeller. Über den größten Teil des einen Kellers wurde die Grüne Villa gebaut, er führt bis zur Mitte des oberen Gartenstückes. Wir nutzen ihn nur zur Lagerung von Sommer- bzw. Winterreifen, denn – wie es sich für einen echten Weinkeller gehört – er ist kühl und feucht. Bei langanhaltendem Regen fließt ein Bach hindurch.
Der zweite Gewölbekeller liegt neben unserem Haus. Er ist nur von der Straße aus zugänglich, durch ein Tor mit zwei Flügeln. Neben dem Eingang zum Gewölbekeller gibt es ein sehr schmales Gartentürchen, das über/auf den Keller führt. Über dem Keller, der nicht ganz unterirdisch ist (ein Halbgeschosskeller quasi, falls Ihnen das bei der Vorstellung hilft) liegen knapp zwei, drei Meter hoch Erde. Mein Kartoffelfeld. Zur Straße hin ist dieses Gartenstück mit einem lächerlichen Mäuerchen abgegrenzt, also gut drei Meter über Straßenniveau. Zwischen Mäuerchen und Eingang zum Keller klafft das Loch. Es besteht somit die Gefahr, dass das Mäuerchen zusammen mit ein bißchen viel Erde auf die Straße rutscht. Hoffentlich nicht auf einen Fußgänger, der gerade vorbeigeht und sowieso schon Kopfschmerzen hatte.
Den Keller selbst nutzen wir nicht. Uralte Autoreifen vom Vorbesitzer liegen noch darin und ein bißchen Winzermüll, angefangen von alten Stickeln bis hin zu großen Glasballons, in denen hoffentlich nur sehr alte Hefe schwappt. Ich war noch nie ganz drin, doch der beste Vater meiner Kinder behauptet, dass das Gewölbe stabil sei. Und der Keller eigentlich hübsch ist. Nun ja.
Vor Jahren hatten wir die Idee, den Keller einstürzen zu lassen. Also das Gewölbe irgendwie zu zerstören und mitsamt der darüberliegenden Erde in den Keller rauschen zu lassen. Wahrscheinlich wäre das ungefähr auf Straßenniveau herausgekommen und wir hätten endlich einen gescheiten Zugang zu unserem Garten bekommen. Und vielleicht einen Stellplatz für unser Auto. Da wir aber am Hang leben und das Nachbarhaus unter uns liegt und sich obendrein äußerst vertrauensvoll an den Keller schmiegt (und zudem nur ein halbes Haus ist. Wirklich, ein halbes Haus. Malen Sie ein Haus auf ein Papier und falten sie es längs in der Mitte. So sieht das Nachbarhaus von vorne aus.), besteht die Gefahr, dass das Haus gleich mit in den Keller fällt. Mit Rücksicht auf die Nachbarn und deren drohende Obdachlosigkeit verwarfen wir den Plan. (noch bevor wir überhaupt Erkundigungen über das Finanzielle eingeholt hatten.)
Nun, da der Keller oder zumindest der Eingang, schwächelt, treten diese Überlegungen wieder in den Vordergrund. Und wütend bin ich auch, weil diese beknackte Straßensanierung mir erneut die Pläne durchkreuzt. Damals legten wir die Dachsanierung als Eigenbeteiligung auf die Straße, jetzt beseitigen wir, mit neu Angespartem, damit aus der Sanierung entstandene Schäden, die sich leider nicht als solche nachweisen lassen. Mist, blöder.
Und da ich es nicht ändern kann, werde ich es wohl mit Humor nehmen müssen. Mich auf künftigen Blogcontent freuen und mich damit trösten, dass offenbar sämtliche Renovierungen/Sanierungen an und rund um die Grüne Villa dazu beigetragen haben, dass ich meine Kinder als ziemlich gut gelungen bezeichnen kann. Wenn das mal kein Trost ist.
