Ziemlich großspurig habe ich behauptet, dass das mit dem Imkern wie mit dem Radfahren ist: man kann es nicht aus Büchern lernen, man muss rauf aufs Rad. In unserem Fall: ran an die Bienen.

Als uns dann der Imker, der uns einen Ableger seines Volkes versprochen hatte, mitteilte, dass es nun losgehen kann, flatterten uns doch die Nerven.

Bienen! In unserem Garten! Diese Verantwortung! Kriegen wir das hin? Werden wir das erste Volk dahinmeucheln? Das scheint nicht unüblich zu sein, dass Neu-Imker ihr erstes Volk vor lauter Neugier und Überfürsorge umbringen.

Die Kästen unseres Ablegerimkers stehen am Rande eines Golfplatzes und sehen total harmlos aus!

Was da auf den Kästen raucht, ist kein kleiner Schornstein, sondern der Smoker, mit dessen Hilfe die Bienen beruhigt werden sollen. Ich greife mal vorweg: das klappte eher nicht so gut.

Im Vordergrund steht der Ablegerkasten, in dem unser Bienenvolk nun hoffentlich groß und stark wird, vielleicht sogar bis zum Spätsommer, dann kann es in eine große Beute umziehen.

Der Rauch aus dem Smoker wurde ins Einflug/Ausflugloch gepustet und der oberer Teil der Beute, in dem sich keine Brutwaben befinden, geöffnet.

Der Imker zog mit einem Greifer die einzelnen Rähmchen aus der Beute und ab da würde es etwas ungemütlich. Die Bienen mochten das nämlich nicht so arg und das friedliche Summen verwandelte sich in bedrohliches Brummen.

Als einzelne Bienen den Gatten und mich sehr zielsicher anflogen, ergriffen wir die Flucht. Wir trugen nämlich keine Schutzkleidung. Wir hatten ja bei unserem Imkervater gesehen, wie dieser die Bienen zärtlich von den Waben streichelte und diese ihm freundlich zunickten. Einen wütenden Mob hatten wir nicht erwartet, wir Anfänger!

Und so kam der Gatte direkt in den Genuss eines Bienenstiches. Leider nicht der Kuchen. Knapp neben das Auge und ja, er autschte ziemlich und das auch berechtigt. Wie gelernt zog ich den Stachel nicht mittels Pinzettengriff (weil damit das verbliebene Gift aus der Giftblase in die Wunde injiziert wird), sondern kratzte ihn mit dem Fingernagel ab. Als eine weitere Biene zum Stechen auf dem Kopf des Gatten ansetzte und die Stimmung wirklich sehr ungemütlich wurde, entfernten wir uns ein großes Stück vom Geschehen. Und ja, leise Zweifel kamen da bei mir hoch. Wollen wir das wirklich?

Wir wagten uns wieder etwas näher heran, für etwa zwei Minuten, dann entdeckten uns die Bienen erneut und wir ließen den Imker seine Arbeit ohne unsere sowieso eher nicht hilfreichen Entzückensrufe tun. Hier untersucht er gerade ein Bruträhmchen, ob sich darauf seine Königin befindet. Die soll natürlich im Stock bleiben. Unser Ableger besteht aus einem Honigrähmchen, einem Bruträhmchen und einem leeren Rähmchen. Und den ganzen Arbeiterinnen, die sich beim Umsetzen gerade auf den Rähmchen befanden. Die nun königinnenlosen Arbeiterinnen füttern aus der Brut eine neue Königin heran. Wenn dies erfolgreich ist, beginnt unser Ablegervolk sich in etwa drei Wochen zu vermehren. Daumen drücken!

Auch aus der zweiten Beute entnahm der Imker einen Ableger. Dieses Volk war deutlich ruhiger und friedlicher, seinen Ableger bekamen wir! (uff. Zum Glück!)

Der Ablegerkasten samt Gestell wurde in unser Auto verfrachtet und wir fuhren mit etwa zweitausend Bienen heim.

Wir waren sehr aufgeregt. Der Ablegerkasten knisterte und knackte, es summte aufgebracht darin und das Ganze hatte auch ein bißchen was von einer tickenden Bombe.

