„Bring was für die Kinder mit“, schlug die Dienstagshunderundefreundin vor, als ich sie fragte, womit wir ihr Geburtstagsbuffet bereichern können. Und ja, es dürfe fastnachtlich angehaucht sein.

Fastnacht spielt jetzt keine so gigantische Rolle in meinem Leben, aber buntes Gebäck ist super. Ich überlegte kurz, eine Regenbogentorte zu backen, aber die ist doch sehr mächtig und für Kinder zu viel. (die hauptsächlich vegan lebende Freundin hatte mir das ok für EierButterMilch und alles, was die Lebensmittelindustrie an Farben zu bieten hat gegeben)

Ich buk also Karottenkuchenmuffins, denn irgendwie muss man ja Gemüse in die Kinder bekommen.

280g Mehl

260g Zucker

2 TL Natron

1 TL Zimt

-> werden vermengt

250ml Pflanzenöl

3 Eier

-> werden zusammengerührt

175g (Dosen)Ananas pürieren

120g Walnüsse hacken

75g Kokosraspel (optional, aber lecker)

75g Rosinen (optional, wer mag schon tote Fliegen?)

200g Karotten raspeln

-> vermengen

Alles mit einem Kochlöffel grob zu einem Teig zusammen rühren. Das reicht für 24 Muffins. (oder eine Kranzform mit 26cm Durchmesser)

Die Muffins bei 190 Grad Ober/Unterhitze ca. 20 Minuten backen, den Kuchen 50 Minuten.

Für das Frosting

125g Butter

200g Frischkäse

-> mit dem Handrührgerät verrühren

dazu 1 TL Zitronenabrieb und 1 TL Zitronensaft

500g gesiebten Puderzucker nach und nach dazurühren, kräftig aufschlagen!

Dieses Rezept ist von Cynthia Barcomi, ich nehme weniger Zucker für den Teig, weil das Frosting sehr süß ist.

Damit die gesunden Gemüsemuffins (hahahaHAAA! Narrhallamarsch!) für Kinder unwiderstehlich werden, habe ich das Frosting quietschbunt gefärbt. Ich liebe die Lebensmittelfarben von Wilton (unbezahlte Werbung, trotzdem vollste Empfehlung!), denn die sind sehr ergiebig und färben leuchtend und intensiv. (alles. Auch Fingerkuppen, Topflappen und Buchenholztresen.)

Das gefärbte Frosting füllte ich, mangels ausreichender Anzahl an professionellen Spritzbeuteln in Plastikfrühstückstüten. Eine Ecke jeder Tüte wird ganz knapp angeschnitten und schon hat man perfekte Spritzbeutel, halt ohne fancy Spritztüllen.

Da ich aber sowieso nur Ringel auf die Cupcakes spritzen wollte, war das egal.

Die bunten Frostingkringel habe ich zum Schluss mit einem Zahnstocher „marmoriert“, deswegen war es nicht schlimm, dass meine Kringel alle krumm und schief wurden. Da fehlt es mir echt an Übung, ich dekoriere selten bis nie Kuchen oder Torten. Sollte ich vielleicht doch öfter tun.

Zum Abschluss klebte ich noch bunte Schokolinsen auf die Cupcakes, für den finalen Süß-Overload halt.

Ich finde sie hübsch, den Kindern schmeckten sie auch. Mission erfüllt. (für mich bitte trotzdem lieber ein Käsebrot)

dann:

-ist viel mehr Platz

-gibt es viel weniger Wäsche

-brauchen wir weniger Geschirr

-ist das Bad frei, wenn man es braucht

usw.

Aber. Gestern morgen schrieb ich ein wenig mit der Tochter hin und her. Die Tocher, die da im fernen Dresden nicht nur fleißig studiert, sondern auch ihr Studentenleben mit all seinen Vorzügen (ermäßigter Eintritt in die Oper! Wie toll!) lebt. Sie berichtete von ihren Plänen und ich die Neuigkeiten von daheim, sie schickte Selfies, ich Haustierbilder und ach. Obwohl uns diese wunderbaren Medien zusammenrücken lassen, was gäbe ich drum, mich für ein paar Minuten täglich, vielleicht auf einen gemeinsam Kaffee, zu ihr hinbeamen zu können. Ihre Stimme zu hören, ihr beim Erzählen zuzusehen, sie Strahlen und Funkeln zu sehen.