(falls irgendwelche PR-Menschen einer Dachsanierungsfirma hier mitlesen: wir sind sehr gerne bereit, einen Langzeittest zu wagen. Derzeit liegen fiese Eternitplatten auf einem schmächtigen Dachstuhl. Angeblich soll es Platten geben, die kein Asbest spucken, wenn sie löchrig werden und die man toll ersatzweise auf den vorhandenen Dachstuhl legen kann. Melden Sie sich, nur keine Hemmungen.)
*Ruine ist nur eine andere, womögliche realistischere Bezeichnung der Grünen Villa
kurz.
10. April 2013
Eigentlich sitze ich am Rechner, weil diese Kolumne da geschrieben werden will. Klappt aber nicht, weil es eine schreckliche Vorgabe gibt: 2500 Zeichen. Heute morgen schrieb ich munter drauf los, schwafelte, beschrieb und benutzte heißgeliebte Füllwörter. Irgendwann kurz vor der Pointe stellte ich fest, dass ich bereits über 3000 Zeichen getippt hatte. Mist. Ich begann zu löschen, umzuformulieren, neue Sätze zu bilden, Passagen wegzulassen und speicherte schließlich entnervt unter „später überarbeiten“.
Beim nächsten Versuch war ich gehemmt. Hatte die magischen 2500 Zeichen im Hinterkopf. Und endete unter 2000 mit einer Geschichte, die mir nicht gefiel, die nicht rund war und völlig unlustig. Ich speicherte unter „später überarbeiten“ und ging das Wunschessen des jüngsten Sohnes kochen: eine Tomatensuppe mit Kokos und Ingwer, dazu frisches Naanbrot. Das klappte gut, die Suppe kochte nicht über, der Teig für´s Brot ging wunderbar auf und der Jüngste aß begeistert.
Nach dem Mittagessen grübelte ich über ein neues Thema oder wenigstens über Variationen zum bereits geschriebenen und schlief darüber auf dem Sofa ein. Alte Menschen brauchen eben ein Nickerchen. Die Inspiration kam nicht im Schlaf, weswegen ich Aufschieberitis entwickelte und mich quer durch meine Lieblingsblogs las.
Besonders gefallen hat mir, was Frau Bogdan schreibt: „Besser ist das“ heißen die Artikel, die eine ganze Serie werden.
erster Teil: Einleitung
zweiter Teil: Fleisch
dritter Teil : Gemüse
Sie schreibt ziemlich genau das, was mir seit Tagen/Wochen/Monaten zum Thema Ernährung im Kopf herumschwirrt. Seit ich relativ plötzlich eine Lactose-Sache entwickelt habe und ein bißchen genauer darauf achten muss, wie ich koche und was ich esse. Vielen Dank, Frau Bogdan, ich freue mich auf die Fortsetzung(en).
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Und weil ich manchmal ein bißchen böse bin, prophezeie ich hiermit, das HSP das neue ADHS ist, dass das neue Indigokind, dass das höchstbegabte Kind war. Ich las einen sehr eindringlichen, aufrüttelnden Blogartikel einer Mutter eines betroffenen Kindes und amüsierte mich, nachdem ich kräftig geschluckt hatte, folgend über die Reaktionen. Offenbar gibt es rasend viele HSP-Kinder und -Mütter.
Es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie diese „Wellen“ durch das Netz schwappen und es direktpassende „Bin ich selbst/ist mein Kind …“-Tests dafür gibt.
(Bitte befragen Sie Herrn Google, wenn Sie oben genannte Begriffe nicht kennen.)
Liebe Mutter des betroffenen Kindes, die Du hier vielleicht liest und nun sauer bist: ich mache mich nicht über Dich lustig, das könnte ich mir nie erlauben, denn ich war heilfroh, als mein anderes Kind, damals eine Art Diagnose bekam. So konnte wenigstens mir und anderen Vieles erklärt werden. Geändert hat die Diagnose natürlich nichts, denn zu wissen was es ist, ist keine Lösung von Problemen. Euch alles Gute!
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Mittlerweile habe ich meinen Schreib-Motivations-Tee fast ausgetrunken und aus dem „kurz.“ ist eine „eher lang“ geworden, im Aufschieben bin ich heute wirklich spitze.