Deshalb beschlossen wir, den Kasten bis zur Abenddämmerung in der kühlen Kelterhalle stehen zu lassen, verschlossen selbstverständlich. So könnte sich das Volk etwas beruhigen und wir die letzten Vorbereitungen treffen.

Das Gestell, auf dem die Beute stehen soll, wurde mittels Leinöl wenigstens ein bißchen wetterfest gemacht. Außerdem schnitt der Gatte Dachpappe zu, damit es den Bienen nicht reinregnet.

Der Gatte trug den brummenden Kasten ganz nach hinten in den Garten. Zwischen dem Rosa Gartenhüttchen und dem Tümpel sollen die Bienen wohnen. Das stellen wir uns ganz malerisch und heimelig vor.

Er stellte den Ablegerkasten aufs Gestell und dann gab es erstmal Abendessen. Den erneut gerüttelten Kasten direkt zu öffnen – das wagten wir nicht.

Eine Stunde später dann doch. Alles ganz friedlich!

Die Bienen flogen zu ersten Erkundungstouren aus und ich bilde mir ein, es gefällt ihnen ganz gut.

Wir ließen sie allein und schauten erst eine weitere Stunde später rasch mal nach. Die in den Tümpel geplumpste Biene rettete sich ohne unser Zutun aufs Seerosenblatt, die anderen Bienen wuselten. Wir schlichen leise wieder davon. Jetzt wird es dunkel und vielleicht schlafen unsere Bienen dann auch. Die erste Nacht in fremder Umgebung ist ja oft ein bißchen unruhig.

Tja. Jetzt haben wir wohl Bienen. Unglaublich.

Naturnahes Gärtnern bedeutet leider nicht, dass man einfach alles wachsen lässt und dann wird das schon irgendwie super. Dann wäre es ja nur Natur und nix Gegärtnertes und in meinem Garten würde es bedeuten, dass Brennnesseln, Brombeeren, Kermesbeeren, Holunder, Kirsche und Ahorn (von wo auch immer der seinen Weg ständig zu mir findet) einfach die Herrschaft übernähmen. Blühen würde kaum etwas, vielleicht ein bißchen Schöllkraut und ein paar Feinstrahlastern, im Frühjahr Löwenzahn.

Das weiß ich deshalb so genau, weil unser Garten exakt so aussah, als wir die Grüne Villa kauften. 15 Jahre hatte der Garten brach gelegen. (unser beliebtestes Werkzeug in der Anfangszeit war eine Sense)

Naturnahes Gärtnern definiert vermutlich jeder anders, ich erzähle mal, wie ich es handhabe.

1. Ich spritze und dünge nicht.

Beim Durchgang heute durch den Garten entdeckte ich …

… die Läuse nehmen überhand. Am Holunder sitzen sie dicht an dicht, zum Glück nur an einem Busch. Die beiden anderen sind komplett lausfrei, ich kann also Holunderblütensirup brauen.

An sämtlichen Rosen sitzen grüne Läuse, die eine Rose leidet sichtlich, die Knospen verkümmern.

Gegen Läuse gibt es tolle Mittel zum Sprühen oder, sogar in Kombination mit Dünger, zum auf die Erde streuen.

Ein bißchen wehmütig schaue ich meine Rosen an, aber ich lasse es. Kein Gift in meinem Garten. Auch keine Brennnesseljauche (die stinkt so gotterbärmlich) und auch kein Spülmittel, weil das wäre ja auch eher nicht naturnah. Stattdessen warte ich sehnsüchtig auf Marienkäfer, die sich dieses Jahr einfach nicht blicken lassen wollen. War der Winter zu kalt? Und tröste mich, dass es den Ameisen mit den Läusen super geht. Und Ameisen sind die Müllabfuhr im Garten, denen darf es unbedingt gut gehen. Außerdem mögen nicht nur Ameisen die Ausscheidungen der Läuse, Bienen flippen da auch drauf und ab Freitag darf hier im Garten ein Bienenvolk wachsen!

Wenn die Marienkäfer nicht mehr kommen, werde ich beginnen, die Läuse von den Zweigen zu streifen und zwischen den Fingern zu zerreiben. Nein, das ist nicht brutal, nur eklig. Und halt viel offensichtlicher als Gift.