Schmutzige Wäsche und ungesptea Geschirr darf sie behalten, aber hey, meine Lieblingstochter fehlt mir manchmal schon sehr. (Mitte März besucht sie uns wieder, ich freu mich!)

Gartyparty 18

9. Februar 2018

Die Gästeliste der Gartyparty 18 steht. Wir haben uns um eine bunte Mischung bemüht, haben Einheimische und Auswärtige vermengt, altbekannte, liebgewonnene Menschen zu gänzlich Fremden gepackt, von ganz jung bis ziemlich alt gemischt. Und irgendwann festgestellt, dass wir uns ein Limit setzen müssen, denn der Platz ist halt doch begrenzt. Ab da griffen wir auf das allseits bewährte „Augen zu und mit dem Finger drauftippen, noch zehn Gäste“-Prinzip zurück.

Die Anfragen nach Adressen gingen heute heraus, die Einladungs- und Eintrittskarten hoffentlich nächste Woche. Wenn Sie nicht bei den Gästen der diesjährigen Gartyparty sind, dann tut mir das sehr leid! Wir haben eine Nachrückerliste, weil erfahrungsgemäß manch Gast dann doch noch abspringt.

Jetzt beginnt also in der Grünen Villa die große Planerei und vor allem die große Arbeit. Am Montag kommt die Baumschneiderin, die unsere Obstbäume jedes Jahr in Form bringt. Sie macht das sehr großartig, wir haben abgesprochen, dass die Bäume nicht auf Ertrag, sondern auf Gesundhaltung geschnitten werden. Wenn Sie Montag nachmittag unseren Garten verlässt, wird sie Berge von Ästen, Zweigen und Wasserschossern zurücklassen, die wir dann in nächster Zeit bei hoffentlich gutem Wetter und funktionierendem Schredder in Mulch verwandeln. Und wenn es gegen Ende des Februars wärmer wird, beginnen die ersten Vorbereitungen im Gemüsegarten. Darüber jammere schreibe ich aber, wenn es so weit ist.

*****

Nachtrag: der Gatte lässt ausrichten, dass nur selbstgemachter Wein zur Gartyparty mitgebracht werden darf, denn sonst müssten wir nächstes Jahr in Athen feiern und jeder bringt eine Eule mit.

#hirnfrei

6. Februar 2018

Vor ein paar Tagen habe ich bei Instagram Bilder mit #cleaneating und #healthyfood getagged. Einmal ein Pott Petersilie mit einer Zitrone, einmal eine Schüssel Vanilleflammeri mit Schokostreuseln. Das brachte mir zehn neue Follower (Fitnessaccounts) und einen Kommentar: „nice work!“ (gelöscht!) Die Fitnessaccounts sind von selbst wieder von dannen gezogen, wahrscheinlich bitter enttäuscht, weil ich „die Sache“ nicht verstanden habe.

„Die Sache“ ist die perfekte Ernährung. Es gibt mehrere perfekte Ernährungen. Im Fitnessbereich braucht es wahnsinnig viel Protein in Form von Pulvern, Riegeln oder, ich staunte sehr, Pralinen. Wer fit ist oder werden will, der isst nicht, der sublementiert. Nahrungsergänzungsmittel sorgen für die ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Spurenelementen, ein Leistungsinstagramer braucht das für den gestählten Sixpack und einen booty, mit dem sich Nüsse knacken lassen.

Perfekte Ernährung ist aber auch, ganz „clean“ zu essen. Keine verarbeiteten Lebensmittel. Klingt ja erstmal nicht so verkehrt, denn dass Tiefkühlpizza und Dosennudeln nicht das Ernährungsoptimum sind, ist weitestgehend bekannt. #clean bedeutet also #healthy. Denn „sauber“ ist „gesund“, das wissen wir aus der Putzmittelwerbung. #healthyliving erreicht man am Besten durch Mahlzeiten, an die sich wenigstens eines dieser Schildchen kleben lassen: #vegetarian, #vegan, #raw, #lowcarb oder – sogar deutsch!: #zuckerfrei. Diese Ernährungswelle treibt kuriose Blüten, insbesondere die #zuckerfrei-Fraktion treibt mir abwechselnd Lachtränen oder Entgeisterung in die Augen. Frau Brüllen schrieb da ausführlich zu, Frau Rabe zog nach und das Internet weiß noch viel mehr zu berichten, so man sich denn tiefergehend informieren möchte.