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Ich wollte es ja lassen. Nein, besser: ich SOLLTE es ja lassen, doch ich werde trotzdem nochmal über den dicken Martin schreiben, denn obwohl ich längst weiß und oft erfahren habe, dass Trolle nicht gefüttert und polarisierende Themen nicht bedient werden dürfen, es ist mir ein Bedürfnis. Auch die Menschen, die hier wirklich freundliche Dinge schreiben, mit denen sie mich vor lästernden Pralinen (siehe Kommentare letzter Artikel) verteidigen wollen, kennen mich nicht. Und deshalb danke ich freundlich, bitte aber darum, mich nicht zu verteidigen.
Wir haben uns entschieden, dass ein kranker Kater bei uns nicht gut leben kann. Er sollte kein Freigänger sein, damit man seine Urinmengen kontrollieren kann. Und kontrollieren kann, was er frisst. Hier gibt es eine Katzenklappe, durch die einige Katzen ein- und ausgehen, die darf nicht geschlossen werden. Martin hat sein spezielles Diätfutter hier gefressen, doch ich bin mir sicher, dass er sich bei den Nachbarn am Napf mit für ihm „bösem“ Futter vollgestopft hat, denn er fraß eher wenig. (was gutes und böses Futter ist, ist schon wieder ein Diskussionsthema. Mist.) Obendrein hatte er ziemlich Stress, weil er die defensivste Katze der Welt ist und alle anderen hier bei uns und in der Gegend lebenden Katzen das wussten und scheinbar toll fanden. Auch der süße Franz. Hätte ich Franz weggeben, weil er den Martin kloppte, wie hätten Sie dann reagiert? Mir homöopathische Tropfen angeboten? Harmonisierende Massagen oder Bioresonanzschlafkörbchen empfohlen? Wir haben beinahe alles ausprobiert, nebenbei bemerkt.
Diese junge Tierärztin, bei der er jetzt lebt, wird keine Versuche mit ihm veranstalten. Und sie wird ihn auch nicht über Gebühr quälen. Und ich vetraue darauf, dass sie weiß, wann es genug ist. Ich persönlich halte sie sogar für ein bißchen zu idealistisch, denn sie wird wohl noch lernen müssen, dass sie nicht jedes kranke Tier retten kann.
Was Informationen über Martin anbelangt: in einem Jahr muss Franz zur Auffrisch-Impfung. Vorher … erfahren wir nichts. WOLLEN wir auch nichts erfahren. Das Kapitel Martin ist beendet. Er fehlt uns, wir vermissen seinen Eulenblick und sein wimmerndes „MiiiIIIiii“, wenn er schier am Verhungern war. Wir wünschten, wir könnten sein unglaublich zartes, dichtes Fell kraulen und an der Kehle fühlen, ob er schnurrt. Wir haben einige Katzen verloren, seit wir unter die Haustierbesitzer gegangen sind und jedes Mal war es schlimm. Und jedes Mal ging das Leben weiter, denn jedes Mal war es eben … nur ein Tier. Ein geliebtes zwar, aber nicht unser einziger Lebensinhalt. So sind wir. Das ändern Sie nicht. Und Sie auch nicht.
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Es fehlt noch ein munterer, humoristischer Satz, der das „kurz.“ abrundet, doch mir will nichts einfallen. Außer vielleicht: ich lerne jetzt häkeln. (kein verspäteter Aprilscherz.)
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Und weil es so schön ist und so wahr. Der Herr Kinderdok zum Thema Twitter. Fühlen Sie sich gefavt.
Heute.
9. April 2013
Das Tagebuchbloggen von neulich fand ich gut, wollte ich weitermachen. Und den Vorsatz nicht direkt vergessen, aber es waren ja auch Osterferien.
Heute dann mal wieder.
Ein sehr anhäglicher roter Franz sprang heute morgen in mein Bett und brachte mir den halben Garten zwischen seinen Zehen mit. Die Bettlaken muss ich direkt waschen, bevor die Outdoormarke mit dem Wolf mich abmahnt. Oder den Kater.