Ein Blick in die Apfelbäume …

… zeigt, dass die Gespinstmotten dort viel Spaß haben. Ich beobachte sie seit vorletztem Jahr, der Befall verdoppelt sich jährlich. Ganz schlimm ist das übrigens in den Randbepflanzungen an den Wingerten. Das ganze Steinobst (Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen, Wildpflaumen) ist komplett eingesponnen und kahl gefressen. Das sieht nicht nur gruselig aus, das ist auch sehr eklig, weil die Raupen zu hunderten an Fäden aus Büschen und Bäumen hängen. Die Büsche und Bäume erholen sich im Laufe des Sommers und tragen auch wieder laub, Früchte gibt es aber keine mehr.

Meine Apfelbäume sind – ich sag mal so – übersichtlich befallen. Aber doch so stark, dass ich jetzt handeln muss. Wir haben also heute so viele befallene Stellen wie erreichbar ausgeschnitten und in die Biotonne gesteckt. Kompostieren kann ich da nix.

Es wird vermutet, dass die Gespinstmottenplage zurückzuführen ist auf den eklatanten Zurückgang der Singvogelpopulation. Und da wird es mir ein bißchen schlecht, wenn ich darüber nachdenke, wie diese Abwärtsspirale weiterschreiten wird. Befallene Obstbäume müssen gespritzt werden, was dann nicht nur Gespinstmotten den Garaus macht. Weniger Insekten, noch weniger Vögel und ach, es ist ein Elend.

Meine Obstbäume kämpfen nicht nur gegen Schädlinge …

… sondern auch mit Krankheiten. Der Birnbaum hat einen komischen Rost, der immer zwischen Rosen und Baum hin- und herspringt. Teilweise befällt dieser auch die Früchte, die bekommen dann harte Stellen. Die schneiden wir einfach aus und essen die Birnen trotzdem. Bisher keine Ausfälle auf Menschenseite.

Außerdem leidet der Birnbaum unter einem Pilz. Im Sommer entstehen auf den Blättern orangefarbene Flecken. An der Unterseite der gefleckten Blätter wachsen Knubbelchen, die dann im Herbst aufbrechen und Sporen freigeben. Ich pflücke befallene Blätter und habe den Pilz so einigermaßen im Griff.

Beide Pfirsichbäume leiden unter der Kräuselkrankheit. Die Blätter wellen sich, werden dürr und fallen schließlich ab. Im Februar könnte ich dagegen spritzen, denn diese Krankheit schwächt den Baum. Beide Bäume sind aber stark und kräftig, der Ertrag ist überwältigend und so sind die Baumschneiderin und ich einig: kein Handlungsbedarf, allenfalls betroffenes Laub aufsammeln und entsorgen.

Nicht spritzen bedeutet also, dass mehr Einsatz gebraucht wird. Spritzen ist leichter und außerdem ist man ja nicht direkt am Umbringen von lästigem Viehzeug beteiligt. Es ist nämlich furchtbar, Schadinsekten zu töten. Ich ertränke Kartoffelkäfer, Nacktschnecken zerteile ich mit einer spitzen Schaufel. Ich könnte Kartoffelkäfertod sprühen und Schneckenkorn legen, das würde es mir vermutlich emotional leichter machen. Das Ergebnis bliebe gleich und es wäre ein bißchen mehr unnötiges Gift im Kreislauf.

Mit dem Düngen, bzw. Nicht-Düngen läuft es hier so: wachs oder stirb. Was nur durch besondere Unterstützung gedeiht, passt nicht in meinen Garten. Rhododendron zum Beispiel. Der bräuchte Torf und den kann und will ich ihm nicht bieten. Ich verteile regelmäßig Kompost, die Grünfläche wird gemäht und der Schnitt gemulcht. Kalter Kaffee, abgestandenes Bier und Tee, in dem ein Käfer ertrunken ist, landen im Garten.

Der Hund pinkelt in verschiedene Ecken, diverse Katzen kacken in meine prächtig gedeihenden Tomaten und wenn es sich ergiebt, arbeite ich ein paar Pferdeäpfel in den Gemüsegarten ein.