Ich unterstelle, dass die #zuckerfrei-Fraktion (an der ich mich jetzt mal aufhänge) im Grunde eine super Absicht hatte. Nicht einfach alles in sich hineinstopfen, ein bißchen auf den Nährwert schauen, Speisen müssen nicht überwürzt/übersüßt sein und naja, im Kindergarten sind Nutellabrote sowieso nicht erlaubt. Man tauscht sich ein bißchen aus und dann kommt diese Internetdynamik ins Spiel. „Die Sache“ braucht einen Namen, damit alle Einwände, Vorschläge und Ideen gesammlt werden können, #hashtags sind dafür einfach super. Der Rahmen steht. Man macht sich also daran, dieses zuckerfreie Leben zu testen und stellt fest, dass das wirklich, wirklich schwer ist, denn Zucker ist ja überall drin! Wenn etwas überall drin ist, womöglich sogar in Speisen, in denen wir aufgeklärten Menschen Zucker beispielsweise gar nicht vermuten (in Tomatenmark! In fast allen Fertigprodukten, auch wenn die salzig sind! Im Brot vom Bäcker! ÜBERALL!), dann wittern wir gerne eine Verschwörung, da will uns jemand böse. Wer will uns immer böse? Die Industrie. Industrie, das sind Fabriken, Fabriken sind dreckig, machen die Umwelt kaputt, sehen hässlich aus, da kann einfach nichts Gutes herkommen. Das Übel ist gefunden: der Industriezucker! Wir verzichten jetzt alle auf Industriezucker. Weil wir aber auf Süßes stehen und die Kindelein empört die ungesüßten Dinkel-Nußkekse ausgespuckt haben, wenden wir uns der natürlichen Süße zu: reife Bananen, beispielsweise. Honig! (den aber nur nur für Nichtveganer). Oder Rohrohrzucker (da steckt ja „roh“ drin, das muss toll sein!). Und stets auf der Suche nach Abwechslung entdecken wir dann Agavendicksaft und Kokosblütenzucker und sind gerne bereit, dafür das vierfache von einem Kilo Haushaltszucker zu bezahlen, weil im Internet, da bei Instagram, hat die eine Ernährungsqueen das gezeigt. Und bei Twitter, da SCHWÖRT man darauf. Das ist #healthy. Und zack! Viele Fliegen mit einer Klappe: Communityfeeling, weil „wir gegen die Zuckermafia“, Gruppenkuscheln, weil „wir gegen die Lästerer“ und obendrein ein mildes Überlegenheitsgefühl, weil man einfach weiß, dass man es besser macht, als die anderen. (und insgeheim hofft manch einer, ein paar Kilos abzuspecken, aber darüber reden wir nicht, wegen #bodylove, #bodyacceptance und wir sind alle gegen #fatshaming. Deshalb: Psst.)

„Diese Sache“ macht mich kolossal wütend! Auf Instagram kann ich ihr ganz gut aus dem Weg gehen, doch bei Twitter begegnet sie mir ständig. Ich kann gar nicht soviel muten und blocken, wie sie mir in Form von Retweets, Replys oder „haha, ich mach mich lustig drüber“- oder „was ich da neulich wieder gesehen habe!“-Tweets in die Timeline gespült wurden. Twitter muss ich also gerade ein bißchen meiden.