Ich schimpfte sehr laut, der Kater schnurrte und strich mir um die Beine. Zur Belohnung füllte ich seinen Futternapf und ging ins Bad. Als ich zurück in die Küche kam, stand Franz auf dem Tresen (verboten!) und leckte meine Kaffeetasse aus (sehr, sehr verboten!) Schuldbewusst sprang er vom Tresen noch bevor ich erneut schimpfen konnte und entwischte in den Garten, um sich Drecknachschub für ein weiteres Bett zu besorgen.
Ich kippte den restlichen Kaffee-mit-Katerspucke weg und radelte zum Weltladen.
Vor der Weltladentür wartete eine Menge Arbeit auf mich. Eine Lieferung von El Puente, Geschirr, Handwerk und Lebensmittel, vier sehr große Pakete. Ich wuchtete die Pakete in den Laden und begann den Ladendienst so, wie er immer beginnen soll: Kassenkontrolle. Heute erwartete mich ein Zettel von einer Kollegin: „Die Kasse stimmt nicht!“ „Hurra!“, dachte ich und wollte heimgehen. Nach nur einer halben Stunde Rechnerei und Sucherei hatte ich den Grund für die Differenz von 52,-€ gefunden, die vorherige Tagesbilanz entsprechend korrigiert und die erste handvoll Gummibärchen, fairgehandelt, verspeist.
Vier Pakete warteten auf mich. Pakete auspacken ist toll, ein bißchen wie Weihnachten. Allerdings nur dann, wenn man sich die Arbeit teilen kann. Heute war niemand zum Teilen da, ich musst allein ran: Artikel auf dem Lieferschein suchen, abhaken, auf Schäden hin kontrollieren, den Preis ausrechnen und diesen am Artikel anbringen. Und den Artikel so im Laden dekorieren, dass er gut gesehen und gerne gekauft wird. Freundlicherweise hatte Oma Eis bereits einen Teil des Schaufensters leergeräumt, so dass ich neue Ware erstmal dort stapeln konnte. Viele neue Tassen, Teller und Schüsseln, Teelichtgläser und Körbe. Der Berg Verpackungsmaterial um mich herum wuchs, denn jede Tasse ist in Noppenfolie gehüllt und in einen Karton gesteckt. Der Verkaufstresen verschwand unter Noppenfolie, der erste leere Karton wurde direkt mit Umverpackungen befüllt. Zwischendurch verlor ich meine Schere (einmal im Plastikmüll, einmal unter den neuen Körben) und eine Kundin kam mit speziellem Wunsch: ihre Freundin habe in einem anderen Laden eine tolle Kette gekauft, ob wir diese auch hätten?! Im Laden nicht, wir suchten gründlich. Und auch das Durchforsten sämtlicher Kataloge führte zu keinem Ergebnis. Ich verwies auf die Möglichkeit, direkt im Internet zu suchen und zu bestellen, doch „das mit dem Internet“ mochte die Kundin nicht so. Sie beschloss im Internet zu suchen und dann mit genaueren Informationen wieder zu kommen, damit wir bestellen können.
Mittlerweile hatte ich alles ausgepackt, erfreulicherweise gab es keinerlei Beanstandungen. Das Verräumen des „Zeugs“ stand an und kurzfristig war ich etwas verzweifelt, denn es gab keinen Platz. Sämtliche Regale waren voll, das ehemals freigeräumte Schaufenster nun kreuz und quer und unansehlich vollgestellt mit neuer Ware. Ich kochte mir einen Kaffee.
Und begann, frisch gestärkt, Regale leerzuräumen, umzuräumen (ein bißchen Staub zu wischen) und neu einzusortieren. Dabei wurde ein weiteres Schaufenster (der Laden hat drei) frei, das ich nun ebenfalls dekorieren musste.