Ich achte ein bißchen auf Fruchtfolgen, auf Stark- und Wenigzehrer, lasse die Gründüngung durch den Garten wuchern und bisher gibt mit der Erfolg recht. Tolles Obst, tolles Gemüse.

2. Tierfreundliche Pflanzen.

Das ist ein mindestens genauso wichtiger Punkt wie der erste und deshalb schreibe ich eine Fortsetzung!

Heute: Essbares.

Die Obstbäume haben gut angesetzt. Es scheint, als würden sie den letztjährigen Ausfall aufholen. (letztes Jahr gab es zur Zeit der Obstblüte einen heftigen Frost, wir ernteten nichts!)

Birnen, Äpfel und Pfirsiche! Ein ertragreicher Spätsommer/Herbst steht uns bevor. Es wird sehr viel Apfelmus geben, verschiedene Apfelkuchen, Apfelpfannkuchen und Äpfel direkt vom Baum genascht. Einlagern können wir meist nur ein paar Steigen Äpfel, da wir nicht spritzen und sehr viele Äpfel von glücklichen Würmern bewohnt sind.

Die Birnen essen wir einfach alle auf. Sie schmecken von „so grün, dass die Zähne stumpf werden“ bis „gelb und so saftig, dass man nach dem Genuss der Birne duschen muss“.

Die Pfirsche werden innerhalb von zwei Wochen auf einen Schlag reif. Wir haben zwei Pfirsichbäume, ich rechne mit 30kg Pfirsichen. Eingelegte Pfirsiche oder Pfirsichkonfitüre mag hier niemand und jeden Tag einen Pfirsichkuchen zu den frischen Früchten schaffen wir auch nicht :) Ich ziehe also den Pfirsichen die Haut ab und püriere sie ungezuckert. Das Mus gefriere ich in 300g-Portionen ein. Für Frischkornmüsli, Smoothies oder Eis taue ich dann bis zur nächsten Ernte nach Bedarf auf.

Die Beeren- und Traubenernte wird ebenfalls ergiebig!

Trauben, Johannisbeeren, Stachelbeeren, (frühe) Himbeeren.

Den Rebstock habe ich vor drei Jahren gepflanzt. Er soll den Durchgang zum langen Gartenstück begrünen und seit diesem Jahr kann ich mir endlich vorstellen, dass das auch klappen wird. Die Rebe wuchert nach beherztem Rückschnitt prima und nach der Traubenblüte zeigen sich viele Fruchtansätze. Für eigenen Wein reicht es nicht, aber drei, vier Kilo blaue Trauben wird es wohl zum Essen geben.

Im Gefrierschrank liegt noch ein Liter Johannisbeersaft, den ich wohl noch schnell in Sirup verwandeln sollte, bevor die nächste Ernte ansteht. Wahrscheinlich werden sie Johannisbeeren reif, wenn wir auf dem Lechweg sind. Somit müssen also die Söhne ernten uns sich mit dem hochkomplexen Thema „Beeren entsaften“ befassen. Prima Horizonterweiterung!

Stachelbeeren schmecken am Besten direkt vom Stock oder unter Baiser oder Streuseln versteckt!

Die frühen Himbeeren müssen nur noch dick und rot werden. Ich freue mich arg auf Himbeeren, sie sind mir noch lieber als Erdbeeren. Die wirklich guten Himbeeren reifen erst ab Mitte August, die Pflanzen treiben gerade erst aus.

Mit Erdbeeren habe ich im Garten übrigens kein Glück. Walderdbeeren wachsen wie Unkraut und tragen auch prima, aber die dicken Erdbeeren werden entweder von Schnecken gefressen, verfaulen oder vertrocknen. Also kaufe ich unseren Bedarf am Erdbeerständchen meines Vertrauens.