Und warum bin ich denn so wütend? Ich bin wütend, weil „diese Sache“ so unreflektiert ist, nicht mal annähernd zu Ende gedacht ist. Mal davon abgesehen, dass es wenig ernährungstechnische und schon gar keine relevanten Unterschiede zwischen Haushaltszucker (ich verweigere die Bezeichnung „Industriezucker“) und Kokosblütenzucker gibt, ist beispielsweise Letzterer eine echte Umweltsau. Und wenn Zucker deshalb gemieden werden soll, weil er aus der Industrie kommt und schadstoffbelastet ist, sollte man vielleicht kurz darüber nachdenken, woher der Ersatz kommt. Kokosblütenzucker beispielsweise kommt hauptsächlich aus Südostasien, aus Thailand oder Indonesien. Der Nektar wird aus Kokospalmen gesammelt, für ein halbes Kilo Zucker braucht es etwa zwei Liter Nektar, so viel, wie von einer Palme geerntet werden kann. Ein halbes Kilo Zucker, wie weit kommt man damit, selbst bei eingeschränktem Verbrauch? Wieviele Palmen braucht es für #zuckerfreieAlternativen? Dass der Kokosblütenzucker trotz Weiterverarbeitung (Achtung! Industrie!) und Transport (Umweltbelastung!) in Ihren nächsten Drogeriemarkt dennoch einigermaßen erschwinglich ist, liegt übrigens auch daran, dass die Kokosblütennektarsammler und die Menschen, die den Nektar weiterverarbeiten, keinen angemessenen Lohn bekommen. Nicht mal annähernd. Aber hey! Hauptsache Sie können Haushaltszucker durch „gesunde“ Exotik ersetzen. Kokosblütenzucker lässt sich hier auch durch Agavendicksaft austauschen. Agavendicksaft kommt aus Mexiko, der Rest bleibt gleich. Vollrohrzucker oder nach dem ersten Raffinieren – Rohrohrzucker – kommen übrigens meist aus Südafrika, Kuba, Brasilien und von den Philippinen. Wer seine Ohren und Augen nur ein klein wenig offenhält, weiß um Arbeits- und Lebensbedingungen in diesen Ländern.

Der Zuckerrübenbauer um die Ecke bekommt auch zu wenig Lohn, das streite ich niemals ab. Auch die Diskussionen um Insektizide, Pestizide und Düngemittel sind mir vertraut. Wissen Sie übrigens, wie die Pflanzen in beispielsweise Bananenplantagen behandelt werden? Oder wieviel Wasser Zuckerrohr zum Wachsen braucht? Bevor Haushaltszucker völlig unreflektiert verteufelt wird, sollte vielleicht über den Rand der Zuckerdose geschaut werden, ob nicht die „gesunden“ Alternativen außer total im Trend zu sein einfach nur Mist sind.

Alternativen für Haushalts- oder Kristallzucker sind Honig, Rübensirup oder Apfeldicksaft. Diese werden hier in Deutschland produziert, sogar in Bioqualität, zum halben Preis der exotischen Varianten. Oder man hält sich einfach an die extrem altmodische „alles in Maßen“-Vorgabe, dann stimmt das mit dem #healthyeating auch schon wieder. Ok, altmodisch geht nicht, nennen wir es einfach #retro.

Schnee, Sauna und Garten

4. Februar 2018

Die magischen drei Stunden heute morgen, als es dicke Flocken schneite und das usselige Graubraun des Spätwinters unter weißer Watte versteckt wurde, nutzten der Gatte und ich für eine ausgiebige Hunderunde. Achteinhalb Kilometer mit dem sehr schneebegeisterten Hund durch den Wingert. Reines Glück. (und erst ganz am Schluss Bauchschmerzen, es wird, es wird)

Als wir heimkamen, deckte der Große gerade den Tisch für ein sehr spätes Frühstück. Der Jüngste kroch aus seinem Bett und wir genossen alle den Zitronenkuchen, den er gestern abend gebacken hatte.

Während des Frühstücks heizte die Sauna vor und ja, es ist ein Leichtes, einen ganzen Sonntagnachmittag dort zu vertrödeln. In den Ruhepausen stellten wir die Gästeliste für die Gartyparty18 zusammen. Die magische Zahl ist: 80 (Gäste). Emails mit Nachfrage nach Ihrer Adresse gehen ab morgen raus. Wir sind jetzt sehr aufgeregt und vorfreudig.

Ein Blick durch den Garten lässt so langsam meine Gärtnerinnenhände, insbesondere den grünen Daumen jucken, denn das sieht doch alles sehr wüst und wild aus.

Der Schnee war bis zum Spätnachmittag beinahe vollständig weggetaut und leider zeigt sich jetzt im Garten, dass da noch jede Menge Frost fehlt. Das, was eigentlich runterfrieren sollte, steht in Saft und Kraft, dazwischen blühen Gänseblümchen, Hornveilchen und Ringelblumen.

Noch ein Strunk voller Rosenkohlköpfchen wartet auf baldigen Verzehr, für den heutigen Rosenkohleintopf hat der Gatte über ein Kilo geerntet. Tolles Gemüse!

Die Bauchschmerzen verschwanden übrigens sehr schnell und ich merke, dass gerade eine drei-Schritte-vor-Phase anbricht.