Eine Kundin betrat den Laden. Einen Ring wollte sie haben, für ihre Freundin. Sie wurde auch schnell fündig, steckte sich den Ring an und fragte, ob ich mir vorstellen können, dass der Ring am Finger ihrer Freundin hübsch aussehe. Das konnte ich weder bejahen noch verneinen, da ich weder Kundin noch Freundin kannte, deshalb lächelte ich freundlich und beschränkte mich auf ein eher unverbindliches „sehr schöner Ring, ich kann mir nicht vorstellen, dass er irgendwem nicht gefiele.“ Sie kaufte den Ring und bat um Verpackungsmaterial, damit sie ihn nach Lanzarote schicken kann. Ich reichte Noppenfolie (hatte ich zufällig zur Hand ;)) und empfahl das XS-Päckchen von der Post.
Ich dekorierte das erste Schaufenster mit neuen Drahtkörben und Teelichtgläsern, verkaufte nach kurzem Beratungsgespräch zwei Gläser Honig und begann, dass fröhlich-bunte Sommergeschirr in das mittlere Schaufenster zu dekorieren. Danach gefiel mir das dritte Schaufenster nicht mehr, weswegen ich dieses noch rasch umräumte, ein weiteres Regal in Ordnung brachte und zufällig auf die Uhr schaute. Mein Ladendienst war seit einer halben Stunde vorüber.
Etwas hektisch brachte ich die mit Verpackungsmüll befüllten Kartons ins Lager (keine Zeit mehr für die Entsorgung), schob noch Wegzuräumendes in eine Ecke hinter dem Tresen, schloss den Laden ab und raste nach Hause.
Dort beschloss ich, dass Nudeln (nicht Vollkorn) mit Pesto (gekauft, aus dem Glas) mit Parmesan (immerhin selbst zu reiben) ein wunderbares Essen abgäben, zumal ich knapp zehn Minuten hatte, bevor hungrige Kinder die Grüne Villa stürmen.
Während das Nudelwasser heiß wurde, räumte ich die Spülmaschine aus und wieder ein, begrüßte das erste Kind räumte auf und weg und hin und her, goss irgendwann gare Nudeln in ein Sieb, setzte mich mit dem einen Kind schon mal an den Tisch, während das zweite gerade das Fahrrad abstellte, schaufelte eine Schüssel Nudeln mit Basilikumpesto in mich hinein, stellte die typischen Mütterfragen (wie war’s, was hast du gelernt, hast du viel auf, bin ich deine Lieblingsmutter?), räumte mein Geschirr in die Spülmaschine (und die Kinder ihres), überließ das Abwischen des Tisches den Kindern und radelte erneut in den Weltladen, um das zu erledigen, was vom Morgen liegengeblieben war.
Nach einer knappen Stunde war ich fertig, radelte wieder heim und wurde dabei gründlich nassgeregnet. Das dritte Kind kam heim, genauso nassgeregnet, beantwortete die typischen Mütterfragen (siehe oben) und ich gönne mir eine halbe Stunde Pause. Mit Tee und Tagebuchbloggen, bevor Katzentatzenwäsche wartet, ein Bad geputzt werden will, ein Kind beim Packen unterstützt werden muss, ein weiteres Kind Richtung Judo-Training geschubbst und das letzte Kind daran erinnert werden muss, dass es sich zur Theorieprüfung anmelden muss. Einen Orthopädietermin muss ich absagen, weil ich ihn nicht mehr brauche (kein neuer Knubbel mehr!!), leider ist dauernd besetzt. Dafür ist der Kater gerade wieder reingekommen, pietschnass, mit Schlammpfoten und ich sollte nun augenblicklich die Schlafzimmertür schließen.
Heute Abend … Sofa. Und noch habe ich den Vorsatz, früh ins Bett zu gehen.
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Sie fragen nach Martin, das ist sehr freundlich. Wir wissen nichts. Wir haben mit der Tierärztin einen Abtretungsvetrag unterschrieben, Martin ist nicht mehr unser Kater. (das ist gut, richtig und wichtig, lange durchdacht und für alle Beteiligten, auch den süßen, dicken Kater, den wir sehr vemissen, das Allerbeste. Soviel zur Rechtfertigung, mehr gibt es dazu auch nicht.)