Im Gemüsegärtchen kann man den Pflanzen beim Wachsen zusehen. Das derzeitige Wetter, der Wechsel zwischen Regen und Sonne im stündlichen Wechsel sorgt für optimale Wachstumsbedingungen. Das Einzige, was mir zu tun bleibt: die Erde lockern, damit der Regen auch dorthin kommt, wo er gebraucht wird und ein bißchen jäten. (Winden, Nesseln, Disteln und dieser komische Klee mit den explodierenden Samenschoten. Gänseblümchen, Wegerich, Hahnenfuß, Giersch und Mohn dürfen bleiben.)

In den Hochbeeten wachsen Salat, Kräuter und verschiedene Paprikasorten, dazwischen ein paar Zwiebeln. Der Salat ist bereit zum Ernten! Ich freue mich darauf, denn auch wenn es platt und abgelutscht klingt: Salat aus eigener Ernte ist so viel besser als gekaufter! Und weil erstaunt nachgefragt wurde, wie mein Salat schon so weit sein kann: ich habe nicht gesät, sondern vorgezogene Pflanzen gesetzt. Und zwar recht früh, Anfang April. Im Hochbeet hielt ich den Platz für geschützt genug, außerdem sorgten ein paar Eimer frischen Komposts für warme Füße äh Wurzeln.

Die Paprikas nehmen jetzt auch Fahrt auf, bald beginnen sie zu blühen! Ich hoffe auf ebenso gute Ernte wie letztes Jahr.

Kürbis, Gurke und Zucchini.

Weil sich Schnecken sehr für diese Gewächse interessieren, kann ich sie nicht direkt ins Beet säen. Nur vorgezogene Pflanzen haben eine Überlebenschance.

Den Kürbis habe ich in eine Grünschnittwanne (mit Riss im Boden) gepflanzt, weil ich noch keinen finalen Platz für ihn hatte. Jetzt fühlt er sich so wohl in der Wanne, dass ich ihn vielleicht einfach weiter darin wachsen lasse. Mal sehen, ob die Erde reicht.

Ich habe zwei Gurken gepflanzt und dabei ein kleines Experiment gestartet. Die eine Pflanze muss überleben, während sie den ganzen Widrigkeiten wie Wetter und gefräßigen Schnecken ausgesetzt ist, die andere wächst geschützt (und gewärmt) in einem alten Reifen. Beide sollen an einer Tomatenstange nach oben klettern und sich dann an eine quer gelegte Leiter hängen. Das ganze Konstrukt zeige ich demnächst mal.

Die Zucchini sehen derzeit klein und unschuldig aus, bei genauerem Hinsehen lassen sich aber an jeder Pflanze bereits je fünf Blütenknospen erkennen. Ich krame schon mal nach meinen Zucchinirezepten.

Fenchel, Weißkraut, Rotkraut, Spitzkohl, Mangold und Artischocken.

Der Fenchel wächst hier nur für die Raupen des Schwalbenschwanzes. Die lieben nämlich das Fenchelgrün so viel mehr als wir die Knollen je auch nur mögen könnten. Und die Blüten des Fenchels sind wahre Insektenmagneten.

Die verschiedenen Kohlsorten pflanze ich nicht an, um die Familie durch den langen, harten Winter zu bringen, sondern weil ich es so faszinierend finde, wie sich die einzelnen Blätter nach und nach zu kleinen Köpfchen zusammenlegen.

Mangold essen wir aber tatsächlich sehr gerne :)

In sämtlichen Lücken wachsen übrigens Zwiebeln, die spitzen aber gerade erst verschieden hoch aus der Erde. Und die Tagetes sollen angeblich abschreckend auf Schnecken wirken. Ich werde das beobachten. Außerdem mögen Bienen die Blüten, da kann ich den Geruch wohl aushalten.

Auch die Artischocken sind nur Zierde. Ich bringe es einfach nicht fertig, sie zu essen. Die dicken, lila Blüten biete mir viel länger Freude, als der kurze Genuss beim Essen.

Derzeit erfreuen sich nur die Läuse an den Pflanzen. Ich warte sehnsüchtig auf Marienkäfer, dieses Jahr scheint es nur sehr wenige zu geben, das ist eine Katastrophe. (der Holunder ist schwarz von Läusen, in den Rosen wimmeln die grünen Läuse)

Tomaten und Bohnen.

Die Tomaten lieben ihren warmen, trockenen Platz unter dem Plexiglasdach des Tomatenhäuschens. Die beiden roten Nachbarskater mögen den warmen, trockenen Platz auch und während ich beim Jäten die Nase rümpfe und vorsichtshalber Handschuhe trage, behaupte ich, daß Katzenkacke ein toller Dünger ist. Immerhin blühen die Tomaten schon :)

Die Bohnen, die meinen Wassertank verstecken sollen, beginnen die Bohnenstangen zu erklimmen. Die Kermesbeere, die sich frech dazwischen gequetscht hat, wird an diesem Wochenende weichen müssen. Dort ist nur Platz für Bohnen.

Am Samstag kommen noch Rosenkohl und Mais ins Gemüsegärtchen und dann ist es voll. In spätestens sechs Wochen wird man kein Fleckchen Erde mehr erkennen können.

Wer bis hierher gelesen hat: Sie sind entweder sehr geduldig und haben auf irgendeine Pointe gewartet oder Sie lieben Garten und das Drumherum genauso wie ich. :)

Gartyparty 19?

14. Mai 2018

Ich weiß es nicht.

Wenn man ein Gartenfest plant, für das man Haus und Garten vielen Menschen öffnet, versucht man an einfach alles zu denken. Das Schwierigste ist nämlich nicht die Zusammenstellung der Gästeliste mit dem Gedanken, dass jeder mit jedem können muss. (dafür sind ja die Gastgeber da, die müssen mit jedem können und dann alles irgendwie verbinden)

Auch die Menüplanung ist weitestgehend trivial, wenn man ein bißchen den Überblick über die Anzahl der Nudelsalate behält.

Haus und Garten präsentabel zu machen, bei Freunden Sitzgelegenheiten oder Stehtische zu organisieren, kistenweise Getränke einzukaufen – geht alles.

Am Schwierigsten ist es, durch Haus und Garten zu laufen und so zu tun, als sei man fremd. Als wisse man nicht um die schwankende Rampe nach unten, die selbstgebaute Treppe mit der wackelnden Stufe. Als kenne (und rechne) man weder mit giftigen, stechenden oder brennenden Pflanzen. Als seien alle Besonderheiten oder schlicht Gegebenheiten in diesem Garten einem fremd.

Und dann setzt man sich hin und schreibt eine „Warnliste„, damit die Gäste sich vorbereiten können. Ja, das kostet die meiste Zeit.

*****

Die Gartyparty18 brachte zwei Helden hervor.

Zuerst einmal Lola, die mit großer Begeisterung und Engelsgeduld mit allen Kindern spielte und rannte, die beinahe allen Köstlichkeiten widerstand und sich mittels Minutenschlaf immer wieder in Form brachte. Du toller Hund, ich danke dir, dass du manch (unbeabsichtigte) übergriffige Annäherung einfach wedelnd und freundlich über dich ergehen ließest. Ich hätte an deiner Stelle vermutlich mindestens geknurrt.

Und dann natürlich Lars, dem wir es verdanken, dass die Gartyparty nicht mit einem Todesfall endete.

Auf der Warnliste steht sehr deutlich: wir haben einen ungesicherten Teich. Sehr klein nur, aber eben doch so groß, dass ein erwachsener Mann bis zur Hüfte darin steht und nach dem Kleinkind suchen muss, dass zwischen Wasserpflanzen und Modder auf dem Grund verschwindet. Er fischte das Kleinkind heraus und warf es auf den Rasen, wo meine Freundin es hochnahm und ihm ermöglichte, wieder zu atmen.

Kein Todesfall durch Ertrinken, dafür aber Gäste, die sich einen echten Schock mit nach Hause nehmen. Lieber Lars, von Herzen Dank für Deine Aufmerksamkeit und Reaktionsschnelle! Liebe Katharina, Dir von Herzen Danke für den erste-Hilfe-Einsatz! Dass ich meinen Garten samt Tümpel weiterhin lieben kann, ist nur das allergeringste Ergebnis Eures Einsatzes.

*****

Sollte die Gartyparty 19 stattfinden, muss ich in die Warnliste aufnehmen, dass Eltern _jederzeit_ ein Auge auf ihre Kinder haben müssen. Manchmal stehen sie nur herzzerreißend schluchzend in der Küche und rufen nach ihrer Mutter, sie sich am anderen Ende des Gartens in der scheinbaren Sicherheit wiegt, die Gartypartygäste übernähmen schon die Aufsicht fürs super selbständige Kleinkind. (grr.) Und manchmal sterben sie auch beinahe.

Ja, nachdem ich meinen Schreck überwunden hatte, kam die Wut und die darf hier mal kurz raus.

*****

Aber! Es war ein wundervolles Fest! Tolle Gäste, tolles Wetter, tolles Essen, tolle Getränke, tolle Stimmung! So hatte ich es mir gewünscht :) Die bunte Mischung aus virtuell und analog, altbekannt und unbekannt, ganz jung und ziemlich alt, leise und laut vermengte sich ständig neu, ich versuchte mich mit jedem Gast zu unterhalten (außer mit den üblichen Verdächtigen aus Nierstein, die sehe ich ja oft), doch für wahrhaft Tiefgründiges blieb dann doch keine Zeit. Ich hoffe, meine Gäste damit nicht gekränkt zu haben!

Für meine Familie und mich war es ein vier-Tages-Event, insbesondere meinen Kindern gilt mein Dank für Hilfsbereitschaft, Einsatz und Langmut. Sonntag war ich dann quasi leergequatscht und fiel um halb zehn glücklich ins Bett.

*****

Vielleicht haben die Gartypartygäste Lust, mir per Mail ihre Rezepte für Kuchen und Salate zukommen zu lassen, ich würde sie gerne für Interessierte hier veröffentlichen. (und in meiner Rezeptesammlung aufnehmen!)

*****

Nächstes Event: das Federkuchenfest im Herbst. Ein deutlich kleinere Veranstaltung.

(auch wenn ich zwischendurch feststellte, dass der Garten 80 Menschen ganz lässig schluckt – eine Toilette wird dann echt knapp :))

*****

Und – ganz wichtig! Der Inhalt des Getränkekässchens deckt unsere Ausgabe! Danke!!

deep, deep, deep

11. Mai 2018

wir ham uns alle lieb.

Selbstverständlich bleibt es nicht aus, dass man sich auch über die verschiedenen Social Media Kanäle, auf denen man sich gemeinsam tummelt – ich sag mal – austauscht. Es ist ja auch nämlich so, dass ich nach diesen vielen Jahren des Kennens und Mögens meistens ziemlich genau weiß, wie Frau Brüllen auf das eine oder andere Thema reagieren wird. Und umgekehrt.

Gestern abend/nacht ging ich nach viel Gelächter und ein wenig Wein fröhlich ins Bett, wo ich dann prompt wach lag und grübelte. Wir hatten bemerkt, welch unfassbar tiefsinnige Gedanken manch nur zweijähriges Kind im Social Media bereits von sich gibt, bzw. die Eltern als Sprachrohr nutzt. Tiefe Ergriffenheit machte sich bei mir breit, angesichts der Weisheit und Empathie dieser Kinder und große Verlegenheit, als die Lieblingstochter nicht spontan tiefgründige Worte von sich geben wollte. Dabei ist sie doch schon zwanzig!

Auch rückblickend fiel mir nichts ein, was jemals als „schon im zarten Alter von nur drei Jahren verblüffte *eines von Frau Muttis Kinder* durch sein Mitgefühl und Einfühlungsvermögen“ zitierfähig oder gar friedensnobelpreiswürdig durchgehen würde. Mal wieder auf der ganzen Linie versagt.

Ich setze jetzt meine ganze Hoffnung auf den Hund. Der kann zwar nicht sprechen, aber vielsagend und eindringlich schauen, außerdem im Stehen, Sitzen und Liegen fressen. Das macht ihn ja wohl zu einer special snowflake, mit der ich im Internet bestimmt ganz viele Herzchen, likes und Bewunderung ernte.

Ach Internet. Wenn Du mich nicht immer wieder zu Menschen führen würdest, die ich gerne in mein echtes Leben lasse, ich hätte dich längst schallend lachend hinter mir gelassen.